Who lives, who dies...
"In winter, when the fields are white
I sing this song for your delight."
-Humpty Dumpty, Through the Looking-Glass
Drei Tage vor Weihnachten schloss das Night Raven College, versteckt unter einer Decke aus Schnee, seine Tore bis ins nächste Jahr. Schüler und Lehrer, sie alle kehrten nachhause zurück, um mit ihren Familien zu feiern oder einfach die Ferien zu genießen und auch Riddle, Cater und Trey fanden sich kurz darauf in ihrem kleinen Dorf wieder. „Wir sehen uns am zweiten Feiertag“, sagte Trey zum Abschied und küsste Cater auf die Wange, bevor er sich lächelnd an Riddle wandte. „Falls deine Mum es nicht zulässt, dass wir uns vorher noch Mal sehen, wünsche ich dir schon Mal frohe Weihnachten und einen guten Rutsch. Komm, lass dich drücken.“ Der Rothaarige lies sich in die Umarmung ziehen und lächelte, denn ihm war nicht entgangen, dass sein Sandkastenfreund ihn seit seinem Overblot und der Sache mit Alois noch behutsamer behandelte als sonst.
Als sie sich lösten und sich noch einmal zum Abschied winkten, lief Trey durch den hohen Schnee in Richtung Marktplatz, während Riddle und Cater weiter die Straße hinunter liefen. Dem Jüngeren war nicht entgangen, dass sein Mitschüler noch häufiger auf sein Handy starrte als sonst und leicht nervös mit dem Ende seines Schals spielte. „Ist... Ist alles in Ordnung?“, fragte er schließlich, einfach weil die Stille ihm zu unangenehm wurde. Cater atmete aus und sah dabei zu, wie sein, von der Kälte sichtbar gemachter, Atemzug sich langsam vor seinen Augen auflöste. „Ach, es ist nur so, dass weder mein Dad noch meine Schwestern es für nötig halten mir Mal zu antworten und ich Dummkopf mache mir Sorgen, obwohl sie vermutlich nur zu faul sind sich zu melden. Sorry!“
Riddle winkte ab und den Rest des Weges verbrachten sie schweigend.
„Joa, also dann. Frohe Weihnachten und 'nen guten Rutsch. Wir sehen uns!“, sagte Cater, als sie am Gartentor von Riddles zuhause ankamen. Riddle erwiderte die Grüße, öffnete das Tor und ging hinüber zur Haustür. Kaum hatte er sich selbst rein gelassen, alles abgestellt und sich von seinen nun überflüssigen Schichten Kleidung befreit, sah er sich verwirrt um. Normalerweise wäre seine Mutter in den Flur gehechtet, sobald sie den Schlüssel im Schloss gehört hätte, doch jetzt stand er alleine hier. „Mama, ich bin zuhause!“, rief er, doch es kam keine Antwort. Nun, vielleicht muss sie ja überstunden machen oder Besorgungen erledigen. Er dachte sich nicht viel dabei, brachte seine Sachen auf sein Zimmer und begann in aller Ruhe auszupacken.
Cater hingegen war ein wenig angesäuert, als sein Klingeln an der Tür genauso ignoriert wurde wie seine Textnachrichten der letzten Tage. Sein Vater antwortete schon seit fast einer Woche nicht mehr, wahrscheinlich hatte er stress auf der Arbeit, aber auch seine Schwestern hatten gestern aufgehört zu antworten. Und nun, da ihm niemand die Tür öffnete, musste er, bepackt wie er war, seine Taschen in den Schnee werfen und sich selbst aufschließen. Er hatte seiner Familie nur selten den Marsch geblasen, aber nun wurde es eindeutig Zeit dafür. „Hallllo, ich bin wieder da. Ihr wisst schon, Cater! Ich gehöre auch zur Familie, falls ihr das vergessen habt!“, rief er durch den Flur, während er sich Jacke und Schuhe auszog, aber eine Antwort bekam er keine. „Dad?“ keine Antwort. Cater schüttelte den Kopf und setzte zu einen letzten Versuch an, einen, von dem er wusste, dass er dieses Haus nicht verlassen konnte. „Alois?“
Nichts. Absolut gar nichts. Hatte er sich im Haus geirrt oder was war schief gelaufen? Der kleine Geist konnte ihr Grundstück gar nicht verlassen.
Abwesend klickte er auf den roten Knopf am Telefon, der eine AB Nachricht anzeigte und während die Nachricht lief, lugte er vorsichtig in die verschiedenen Zimmer. Keines Spur.
„Mr Diamond!“, polterte eine tiefe, wütende Stimme aus den Lautsprechern des Telefons, „ich habe bereits versucht sie mobil oder per E-Mail zu erreichen, aber nichts hat funktioniert. Die offizielle Verwarnung würde ich gerne von Angesicht zu Angesicht aussprechen, aber das kann ich nicht, wenn sie ohne ein Wort von der Arbeit weg bleiben. Melden Sie sich unverzüglich bei mir oder sie haben die Kündigung schneller im Briefkasten, als sie gucken können!“
Ein Piep Ton markierte das Ende der Nachricht und Cater starte das Telefon perplex an, als ob die Verwarnung an ihn gerichtet gewesen wäre und nicht an seinen Vater. „Was soll das heißen? Dad nimmt die Arbeit so ernst, dass wir ihretwegen jedes Jahr mindestens einmal umziehen. Wieso sollte er einfach weg bleiben und seinen Boss ignorieren, das macht gar keinen Sinn“, überlegte er laut, plötzlich nicht mehr so sicher, ob er seine innere Panik länger unterdrücken könnte. Wie vom Blitz getroffen rannte er los, schaute in jedem Zimmer nach und rief nach ihnen, jedoch ohne Erfolg. Mit pochender Brust stieg er zu guter letzt die Leiter zum Dachboden rauf und öffnete die Luke, um hindurch zu klettern. „Leute, seid ihr hier?“, fragte er, auch wenn er wusste, dass der Gedanke, wie sie alle drei hier beim Kaffeklatsch saßen und Cater so sehr pranken wollten, dass sie sogar eine Kündigung im Kauf nahmen, völlig absurd war. Vorsichtig tastete er nach dem Lichschalter, doch kaum wurde der Raum von Licht überflutete, wünschte er sich er hätte es dunkel gelassen. Er wollte schreien, das wollte er wirklich, immerhin war das in so einem Moment doch eine normale Reaktion, aber er war zu geschockt um auch nur einen Laut zu Stande zu kriegen.
Sein Vater konnte natürlich nicht arbeiten gehen und seine Schwestern waren verständlicherweise nicht dazu in der Lage auf seine Nachrichten zu antworten, wenn sie mit abgetrennten Köpfen auf dem Dachboden eingeschlossen waren. Cater hatte das Gefühl, als ob sich eine unsichtbare Kordel um seinen Hals legen und langsam zuziehen würde und den Drang an Ort und Stelle zu brechen konnte er nur schwer unterdrücken.
Hilfe, er musste Hilfe holen.
Riddle war nur ein paar Häuser weiter weg und vielleicht kannte seinen Mutter einen guten Artz... "Arzt? Bestatter meinst du wohl. Ihre Köpfe sind ab!", schrie der logische Teil seines Kopfes ihn an, während er Riddles Nummer wählte und wartete. Zum Glück hob der Rothaarige schnell ab, auch wenn er etwas genervt klang. „Was ist denn noch? Ist Silvester schon vorbei?“, fragte er anstelle einer Begrüßung, hörte aber sofort auf mit der schroffen Art, als er ein schweres Atmen durchs Telefon hörte, als ob sein Gesprächspartner gleich hyperventilieren würde. „Cater, was ist los? Hat Magicam deinen Account gesperrt?“
„Komm her. Bitte.“ Mehr wollte er nicht sagen, denn er hatte das Gefühl als ob jedes Wort ihn die Kehle weiter zuschnüren würde. „Könntest du mir jetzt bitte erst Mal sagen was passiert ist? Du wirkst völlig durch den Wind“, antwortete der Rothaarige, weniger genervt, aber immer noch sehr herrisch. Cater wollte es aber nicht aussprechen, es auszusprechen würde es wahr machen. Offensichtlich hatte er aber etwas zu lange geschwiegen. „Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden. Ich lege dann jetzt a-“
„Sie sind tot, Riddle! Meine Familie ist tot! Wenn du jetzt so nett wärst deinen Hintern hierher zu bewegen!“ Vielleicht war es falsch seinen Frust gegen Riddle zu richten, aber er hatte jetzt echt keinen Nerv für dessen Disziplinierung. Kaum hatte er es ausgesprochen, war es wirklich wahr. Es war kein Albtraum und keine Illusion, das hier passierte wirklich. „...ich bin gleich da. Falls du das noch nicht getan haben solltest, wäre es vielleicht besser, wenn du die Polizei rufst.“ Dann legte Riddle auch schon auf, sehr zu Caters Erleichterung, denn er konnte den Reiz nicht länger verdrängen und erbrach auf den Holzdielen. Verdammt was ist nur passiert, wer war das? Wurden sie ermordet? Natürlich wurden sie ermordet, Cater jedenfalls hatte noch nie gehört, dass Köpfe von alleine abfielen. Aber wer und vor allem warum? Mit zitternden Händen hob er sein Handy wieder auf und versuchte den Notruf zu wählen, während er die Reste seines wiedergekauten Frühstücks mit den Ärmeln von seinen Mundwinkeln wischte, als er die Dielen plötzlich knartschen hörte. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sich eine Gestalt aus dem Schutz der Schatten löste, doch zum handeln war es zu spät.
Riddle: Frohe Weihnachten an alle, die das hier im Dezember lesen, I guess
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