Silvester
Unruhig lief ich den langen Parkplatz auf und ab, immer auf der Suche nach einem silbergrauen Auto mit einem Berliner Kennzeichen.
Ich seufzte, Basti und ich waren mittlerweile seit zwei Jahren zusammen und ich vermisste ihn jeden Tag, an dem er nicht bei mir war. Telefonate könnten niemals seine Berührungen ersetzten. Dieses Silvester trafen wir uns wieder, irgendwo in der Pampa mit Kevin, Masha, zwei Freunden von uns und einem Kumpel von Kevin.
Mit den gleichen Personen hatten wir letztes Jahr bereits gefeiert, es war toll gewesen. Basti reiste dieses Jahr wie ich schon einen Tag früher an, das heißt das Holzhaus im Wald gehörte uns ganz alleine. Genauso wie der Abend, an dem wir essen gehen würden. Mein Blick schweifte nochmal den langen Parkplatz entlang als ich endlich ganz am Ende ein Auto erkannte, was gerade einparkte. Zögerlich lief ich darauf zu, aber in der Sekunde in der die Tür aufging, sprintete ich, ich flog beinahe über den Asphalt. Basti, der gerade ausstieg, grinste von einem Ohr zum anderen und ich rannte noch schneller, um jede Sekunde mit ihm auszukosten.
Endlich war ich bei ihm, wir fielen fast zu Boden, weil ich ihn so ruckartig umarmt hatte. Wir kicherten, unsere Lippen berührten sich und kein Silvesterfeuerwerk konnte an das herankommen was in meinem Bauch explodierte. Ich lachte, in seinen Armen, seine Lippen auf meinen hatte ich so fucking sehr vermisst, seine Berührungen, seine Augen die leuchteten, etwas was Kameras niemals ganz einfangen konnten. Es fühlte sich an als wäre mein Körper mit Drogen zu gepumpt, komplett dicht, mir war schwindelig, hatte Angst, dass ich Basti mir nur einbildete, so surreal fühlte es sich an, ihn vor mir zu sehen. Ich wollte ihn nie wieder loslassen, wollte ihn für immer festhalten.
Ich fürchtete, dass er eines Tages jemand anderen in Berlin kennenlernte, jemand der jeden Tag für ihn da war, ihn jeden Tag umarmen konnte, mit ihm nicht nur übers Telefon Sex haben konnte.
Jemand der ihm mehr gab als ich es konnte.
Genau wegen dieser Angst umklammerte ich ihn noch mehr, lachte in seine Jacke hinein, er küsste mich auf den Kopf und lachte auch leise und dunkel.
Dann nahm er meine Hand, eine alltägliche Geste für viele Paare, doch für mich war es als wäre das achte Weltwunder in einer Nacht direkt vor meinen Augen erbaut worden.
Die Scheinwerfer des Autos waren die einzigen Lichter im dunklen Wald, ich hatte meinen Kopf an die Fensterscheibe gelehnt, das Essen im Restaurant hatte mich träge und müde gemacht. Die Steinchen auf dem Weg knirschten unter den Reifen, als Basti in die Einfahrt des einsamen Hauses bog. Er hielt und stupste mich an. „Wach werden Stegi..."
„Mhhm" grummelte ich und streckte mich. Wenig später hatten wir unsere Betten bezogen, die Heizung angemacht und Basti hatte geduscht. Ich lag in unserem Bett, scrollte durch Tiktok, als er durch die Tür kam, in Jogginghose und mit verstrubbelten Haaren.
Sein Oberkörper war nackt, es raubte mir den Atem, weil er so verdammt gut aussah.
So richtig beschissen gut, warum lebte er so verdammt weit weg. Ich sprang vom Bett auf, legte meine Hand an seine Hüfte und zog ihn bestimmt zu mir. Unsere Blicke verloren sich ineinander, seine blaugrünen Augen vermischten sich mit meinen gelbgrünen, wir ertranken in den Blicken des jeweils anderen. Behutsam legte er seine Lippen auf meine, ich presste ihn noch dichter an mich. Unser Kuss wurde verlangender, fordernder.
Schließlich wanderten meine Lippen sein Schlüsselbein hinab, knabberten etwas an der Haut dort, neckten ihn. Er stöhnte leise, dann warf er mich aufs Bett, pinnte meine Handgelenke mühelos in der Matratze fest und setzte sich auf meine Hüfte.
„Wir sollten doch unseren Abend nutzen was?" fragte er mit rauer Stimme und ich nickte nur heftig, weil es mir schlicht und ergreifend die Sprache verschlagen hatte.
Stürmisch küssten wir uns erneut, seine Finger tanzten auf meiner erhitzten Haut.
Er sollte nie wieder verschwinden.
Nie wieder gehen.
Später lagen wir dicht an einander gekuschelt da, leise lachend und erschöpft atmend.„Ich liebe dich so sehr, so unglaublich sehr" wisperte ich leise, seine Hand war verschränkt mit meiner, es sollte verdammt nochmal jeden Abend so sein.
Ich war es leid abends allein im Bett zu liegen, mit ihm zu telefonieren und mir im Halbschlaf einzureden, dass er direkt neben mir war, war es leid ihn nur zu haben um ihn wieder gehen zu lassen.
Ich hasste, dass meine Gedanken schon zum Abreisetag wanderten, dem Tag an dem ich nur schlechte Laune haben würde.
Jetzt lag ich noch in seinen Armen, sicher und geborgen, übermorgen war erst Silvester, aber wie ich es kannte würde die Zeit dahinschmelzen, wie eine Kugel Erdbeereis.
Dann würde ich wieder allein sein.
Verdammte scheiße hasste ich es.
Aber noch hatten wir viel Zeit, noch fühlte ich Bastis Atem auf meiner Haut.
Leider zerfloss mir die Zeit zwischen den Händen, verfiel zu Staub und wurde fortgeweht, direkt vor meinen Augen und plötzlich standen wir zu siebt auf irgendeiner Mauer, Alkohol in den Händen und ebenfalls in unserem Blut, auf Mitternacht wartend.
Basti war der einzige nüchterne, er hielt eine Speziflasche in der Hand und grinste, wenn Kevin uns lallend alte Schulgeschichten erzählte.
Von hier konnte man gut das Feuerwerk sehen, wir waren aus dem Wald rausgefahren und standen an einem alten, eingefallenen Gebäude. Die Mauer hier war vermutlich eine Gartenmauer gewesen, man konnte weit und gut sehen, dennoch waren wir für uns.
„Noch fünf Minuten" verkündete Kevin und wir anderen kramten bereits aufgeregt in unseren Taschen auf der Suche nach einem Feuerzeug um wenigstens Wunderkerzen anzuzünden.
Keiner hatte es dabei, nur Anton, ein Freund von Basti und mir konnte Streichhölzer hervorzaubern. Gerade als er das erste angezündet hatte, fing Kevin laut anzubrüllen.
„ZEHN, NEUN, ACHT, SIEBEN, SECHS, FÜNF, VIER, DREI, ZWEI, EINS!!!"
Ein lauter Jubel brach aus, Bastis Lippen trafen meine und in meinen Ohren rauschte es, das Feuerwerk was um uns herum explodierte verstummte, da war nur er und die Zeit schien stehengeblieben zu sein. Federleicht berührten seine Finger meine Wange, ganz sanft flatterten Millionen Schmetterlinge in meinem Bauch herum.
Er sollte nicht wieder gehen, niemals.
Seine Hände, seine Haare, seine Lippen.
Seine gottverdammten Lippen, die mir keine Kamera der Welt geben konnte.
Nachdem wir alle uns gegenseitig umarmt hatten, teilweise in einem wirren Knäuel und wir nun zum zehntausendsten Mal „FROHES NEUES JAHR!" gebrüllt hatten, kramte Basti nachdenklich in seiner Tasche. „Ich habe was für dich" flüsterte und drückte mir eine Klarsichtfolie in die Hand. Verdutzt nahm ich diese an und meine Augen weiteten sich, als ich erkannte was es war. Ein Mietvertrag für eine Wohnung in Berlin.
„Du kannst sie natürlich noch mal anschauen kommen und wir würden noch ein paar Dinge klären, aber theoretisch bin ich bereit dich Sturkopf 24/7 zu ertragen"
Fassungslos schaute ich ihn an und sein Blick wurde unsicherer. „Natürlich nur w-wenn du willst" stotterte er und wollte mir die Klarsichtfolie schon wieder aus der Hand reißen, als ich ihn beinahe erdrückte. „Ja, natürlich will, ich will dich jeden Tag nerven, ich will dich nicht wieder gehen lassen"
„Gib. Mir. Luft. Zum. Atmen" brachte er mühsam heraus und ich lockerte meine Umarmung etwas, nur um mich dann an seinen Schultern hochzudrücken, immer wieder, ich sprang auf und ab wie ein kleines Kind.
Dieses Jahr würde ein besseres als all die Jahre davor, weil Basti immer da sein würde.
Dieses Jahr würde unser Jahr werden.
Ein neues Jahr mit Basti und ich wusste, dass noch viele unglaublich fantastische weitere Jahre mit ihm folgen würden.
Nein, Basti würde nicht einfach gehen, dass hatte er die letzten zwei Jahre bewiesen, als wir uns ein, zweimal gestritten hatten. Als ich ihm von der Angst erzählte, dass er jemanden anderen kennenlernen würde, hatte er mir eine Liste geschickt an den Dingen die absolut einzigartig an mir waren.
Ich wollte ihn immer um mich herum haben, wollte immer ganz selbstverständlich seine Lippen auf meine drücken.
„Frohes neues Jahr" wisperte er, er hielt mich dicht an sich gedrückt und wir sahen dem Feuerwerk beim Explodieren zu.
„Frohes neues Jahr" erwiderte ich und drückte seine Hand.
Dieses Jahr würde vielleicht nicht alles gut werden, aber manchmal reichte es wenn kleine Dinge besser wurden.
Und das taten sie, von Tag zu Tag.
Weil ich Basti hatte und er mich.
Jooo, frohes neues Jahr :) Diese Geschichte ist endlich fertig, immer noch danke, dass die so gut ankam, das ist fr einfach nur bisschen Geschreibsel ohne viel Gedanken gewesen.
Ich hoffe 2024 wird ein gutes Jahr für euch. Eigentlich wäre der Teil auch gestern gekommen, aber Ella war zu Besuch und ich seh sie fucking selten, deshalb kommt das hier nen Tag später.
Wie kann es 2024 sein, ich hab gestern diese Story angefangen, und vorgestern gefühlt den letzten Silvesteroneshot hochgeladen (der existiert seit heute btw nicht mehr, hab ihn gelöscht hehe) Vielleicht liest man sich ja noch irgendwo, vielleicht komm ich ja mal mit ner neuen Geschichte um die Ecke, zumindest hab ich schon eine neue angefangen zu schreiben, mal sehen. Machts auf jeden Fall gut, habt nen tolles Jahr <3
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