Eins.
⚠️Triggerwarnungen: Gewaltszenen, blutrünstige, sexuelle und verstörende Inhalte, Mord.⚠️
Einige Tage vor den Festspielen ...
Lucia
„Und Lu, gefällt dir die Party?", wollte Talina von mir wissen.
Die Chandler Drillinge schmissen jedes Jahr zu Schulbeginn eine große Fete auf dem Anwesend ihrer Eltern, um die Neuen Schülerinnen und Schüler der Cherry High willkommen zu heißen.
Jedenfalls versuchten sie es Außenstehenden so zu verkaufen.
Sie forderten stets eine Mitgift von uns, den alt Eingesessenen, als Tribut dafür, dass wir von ihnen das Freiwild für die jährlichen Festspiele unserer Schule vorgeführt bekamen.
Im Grunde war es eine bloße Zurschaustellung ahnungsloser Kinder und Jugendlicher, deren Eltern sich höchstwahrscheinlich nur die Überschrift auf dem Vertrag für die Einschulung angesehen hatten.
Denn sie wussten nicht, worauf sie sich hierbei einließen und was mit jenen passierte, die ohne die nötigen Vorbereitungen an den Festspielen teilnahmen.
„Ja, ... ganz nett, wie immer", säuselte ich vor mich hin, während ich an meinem alkoholfreien Bier nippte.
„Ach komm schon, Lu! Willst du nicht mal was Anständiges trinken? Etwas mit Alkohol?", fragte Talina. In ihrer Stimme lag ein Hauch von Hohn. „Oder schimpft dich Daddy Matador dann etwa?"
Am liebsten würde ich ihr einen Schlag in ihre selbstgefällige Fresse verpassen, aber, wenn ich das tun würde, liefe ich Gefahr von den Spielen ausgeschlossen zu werden.
Regel Nummer eins lautete: „Keine gewaltsamen Aktionen vor den jährlichen Festspielen der Cherry High. Bei Nichtbeachtung droht ein Schulverweis, sowie das Entziehen bisher errungener Titel und der Ausschluss von den Festspielen."
Natürlich provozierten mich die Chandlers im höchsten Maße, weil sie dachten, dass ich irgendwann die Nerven verlieren würde.
„Ich würde zu gerne mal ein kleines Stückchen von Anwalt Matador probieren", entgegnete sie mit einem tiefen Seufzen. „Wie er wohl schmeckt?" Talinas Hand rutschte in ihren Schritt und ihr Blick wurde matt. Daraufhin sagte sie: „Ich muss jetzt gehen. Entschuldige mich bitte" - und schwirrte ab.
Die Frau war echt widerlich. Unter den Chandler Drillingen war Talina - auch bekannt als die Menschenfresserin - die Schlimmste. Meist standen neue Schüler auf ihrem Speiseplan, wobei sie es ab und an auch bei den höheren Jahrgängen versuchte. Mit dem Abschlussjahrgang war allerdings nicht zu spaßen, denn im Gegensatz zu uns, waren sie ein eingespieltes Team.
„Lu, du hier?", wenn man vom Teufel sprach. Jarvis Manson und seine Königin Camille - die auch seine feste Freundin war - beehrten uns mit ihrer Anwesenheit. Außerhalb der Schule verstanden wir uns recht gut, aber während der Festspiele, kannten die Schülerinnen und Schüler des Abschlussjahrgangs kein Erbarmen. Das Wort ‚Freundschaft' existierte dann nicht länger in ihrem Sprachrepertoire.
„Ja. Ich wollte ein wenig die neuen Schüler ausspähen, und ihr?"
„Wir hatten dasselbe vor", sagte Jarvis mit einem schiefen Grinsen, ehe er mir zur Begrüßung einen flüchtigen Kuss auf die Wange hauchte. Anschließend verneigte ich mich vor ihm und seiner Königin.
„Ach Lucia! Warum denn so förmlich? Noch wurde ich nicht wieder zur Königin gekrönt!"
Sie war unglaublich attraktiv, mit der schlanken Figur, ihren schokobraunen, glatten Haaren, die ihr bis zum Hüftknochen reichten und ihren feurigen, obsidianfarbenen Augen. Noch dazu trug sie ein hautenges, Lilanes Kleid, mit herzförmigem Ausschnitt und roch, wie eine sinnliche Nacht in den Wüsten Marokkos. Jedenfalls stellte ich mir so die Werbung für das Parfüm vor, das sie aufgetragen hatte.
„Und? Was hast du den drei Hexen geschenkt?", wollte Camille von mir wissen. Ihre melodische Stimme war definitiv die einer wahren Königin.
„Äxte. Mit Polycarbon-Klingen", antwortete ich trocken und nippe abermals an meinem Bier.
„Aha, ... na wenn du das mal nicht bereuen wirst." Die Ironie in ihrer Aussage war kaum zu übertönen.
„Klar werd' ich das. Sie haben eine integrierte, automatische Vorrichtung, welche sich via Fingerabdruck zur Wurfaxt umfunktionieren lässt."
„Du schenkst den drei größten Psychopathinnen unserer Schule Wurfäxte? Wow, Lucia, ... du bist echt lebensmüde", entgegnete Jarvis.
„Was habt ihr ihnen geschenkt?"
Camille kicherte. „Ich wünschte, ich könnte sagen Verstand, oder einige Therapiesitzungen bei Dr. Harbanetti, aber leider bekommen sie dieses Jahr von uns ..."
„Einen Käfig. Sie bekommen einen großen, unzerstörbaren Käfig", vollendete Jarvis den Satz seiner Königin.
„Cool. Talina wird sich freuen. Werden der König und die Königin dieses Jahr wieder verschont? Ist die Zusatzregelung schon geändert worden?"
Bei der Zusatzregel handelte es sich um eine nicht-verankerte Regel, welche sich jedes Jahr zu Gunsten oder zu Ungunsten des Königshauses änderte. Bis heute wissen wir nicht, wie die besagte Regel zustande kommt, geschweige denn, wer sie ändert oder in Kraft treten lässt.
„Nein. Dieses Jahr erfahren wir es erst kurz vor den Spielen, über die neue App. Hast du sie schon gedownloadet?", wollte Camille wissen.
„Schatz, sie ist die Jahrgangsbeste. Natürlich hatte sie als eine der Ersten Zugriff, oder etwa nicht Lu?"
„Sicher, Jarvis", mein Blick wanderte an ihm auf und ab. Verdammt! Der Kerl war ein richtiger Leckerbissen, wie Talina es vermutlich formulieren würde. „Und, wirst du den König dieses Jahr vom Thron stoßen, sollte die Regel nicht zu euren Gunsten umformuliert werden?", hakte ich nach, denn es war wichtig zu wissen, was die beiden vorhatten.
„Nun, ich weiß es nicht ...", gab er ehrlich zu. „Da richte ich mich nach meiner Königin", sagte er und gab ihr einen Handkuss.
„Also ich werde auf jeden Fall bei der ersten Gelegenheit den König töten. Ich hasse diesen kleinen Dreckskerl!", fauchte Camille. In dem Moment passierte König Marvin aka der kleine Dreckskerl die durchsichtige Glastür zum Garten. Als er uns sah, winkte er uns zu und zog seine Hose aus. Marvin presste seinen nackten Arsch gegen die Scheibe und sang dabei den Song ‚Kings & Queens' von Ava Max.
„Ew", stieß die Königin hervor. „Wie konnte dieser kleine Scheißer bloß zum König gekrönt werden?"
„Die Frage ist wohl eher, wie konntest du bloß mit ihm schlafen?", neckte Jarvis Camille.
An dieser Stelle war zu erwähnen, dass das Amt der Königin einen hohen Tribut forderte. Sie musste vor den Augen ihrer Eltern und denen des Königs mit ihm schlafen, bis beide zum Orgasmus kamen.
Krank, oder? Wer würde sowas sehen wollen?
Was Jarvis allerdings nicht wusste war, dass Camille es genoss, wenn König Marvin sie mit seiner Zunge verwöhnte. Vor den anderen tat sie aber so, als würde sie ihn abstoßend finden. Ich gehörte ebenfalls zu denen, die sich fragten, was sie an dem Giftzwerg fand. Denn neben seiner Körpergröße, hatte er auch andere Defizite, wie einen dezenten Hang zum Wahnsinn. Er riss im letzten Jahr einer Schülerin mit bloßen Händen das Herz heraus und schenkte es anschließend Camille. Die wiederum gab es Talina, weil sie keine Verwendung dafür hatte.
„Hallo Lieblingsnachbarin!", flüsterte eine mir allzu gut bekannte Stimme in mein Ohr. Ich drehte mich um, und sah meinen besten Freund Traver vor mir stehen. „Ich glaub's ja nicht! Was machst du hier?!", fragte ich mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht und umarmte ihn dabei.
„Was wohl? Na meine alten Mitschüler besuchen natürlich!" Traver ging zuvor an unsere Schule, wechselte jedoch letzten Sommer an die Dynastiy High, weil es dort attraktivere, außerschulische Aktivitäten gab.
„Toll! Ich freue mich sehr dich zu sehen!", kreischte ich vor lauter Vorfreude.
Travers Blick wanderte zu Jarvis und Camille, woraufhin er einen Hofknicks machte. „Eure Majestät - Sir Jarvis", begrüßte er die Beiden.
„Ach Gott, Traver! Hör doch auf damit! Du bist doch nicht einmal mehr auf unserer Schule!", flötete Camille. Sie war bescheidener, als sie zugeben wollte.
„Hey Mann!" Jarvis gab Traver einen Handschlag. „Wie ist die neue Schule?"
„Cool. Wir haben keine jährlichen Festspiele, dafür aber den Winterball. Ist irgendwie cool das ganze Blut zu sehen, wenn Schnee liegt."
„Wir haben davon gehört - den roten Winter nennen sie es bei euch, oder?", wollte Jarvis wissen.
„Genau, ... aber jetzt zu dir, Lu. Wir haben uns ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen", stellte Traver fest und hob mich vor lauter Vorfreude hoch.
„Oh, dann habt ihr euch sicherlich viel zu erzählen. Jarvis und ich gehen dann mal das Gesindel begrüßen", Camilles Blick fiel auf Isobel und Nadija Chandler, die ihnen bereits von der Bar aus zugewinkt hatten. „Das wird ein Spaß! Macht's gut! War schön euch hier getroffen zu haben. Genießt die Party, solange ihr noch die Gelegenheit dazu habt."
„Machen wir, danke Jarvis! Eure Hoheit ..." Traver verabschiedete sich und griff nach meiner Hand, als die anderen Beiden sich von uns entfernt hatten.
„Wo gehen wir hin, Traver?"
„An einen ruhigeren Ort, damit wir uns besser unterhalten könne. Ich habe dir so viel zu erzählen, das ahnst du gar nicht!"
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