
Prolog
⚠️Triggerwarnungen: Gewaltszenen, Verstörende Inhalte. ⚠️
Lucia
„Bist du komplett bescheuert?!", zischte ich wütend.
Angepisst wischte ich mir das Blut aus dem Gesicht und versuchte zu verdrängen, dass ich ein paar der Spritzer in meinen Mund bekommen hatte. Abartig! Neben rohem Tofu gab es nichts Ekligeres, als der Geschmack von Metall.
„E-es tut mir leid, Lucia. Ich wusste nicht, dass ... ", ich hielt die Hand vor Finleys Gesicht, um ihn zu unterbrechen. „Hör zu, wenn dir was an deinen Leben liegt, dann hältst du dich von den Chandler Drillingen fern. Verstanden?!" Er nickte knapp.
Das arme Schwein konnte einem wirklich leidtun. Seine Eltern verschwendeten nicht einen Gedanken daran, an was für eine High School sie ihren ahnungslosen Sohn eingeschrieben hatten. Und im Kleingedruckten stand eindeutig, dass die jährlichen Festspiele immer zu Beginn des Schuljahres stattfanden.
Niemand, aber auch wirklich niemand, stimmte am Anfang des Schuljahres einem Wechsel an die Cherry High zu. Das war purer Selbstmord.
Finley nahm seine Brille von der Nase und wischte mit zitternden Händen die Blutspritzer vom Glas.
„Was passiert hier bloß?"
„Hast du es noch immer nicht begriffen?! Du bist zu den jährlichen Festspielen an die Cherry High gewechselt! Das ist so, als würde man ausgehungerten Wölfen ein mit Blut beschmiertes Lamm vorsetzen!"
„I-ich dachte bei diesen Festspielen würde es sich um sportliche Aktivitäten, wie Weitsprung oder Kugelstoßen handeln. Und nicht um das wahllose Abschlachten meiner Mitschüler, wie bei der Purge!"
„Gott, wie naiv bist du eigentlich?"
„Aber, alle waren doch so nett zu mir ..."
„Natürlich waren sie das!" Ich räusperte mich. „Das liegt daran, dass es Extrapunkte für das Töten von Freiwild gibt. Und du bist Freiwild, Finley, weil du neu an der Schule bist."
Er ging ein paar Schritte zurück, bis sein Rücken die Wand berührte. Den Schweißperlen auf seiner Stirn nach zu urteilen, hatte er gerade Todesangst.
Schwer schluckend und mit belegter Stimme fragte er mich: „Was ist mit dir? Wirst du mich jetzt umbringen?"
Augenrollend schüttelte ich das Blut von meinem Katana-Schwert. „Nein, du Schwachkopf. Hätte ich dich töten wollen, hättest du es nicht einmal bis zum Schulgebäude geschafft."
Abermals musste er schlucken. „Und ... wieso hilfst du mir und tötest mich nicht einfach?"
„Ich bitte dich, ich bin die Tochter eines Akademikers. Mit unfairen Mitteln zu spielen ist schlichtweg nicht meine Art und entspricht nicht dem, was mein Vater mir beigebracht hat."
„Deine Eltern wissen von dem, was an dieser Schule hier vor sich geht?!"
„Natürlich. Mein Vater stand bei meiner Siegerehrung im letzten Jahr in der ersten Reihe."
„Fuck! Das war so klar ...", wisperte er. Währenddessen wanderte sein Blick zu Boden.
„Was war klar?"
„Dass es meinen Pflegeeltern egal ist, was mit mir geschieht und sie sich den besagten Vertrag nicht einmal richtig durchgelesen haben."
Der arme Kerl...
„Wahrscheinlich wussten sie sogar davon und wollten mich bloß loswerden!" Im nächsten Moment läuteten all meine Alarmglocken. „Finley! Duck dich!"
„Aww, du bist so eine Spielverderberin, Lu!" Nadija Chandler stand mit einer Axt hinter uns. „Na? Hörst du dir die armselige Lebensgeschichte des Neulings an?"
Ich biss mir auf die Lippen. Schon lange träumte ich davon, die gesamte Chandler-Sippschaft, angefangen bei Nadija, auszulöschen.
„Dir ist klar, dass du ihn einfach so töten könntest, oder? Du würdest die doppelte Punktzahl bekommen, Lucia", sie kicherte. „Aber wem sag ich das ... Du als Jahrgangsbeste weißt das natürlich." Sie betonte meinen Titel so, als wäre das etwas Schlechtes. An der Cherry High allerdings, besaß ich einen der höchsten Ränge.
„Wo sind deine Schwestern?", wollte ich wissen.
„Isobel nimmt sich gerade das Lacrossteam der Jungs vor und Talina hatte Hunger und isst in der Kantine."
„Mit ‚essen' meint sie aber nicht ...", Finleys verstörter Blick wanderte an meiner blutverschmierten Kleidung hoch, bis wir uns tief in die Augen sahen.
„Wenn Nadija sagt, dass Talina gerade etwas in der Kantine isst, dann mein sie damit, dass sie gerade einen Schüler verzehrt." Ich atmete scharf ein. „Das tut sie jedes Jahr."
Finley stiegen die Tränen in die Augen. Er hielt sich die Hand vor den Mund und kurz darauf, musste er sich übergeben. Sein Erbrochenes sickerte durch die Öffnungen zwischen seinen Knochigen Fingern hindurch.
„Ach, ... der arme Kerl. Sag bloß, er hat nichts von den Festspielen gewusst?"
„Dass Talina einen Menschen verputzt, ist selbst für die Festspiele verstörend", merkte ich an. „Und jetzt kommen wir bitte zur Sache. Immerhin habe ich einen Titel zu verteidigen."
„Wie du willst, Lu", Nadija machte sich bereit, um erneut zum Schlag auszuholen. Auch ich positionierte mich und wusste, dass dieser Kampf kein Spaziergang werden würde.
„Mach dir keine Sorge Finley, ich beschütze dich. Du musst nichts weiter tun, als bis zum Ende der Spiele durchzuhalten und nicht zu sterben." Was einfacher gesagt, als getan war.
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