Der Riese gluckst: „Wohl wahr, ich hab mich nicht vorgestellt. Rubeus Hagrid, Hüter der Schlüssel und Ländereien von Hogwarts." Er streckt eine gewaltige Hand aus und schüttelt zuerst Harrys, dann meinen gesamten Arm.

„Was ist jetzt eigentlich mit dem Tee?", fragt er und reibt sich die Hände. „Ich würd' nicht Nein sagen, wenn's was bisschen Kräftiges wäre, wenn ihr versteht was ich meine."

Ich räuspere mich: „Tut mir wirklich leid, Sir, aber im Moment sieht es eher schlecht mit Tee aus. Es sein denn, Sie haben natürlich welchen dabei..."

Der Riese schnaubt, beginnt allerlei Dinge aus den Taschen seines Umhangs zu räumen und drückt sie mir in die Hand: einen Kupferkessel, eine plattgedrückte Packung Würstchen, einen Schürhaken, eine Teekanne, einige ineinandergesteckte Becher und eine Flasche mit bernsteinfarbener Flüssigkeit, aus der er sich einen Schluck genehmigt, bevor er sie wieder wegpackt. „Danke, Kind."

Ich nicke und beginne, den Tee und die Würstchen zu kochen. Bald darauf erfüllt der Duft der brutzelnden Würstchen und des Tees die gesamte Hütte. Während ich arbeite, sagt niemand ein Wort. Als ich die ersten saftigen Würstchen vom Rost nehme und auf den Teller lege, den der Riese mir hinhält, zappelt Dudley ein wenig.

Vernon faucht ihn an: „Dudley, du rührst nichts von dem an, was er dir gibt."

Der Riese entlässt ein düsteres Glucksen von sich: „Dein großer Pudding von einem Sohn bedarf keiner weiteren Mästung, Dursley, keine Panik."

Er überreicht Harry und mir jeweils ein köstliches Würstchen. Mit beherztem Genuss beiße ich hinein und bin überzeugt, dass ich noch nie etwas derart Köstliches gegessen habe. Bei genauerer Betrachtung könnte das sogar sein...

„Entschuldige, aber ich weiß immer noch nicht so recht, wer du eigentlich bist", stellt mein Bruder nach einem Moment der Stille fest.

Der Fremde nimmt einen großen Schluck Tee und antwortet: „Nennt mich Hagrid, das tun alle. Wie bereits erwähnt, bin ich der Hüter der Schlüssel von Hogwarts – über Hogwarts weißt du natürlich alles."

Was ist Hogwarts? Ich muss einen Moment überlegen, bis mir ein Gedanke kommt: Was, wenn dieser Hagrid derjenige ist, der die Briefe geschrieben hat?

„Ähm – nein", antwortet mein Bruder.

Hagrid sieht schockiert aus.

„Tut mir leid", beeilt sich Harry zu sagen. Angesichts von Hagrids Gesichtsausdruck beschließe ich vorerst, meine Klappe zu halten und den stummen Zuschauer zu mimen.

„Tut dir leid?", brüllt Hagrid durch den Raum und blickt zu den Dursleys, die in den Schatten zurückweichen. Ja, ich sollte wirklich lieber leise sein. „Denen sollte es leidtun. Ich wusste, dass du deine Briefe nicht bekommst, aber ich hätte nie gedacht, dass du nicht mal von Hogwarts weißt, das ist ja zum Heulen! Hast du dich nie gefragt, wo deine Eltern das alles gelernt haben?"

„Alles was?", hakt Harry verwirrt nach.

„ALLES WAS?", donnert Hagrid. „Nun mal langsam!"

Er springt auf. In seinem Zorn scheint er die ganze Hütte auszufüllen. Schnell presse ich mich ein wenig hinter meinen Bruder. Die Dursleys kauern an der Wand.

„Wollt ihr mir etwa erzählen", knurrte der Riese, „dass diese Kinder – diese Kinder! – von nichts – von NICHTS wissen?"

Das geht mir jetzt doch ein wenig zu weit und ich kann sehe, dass Harry dasselbe denkt. Immerhin gehen wir die Schule und scheiden nicht schlecht ab! Mit festen Schritten trete ich hinter meine Schutz hervor, während der Sturm um die Hütte tobt, in den ich kurzerhand meine Vorsicht schieße.

„Pah, von wegen! Wir wissen schon einiges!", beschwere ich mich lautstark. „Wir beherrschen Mathe und andere Fächer! Unsere Noten sind auch wirklich gut! Ich verstehe also nicht, warum du hier so herumbrüllst!"

Doch Hagrid, dieser – dieser – ARG!, weist dies mit einer einfachen Handbewegung ab und bemerkt: „Über unsere Welt, meine ich. Eure Welt. Meine Welt. Die Welt eurer Eltern."

Ich öffne schon den Mund, doch Harry kommt mir zuvor: „Welche Welt?"

Hagrid sieht aus, als platzt er gleich. Ich stelle mich ein wenig näher zu meinem Bruder.

„DURSLEY!", lärmt der Riese weiter.

Ein ganz blasser Vernon murmelt irgendetwas vor sich hin. Hagrid starrt Harry und mich mit einem wilden Blick an, sodass ich mich ganz unwohl in meiner Haut fühlte. Äußerlich lässt sich nichts an mir ablesen.

„Aber du musst doch von Lily und James wissen", meint Hagrid. „Ich meine, sie sind berühmt. Ihr seid berühmt."

„Was? Mum und Dad waren doch nicht berühmt!", wehrt Harry ab.

„Du weißt es nicht ... ihr wisst es nicht ..." Hagrid fährt sich verzweifelt mit den Fingern durch die Haare. „Du weißt nicht, was du bist? Was ihr seid?"

Leider fand Vernon in diesem entscheidenden Moment seine Stimme wieder. Gerade jetzt, wenn es spannend wird, denke ich missmutig. „Aufhören! Hören Sie sofort auf, Sir! Ich verbiete Ihnen, den Kindern irgendetwas zu offenbaren!"

Der Riese schien kurz vor dem Explodieren zu stehen. Schnell kralle ich mich von hinten in Harrys Shirt fest. Als Hagrid spricht, zitterte jede Silbe vor unterdrücktem Zorn und Entrüstung: „Du hast es ihnen nie mitgeteilt? Ihnen vorenthalten, was in dem Brief stand, den Dumbledore für sie dagelassen hat? Ich war dabei! Ich hab gesehen, wie Dumbledore ihn dort hin gelegt hat, Dursley! Und du hast ihn Harry und Charlie all die Jahre vorenthalten?"

„Was vorenthalten?", erkundigt sich Harry begierig und auch ich schaute neugierig zu Hagrid hinauf. Endlich gibt es Antworten!

„AUFHÖREN! ICH VERBIETE ES IHNEN!", schreit Vernon panisch. Oder doch nicht, grübel ich frustriet.

„Aach, kocht eure Köpfe doch im eigenen Saft", meint Hagrid schließlich. „Harry, du bist 'n Zauberer."

In der Hütte herrscht mit einem Mal Stille. Nur das Rauschen des Meeres und das Pfeifen des Windes sind noch zu hören.

„Ich bin ein was?", fragt mein Bruder verwirrt und auch ich runzle die Stirn

„Ein Zauberer, natürlich", wiederholt Hagrid und setzt sich wieder auf das Sofa.

„Was ist mit meiner Schwester? Ist sie auch eine Zauberin?"

„Eine Hexe", verbessert Hagrid. „Vermutlich schon."

„Und warum sollten wir Ihnen das glauben?", gebe ich zu bedenken. „Sie haben keine Beweise!"

„Doch, ihr seid Zauberer! Und verdammt gute noch dazu, würd' ich sagen, wenn ihr ein bisschen mehr Übung habt. Was soll man auch anderes erwarten, mit euren Eltern? Aber ich denk, 's ist an der Zeit, dass Harry seinen Brief liest."

Harry streckt die Hand aus und nimmt endlich den gelben Umschlag an. Mit grüner Schrift ist an: „Mr. H. Potter, Der Fußboden, Hütte-auf-dem-Fels, Das Meer" adressiert. Harry zieht den Brief aus dem Umschlag und ich lese über seine Schulter mit.

HOGWARTSSCHULE FÜR HEXEREI UND ZAUBEREI

SCHULLEITER: ALBUS DUMBLEDORE
(MERLINORDEN ERSTER KLASSE, GROSSZ., HEXENMST., GANZ HOHES TIER, INTERNATIONALE VEREINIG. D. ZAUBERER)

Sehr geehrter Mr. Potter,
wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei aufgenommen sind.
Beigelegt finden Sie eine Liste aller benötigten Schulbücher und Ausrüstungsgegenstände.
Das Schuljahr beginnt am 1. September. Wir erwarten Ihre Eule spätestens am 30. Juli.

Mit freundlichen Grüßen

Minerva McGonagall
Stellvertretende Schulleiterin

Also, wenn das kein Scherz der Dursleys ist – sie machen keine Scherze, selbst wenn die Hölle gefriert! –, dann bedeutet das erstens, dass es wahr sein muss und zweitens, dass ich nicht verrückt werde. Es sein denn, es ist ein Traum, überlege ich. Eine Flut von Fragen schießen mir durch den Kopf. Ich blicke zu Harry und bemerke, dass ihm es genauso geht. Bevor ich auch nur darüber nachdenken kann, welche ich zuerst stellen soll, stammelt mein Bruder: „Was soll das heißen, sie erwarten meine Eule?"

„Galoppierende Gorgonen, da fällt mir doch ein..." Hagrid schlägt sich die Hand gegen die Stirn und fängt an, in seinem Umhang zu wühlen. Dann holt er eine Eule – eine echte, lebende, zerzauste, kleine Eule – aus einer der tausend Taschen und kritzelt auf ein kleines Stück Pergament mit einem Federkiel eine kurze Notiz. Obwohl die Buchstaben für mich auf dem Kopf stehen und Hagrid eine sehr krakelige Schrift hat, kann ich mehr als die Hälfte einigermaßen entziffern.

Seer gerter Mr. Bumbleflore,

... Harry zeinen Drief übereicht. ... mörgen mit, um zeine Sächen einsukauhen.

Wwetter izt furchterjich. Hofe, Sie zind wollauf.

Hagrid

Der Riese übergibt die Nachricht der Eule und schleudert sie hinaus in den tobenden Sturm. Einige Bedenken quälen mich, ob die Nachricht überhaupt ankommt und ob die arme Eule das überleben wird.

„Was ist mit meiner Schwester?", erkundigt Harry.

„Was soll mit ihr sein?" Hagrid beobachtet ihn verwirrt an.

„Warum bekommt Charlie keinen Brief?", erläutert Harry seine Frage. Das ist eine berechtigte Frage! Was ist mit mir? Muss ich hierbleiben? Wollen sie Harry und mich trennen? Bei der Vorstellung fängt meine Nase unangenehm zu kribbeln an und mir schießen kleine Tränen in die Augen. Entschlossen blinzle ich sie weg. Sie werden es nicht schaffen, uns zu trennen!

Wie falsch ich doch lag...

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Hallöchen,

ein neues Kapitel, Juhu! Leider muss ich euch sagen, dass ich nur noch ein korrigiertes Kapitel im Petto habe (Netto noch 3 oder 4...), allerding hat meine Beta in nächster Zeit keine Zeit zum Drüberlesen (Schule, wer kennst es nicht?). Also wünschen wir ihr zusammen Glück!

Darüber hinaus wollte ich die Gelegenheit nochmals nutzen und ihr danken, dass sie ihre Zeit opfert und hier Korrektur macht! Vielen, vielen Dank!!!

In dieser Zeit werde ich mich wohl einer anderen Idee oder so widmen, dass wir dann zusammen mit ihr weitermachen können. Schaut dann gerne in die Geschichte rein, wenn ich sie hochlade.

Vielleicht habt ihr auch Ideen/ Wünsche/ Vermutungen worüber es gehen könnte?

Außerdem wird es vermutlich noch eine Überarbeitung des letzten, dieses und den nächsten Kapiteln geben, weil mir vor ein paar Tagen (im Unterricht) mehrere Sachen aufgefallen sind, die mir nicht so passen. Aber das passiert wahrscheinlich eh nicht vor den Sommerferien. ;P

Das nächste (und vorläufig vermutlich letzte) Kapitel kommt dann in ca 2-4 Wochen.

Ihr könnt in der freien Zeit ja fleißig Kommentare schreiben ;D oder Vermutungen über irgendwas stellen!

Bis in ein paar Wochen

Eure Lily

~1425 Wörter~ ~25.03.2024~