12 -- Ein halbes Schwein
Hagrid betrachtet uns traurig. „Ich habe euch eigenhändig aus dem zerstörten Haus geholt, auf Dumbledores Befehl hin. Euch zu diesem Haufen hier gebracht ..."
„Lauter dummes Zeug", streitet Vernon ab. Überrascht drehe ich mich um und keuche kurz auf. Fast habe ich vergessen, dass die Dursleys noch da sind. Offensichtlich hat Vernon seine Courage wiedergefunden. Mit geballten Fäusten sieht er uns finster an.
„Jetzt hört mal zu", schnauzt er. „Mag sein, dass mit euch etwas Seltsames vor sich geht, vermutlich nichts, was man nicht durch ein paar kräftige Ohrfeigen hätte bereinigt werden können – und was diese Geschichte mit euren Eltern betrifft, nun ja, sie waren eben ziemlich verrückt und die Welt ist meiner Meinung nach besser dran ohne sie. Haben's ja nicht anders gewollt, indem sie sich mit diesem Zaubererpack eingelassen haben – genau das, was ich erwartet habe. Ich habe immer gewusst, dass es mit ihnen kein gutes Ende nehmen würde –"
In dem Augenblick springt Hagrid vom Sofa auf und zieht einen zerfledderten rosa Schirm aus seinem Umhang. Wie ein Degen hält er ihn Vernon entgegen: „Ich warne dich, Dursley – ich warne dich – noch ein Wort ..."
Vernon muss wirklich sehr wenig Rückengrad haben, wenn er schon vor einem Schirm Angst zeigt, denke ich, als er sich wieder gegen die Wand drückt und verstummt.
„Schon besser", sagt Hagrid schwer atmend und setzt sich wieder auf das Sofa. Wie lange wird das noch durchhalten? Immerhin biegt es sich schon bis zum Boden durch und sieht ziemlich alt aus.
Harry sieht Hagrid gespannt an. „Aber was geschah mit Vol... 'tschuldige, ich meine Du-weißt-schon-wem?"
„Gute Frage, Harry. Er ist verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt. Noch in derselben Nacht, als er versucht hat, euch zu töten. Das macht euch noch berühmter. Das ist das größte Geheimnis, weißt du ... Er wurde immer mächtiger – warum sollte er also gehen?
Manche behaupten, er sei gestorben. Quatsch, wenn du mich fragst. Ich weiß nicht, ob er noch genug Menschliches in sich hatte, um überhaupt sterben zu können. Andere sagen, er sei immer noch irgendwo da draußen und warte nur auf den rechten Augenblick, aber das glaub ich nicht. Leute, die auf seiner Seite waren, sind zu uns zurückgekommen. Einige sind aus einer Art Trance erwacht. Ich bezweifele, dass sie es geschafft hätten, wenn er vorgehabt hätte zurückzukommen.
Die meisten von uns denken, dass er immer noch irgendwo da draußen ist, aber seine Macht verloren hat. Zu schwach, um weiterzumachen. Denn etwas an euch, hat ihm den Garaus gemacht. In jener Nacht geschah etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte – weiß nicht, was es war, keiner weiß es –, aber etwas an euch hat er nicht gepackt und das war's."
Hagrid betrachtet uns voller Wärme Hochachtung, doch an Harrys Gesicht konnte ich ablesen, dass es ihm nicht so erging. Bestimmt hegte er dieselben Zweifel, die sich auch in mir breitmachen. Wir waren noch Kinder, wie sollten wir dann diesen Lord besiegen?
Dass es Zauberei gibt, daran zweifle ich nicht wirklich. Mit Theo habe ich bereits festgestellt, dass es etwas Unbekanntes geben muss: Offensichtlich die Zauberei. Ich bin begeistert! Es ist super spannend, überlege ich aufgeregt und ein kleines Grinsen stielt sich in mein Gesicht. Jetzt wo ich weiß, was das Unbekannte ist, muss es doch auch eine Möglichkeit geben, dass ich es noch schneller lerne, zu kontrollieren.
„Hagrid", meint mein Bruder leise, „du musst dich irren. Ich – wir – ich kann unmöglich ein Zauberer sein."
Hagrid gluckst: „Kein Zauberer, hm? Sind nie Deinige Geschehen, als du Angst hattest oder wütend warst?"
Nicht nur in diesen Situationen, stelle ich fest. In letztes Zeit ist auch viel willentlich passiert. Ich muss an die kleinen Menschen aus dem Buch denken, die mir den Teil vorgespielt hatten, meinen Nachmittag mit Theo, wo ich versucht habe, Gegenstände – einschließlich Theo selbst – schweben zu lassen, den Tag, an dem ich die Dursleys durch Türen und Wände belauscht habe, und schließlich, als ich vor ein paar Stunden das Feuer nur mit meinen Gedanken angezündet habe.
Aber auch schon zuvor ist viel passiert. In der Schulbibliothek sind die Bücher, die ich brauchte, Salto schlagend auf mich zu gehüpft, die hässlichen Vorhänge von Petunia haben Feuer gefangen, als ich sie mal wieder nicht sauber genug gemacht habe, die Rosen sind über Nacht wild gewuchert, als Petunia gemeckert hatte, sie wären nicht schön genau...
Als mein Blick zu Harry schweift, überlege ich, dass auch ihm schon einige Dinge passiert sind. Mein Bruder fängt an zu lächeln und Hagrid strahlt ihn an.
„Siehst du?", meint er. „Harry Potter und kein Zauberer – warte nur ab und du wirst noch ganz berühmt in Hogwarts." Immer wenn sie über Hogwarts reden und dass Harry mich verlassen muss, spüre ich, wie sich eine Trauer in mir breit machen will. Entschlossen schiebe ich das Gefühl beiseite und beschließe, es bis zum letzten Moment zu ignorieren und die Zeit mit Harry zu genießen.
„Habe ich ihnen nicht gesagt, der Junge bleibt hier?", zischt Vernon. „Er geht auf die Stonewall High und wird dafür dankbar sein. Ich habe diese Briefe gelesen und er braucht allen möglichen Unsinn –Zauberspruchfibeln und Zauberstäbe und –"
„Wenn er gehen will, wird ihn ein großer Muggel wie du nicht aufhalten können", knurrt Hagrid. „Lily und James Potters Sohn von Hogwarts fernhalten! Du bist ja verrückt. Sein Name ist vorgemerkt, schon seit seiner Geburt. Bald wird er auf die beste Schule für Hexerei und Zauberei auf der ganzen Welt gehen. Nach sieben Jahren dort wird er sich nicht mehr wiedererkennen. Er wird dort mit jungen Leuten seinesgleichen zusammen sein, zur Abwechslung mal, und er wird unter dem größten Schulleiter lernen, den Hogwarts je gesehen hat, Albus Dumbled –"
„ICH WERDE KEINEM HIRNRISSIGEN ALTEN DUMMKOPF GELD ZAHLEN, DAMIT ER IHM ZAUBERTRICKS BEIBRINGT!", schreit Vernon.
Doch nun ist er endgültig zu weit gegangen. Hagrid packt den pinken Schirm, schwenkt ihn über seinem Kopf hin und her und poltert: „BELEIDIGE NIE – ALBUS DUMBLEDORE – IN MEINER GEGENWART!"
Pfeifend saust der Schirm herunter, direkt auf den breiten Po von Dudley gerichtet – ein violetter Blitz, ein Knallen wie das eines Feuerwerkkörpers, das mich sonst immer mit Euphorie erfüllt, und ein schrilles Kreischen –, und schon beginnt Dudley mit den Händen auf dem Hintern und schmerzverzerrtem Gesicht einen Tanz aufzuführen. Als er sich uns abwendet, sieht man ein Schweineschwänzchen durch ein Loch in seiner Hose.
Vernon tobt. Er zieht Petunia und Dudley in einen anderen Raum, wirft Hagrid einen letzten, angsterfüllten Blick zu und knallt die Tür hinter sich zu.
Hagrid sieht auf den Schirm und streicht sich durch den Bart, völlig ignorierend, dass seine Finger andauernd in Knoten hängen bleiben. „Hätt' die Beherrschung nicht verlieren dürfen, aber hat ohnehin nicht geklappt. Wollte ihn in ein Schwein verwandeln, aber ich denke, er war einem Schwein so ähnlich, dass es nicht mehr viel zu tun gab."
Er sieht uns bedeutungsvoll an. „Wäre euch dankbar, wenn ihr das niemandem erzählt. Ich – ähm – soll eigentlich nicht herumzaubern, um es genau zu nehmen. Ich durfte ein wenig, um euch zu folgen und Harry die Briefe zu bringen und – einer der Gründe, warum ich so scharf auf diesen Job war –"
„Warum sollst du nicht zaubern?", ermittle ich neugierig.
„Nun ja – ich war selbst in Hogwarts, doch ich – ähm – man hat mich rausgeworfen, um euch die Wahrheit zu sagen. Im dritten Jahr. Sie haben meinen Zauberstab zerbrochen und alles, aber Dumbledore hat mich als Wildhüter dabehalten. Großartiger Mann, Dumbledore."
„Kannst du nicht ohne Zauberstab zaubern?", frage ich weiter.
„Nein, das geht nicht. Also mächtige Zauberer wie Dumbledore können es."
„Warum hat man dich rausgeworfen?", stochere ich nach.
„Hör mal, Charlie, es wird spät und morgen müssen Harry und ich in die Stadt und alle Bücher und Sachen besorgen", meint Hagrid.
„Kann Charlie bitte mitkommen?", fragt mein Bruder und nimmt mir die Frage förmlich aus dem Mund.
„Na, von mir aus, wenn ihr dann endlich Ruhe gebt", willigt Hagrid ein und hinter seinem Rücken klatschen Harry und ich ab begeistert.
Hagrid nimmt seinen dicken Umhang ab und wirft ihn uns zu. „Könnt drunter pennen. Macht euch nichts draus, wenn's da drin ein wenig zappelt, ich glaub, ich immer noch ein paar Haselmäuse in den Taschen.
Na, danke auch, wie aufmerksam von ihm, denke ich sarkastisch. Trotzdem mache ich es mir gemütlich und kuschle mich dicht an meine menschliche Heizung namens Harry.
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HeyHiHello meine lieben Leser *winkt euch*
Ich weiß, es ist lange her, seit ich das letzte Kapitel hochgeladen hatte. Zwei Monate waren es ungefähr oder? Eigentlich wollte ich in der Story mit euch jetzt schon viel weiter sein, jedoch bin ich krank geworden und hatte dann verdammt viel für die Schule zu tun.
Ich habe aber jetzt wieder Zeit und meine Beta auch :). Also werde ich ab jetzt ganz viel schreiben! Bald sind ja auch Sommerferien (zumindest für mich) und dann plane ich auch wieder mehr zu schreiben.
ACHTUNG AN ALLE!!! Ihr stellt euch jetzt einen Wecker und dürft mich jeden Tag in den Sommerferien damit nerven, dass ich weiterschreibe, okay?
Ich verspreche euch, dass das nächste Kapitel im Juli kommt und zwar auch in der 1. Ferienwoche! Vielleicht, ganz, ganz, ganz vielleicht kommen sogar 2 Kapitel im Juli, aber nur wenn ihr ganz viel Glück habt!
Liebe Grüße
Eure übermotivierte Lily
PS 1: Habt ihr euch schon einen Wecker gestellt???
PS 2: Ist bei euch auch so schlechtes, überhaupt nicht sommermäßiges Wetter? Und wer hat die Sonne mit dem schönen Wetter geklaut???
~1375 Wörter~ ~30.06.2024~
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