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Bei der Klappe musste ich mich mehr anstrengen, als bei dem drauf stehenden Sofa. Zu meiner Überraschung war diese ungeahnt schwer und vor allem aus sehr dickem Holz. Augenscheinlich hätte ich nur auf eine dünne Holzplatte getippt, aber da hatte ich wohl falsch gedacht, denn mit ca. Sieben Zentimeter dickem Holz und Stahl hatte ich jedenfalls nicht gerechnet. Mir stellte sich jetzt die Frage, wie der alte Mann es jedes mal geschafft hat, diese schwere Klappe hoch zu bekommen, wenn ich schon meine Probleme damit hatte. Das alte Holz sorgte für eine sehr unangenehme Geräuschkulisse. Gerksend und quietschend bogen sich die rostigen Scharniere, während der Rand des Holzes etwas splitterte. Zuzüglich offenbarten sich enorme Spinnweben, welche mir einen wahrhaftig eisigen Schauer über den Rücken jagten. An meinem kompletten Körper standen meine Haare zu Berge, als mein rechter Handrücken plötzlich ein klein wenig zu kribbeln begann. Schluckend riskierte ich einen fahlen Blick zu der Stelle, welchen ich mir wohl rechter verkniffen hätte. Eine kleine, aber durchaus fette, braune Spinne krabbelte von meinem Daumen, über meinen Handrücken in Richtung meines Armes.
Vor Schreck schlug ich meine Hand gegen das Sofa und zerquetschte sogleich das kleine Biest auf meiner Hand. Nun waren wenigstens nur noch die Innereien dieses Monsters mein Problem, welche ich aber schnell an der Rückenlehne des Sofas abwischte. Das würde hier sicher keinem mehr auffallen und dem alten Jacklyn konnte es ja sowieso egal sein, denn dieser verweilte ja schließlich nicht mehr unter uns. Krabbeltiere waren nun wirklich kein Problem für mich, aber vor Spinnen aller Art hatte ich eine wirklich tief sitzende Phobie. Selbst wenn diese Meter weit weg von mir ist, baut sich in mir eine einnehmende Panik auf, welche mich entweder schreien, weglaufen, weinen oder alles zusammen machen lässt. Für Außenstehende konnte das sicherlich ein wirklich lustiger Anblick sein.
Je länger ich allerdings an der Luke stand, desto klarer wurde es, das sich dort unten sicher noch viel mehr Spinnen befanden. Nun.. was sollte ich tun? Mutig sein und heldenhaft dort runter steigen oder das weinerliche Weichei spielen und Nachhause gehen? Am liebsten wäre mir ja natürlich, ohne Frage, Option B, aber diese wird wohl leider wegfallen. Also musste ich nun irgendwie ganz heldenhaft und mutig werden. Oder einfach weinend dort runter springen. Keine Option war wirklich Reizvoll, aber sollte ich wirklich das Risiko eingehen mir bei dem Sprung irgendwas zu brechen und dann dort mit der Spinnenbrut leben zu müssen? Eher nicht..
Meine Kapuze zog ich hoch und band sie eng fest, so schaute kein einziges Haar mehr raus, welches sich irgendwo verfangen konnte. Meinen Rucksack stellte ich neben die Couch, nahm allerdings noch mein Handy raus, damit ich nicht alles aufschreiben musste, was ich fand. Bewaffnet mit einer Taschenlampe und einem kleinen Staubwedel, dieser hing übrigens neben mir an der Wand, nahm ich die letzten Fetzen Mut zusammen, welche sich noch in mir befand und stieg mit zusammengebissenen Zähnen die rostige Leiter hinunter.
Jede Strebe der Sprossenleiter quietschte unter meinen Bewegungen, schienen allerdings nicht so, dass sie direkt brechen oder sich aus der Wand lösen würden. Erleichtert und heile unten angekommen, wurden als erstes die gesammelten Spinnweben von meinem Pulli beschüttelt und gerubbelt. Eine wahre Wohltat, aber nun relativ nebensächlich. Nun schaltete ich meine Taschenlampe an, denn so im Dunkeln zu stehen war nicht sonderlich schön. Allerdings hatte ich dieses Mal Glück, denn der Lichtkegel der Taschenlampe zeigte auf einen nahe gelegenen Lichtschalter, welchen ich natürlich auch sofort betätigte. Er sorgte für ein angenehmes Licht, durch mehrere relativ alte Lampen, in dem Raum. Dieser war allerdings nicht sonderlich groß, nur etwa so groß wie das eigentliche Wohnzimmer obendrüber, aber wirklich angenehm eingerichtet. Die Wände waren vollständig verdeckt mit großen Bücherregalen. Der Boden war ausgekleidet mit einem weichen Teppich und in der Mitte befand sich ein weicher Sessel, in etwa der Gleiche wie der, der oben im Wohnzimmer steht, und eine dazugehörende Sitzgarnitur mit kleinem Beistelltisch und niedlicher Verzierung. Auf dem Tisch stand eine kleine Schüssel mit Keksen, direkt daneben ein Tee, welcher wohl kurz vor Jacklyns Tod den Weg hier runter gefunden haben muss, denn eigentlich sah der Tee gar nicht so schlecht aus.
Nun war es allerdings an der Zeit die Bücher zu durchforsten. ich suchte etwas über dieses Dorf, irgendetwas musste es diesbezüglich doch geben. So viele Bücher wie hier unten waren und stetig vor sich hin staubten, musste sich doch wenigstens etwas über meine heimat finden lassen. Allerdings waren es meistens nur alte Romane die keiner kannte und Krimis aus dem letzten Jahrhundert.
So schnell wollte ich allerdings nicht aufgeben, weswegen ich meinen Radius bezüglich der Suche etwas ausweitete. An dem Sessel kam mir etwas sehr komisch vor, denn aus dem Polster schaute ein kleiner Zettel heraus. Mit etwas Kraft konnte ich den Riss im Futter der Rückenlehne noch etwas weiten, doch es befanden sich nur vergilbte Blätter darin, kein gebundenes Buch. Aber natürlich muss ich mir diese auch ansehen. Seufzend kramte ich alle Blätter aus dem Sessel und sah mich noch ein letztes Mal um. Jedes Buch hatte ich mir angesehen, auch die ganz oben, wobei ich dafür allerdings eine kleine Leiter brauchte. Schließlich war ich nun nicht gerade groß geraten.
Mit den Blättern kämpfte ich mir nun aber den Weg wieder nach oben und ließ direkt die schwere Klappe zufallen. Der Lärm war mir völlig egal, lediglich die gesammelten Spinnweben sollten schnellstmöglich wieder verschwinden und gar nicht erst auf die Idee kommen sich an mir festzusetzen.
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