Geisterstunde
"It's very provoking to be called an egg - very!“
-Humpty Dumpty, Through the Looking-Glass
Wie erwartete schaute Riddles Mutter etwas sparsam, als sie von ihrer Arbeit im Vorgarten aufsah und ihren Sohn in Begleitung eines anderen Jungen daher kommen sah. Der unbekannte Junge hatte seine Nase die ganze Zeit in sein IPhone gesteckt und sprach zu Riddle ohne ihn anzusehen (unhöflich) bis er abrupt stehen bliebt und auf das Haus schräg gegenüber von ihnen deutete. Mrs. Rosehearts folgte dem ausgestreckten Finger und stellte entsetzt fest, dass es diese seit Jahren verlassene Bruchbude war, der Schandfleck der Nachbarschaft, vor dem seit vorgestern ein großer Umzugswagen stand.
Erst gestern hatte dieser eingebildete Bänker mit seinen zwei Gören an ihrer Tür geklingelt um sich vozurstellen, wobei er ganz nebenbei erwähnte, dass sein Sohn ein Internat besuche und erst am morgigen Tag sein neues Zuhause begutachten würde. Da die Regeln der Herzkönigin es verlangten, ludt sie diese komische Familie zum Tee ein, doch anfreunden konnte sie sich mit der quirligen Art der Diamonds nicht. Cater, so hatte der neue Nachbar seinen Sohn bezeichnet, winkte Riddle zum Abschied, überquerte die Straßenseite und machte sich auf den Weg zu dieser heruntergekommenen Bruchbude.
Sie wischte sich die mit Erde bedreckten Hände an ihrer Schürze ab und ging auf ihren Sohn zu, der so eben das Gartentor öffnete und leichte Schwierigkeiten dabei hatte eben dieses Tor mit Rucksack und Koffer zu passieren. „Riddle Rosehearts, wer war diese Junge? Wie oft habe ich dir gesagt, dass Freunde bloß eine Last sind?“, fragte sie sofort. Riddle seufzte tief. „Cater ist nicht mein Freund, Mutter. Er geht auch auf das Night Raven College und wir sind im selben Dorm. Dummer Weise ist er hierher gezogen.“
Riddle hielt inne und sah hinüber zu dem Haus, dass von nun an von den Diamonds bewohnt sein würde, jedenfalls bis Mr. Diamonds Beruf ihn in die nächste Ecke Twisted Wonderlands beordern würde. „Dieses Haus steht schon leer solange ich denken kann. Ist das überhaupt bewohnba-“, Der Rothaarige brach ab, als seine Mutter ihm schwungvoll den Koffer entriss, ihn am Arm packte und unbeirrt auf die Haustür zuging. „Darum solltest du dir keine Gedanken machen, Riddle. Jetzt komm, geh' deine Sachen auspacken. Um halb gibt es Essen.“
Er war perplex davon wie schnell seine Mutter das Thema wechselte und etwas schummrig zu Mute war ihm dabei auch. Er erinnerte sich wieder daran wie viel Mühe seine Mutter sich dabei gegeben hatte Alice Liddells Existenz aus seinem Bewusstsein zu streichen und er verstand nach wie vor nicht wieso, doch zu fragen traute er sich auch nicht.
Oder vielleicht doch? Während Riddle seinen Koffer auspackte, bereitete er sich auf das Abendessen vor, indem er das Gespräch mit seiner Mutter übte. In Geschichtsbüchern wurde Alice immerhin nicht als Heldin dargestellt, sondern als das dummes, naives Balg das sie nun Mal war, also wieso machte seine Mutter so einen Aufstand darum? Gerade als er auch das letzte Hemd zurück in den Schrank gelegt und das letzte Buch zurück an seinen festen Platz im Regal geschoben hatte, schlug die Uhr halb und er ging hinunter zum Abendessen. 'Jetzt oder nie', dachte er, als er am gedeckten Tisch platzt nahm und seine Mutter ihn den Teller vor die Nase stellte. Kaum saßen sie sich gegenüber, platzte es aus ihm heraus: „Mutter, weißt du wer Alice Liddell ist?“
Zack! Das Messer, dass die Zitrone in Scheiben für das Mineralwasser schneiden sollte, halbierte die Frucht mit mehr Gewalt als eigentlich nötig. Riddle sah entgeistert zu, wie seine Mutter das Messer mit voller Wucht in den Holztisch schlug und ihn misstrauisch beäugte. „Wieso fragst du das? Habt ihr in der Schule über sie geredet?“
Ihre Stimme klang Ruhig, doch ihr Blick hätte Menschen töten können. Riddle schluckte. „N-Nein, aber ich habe in der Bibliothek über sie gelesen und da du mir doch schon von klein auf so viel beigebracht hast war ich verwundert, dass ihr Name in meinen Studien nie gefallen ist.“ Mrs. Rosehearts brummte verstehend, zog das Messer wieder aus dem Holz und machte sich daran die Zitrone zu schneiden. Eine Scheibe lies sie elegant, aber spritzend in Riddles Glas fallen. „Alice Liddell war ein fürchterliches, junges Ding und eine noch fürchterliche, junge Erwachsene, Gott habe sie selig, auch wenn sie Gottes Segen nicht verdient hat.“ Riddle rutsche beunruhigt auf seinem Stuhl hin und her, in Reue versinkend, dass er das Thema überhaupt angesprochen hatte. „Sie war so fürchterlich, so respektlos, ich konnte dich nicht ihrem Einfluss aussetzen.“
„Verzeih' die Frage, Mutter, aber du sprichts als ob du Alice persönlich gekannt hättest.“
Ihre dünnen Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln, dass Riddle nur selten an seiner Mutter sah. „Nicht direkt“, sagte sie und begann dann zu essen, als ob nie etwas gewesen wäre. Doch die angespannte Stimmung hing nach wie vor in der Luft, so dass Riddle es nicht wagte das Thema erneut anzusprechen.
Cater konnte in dieser Nacht nicht schlafen. Vielleicht lag es daran, dass es die erste Nacht in seinem neuen zuhause war, vielleicht auch daran, dass seine Schwestern ihm als Willkommensgeschenk all seine Lieblingsspeisen gekocht hatten und er eindeutig zu viel gegessen hatte, vielleicht aber auch daran, dass er kurz vor dem zu Bett gehen noch stundenlang auf Magicam unterwegs war. So oder so, er bekam kein Auge zu.
Kurz spielte er sogar mit dem Gedanken auf den Marktplatz zu Clovers Backwaren Spezialitäten zu schleichen und nach der Eingangstür zu der kleinen Wohnung oben drüber zu suchen, doch erstens wollte er weder Trey noch seine Eltern wach klingeln und zweitens kannte er sich hier noch gar nicht aus und würde sich im Dunkeln wahrscheinlich verlaufen. Schließlich schnappte er sich sein Handy vom Nachttisch und schaltete es ein. „Mirra, Mirra, nenne mir Möglichkeiten um schnell einzuschlafen.“
„Ich habe 20 Suchergebnisse zu deiner Frage gefunden“, antwortete die monotone Computer Stimme und nach wenigen Sekunden scrollen stieß er auf "warme Milch mit Honig". Er war kein Freund von süßen Nahrungsmitteln, aber nur warme Milch klang äußerst verlockend. Leise schlüpfte er aus seinem Bett direkt in seine Häschen Pantoffeln (die er als aller erstes aus den Kisten befreit hatte) und schlich den Flur entlang zur Küche. Ein kalter Schauer lief ihn über den Rücken und er erinnerte sich plötzlich an Grusel Fakten, die er mal auf Magicam gelesen hatte. "Wenn die Temperaturen in einem Raum schlagartig sinken, ist das der Beweis dafür, dass sich ein Geist in deiner Nähe befindet."
Cater kicherte über sich selbst, denn natürlich erinnerte er sich jetzt, um ein Uhr morgens, im kalten Hausflur und einem dünnen Sommer Pyjama an die Horror Sachen, die er irgendwann Mal in 2016 gelesen hatte. Trotzdem wünschte er sich, er hätte zumindestens sein Oberbett mitgenommen.
Tip Tip Tip Tip...
Cater wirbelte herum, ziemlich sicher Schritte hinter sich gehört zu haben. Wenn das einer seiner Schwestern war, die versuchte ihn zu pranken, dann würde er auf der Stelle ausziehen!
Aber der Flur war leer und eine Möglichkeit sich schnell zu verstecken gab es nicht, also musste er sich das eingebildet haben. Der Einzige Ort an dem Geister sich zeigten war das NRC und selbst da waren die Meisten von ihnen eher schüchte
„Humpty Dumpty sat on a wall,
Humpty Dumpty had a great fall;
All the king's horses and all the king's men
Couldn't put Humpty together again.“
Okay, das hatte er sich jetzt aber nicht eingebildet! Erneut wirbelte Cater herum, auf einmal ziemlich sicher, dass die Stimme, eine erstaunlich junge Stimme, aus der Küche kam.
Im ersten Impuls griff er die kleine Lampe von der Kommode, als ob er sich damit gegen einen Geist wehren könnte, und schlich behutsam auf die Küche zu.
„Oh weh mir, meinen Kopf verlor ich an die rote Königin. Ihr Zauber hält mich hier gefangen mein Dasein zu fristen. Selbst Humpty Dumpty ein herrlicheres Schicksal traf, mein Gott, mein Gott.“
Ohne Vorwarnung schlug Cater die Küchentür auf, die Lampe drohend erhoben, nur um von überrascht geweiteten Kinderaugen beäugt zu werden. Ebenfalls überrascht lies er die Lampe wieder sinken und sah diesen jungen mit den blonden Haaren, der blauen Jeans Latzhose und der babyblauen Schleife im Haar an. „Oh meine Güte, ich war unvorsichtig. Bitte verzeiht, aber dieses Haus war zuletzt vor sieben Jahren bewohnt. Ich bin nicht an Mitbewohner gewohnt“, stammelte der Junge und stand auf. Etwas verdattert versuchte Cater ihn aufzuhalten, doch der Blonde lief einfach durch ihn hindurch und im nächsten Moment war er verschwunden.
Geist: I hate my life
Cater: What life? U r ded
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