
CHAPTER 54- WHO AM I?
PHILADELPHIA, PENNSYLVANIA, TOLD BY RILEY
Ich musste das erste Mal in meinem Leben ein Versprechen brechen.
Ich fühlte mich so beschissen, als ich Ana mit einem enttäuschtem Gesichtsausdruck in Nates Penthouse zurückgelassen hatte.
Diese Last, nichts über die nicht vorhandene Greencard meiner Mom erzählen zu können, saß jetzt schon seit Jahren auf meinen Schultern.
Ich kannte es eigentlich gar nicht anders.
Innerlich wusste ich, dass Mia, Ana und Julie es niemandem erzählen würden, doch dann würde ich das Versprechen, das ich meinem Dad gegeben hatte, brechen, auch wenn er selbst fast jedes unserer Versprechen im Laufe der Jahre gebrochen hatte.
Aber ich durfte meine Mom nicht verlieren und das zählte eben am meisten.
Diese Welt, in der wir lebten, war schon ziemlich verrückt und für meinen Geschmack etwas zu verrückt.
Ich wusste nicht, ob es wirklich richtig war, dass ich in diesem Augenblick auf meinem Oberteil eine Nummer trug und darauf wartete, dass ich endlich aufgerufen wurde.
Na ja, aber das Vorcasting für den ,,Personality Wettbewerb" war vielleicht auch genau das, was mich irgendwie von dem ablenken konnte, was gerade alles in meinem Leben schief lief.
Vor vier Monaten hatte ich beschlossen hier mitzumachen, um Spaß zu haben, meine Persönlichkeit allen zu zeigen, doch nun nach der Reise nach L.A. machte ich in erster Linie mit, um die 30.000$ zu gewinnen.
Meine Mom würde das Geld brauchen.
,,Nummer 56", rief eine junge Frau und blickte sich in der großen Wartehalle um.
Ich erhob mich und wurde in einen Raum geführt.
,,Guten Tag, Riley Suarez", sagte eine Frau, vielleicht Anfang vierzig mit blonden Locken, nachdem ich eintreten durfte.
,,Hallo, schön Sie kennenzulernen", sagte ich und gab ihr und den zwei Männern, die ebenfalls im Raum saßen, die Hand.
Die Frau machte eine Andeutung, dass ich auf einem Stuhl Platz nehmen sollte und setzte sich ihre Lesebrille wieder auf die Nase.
,,Mein Name ist Diane und das sind Mike und Tom", meinte sie und zeigte auf die Männer hinter sich, woraufhin ich nickte.
,,Okay, also der heutige Tag besteht erst einmal darin, dass wir dich kennenlernen, deine Persönlichkeit und deinen Charakter. Wenn du uns von dir überzeugen kannst, bist du drinnen, auch wenn sich deine Bewerbung schon danach angehört hat, dass du deinem Charakter freien Lauf lässt."
Ich nickte nochmal und sah mich etwas in dem Raum um.
Ich konnte nicht glauben, dass ich wirklich da war.
Seit Wochen hatte ich mich schon auf dieses Gespräch vorbereitet, mir die letzten Staffeln angesehen, doch jetzt wusste ich nicht mal mehr selbst, wer ich eigentlich war.
Ich war ein Mädchen, dass fast vergewaltigt worden war, ein Mädchen, dass ihren Freund betrogen hatte, eine Hure, wie Darren es mir bewusst gemacht hatte, eine Frau, die sich ihre Zukunft verbaut hatte und jetzt auch eine Lügnerin.
Und das Schlimmste war, dass ich so gar nicht sein wollte.
Mein Mund wurde trocken. Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen und schob einen Teil meiner roten Haarsträhnen hinters Ohr.
,,Ich bin Riley Suarez. Was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass ich zweisprachig aufgewachsen bin. Meine Mom kommt aus Kolumbien und deshalb spreche ich Spanisch und Englisch flüssig", sagte ich, da das wenigstens etwas war, worauf ich in meiner Persönlichkeit stolz war.
Diane machte sich Notizen, während Mike und Tom mich musterten.
Ich stockte.
Die zwei waren echt angsteinflößend und plötzlich hatte ich wieder diese Bilder im Kopf, von dem Messer, der Pistole, seiner Faust.
Das war schon genug, was ich zu verarbeiten hatte.
Es dürfte nicht noch schlimmer werden.
Ich ermahnte mich dazu, dass Mike und Tom nett waren und ich sicher war und dass meine Gedanken nicht immer von Darren sowie den Ereignissen gelenkt werden duften.
,,Erzähl uns mehr von dir. Wie hat sich dein Charakter geformt? Gab es einschneidende Momente? Was hat dich und deine Persönlichkeit geprägt?", fragte Diane weiter ohne sich dabei von ihren Notizen zu lösen.
,,Als ich sechs war, verließ mein Dad meine Mom für eine andere. Das hat mich und meine Einstellung zu Männern sehr geprägt. Ich wuchs eher mit weiblichen Bezugspersonen auf, aber ich war nie dieses klassische Mädchen, das Blumenkleider trug oder die Angst vor Jungs und Sex hatte."
Oh, Gott, hatte ich das gerade wirklich gesagt? Wie viel schlimmer konnte es eigentlich noch werden?
Ich wurde augenblicklich rot.
,,Du bist offen, das ist gut. Mach weiter", sagte Diane.
,,Ähm ... also mich inspirierte immer schon Amy Winehouse, weil sie nicht dieses perfekte Mädchen war, sondern dass sie ihre Probleme, die sie hatte, ansprach. Deshalb trage ich auch immer diesen markanten Eyeliner. Damit fühle ich mich stärker." ,,Willst du mit dem vielen Make-up deine Unsicherheit verstecken?", fragte Mike.
Das war das erste Mal, dass einer der beiden etwas außer einem gruseligen Blick von sich gab.
,,Manchmal schon, ja. Ich fühle mich sicher, wenn ich es trage, als ... als würde eine Fassade mich schützen, was sich jetzt total verrückt anhören muss", entgegnete ich. ,,Hast du Angst verletzt zu werden?", fragte Tom.
Ich spürte, wie es in meinen Augen anfing zu brennen.
Ich riss mich zusammen und sagte: ,,Haben wir das nicht alle? Ich wurde von vielen Mensch verletzt und habe schon von klein auf gelernt, dass man nie jemanden so vertrauen sollte, wie sich selbst." ,,Was hat diese negative Erfahrung hervorgerufen?", fragte mich Diane.
,,Das Gefühl nicht genug zu sein. Ich hatte eine Freundin, die mir immer wieder sagte, dass ich zu dick war, dass wir ihr nicht gut genug wären. Für meinen Vater war ich auch nie genug, ich war nicht die perfekte Tochter, die er sich wünschte." ,,Warum willst du hier mitmachen, Riley?", fragte Tom. ,,Um zu zeigen, dass eine Persönlichkeit nicht immer perfekt sein muss, dass ein Mädchen mit Kurven genau so sexy sein kann, wie ein Mädchen ohne. Um zu zeigen, dass man sich akzeptieren sollte und weil ich den Mädchen dort draußen zeigen möchte, dass nur weil man anders ist, man trotzdem alles schaffen kann", sagte ich und der Druck fiel förmlich von meinen Schultern ab.
,,Also wir haben heute schon viele Mädchen gesehen, aber du hast mich ganz schön überzeugt. Die meisten hier denken, dass es auf das Perfekte ankommt, aber so ist das nicht. Im Fernsehen wird alles immer perfekt dargestellt und wir brauchen Mädchen, die taff und temperamentvoll sind und das bist du eindeutig", sagte Diane schließlich.
,,Ich bin ebenfalls beeindruckt", sagte Mike. ,,Ja, ich auch. Sie ist mal was Anderes", entgegnete Tom.
Ich legte meine Hand auf meine Brust: ,,Danke, das bedeutet mir wirklich viel."
Nach so langer Zeit spürte ich wieder ein Glücksgefühl in meinem Körper, ein aufregendes Kribbeln in meinem Bauch.
,,Du kriegst gleich ein Ticket für das nächste Casting und die nächste Runde", meinte Diane und drückte mir eine Karte in die Hand.
,,Nicht verlieren, wir sehen uns nächste Woche wieder hier", sagte sie und reichte mich zum Abschluss die Hand.
,,Vielen Dank", sagte ich und schloss die Tür hinter mir.
Ich hatte es in die nächste Runde geschafft! Das war unglaublich!
Ich umfasste meine Karte und stieß einen Freudenschrei aus. Die anderen Mädchen schauten mich entsetzt an.
,,Ich bin weiter", jubelte ich, doch die anderen drehten sich nur wieder genervt von mir weg.
Ab jetzt waren wir schließlich Konkurrentinnen, so verstand ich das.
Es tat trotzdem unfassbar gut, mal wieder etwas wie Freude zu empfinden.
Ich griff zu meinem Handy, um Mia oder Julie anzurufen.
Keine der beiden ging ans Handy, und mit Ana hatte ich mich erst gestritten.
Also rief ich Caleb an.
,,Hey Ri, und wie war es beim Casting?" ,,Echt super! Ich bin jetzt schon eine Runde weiter", rief ich, während ich in Richtung Ausgang lief.
,,Das ist toll! Ich freue mich für dich." ,,Danke, Schatz", sagte ich. ,,Ich bin gerade dabei für uns heute Abend ein schickes Hotelzimmer zu reservieren. Ist das Hotel der McCains für dich okay dafür oder erinnert es dich zu sehr an die Sache mit Darren?", fragte er mich verunsichert.
,,Nein, das Hotel ist gut und ich will Darren einfach nur noch hinter mir lassen", murmelte ich.
Es deutete alles darauf hin, dass wir wieder Sex haben würden. Na ja, aber auch nur, wenn Caleb sicher war, dass ich dafür bereit war, soviel stand auch fest.
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen bis Januar keinen mehr zu haben, um nicht schwanger zu werden, aber dann würde Caleb merken, dass etwas nicht stimmte.
Wenn wir es als Paar überhaupt ins nächste Jahr schaffen sollten, denn dass er immer noch nicht die Wahrheit kannte, machte das Ganze wohl nicht viel besser.
Was dieser Abend tatsächlich mit sich bringen würde, davon ahnte ich noch nichts ...
Was vermutet ihr? Wie wird es mit ihr und Caleb weiter gehen?
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