Am liebsten hätte ich mein ganzes Leben so gelegen, angekuschelt an Sehyoon, der leise atmete und dessen Herz so nah an meinem Ohr in einem gleichmäßigen Tempo schlug. Ich bin durch Schritte im Flur wachgeworden, bald würde irgendwer ins Zimmer kommen und den schönen Moment zerstören.

Wie erwartet kam Jun in den Raum, der Schwarzhaarige lief zum Fenster und zog mit Schwung die Jalousien hoch. Sehyoon zuckte zusammen und blickte verschlafen zum Fenster, wandte sich jedoch wegen der plötzlichen Helligkeit ab.
Jun stand nur da, blickte grinsend zum Weißhaarigen, dann zu mir.
"Na, hat Versöhnungssex geholfe-"

Sofort starrten wir ihn an. "Wir haben nicht miteinander geschlafen!" Erwiderten wir fast zeitgleich, doch Jun lachte nur und verließ mit einem "Chan hat Frühstück gemacht, steht auf." den Raum.
Ich ließ mich seufzend wieder auf Sehyoon fallen, schloss meine Augen und atmete genenervt aus.
"Immer muss dieser Idiot die schönsten Momente, dazu zählt auch mein Schlaf, zerstören."
Sehyoon lachte nur leise. "So kenne ich dich, Kwannie. Wollen wir uns fertig machen und Frühstücken?"

"Du kannst gehen, wenn du willst, ich hab keinen Hunger." Besorgt sah Sehyoon mich an. "Gehts dir nicht gut?"
Ich zuckte mit den Schultern und richtete mich auf, damit mein Freund ebenfalls aufstehen konnte.
"Ich hab heute einfach keinen Hunger, mehr nicht."
Genau genommen, war das nicht die ganze Wahrheit. Meine Zähne taten weh wie Hölle, aufgrund der letzten Woche.

Die Verwandlung zum Vampir ist grob in drei Teile, oder Wochen aufgeteilt. In der ersten Woche bilden sich die Vampirzähne, sowie eine spezielle Säure im Magen, wodurch man Menschliches Blut ohne Probleme trinken kann, dies ist notwendig um bei Kräften zu bleiben.
In der zweiten Woche treten Appetitsverlust, Kopfschmerzen, juckende Haut und Schwindel auf, jedoch müssen nicht alle Eintreffen. Der Körper stellt sich in dieser Zeit um, das Gehör wird automatisch besser, man kann besser in der Dunkelheit sehen und vorallem der Geruchsinn verbessert sich.
Die dritte Woche ist die schlimmste. In der Zeit hat man einen fast schon unstillbaren Durst. Dies ist die Zeit, die am gefährlichsten für uns ist, da es passieren kann, dass wir unschuldige Menschen oder auch Artgenossen angreifen. Allerdings sind wir leichter zu identifizieren, was im schlimmsten Fall mit Einheit V vor der Tür endet.

Sehyoon machte sich fertig, zog sich vernünftige Sachen an und wusch sich, wärend ich einfach im Bett liegenblieb. Ich hatte Angst vor den nächsten Tagen, da ich wusste, dass Donghun mich im Keller einsperren wird, wenn er herausbekommt, dass ich fast in der dritten Woche bin. Im Keller hatten wir einen Raum, dessen Tür man von außen verriegeln konnte. Jun musste damals angekettet werden, weil er sonst noch die dicke Tür zerstört hätte. Ich hatte ihn erst nach zwei Wochen kennengelernt, da seine Verwandlung begonnen hatte, kurz bevor Donghun und sein Freund mich vor drei Jahren hergebracht hatten.

Vielleicht war es bei mir ja auch nicht so schlimm, ich hoffte einfach, dass ich die nächste Woche halbwegs gut überstehen würde, ohne große Zwischenfälle...