⚠️Triggerwarnungen: Gewaltszenen, blutrünstige, sexuelle und verstörende Inhalte, Mord.⚠️

Einige Tage vor den Festspielen ...

Lucia

„Nicht dein Ernst, oder?!" Mir klappte vor Empörung die Kinnlade herunter. „Das warst du, Traver?!"

„Ja, ... ist aber nichts, womit ich mich jetzt brüsten möchte."

Ich war fassungslos darüber, dass mein bester Freund Traver hunderte von Gegnern auf dem Winterball seiner Schule abgeschlachtet hatte. Es waren der Schule verwiesene, die sich zusammentaten, um gegen unser System zu rebellieren. Sie waren dumm, denn sie hatten nicht verstanden, dass wir hier in einer Blase lebten. Die Uhren tickten sowohl an der Cherry, als auch an der Dynasty High anders. Es war normal, sich gegenseitig abzuschlachten, denn nur so konnten die Besten auserkoren werden.

Auserkoren? Zu was?

Ein bohrender Schmerz durchfuhr meinen Kopf und ich legte meine Hand an meine Stirn, um den Druck auszugleichen.

Traver schien besorgt zu sein und fragte daraufhin: „Alles in Ordnung, Lu? Hast du wieder Kopfschmerzen?"

Doch es war nichts weiter, nur meine innere Stimme, die mich seit Tagen plagte und Dinge hinterfragte, die nicht hinterfragt werden sollten. „Alles bestens. Ich bin nur müde ..."

„Müde? Du? Ich bitte dich", prustete er.

„Was denn? Ich hab in letzter Zeit nicht sonderlich gut geschlafen, weißt du?", gab ich ehrlicherweise zu.

„Wieder die Albträume?"

„Ja ..." In der Tat ließen mich die Dämonen meiner Vergangenheit nicht ruhen. Dr. Harbanetti verschrieb mir ein starkes Sedativum, damit der ganze Scheiß irgendwann aufhörte. Doch es half alles nichts, ich bekam nur noch mehr Kopfschmerzen und die Stimmen wurden immer lauter.

Regel Nummer zwei: „Es werden keine Fragen gestellt. Niemals."

„Vielleicht ist das Töten nichts mehr für dich."

„So ein Blödsinn Traver! Du weißt doch, dass ich das am Besten kann", rechtfertigte ich mich.

„Klar, aber du musst bedeckten, dass es langfristig auf die Psyche geht, ob du willst oder nicht."

„Okay, Dr. Davis. Ich hab's verstanden. Willst du mir jetzt endlich von dem Mädchen erzählen, das du kennengelernt hast?", lenkte ich ein.

„Welches Mädchen?"

„Na, das Mädchen, dass dir bei Rebell Nummer 101 geholfen hat. Stell dich bitte nicht dümmer, als du bist", neckte ich ihn.

Obwohl Traver außerhalb der Reduzierungs-Campagne seiner Schule wie ein sanftes Lämmchen wirkte, war er, während der Spiele, ein blutrünstiger Kämpfer, der keine Gelegenheit ausließ, um zu töten. Auch während der Festspiele an der Cherry High, war es von großem Nutzen ihn an meiner Seite zu haben. Zu zweit waren wir nahezu unschlagbar. Aber, wenn es nachTravers Vater ging, konnte es nur einen an der Spitze geben und das war seiner Meinung nach sein Sohn. Ich war ihm schon immer ein Dorn im Auge, weshalb mein bester Freund mitten im Schuljahr an die Dynasty wechseln musste.

„Beverly Bridgefall."

„W-was?", fragte ich nach, weil ich nicht zugehört hatte. Zu sehr schwirrte mir die Vergangenheit im Kopf herum.

„Na, du wolltest doch wissen wie sie heißt. Ihr Name ist Beverly Bridgefall, auch bekannt als ..."

„Die eisige Königin", beendete ich seinen Satz. „Scheiße Mann! Du datest einfach den Inbegriff des Matriarchats! Ich dachte immer, sie sei ein Mythos!"

„So emanzipiert kam sie mir gar nicht vor, als ich sie von hinten genommen hatte", konterte re feixend. Daraufhin boxte ich ihm in die Schulter. „Hey! Wofür war das?!"

„Dafür, dass du endlich entjungfert wurdest. Meinen Glückwunsch, du Loser!"

„Tja, es ist eben nicht so einfach eine Freundin zu finden, wenn man Gefahr läuft im nächsten Schuljahr von ihr abgeschlachtet zu werden. An unserer Schule gibt es nämlich Extrapunkte, wenn man seinen Partner tötet."

„Ach Quatsch! Du machst wohl Scherze ..."

Irgendwie konnte ich das nicht so wirklich glauben.

„Und ob! Sieh her, wir haben jetzt sogar eine App mit einer Statistik darüber, wie viele Schülerinnen und Schüler ihren Partner niedermetzeln, nur um einen Titel zu bekommen."

Ich war ganz baff, als Traver die App öffnete und mir alles zeigte. Seine Schule war unserer eindeutig hochaus überlegen.

„Aber sei's drum. Ich bin hier, um mit meiner besten Freundin zu feiern. Wer weiß, was die Festspiele dieses Jahr so mit sich bringen. Vielleicht stirbst du ja", prustete er lauthals los, ehe er seinen Arm und meine Schulter legte.

„Genau Traver, und du bist der Weihnachtsmann", entgegnete ich und löste mich von ihm. „Lass uns runter gehen, die anderen warten sicher schon auf uns."

Ich durfte keinerlei Ablenkung mehr zulassen. Zwar freute ich mich sehr darüber, dass Traver gemeinsam mit mir feiern wollte, allerdings musste ich schon jetzt damit anfangen, mir potentielle Opfer unter den Neulingen herauszupicken, um meinen Rekord im Ranking aufrechtzuerhalten.

„Klar, dann lass uns mal runter gehen ..."