33| Foulplay
"Du musst auf ihn aufpassen. Ich will ihn nicht nahe der Kabinen sehen. Wir treffen uns dann draußen, wenn ich mich umgezogen habe."
"Kendall ich weiß nicht, ob das funktioniert. Ash scheint sehr Leidenschaftlich zu sein. Sieh nur wie er sich voller Stolz dein Trikot in seiner Größe heraussucht. Ich finde, du solltest es ihm sagen."
Ich sah zu meinem Bruder, der sich im Fanshop unserer Uni, durch die Größen der Trikots wühlte. Er fand seine Größe und hielt das Jersey strahlend nach oben.
"Ich habe eines gefunden in XL!"
Ich lächelte ihn an und er zeigte mir, dass er es bezahlen wollte.
"Kandy ich fühle mich schlecht ihn anzulügen."
"Denkst du, ich nicht? Es macht mich fertig. Aber es ihm jetzt so kurz vor dem Spiel zu sagen wäre sowas von falsch. Ich brauche den richtigen Zeitpunkt um ihm alles zu erklären. Und ich muss sicher gehen, dass er es versteht und mich nicht an Mum verrät."
Lary nickte und seufzte auf. Ashley schlenderte grinsend auf uns zu. Er schien sich wirklich ehrlich für mich zu freuen und wollte mir zeigen, dass er mich unterstützte.
"Ich sollte los. Ich muss mich umziehen und vorbereiten. Der Coach hat uns bestimmt noch ein paar Dinge zu erklären."
"Okay. Denk daran, was ich dir gesagt habe. Du bist schnell aber du ruhst dich darauf manchmal zu sehr darauf aus. Du musst engere Kurven fahren und halte den Schläger enger am Körper, damit du eine bessere Kontrolle über den Puck hast."
"Danke Ash. Das werde ich machen."
Ashley nahm mich in den Arm und drückte mich an seine Brust.
"Ich habe dich lieb Kandy!"
Ich nickte halb lächelnd und sah zu meiner Freundin, die mich zerknirscht ansah. Es war mir klar, dass sie das alles nicht guthieß. Dennoch war sie auf meiner Seite und das schätzte ich sehr.
"Kann ich dich in die Obhut von Hillary geben? Die kennt die besten Plätze in der Halle."
"Sehr gerne."
Grinste Ash frech und sah zu meiner Freundin, die leicht errötete.
Hatte sie was für meinen Bruder übrig? Hillary war nie etwas peinlich oder unangenehm.
Noch nicht mal das mit Mike und dem ganzen Drama.
Leider hatte ich keine Zeit oder einen Kopf dafür um mich weiter damit zu beschäftigen.
Stattdessen musste ich gehen und konnte nur darauf hoffen, das es Lary gelang Ash in Schach zu halten, damit er nichts mitbekam.
**
Aufgeregt schnürte ich mir die Schlittschuhe an meinen schmalen Fuß, während uns der Coach ein paar letzte Worte ans Herz legte. Die "Blue Hawks" waren bekannt dafür sehr aggressiv zu spielen. Das Team in dem mein Freund Josh Center war.
Gleich würde ich ihn sehen und konnte nur hoffen, dass es nur der Ruf war, der ihnen vorauseilte und sie nicht wirklich so hart spielten.
Ich hatte nämlich keine Lust auf eine unnötige Verletzung.
Langsam skatete ich auf die kalte klare Eisplatte unseres Spielfeldes.
Meine Teamkollegen folgten mir und es wurde laut stark über unseren Köpfen gejubelt. Die Halle war brechend voll und ich begann mich aufzuwärmen.
Ich würde heute starten, aber sich auch immer wieder mal auf der Bank sitzen, um mich auszuruhen.
Mein Blick schwebte wie beim ersten Spiel über die gefüllten Plätze der Tribünen und ich brauchte nicht lange, bis ich meinen Bruder und Hillary fand.
Ella und Venus waren nicht in ihrer Nähe zu sehen und das war gut so.
Sie waren ein weiterer Unsicherheitsfaktor, den ich bedacht hatte und um den ich Lary gebeten hatte zu achten.
Die beiden waren ziemlich wahrscheinlich auch hier, aber saßen woanders.
Ich wollte sie auch suchen, als ich angesprochen wurde.
"Hey Kendall."
Josh stand neben mir in seinem schillernden blauen Trikot, das einen weißen Adler mitten auf seiner Brust zierte. Er grinste mich an und das konnte ich gut durch seinen Helm sehen.
"Hallo Josh."
Ich schlug in Josh's offene Hand ein.
"Ich wünsche ich viel Glück! Lass uns nicht zu einfach gewinnen."
Schmunzelte er und kassierte einen Hieb von mir.
"Pass auf was du sagst. Wir haben bis jetzt noch kein einziges Spiel verloren."
"Genau wie wir!"
Lachte er.
"Heute wird sich entscheiden, welches Team besser ist."
Raunte ich ihm zu.
Vance kam zu uns gefahren, genau wie Nick.
"Was machst du mit dem? Freunde dich ja nicht mit unseren Erzfeinden an. Ist das klar Hutson?"
Ich dachte, Maverick hätte einen schlechten Scherz gemacht, aber als ich zu seinem kühlen Ton auch noch seine feurigen Augen sah, wurde mir klar das, dass hier bitterer Ernst war.
Aber mal ehrlich, wer benutzte noch das Wort "Erzfeinde"?
"Das ist Josh ein Freund aus meiner Highschool..."
Begann ich zu erklären, da Nick ihn noch nicht kannte. Vance kannte ihn ganz sicher.
"Highschool ist vorbei Hutson. Das hier ist das College und da freunden wir uns nicht mit Blue Harwks an."
"Schon gut Kendall. Wir sehen uns. Möge die bessere Mannschaft gewinnen!"
Verabschiedete sich Josh und ich schenkte ihm einen entschuldigenden Blick.
"Was soll das, Hutson?"
"Er ist mein Freund. Ich gebe eine Freundschaft nicht auf, weil ihr eine blöde kindliche Rivalität habt."
Ich versuchte Abstand zu gewinnen und mich weiter aufzuwärmen, aber Vance folgte mir.
"Wir haben keine Rivalität. Ich kann die Blue Hawks nur nicht ausstehen und er gehört halt jetzt zu ihnen."
"Josh bleibt mein Freund, was auch kommt. Er ist anders und ich kenne ihn seit Jahren. Du musst deine Eifersucht in den Griff bekommen, wegen meiner Schwester."
Vance entfuhr ein verächtliches Schnauben und ließ mich stehen.
"Du wirst schon sehen, was du davon hast!"
Knurrte er.
Kurz darauf begann das Spiel.
Am Anfang hielten wir uns ganz gut, aber ich wurde extrem geblockt. Sodass ich es kaum schaffte den Puck zu bekommen, geschweige den zu halten.
Im zweiten Drittel wurde ich öfter auf der Bank platziert, als mit lieb war. Aber es ging auch richtig zur Sache. So oft hatte ich das Gefühl, das sie ganz genau wussten, wie wir spielten.
Ein mulmiges Gefühl machte sich in meinem Bauch bereit. Zum Ende des zweiten Drittels stand es schon eins zu vier für die Blue Hawks. Aufgeregt tippelte ich mit meinen Füßen auf dem festen Boden, nachdem es eine heftige Ansage, des Coaches gegeben hatte.
Ich konnte nur hoffen, dass Nick seine Sache da draußen gut machte.
Er hatte nämlich das einzige Tor für uns erzielt.
Seine neu gewonnene Schnelligkeit zahlte sich aus, das durch unser Extra Training erreicht wurde. Das konnte ich sehen.
Aber das reichte uns nicht.
Ich musste ihm helfen und wieder auf das Eis.
In dem letzten Drittel wurde ich zu Beginn schnell wieder eingewechselt.
Es lief etwas besser für uns da wir ein paar neue Spielzüge ausprobierten. Sie waren noch nicht ausgereift, aber besser als das, was wir vorher versucht hatten zu spielen.
Vance passte mir den Puck perfekt zu und ich konnte ihn annehmen.
Ich drehte mich vom Verteidiger weg, überwand noch ein paar letzte Meter und balancierte den Puck genau in die Mitte des Tores über den Torwart hinweg.
Eine kurze Welle der Freude überflutete mich und ich wurde zufrieden von Vance und Nick befeuert.
Ich fuhr erneut knapp an Maverick vorbei.
"Irgendetwas stimmt hier nicht."
Raunte ich ihm zu.
"Ich weiß. Das ist mir auch schon aufgefallen."
Sein Blick fiel auf Josh, genau wie meiner. Das unangenehme Ziehen in meiner Magengegend wurde schlimmer.
Doch ich hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn der "Bully" wurde platziert und das Spiel ging weiter.
Unsere Verteidiger arbeiten hart und bemühten sich, jeden Angriff abzuwehren.
Maverick erhielt den Puck und wollte den Überraschungsmoment nutzen, um einen Angriff mit einem alten Spielzug zu kombinieren.
Er hatte noch nicht die Mittellinie überquert, da schnellte einer der Blue Hawks auf ihn zu, fuhr seinen Ellenbogen aus und rammte ihm diesen im Lauf in seine Seite.
In Zeitlupe fiel Maverick auf den Rücken und schlug feste mit dem Hinterkopf auf das Eis.
Er blieb regungslos liegen.
Ich war die nächste Person bei ihm und nach der ersten Schrecksekunde fuhr ich auf ihn zu und rief seinen Namen. Mein eigener gequälter Ausruf drang nur dumpf an mein Ohr.
Ich kniete mich neben ihm und nahm sein Gesicht in meine Hände.
"Maverick hörst du mich?"
Er reagierte verzögert und schlug endlich wieder seine Augen auf.
Doch das Geräusch, das er von sich gab, klang nicht gut.
Mittlerweile hatten sich auch andere Spieler um uns versammelte und es begann eine wilde Rangelei und ein Geschubse.
Ich bekam nur noch am Rande mit, wie unsere Ärzte mich beiseite schoben und Vance versorgten.
Nick zog mich zurück, damit sie mehr Platz hatten.
"Er wird schon wieder Kendall."
Flüsterte er mir zu.
Ich wollte mich losreißen, aber er hielt mich fest.
"Beruhig dich Kendall."
Nick ließ mich langsam los und ich sah mich nach dem Übeltäter um, der aber bereits auf der Bank saß und die Höchststrafe bekommen hatte.
Kurz darauf kam Josh in mein Blickfeld gefahren. Er hielt Abstand, aber als ich seine Augen sah, wurde mir schmerzlich klar, was ich längst befürchtet hatte. Ich konnte ich nicht anders, als vor Wut den Kopf zu verlieren.
Ich nutzte die Chance, als Nick mich nicht mehr beobachtete und er versuchte den nächsten Streit zu schlichten.
Ohne mir Gedanken zu machen, setzte ich einen Schlittschuh vor den anderen und kurz bevor ich bei Josh ankam, nahm ich Anlauf und rammte ihn gegen die Bande, die direkt hinter ihm war.
"Du hast mich belogen und getäuscht."
Knurrte ich und Josh riss die Augen auf.
Jetzt war ich mir sicher, dass er an allem Schuld war.
"Ich weiß nicht, was du meinst Kendall."
Doch sein verzerrter Gesichtsausdruck sagte alles.
"Lügner!"
Fauchte ich und schubste ihn erneut gegen die Bande. Er wollte nach meinen Armen greifen, um sie festzuhalten.
Doch ich schlug kräftig gegen seinen Helm mit der Faust. Meine Handschuhe waren schon lange nicht mehr an meinen Händen.
Auch die Pfiffe der Schiedsrichter hielten mich nicht ab ihn weiter zu beleidigen.
"Ich weiß, was du getan hast!"
Schrie ich auf.
Bis mich Nick stoppte und an meinem Bauch zu sich zog.
"Ruhig Sugar, er ist es nicht wert."
Hauchte Nick nahe an meinem Ohr, sodass ich es nur hören konnte.
Ich bekam eine Zeitstrafe und verbrachte die letzten Minuten auf der Bank.
Wir verloren das Spiel zwei zu vier.
Ich war die erste die ihren Platz verließ. Jetzt zählte nur, dass es Maverick gut ging.
Das war alles meine Schuld. Hätte ich nur auf ihn gehört. Jetzt war es zu spät und er trug die Konsequenz.
Joshua war für mich gestorben...
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