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09 | noah




Ein lang gezogenes gequältes Stöhnen rutscht zwischen meinen Lippen hervor, während ich etwas zu dramatisch die Stirn auf die Holzplatte des Schreibtisches knallen lasse. Es ertönt ein leises Klong und ein gemurmeltes »Autsch«. Vor mir steht mein aufgeklappter Laptop, mit unzähligen geöffneten Webseiten und zeigt die verschiedensten Studiengänge an.

Die Frage von Ava, ob ich eine Ahnung hätte, was ich nach meinem Abschluss machen möchte, hat mich nicht mehr losgelassen. Und jetzt sitze ich hier an einem Sonntagnachmittag und lese mir Tausende von Studiengängen durch. Von Architektur bis hin zu Forstwissenschaften ist alles dabei. Doch, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, reizt mich auf den ersten Blick erst einmal gar nichts.

Und das ist, was mich verzweifeln lässt.

Gehe ich mit einer falschen Vorgehensweise ran? Muss ich mich fragen, was ich am besten kann oder was mir Spaß machen würde? Ich ziehe meine Unterlippe zwischen die Zähne und runzele die Stirn, während ich mich wieder gerade hinsetze. Doch es ist schwieriger, als ich zuerst angenommen habe. Mit der Maus scrolle ich eine neue Webseite hoch und runter, unterdrücke dabei ein erneutes Seufzen. Ich starre auf die Wörter, die nach wenigen Sekunden anfangen, vor meinen Augen zu verschwimmen.

Wie können sich andere Leute so sicher sein, was sie für ihr restliches Leben machen wollen? Connor möchte Sportwissenschaften studieren, Sophie – wie ich es vor ein paar Tagen erfahren habe – Theater-, Film- und Medienwissenschaft und Ava Journalismus. Und ich? Ich kann mich nicht einmal entscheiden, was ich heute Abend essen möchte. Wie soll ich da bitte schön herausfinden, was für ein Studium zu mir passt?

Ein Knarren ertönt und ich wende meinen Kopf zur Seite.

»Ich höre deine verzweifelten Gedanken bis nach unten ins Wohnzimmer.« Allison, meine Tante, steckt ihren Kopf durch die Tür und betrachtet mich von oben bis unten. Dann geht sie in das Zimmer und setzt sich auf die Bettkante. Die Beine übereinandergeschlagen beugt sie sich wissend vor. »Und wie ich sehe, scheinen sie dich zu erdrücken. Was ist los?«

Fast wäre ich vom Stuhl aufgesprungen und meiner Tante um den Hals gefallen. Sie versteht mich ohne große Worte. Schon seit ich klein war, hat sie immer gewusst, wann es mir nicht gut ging. Eigentlich sagt man, dass nur eine Mutter so etwas spüren würde. Aber sie tut es und macht es viel besser, als es meine Mutter jemals getan hat.

Mit dem Daumen zeige ich hinter mich. »Ich schaue nach Unis und Studiengängen ... Und habe keine Ahnung, was ich tun soll. Woher soll ich wissen, ob etwas zu mir passt?«

Zum Ende des Satzes hin wird meine Stimme lauter – verzweifelter. Vielleicht sollte ich einfach aufgeben und warten, wie mein Abschluss überhaupt verläuft. Aber, wenn ich von allen Seiten höre, was sie geplant haben, setzt es mich doch etwas unter Druck. Es ist, als würdest du nach etwas greifen, bekommst es aber nicht zu fassen.

Allison zieht ihre Brauen hoch und legt den Kopf schief. »Ich hätte nicht gedacht, dass du noch danach gucken würdest ...«

»Was meinst du?«, gebe ich wenig geistreich zurück.

»Naja, du hast darüber nie ein Wort verloren und ich wollte dich nicht zu etwas zwingen.« Nachdenklich fährt sie sich mit Daumen und Zeigefinger ihr Kinn nach und fügt noch »vielleicht hätte ich mich doch mit dir zusammensetzen sollen«, genuschelt hinzu. Sofort habe ich ein schlechtes Gewissen, als ich in die besorgten Augen meiner Tante blicke. Sie tut so viel für mich, hat mich vor fast neun Jahren aufgenommen, obwohl sie bis dahin noch nicht einmal von meiner Existenz wusste.

Als sie das erste Mal vor mir stand, konnte ich nicht glauben, dass diese Frau meine Tante ist – die Schwester meiner Mutter. Sie sah ganz anders aus und hatte eine ruhige friedliche Ausstrahlung, die ich von meiner Mutter niemals gespürt habe. Während Allison klein und zierlich aussieht, wie eine Elfe, habe ich meine Mutter als sehr stämmige Frau in Erinnerung. Eine Frau, die nur mit ihrem bloßen Auftreten Hoffnungen und Gefühle niedergeschmettert hat.

Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein.

Ich weiß nicht, wie meine Mutter heute aussieht und ob ich sie überhaupt noch erkennen würde.

»Hey.« Ein Finger wird gegen meine Stirn geschnipst. Verdutzt fahre ich über die pochende Stelle auf der Haut, ich habe gar nicht bemerkt, dass Allison zu mir rübergekommen ist. War ich wieder so sehr in meinen Gedanken versunken? »Egal, was du denkst, hör auf damit.«

»'Tschuldigung«, nuschle ich leise, drehe mich dann wieder zu dem Laptop um und seufze. Während ich die ganzen Studiengänge anschaue, habe ich regelrecht das Gefühl von ihnen erschlagen zu werden. Was ist, wenn ich mich für ein Studium entscheide und mittendrin merke, dass es ein Fehler war? Dann bin ich mal wieder gescheitert in meinem Leben.

»Vielleicht sollte ich wie Connor auch etwas mit Sport studieren ...«

»Willst du das denn?«

Zweifelnd zucke ich mit den Schultern und ziehe eine leichte Grimasse. »Keine Ahnung. Ich meine ... ich bin gut in Sport?« Doch der skeptische Gesichtsausdruck von meiner Tante lässt mich sofort wieder in eine andere Richtung denken. Murrend fahre ich mir mit den Handflächen quer übers Gesicht. Vielleicht sollte ich eine Pause machen. Das nützt hier alles nichts.


*

Der Bass von Stronger – Score wummert mir ohne Erbarmen in den Ohren, während ich mit schwerem Atem den Waldweg entlang jogge. Neben mir läuft Connor, der jedoch mehr danach aussieht, als würde er jede Sekunde auf dem Boden zusammenbrechen. Wir haben ohne Pause vier Kilometer zurückgelegt und, wenn es nach mir ginge, könnte ich noch weitere vier Kilometer laufen. Seit Tagen vibriert mein Körper nur so vor Energie und es tut richtig gut, dieser einfach mal freien Lauf zu lassen.

Doch nach weiteren hundert Metern bleibt Connor abrupt stehen. Mit den Händen auf den Knien abgestützt steht er da, nimmt tiefe Atemzüge und sieht mich ungläubig an. »Wie kannst du noch so viel Ausdauer haben ... ich brauche ein Sauerstoffzelt«, japst er zwischen quietschenden Atemzügen.

Auch ich bleibe stehen und gehe die paar Schritte zu Connor hin. Ich werde von ihm ganz genau beobachtet, während er versucht genug Sauerstoff in seinen Körper zu bekommen. Dann zieht er seine Stirn kraus. »Weißt du, wie du aussiehst? Wie ich damals, als ich kurz davorstand, mich bei meinen Eltern zu outen. Genauso guckst du mich jetzt gerade an.«

Ich brumme. »Mh ...«

Connor stellt sich wieder gerade hin und fängt an, sein rechtes Bein zu dehnen. »Ist was passiert? Hat sich deine Mutter wieder beim Jugendamt gemeldet, dass du zurücksollst?«

»Nein.«

Darüber bin ich auch sehr froh. Alle paar Jahre versucht meine Mutter das Jugendamt zu überzeugen, dass ich erneut bei ihr und meinem Vater leben könnte. Aber zum Glück ist nie etwas dergleichen passiert, da sich meine Mutter nicht geändert hat und wahrscheinlich auch nie ändern wird.

Connor sieht erleichtert aus und streicht sich mit dem Handrücken über seine glänzende Stirn. »Das ist gut. Aber warum machst du ein Gesicht, wie sieben Tage Regenwetter?«

Seufzend kicke ich einen Kieselstein weg, starre dann ein paar Sekunden stumm auf meine Fußspitzen. »Ich habe nach Studiengängen geguckt ...«

»Und das ist schlecht, weil ... ?«

»Ich habe einfach überhaupt keine Ahnung, was ich machen soll!« Dann erzähle ich Connor die ganze Geschichte. Dass ich Ava nach Hause begleitet habe, dass wir auf das Thema Studium gekommen sind und mir da bewusst wurde: Ich habe nichts Konkretes in den Händen für die Zukunft.

Derweil haben wir uns auf den Rückweg gemacht und schlendern nebeneinander her. Ab und zu nickt Connor, gibt ein zustimmendes Geräusch von sich. Aber er unterbricht mich kein einziges Mal in meinem Redefluss. »... und jetzt habe ich das Gefühl zu versagen«, beende ich meinen Monolog und atme geräuschvoll aus.

»Du versagst nicht.«

»Aber wieso fühlt es sich so an?«

»Weil du nie auf dich selbst gehört hast. Du hast immer anderen geholfen. Selbst mir, als ich heulend in deinen Armen lag, weil ich gemerkt habe, dass ich auf Kerle stehe.« Versonnen guckt Connor in den Himmel, seine Lippen ziert ein leichtes Lächeln. »Weißt du, mir war damals viel wichtiger, dass du zu mir hältst, als irgendjemand anders.«

Erstaunt drehe ich mich zu meinem Kumpel um. »Echt?«

»Ja. Ich glaube, dein Problem ist es, dass du dich niemandem öffnest. Manchmal weiß ich selbst nicht, was in deinem hübschen Köpfchen vor sich geht. Du hast Angst, wie damals als kleines Kind, verletzt zu werden. Vielleicht solltest du doch irgendwann eine Therapie machen. Vielleicht steckst du irgendwo fest und kommst nicht weiter.«

Sofort schüttle ich den Kopf. Ich und eine Therapie? Ganz bestimmt nicht. »Ich wurde nie missbraucht oder so.«

»Missbrauch fängt schon da an, wo ein Kind vernachlässigt wird.«

Grummelnd beiße ich mir auf der Unterlippe rum und schweige. Ich möchte mich nicht über meine Vergangenheit unterhalten. Noch immer frage ich mich, wann alles schiefgelaufen ist. Ob ich wirklich Schuld an dem Leid meiner Eltern trage, wie meine Mutter es mir damals immer wieder an den Kopf gedonnert hat.

Connor umfasst meinen Unterarm, sodass ich stehen bleiben muss, und schaut mir tief in die Augen. »Du musst gegen das Kämpfen, was dir im Weg steht und für das, was du wirklich willst.« Seine Worte dringen tief in mich ein, versetzen meine Gedanken in Wallung. Er hat recht. Ich muss endlich etwas tun.

Ich nicke. »Danke, Connor.«

*

Gelangweilt laufe ich durch die Gänge des kleinen Drogeriemarkts und werfe die Sachen in den Einkaufskorb, die mir Allison aufgeschrieben hat. Sie muss heute für eine kranke Kollegin einspringen und hat mich dementsprechend beauftragt, einkaufen zu gehen.

Ich habe kein Problem ihr zu helfen, aber allein macht es einfach keinen Spaß. In der Hoffnung, nicht allein gehen zu müssen, habe ich versucht Connor anzurufen. Aber er antwortet nicht. Schon seit drei Tagen habe ich kaum etwas von ihm gehört. Seufzend halte ich zwei Flaschen Shampoo in der Hand, mit der Duftrichtung Mango oder Apfel. Was riecht wohl besser?

»Wenn du noch länger auf die Flaschen starrst, reden sie irgendwann mit dir.«

Ruckartig reiße ich meinen Kopf zur Seite und erkenne Ava, die mich lächelnd anschaut.

»Oh.« Räuspernd werfe ich die Flaschen in den Korb, während ich bemerke, wie meine Wangen anfangen heiß zu werden. Seit wann reagiert mein Körper so extrem, wenn ich sie sehe? Sofort denke ich an den Abend zurück, als ich sie nach Hause gebracht habe. Ihre leuchtenden Augen, ihre weichen Haare zwischen meinen Fingern und ihren blumigen Duft.

Gott, Noah!

»Gute Wahl.«

»Was?«

Sie lächelt sanft und senkt ihre Lider. »Die Duftrichtungen. Ich wusste gar nicht, dass du so etwas benutzt.«

»Es ist für meine Tante.« Ich bin immer noch beeindruckt, wie natürlich es sich anfühlt mit Ava über Allison zu sprechen. Bei anderen hätte ich so getan, als ob das Shampoo für mich wäre. Aber hier fängt schon wieder an, was Connor meinte. Ich muss mich endlich mit meiner Vergangenheit auseinandersetzen.

Ava grinst. »Dann hat deine Tante einen guten Geschmack.«

Wie von selbst verziehen sich meine Lippen zu einem Grinsen. »Sag mal, kennst du zufällig Webseiten, die einem helfen sich für eine Studienrichtung zu entscheiden?«

Verblüfft hebt sie ihren Kopf. »Ja ... ich ... möchtest du jetzt doch studieren?«

Ich ignoriere ihre Frage und krame mein Handy aus der Hosentasche. Noch immer mit einem irritierten Gesichtsausdruck schaut sie mir dabei zu und dann auf meine Hand, die ich ihr entgegenstrecke.

»Vielleicht kannst du sie mir schicken?«

Stumm nimmt sie mir das Handy aus der Hand und drückt es wenige Sekunden später wieder in meine Handfläche. »Meine Nummer ist eingespeichert. Schreib mir und ich schicke dir die Seiten.«

Mein Herz setzt aus. Dann schlägt es einfach weiter. Im doppelten Tempo, es scheint sich gar nicht mehr einzukriegen und ich bin gleichzeitig perplex, dass mich ihre Handynummer so aus dem Konzept bringt. Anstatt, dass ich irgendetwas antworten kann, spüre ich schon wieder die Hitze, die erneut in meinen Wangen aufsteigt und sie bestimmt knallrot färbt. Und da merke ich, dass sie doch mehr in mein Herz gekrochen ist, als ich mitbekommen habe.

Jetzt konntet ihr wieder ein kleines Stück in Noahs Vergangenheit schauen. 😉
Wisst/Wusstet ihr damals, was ihr später machen wollt? Ich nicht, darum habe ich damals (sind schon sieben Jahre hier und bin gerade geschockt🤯) auch mein Abitur noch gemacht, weil ich kein Plan hatte. 😂 aber dann musste ich mich entscheiden.

Wie immer bedanke ich mich für eure fleißigen Votes und Kommentare. ❤️

Habt einen wundervollen Sonntag.
Eure A. ❤️


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