11| Café Dates
"Und dann bist du einfach so lange in der Besenkammer gestanden, bis alle raus waren?"
Wiederholte Hillary und lachte laut in ihre Faust.
Ja ich hatte mich versteckt bis alle weg waren und mich dann geduscht und umgezogen.
Auch die nächsten Tage liefen so ab. Ich verdrückte mich schnell, fand Ausreden, um nicht in die Umkleide zu gehen und sprach mit keinem groß außer Nick.
Ich bemerkte natürlich die seltsamen Blicke der anderen, durfte mir weiter spitze Kommentare von Vance anhören und ahnte schon das ich der Sonderling werden würde.
Aber wenigstens hatte ich mich als weibliche Kendall recht gut in den Studienalltag eingefunden.
Mary unsere Mitbewohnerin war wie von Lary vorausgesagt ausgezogen in eine Cheerleaderverbindung eingezogen.
Das hieß mehr Ruhe für uns und weniger Besucher. Wobei Vance hier nicht mehr aufgetaucht war.
Vielleicht hatten wir ja Glück und wir würden für dieses Semester alleine bleiben. Wir beide kamen gut miteinander aus und Hillary war wirklich umgänglich. Ich hoffe darauf, dass wir richtig gute Freundinnen werden konnten.
Es kam das Wochenende in Sicht, an dem mich meine Mutter gefragt hatte, zu ihnen zu kommen. Ashley nervte mich schon die ganze Woche mit seinen Nachrichten und Anrufen und versuchte mich wie immer zu überreden.
Mir war auch klar, dass ich bald eine Entscheidung treffen musste, aber vorerst freute ich mich auf den heutigen Nachmittag.
Ich hatte mich mit Josh in einem zentral gelegenen Café verabredet.
Da es heute etwas frischer war, hatte ich mir neben dem gestreiften T-Shirt eine Lederjacke übergezogen.
Ich betrat das recht große Café, indem es herrlich nach Kaffee und Schokolade roch und hielt Ausschau nach Josh.
Da er noch nicht da war, suchte ich mir einen Platz an einem der Fenster, etwas abgelegen und so das ich die Tür gut sehen konnte.
Ich nutzte die Zeit sinnvoll und bestellte mir schon vorab einen großen schwarzen Kaffee, um danach die Spielzüge für das erste Spiel nächste Woche zu studieren.
Immer wenn die kleine Klingel über der Tür schellte, hob ich meinen Kopf an und schaute ob Josh da war.
Als es zum vierten Mal klingelte und ein paar laute Stimmen zu hören waren, hob ich wieder meinen Blick.
Nein...nein...nein... fuck!
Was machte der denn hier?
Ich war Vance als Kandy die ganzen letzten zwei Wochen aus dem Weg gegangen, wenn ich ihn irgendwo gesehen hatte.
Warum musste er jetzt ausgerechnet in diesem Laden auftauchen, wo es doch so viele Alternativen in der Nähe der Uni gab.
Ich rutschte auf meinem Stuhl etwas herunter und zog den Kopf ein. Dabei starrte ich Löcher in seinen Rücken und wünschte mir, dass er schnell verschwand. Als er sich umdrehte, senkte ich schnell den Blick und ließ meine Haare in mein Gesicht fallen.
Die Tür öffnete sich erneut und Josh trat ein und sah sich nach mir um.
Ich wollte gerade meine Hand heben, damit er mich sah, als sich mein Blick und der von Vance kreuzten.
Unsere Augen verhakten sich kurz und wurden direkt unterbrochen als Josh mich sah und sich in unser Blickfeld schob. Ich winkte ihm freudig zu und ein breites Lächeln legte sich auf seine Lippen.
Ich stand auf, um ihn zu begrüßen und wurde in eine herzliche Umarmung gezogen. Josh roch nach zu Hause und ich vergrub mein Gesicht in seiner Brust.
Er gab mir einen Kuss auf die Wange und ließ mich los.
Wir setzten uns gleichzeitig und ich verschwand keinen Gedanken mehr an Vance.
"Es tut gut dich zu sehen!"
Lächelte ich und Josh erwiderte das.
"Ich sehe, du hast schon Kaffee. Dann bestell' ich mir auch gleich mal was. Willst du auch gerne etwas essen?"
Ich nickte.
"Einen Apfelkuchen, der soll hier besonders gut sein meinte Lary."
"Lary?"
Er grinste frech.
"Eigentlich Hillary, meine Mitbewohnerin."
Er nickte und bestellte sich einen Latte und uns zwei Apfelkuchen. Danach richtete sich seine Aufmerksamkeit wieder auf mich. Mit den dunkelblonden Haaren, die wie immer etwas zu lang waren und ihm in die Stirn hingen, funkelte er mich an.
"Gut siehst du aus."
Er ließ seine Augen über mein Gesicht schweifen und blieb eine Millisekunde an meinen Lippen hängen, bevor der bei meinen Haaren stehen blieb.
"Das steht dir! Auch wenn ich deine langen blonden Zöpfe vermissen werde."
Ich lachte, stieß ihn gegen den Arm und musterte sein Shirt.
"Direkt klar zeigen, zu welcher Mannschaft du gehörst."
Ich zeigte mit der Hand auf sein blaues Shirt auf dem "Blue Hawks" stand.
Das kesse Grinsen wich nicht von seinen Lippen, als er kleine Kreise auf meinen Handrücken malte.
"Na klar. Und du bist eher unauffällig unterwegs."
Ich seufzte und erwischte ihn, wie er auf den Plan mit den Spielzügen linste.
"Nein, nein Mister. Das geht nicht, die sind geheim."
Ich klappte das Buch zu und verstaute es in meinem Rucksack.
Josh schob seine Unterlippe hervor und versuchte unschuldig zu wirken. Ich konnte darüber nur lachen und fragte ihn aus, was es zu seinem Collegeleben Neues gab.
Wir lachten viel und ich merkte was für ein guter Freund Josh doch war und das, obwohl wir uns neben Schule und Training nie viel gesehen hatten. Aber es passte einfach. Mit ihm war alles so einfach und ungezwungen.
"Und gibt es schon jemanden der ein Auge auf dich geworfen hat?"
Er wackelte kokett mit den Augenbrauen und ich schüttelte nur amüsiert meinen Kopf. Josh wusste, dass ich nichts von Beziehungen hielt. Das hatte ich ihm schon gesagt, bevor das mit seiner Freundin in die Brüche gegangen war.
Ich bereitete mich gerade vor ihm eine sarkastische Antwort zu geben, als ich eine starke Präsenz neben mir wahr nahm.
Meine Nackenhaare stellten sich auf, es konnte nur Vance sein.
"Hallo, saure Kandy. Da sieht man sich also doch nochmal wieder! Oder kann es sein, dass du mir aus dem Weg gehst?"
Vance grinste breit und sah Josh nicht einmal an, als ob er nicht hier zu sein schien.
"Ich habe keine Zeit für deine Spielchen, wie du siehst."
Und deutete auf Josh, den er erst jetzt zu bemerken schien.
Josh war verwirrt und sah zwischen uns hin und her.
"Oh das tut mir leid Kandy. Ich hatte nicht vor dein Date zu sabotieren. Ich wollte nur höflich grüßen."
Diese Situation konnte sowas von nach hinten losgehen, das wusste ich sofort und ich massierte meine pochenden Schläfen.
"Wie ich sehe stehst du auf Eishockeyspieler. Ich bin Maverick Vance Center der "Golden Leaves"."
Er steckte Josh seine Hand hin und er nahm sie und schüttelte sie kurz.
"Saure Kandy?"
Fragte Josh verwundert.
"Ah, das hat sie dir also noch nicht erzählt. Unsere Kandy hier kann richtig fies und gemein sein. Auch wenn man sie nur nach einem harmlosen Date fragt. Aber wie ich sehe, ist sie lieber ein Bunny für die anderen Teams."
Wütend ballte ich meine Fäuste. Er setzte mich auf das Niveau der ganzen anderen Frauen, die jeden Eishockeyspieler nahmen, wie Mary.
"Ich bin kein Puckbunny."
Knurrte ich.
"Dann war das ein Missverständnis, ich dachte, du sagtes, du hättest keinen Freund."
"Das habe ich nie gesagt und jetzt verwinde."
"Natürlich. Nur schade, dass du bei anderen Universitäten nach Männern schaust, die noch nicht mal halb so gut sind wie wir."
Jetzt sprang Josh auf und funkelte Maverick wütend an. Sofort griff ich ein.
"Schon gut Josh. Der ist es nicht wert."
Mit einem ironischen Lächeln drehte ich mich zu Maverick um.
"Wer sagt, dass du gut bist! Ich sehe hier nur ein bemitleidenswerten kleinen Jungen, der nach Aufmerksamkeit ringt, indem er andere runtermacht."
"Ahhhh Kandy, das war gar nicht süß."
Er nahm mich nicht ernst und das machte mich noch wütender. Er beugte sich leicht nach vorne.
"Wenn du hier fertig bist und einen richtigen Mann suchst, weißt du ja wo du mich findest."
Ich schnaufte verächtlich auf.
"Danke aber nein danke. Ich habe alles, was ich brauche!"
Ich schmiegte mich an Joshs Seite. In Mavericks Augen blitzte etwas auf, das ich nicht definieren konnte. Anstatt was zu sagen, grinste er nur und ging endlich weg.
Ich sah ihm einen Moment hinterher, bevor ich mich an Josh wandte.
Auch seine Augen bohrten sich in den Rücken von Vance.
"Was für ein Arschloch."
Er legte seinen Arm um meine Schulter und als würde Vance es merken. Sah er sich nochmal um und zwinkerte mir zu.
Josh zog mich näher an sich und drückte mir erneut einen Kuss auf die Wange.
"Aber weißt du, was wirklich seltsam war?"
"Was denn?"
"Der schien gar nicht zu wissen, dass du in seinem Team spielst!"
Ich schluckte feste und schwieg.
"Du hast mir einiges zu erzählen Kandy. Auch was das zwischen euch ist. Ich will hier in nichts hineingeraten."
Ich sah in Joshs blaue Augen.
"Das tust du nicht."
Ich drückte ihm meine Lippen auf seinen Mund.
Tat ich es, weil ich wusste das Vance uns sah? - Vielleicht. Wollte ich damit ein Zeichen setzten? - Ganz sicher!
Doch Josh stoppte mich schnell.
"Ich will alles hören!"
Ich nickte und wir nahmen wieder Platz. Ich entspannte mich als Vance und seine Freunde das Café verließen und ich meinen Kuchen bekam.
Jetzt kam ich nicht mehr drumherum Josh die ganze Wahrheit zu sagen.
Und seine Augen wurden größer, je mehr er erfuhr...
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