
Epilog
Acht Wochen später ...
Ich sehe schmunzelnd dabei zu, wie Aiden zappelig auf dem Platz neben mir im Taxi hin und her rutscht. Sein Gesicht klebt förmlich an der Fensterscheibe und er betrachtet die Reihenhäuser und Vorgärten, die an uns vorbeirauschen, während er nach meiner Hand greift und sie fest in seiner hält.
»Müsste ich nicht unruhig deine Hand kneten?«, frage ich und sehe dabei durch die Windschutzscheibe, wie der Taxifahrer in eine kleine Gasse einbiegt. Auch wenn ich noch nie bei Aidens Familie zu Hause war, weiß ich, dass wir gleich da sind. Der Druck um meine Hand wird stärker.
Aidens Kopf schnellt zu mir rum, die Augenbrauen hochgezogen. »Was?«
Ein Glucksen entweicht meiner Kehle, gleichzeitig streichelt mein Daumen sachte seinen Handrücken. »Ich sagte: ob ich nicht hier wie ein hibbeliges Etwas sitzen sollte? Denn ich treffe deine Eltern und nicht du meine«, wiederhole ich meine Aussage sanft.
Mein Freund - ich kann es selbst immer noch nicht glauben, dass das wirklich so ist -brummelt eine nicht verständliche Antwort, atmet tief ein und lässt sich geräuschvoll ausatmend in die Rückbank sinken.
»Ich möchte nur, dass sie dich mögen ... und dass du sie magst«, murmelt er und wirft mir mit seinen grünen Kulleraugen einen nervösen Blick zu.
Ich nicke, beuge mich zu ihm rüber und drücke ihm einen dicken Schmatzer auf die Wange. Natürlich kann ich Aidens Angst verstehen. Heute treffen zwei Welten aufeinander. Eine Welt, in der er immer den Sohn mit einer perfekten Schwiegertochter gespielt hat, und die andere Welt, in der er offen seine Homosexualität ausgelebt hat.
Auch ich habe Angst.
Angst, dass seine Eltern mich nicht mögen könnten. Dass ich sie aus einem bestimmten Grund nicht mögen könnte.
Aus heiterem Himmel kam Aiden vor zwei Wochen mit der Idee zu mir, dass wir seine Familie besuchen könnten. Ich würde das Haus sehen, in welchem er aufgewachsen ist, und ich könnte endlich seine Eltern kennenlernen, die ich bis jetzt nur kurz bei einem Telefonat gesprochen habe.
Aber auch nur, weil ich während des Telefonats in Aidens Zimmer geplatzt bin.
Das Taxi kommt langsam zum Stehen und der Fahrer steigt aus, um unsere Koffer aus dem Kofferraum zu räumen. Ich schaue aus dem Fenster und sehe ein großes weißes Haus vor mir stehen, etwa um die Hälfte größer als mein Familienhaus.
Im Vorgarten sind akribisch genau geschnittene Büsche und kleine weiße Skulpturen aufgestellt. Wüsste ich es nicht besser, wäre dieser Vorgarten einem Prospekt entsprungen. Dass Aidens Familie Geld hat, sieht man hier sofort.
Und plötzlich keimt bei mir die Unruhe auf. Was ist, wenn ich nicht schick genug bin? Nicht die Klasse habe, die seine Eltern sich für Aiden wünschen? Die ganze Zeit habe ich keine Aufregung gespürt, doch jetzt scheint mein Verstand alles über Bord zu werfen.
Aiden hält noch immer meine Hand und ich weiß nicht, wer sich an wem festklammert.
»Wir müssen aussteigen«, flüstert Aiden irgendwann zu mir gewandt und ich kann aus dem Augenwinkel erkennen, wie uns der Taxifahrer mit hochgezogenen Augenbrauen anstarrt, da wir bis jetzt noch nicht sein Taxi verlassen haben.
»Ich weiß«, gebe ich genauso leise zurück und schlucke den schleimigen Kloß in meinem Hals runter. Wenn wir hier noch länger untätig rumsitzen, würde uns der Taxifahrer bestimmt als vollkommen durchgeknallt abstempeln. Daher entziehe ich mich behutsam Aidens Berührung und steige etwas ungelenk aus dem Auto.
Ich merke, dass es langsam anfängt, Frühling zu werden, da ich nicht direkt meine Winterjacke zumachen muss. Der Schnee ist seit einigen Tagen auch vollkommen geschmolzen und die Sonne fängt wieder an in ihrer vollen Pracht zu strahlen.
Der Fahrer sagt mir etwas, aber ich höre ihm nicht richtig zu. Daher krame ich einfach nur nach ein paar Geldscheinen in meiner Hosentasche und drücke ihm diese in die Hand in der Hoffnung, dass das der Betrag ist, welchen er mir genannt hat. Die Augen des Mannes weiten sich ein gutes Stück, ehe er sich überschwänglich bedankt und mit dem Taxi davonfährt.
Nun, da muss ein gutes Trinkgeld dabei gewesen sein.
»Aiden! Da seid ihr ja endlich.«
Ruckartig fahre ich zu der lauten Stimme herum und erkenne eine ältere Frau, die ihre Haare zu einem lockeren Zopf nach hinten gebunden hat und freundlich zu uns rüber winkt.
Ohne groß überlegen zu müssen, erkenne ich sofort, dass das Aidens Mutter ist. Er ist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten mit seiner Nase und den großen runden Augen.
Hinter der Frau taucht nun ein Mann auf, der einen besonnenen Gesichtsausdruck hat.
»Deine Mutter hängt mir seit heute Morgen in den Ohren, dass sie es kaum erwarten kann, Connor kennenzulernen«, sagt Aidens Vater etwas lauter, damit wir beide es auch hören können. Denn ich stehe mit Aiden weiterhin am Anfang des kleinen Pfads, der zur Haustür führt.
Aiden wirft seinen Kopf in den Nacken und fängt an, ganz laut zu lachen. Meine Mundwinkel zucken etwas und meine angespannten Schultern lockern sich, als ich den befreienden Laut von Aiden höre und das breite Grinsen seines Vaters sehe.
Nur Aidens Mutter schiebt empört die Unterlippe vor und stößt ihren Mann mit dem Ellenbogen in die Seite.
Ich nehme meinen kleinen Koffer in die Hand und gehe hinter Aiden her, der mit großen Schritten zu seinen Eltern läuft, um am Ende in deren Arme zu fallen. Unbeholfen bleibe ich abseitsstehen, kann mir aber nicht ein Lächeln verkneifen, da die Szene so etwas Herzliches und Warmes ausstrahlt.
Nachdem Aiden sich von seinen Eltern gelöst hat, winkt er mich ein Stückchen näher zu sich ran. »Mum, Dad ...«, er macht eine kleine Pause, während er feierlich seinen Arm um meine Taille legt und mich näher an sich heranzieht, »das ist Connor.«
»Hi.« Ich hebe schüchtern meine Hand und versuche, das freundlichste Lächeln aufzusetzen, das meine Gesichtsmimik zu bieten hat. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. und Mrs. Reed.«
»Nenn mich Kathrin und das ist mein Mann Robert«, sagt Aidens Mutter strahlend und deutet dabei auf Aidens Vater, der mir zunickt. »Wir freuen uns so, endlich denjenigen kennenzulernen, der das Herz unseres Sohnes gestohlen hat!«
»Mum!«, stöhnt Aiden sichtlich peinlich berührt.
Ich schnaube belustigt. »Das beruht auf Gegenseitigkeit, wenn ich es sagen darf.« Aidens warmer Blick liegt auf mir und ich kann mich gerade so zusammenreißen, um ihm nicht einen Kuss auf den Mund zu drücken. Ein bisschen Anstand vor seinen Eltern möchte ich noch etwas behalten.
»Kommt rein, ich habe leckeren Kuchen besorgt.« Kathrin wendet sich zum Gehen und tänzelt geradezu fröhlich ins Haus.
»Genau, ich muss Connor deine ganzen peinlichen Kinderfotos zeigen.« Robert grinst siegessicher, worauf Aiden bloß die Stirn runzelt.
»Das meinst du nicht ernst oder?«
»Junge, habe ich jemals solche Scherze gemacht?«
»Bei Melanie hast du das nicht getan!«
»Melanie und du seid zusammen aufgewachsen. Die hat alles Peinliche selbst miterlebt«, kontert Robert trocken und wirft mir dann einen erfreuten Blick zu. »Ich habe alles sogar nach Datum geordnet.«
Aiden lässt mich mit seinem Vater draußen stehen und rast wie von einer Tarantel gestochen ins Haus. Ich bin mir in dem Moment sicher, dass er die Fotos gefunden hat, als der laute Schrei ertönt.
Lachend folge ich Robert ins Haus und sehe einen hochroten Aiden auf mich zustürmen. »Wir gehen, das geht so nicht. Ich werde ja quasi gedemütigt!«
Ich lasse mich von ihm nicht beirren, auch, als er versucht mich hochzuheben und aus der Tür zu tragen. Ich mache mich schwer wie einen nassen Sack.
»Also ich liebe es jetzt schon hier«, brumme ich leise in Aidens Ohr und höre ihn stöhnend aufseufzen.
»Das wird mein Untergang.«
Als Aiden mich wieder losgelassen hat, umfasse ich schmunzelnd sein Gesicht. Streiche sanft mit den Daumen an seinen Wangenknochen entlang. Seine moosgrünen Augen versinken in meinen.
»Ich bin bei dir.« Dann ziehe ich seinen Kopf zu mir runter, um ihm endlich den ersehnten Kuss zu geben, der mich schon seit einigen Minuten geistig beschäftig.
Auch wenn alles hoffnungslos erscheint.
Es lohnt sich, zu kämpfen.
Ja, ich lebe noch 😂
Ich hatte einfach nur extrem wenig Zeit & dazu eine sehr fiese Schreibblockade😭
Daher kommt hier auch schon der Epilog. Eigentlich hätte es ja wie im letzten Kapitel angekündigt noch ein weiteres Kapitel geben sollen. 🙈
Aber Leute, egal was ich geschrieben habe und egal wie oft ich Szenen in meinem Kopf umgeworfen habe - alles war scheiße 😂😱
Daher habe ich gedacht, dass das letzte Kapitel doch ein schöner Abschluss gewesen ist und wir nun direkt zum Epilog kommen😇
Ich hoffe, dass euch die Reise mit Aiden & Connor gefallen hat ♥️
Lasst wie immer eure Gedanken da🥰
Eure Rahel ♥️
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