
CHAPTER 41- PROBLEMS WILL BE PROBLEMS
LOS ANGELES, CALIFORNIA, TOLD BY RILEY
Am nächsten Morgen wachte ich mit einem riesigen Kater auf.
Langsam kamen meine Erinnerungen an die letzte Nacht wieder zum Vorschein.
Völlig zerknirscht zog ich die Decke hoch zu meinem Kopf und vergrub mich darunter.
Was hatte ich nur getan?
Ich sah blöderweise wieder diesen Typen aus der Bar vor mir und fragte mich, wie ich das Ganze Caleb erklären sollte.
Was für ein Mensch war ich und warum musste ich immer so vorschnell handeln?
All diese verdammten Fragen beschäftigten mich und das, obwohl ich kein Mensch war, der sich über alles und jeden den Kopf zerbrach.
Die hellen Sonnenstrahlen schienen durch die Vorhänge des Apartments hindurch, das mir diese Person mit den Nachrichten für die drei Tage in Los Angeles gemietet hatte.
Das warme Wetter und der nun wieder scheinbare ,,L.A. Glamour" in der schönen Gegend, wo sich dieses gemietete Apartment befand, waren wohl das einzig Schöne auf dieser Reise.
Es war wirklich nicht mit dem L.A. zu vergleichen, in dem ,,ich" in der Zukunft leben würde.
Immerhin hatte ich eine Nacht überstanden, in der ich keine Albträume hatte, in der ich nicht an Darren und die Schmerzen, die er mir zugefügt hatte, denken musste.
Stattdessen wurde ich nun von Calebs perfektem Lächeln hypnotisiert und sein perfektes Verhalten kreiste ständig in meinem Kopf umher.
Es war vielleicht ganz gut, dass mich in diesem Moment meine Mom anrief. Meine weiße Decke hatte ich nämlich schon mit reichlich Eyelinerresten beschmutzt, als ich mich selbst bemitleidete.
,,Hey, Mom", meinte ich und ging an mein Handy.
,,Na, mein Cariño. Habt ihr viel Spaß in New York?", antwortete mir meine Mutter.
Heilige Scheiße!
In diesem Moment schreckte ich hoch und blickte irritiert auf das Display.
Meine Mom und ich konnten uns anrufen, obwohl wir uns in verschiedenen Zeitlinien befanden?
Daran hatte ich noch gar nicht gedacht, als ich rangegangen war.
Wie viel krasser und verwirrender konnte es denn noch werden?
Da sie Anspielungen auf den eigentlich geplanten Mädelstrip nach New York machte, musste meine Mom anscheinend im Jahr 2014 sein.
,,Riley, ¿estás bien? (Riley, geht es dir gut?)", fragte sie mich in diesem Moment, als ich vorerst nicht auf ihre Frage geantwortet hatte.
,,Sí, todo está bien. Han pasado muchas cosas y me acabo de despertar (Ja, alles ist gut. Es sind nur viele Sachen passiert und ich bin erst aufgewacht)", gab ich schließlich zurück und stand auf.
,,¿Con seguridad? Te conozco bien. Puedes hablarme cualquier cosa. Sobre todo, no quiero dejarte solo con tus preocupaciones después de lo de Darren (Sicher? Ich kenne dich gut. Du kannst mit mir über alles reden. Vor allem möchte ich dich mit deinen Sorgen nach Darren nicht allein lassen)", entgegnete sie und löste damit unabsichtlich aus, dass sich Tränen in meinen Augen bildeten.
Das unterschied meine Eltern eben voneinander.
Mein Dad kannte mich bei Weitem nicht so gut und mied dieses Gesprächsthema gekonnt, aber mit meiner Mom könnte ich immer darüber sprechen, wenn ich es wollte.
Nur konnte ich mich zu der Darren Sache bisher auch nicht öffnen.
Sie spürte sofort, dass es mir nicht gut ging.
,,¿Qué te pasa, Riley? Por favor habla conmigo (Was ist los mit dir, Riley? Bitte sprich mit mir)", meinte sie mit ihrer sanften, spanischen Stimme, von der sie wusste, dass sie mir immer ein beruhigendes Gefühl vermittelte.
Mein Blick fiel auf mein Bein, das ich die letzten Tage mit einer Spitzenstrumpfhose überdeckt hatte.
Der Schnitt würde zu einer Narbe werden. Ich würde immer an diesen sexuellen Übergriff erinnert werden, jeden einzelnen Tag meines Lebens.
Ich schloss meine Augen und versuchte mir einzureden, dass ich Glück gehabt hatte, doch leider war wie so oft genau das Gegenteil der Fall.
Manchmal wünschte ich mir, dass ich eine Festplatte wäre und einfach alle blöden Sachen in meinem Leben runter löschen könnte.
Nur leider ging das nicht und es würde auch noch so viel Scheiße dazukommen.
,,No tengo control sobre mí mismo desde el incidente en la habitación del hotel. Veo a Darren por todas partes y ... (Ich habe seit dem Vorfall im Hotelzimmer keine Kontrolle über mich. Ich sehe Darren überall und ...)", fing ich an zu erzählen.
,, ... und ich habe etwas getan, was Caleb nicht verdient hat", fuhr ich nun nicht mehr auf Spanisch fort, da ich all das nicht auch noch in der für mich schönsten Sprache der Welt wiedergeben wollte.
,,Weißt du eigentlich wie gerne ich dich gerade in den Arm nehmen würde? Du bist so stark und du sollst wissen, dass ich so froh bin, dich als Tochter zu haben. Ganz egal, was du machst", antwortete sie mir und ein leichtes Zittern war in ihrer Stimme erkennbar.
,,Und ich bin froh, dich als Mom zu haben, aber ich habe Calebs und meiner Beziehung etwas angetan, was ich sofort rückgängig machen würde, wenn ich es könnte."
Für einen kurzen Moment war es still am Telefon, doch dann sagte meine Mom etwas, was mir wirklich helfen würde, wieder einen klaren Kopf zu fassen.
,,Ach Riley, jeder Mensch macht Fehler und man muss akzeptieren, dass nicht alles immer gut läuft. Du musst entscheiden, ob du dir selbst vergeben kannst oder ob es wirklich Caleb ist, der dir vergeben muss. Denn wenn man sich selbst nicht verzeihen kann, wie können wir es dann von anderen erwarten?", meinte sie.
Ich fuhr mir durch meine roten Haare und band sie mir zu einem Zopf zusammen.
Insgeheim wusste ich diesem Moment schon, dass meine Mom Recht hatte.
Ich wusste nur nicht, ob ich mir vergeben konnte.
,,Danke, Mom. Ich habe einfach überreagiert und mich mal wieder von meinen Gefühlen leiten lassen, anstatt vorher wirklich nachzudenken", gab ich zurück und schüttelte mich, als ich an den Typen aus der Bar dachte, mit dem ich rumgemacht hatte.
,,Ich kenne Caleb nicht so gut wie du, aber so viel wie ihr schon überstanden habt, zeigt doch, dass ihr ein gutes Team seid", ergänzte sie noch.
,,Außerdem werde ich immer für dich da sein, Cariño."
Bei dem Gedanken daran, dass meine Mom laut ,,meinem" Tagebuch, das ich am Vortag in ,,meiner" zukünftigen Wohnung entdeckt hatte, ihre Greencard nicht erhalten würde, wurde mir ganz schlecht.
Sie durfte nicht nach Kolumbien ausgewiesen werden.
Sie war immer für mich da gewesen und ich konnte sie nicht bald nicht auch noch verlieren.
Sie war, wie Mia sagen würde, eine Konstante in meinem Leben.
Nachdem wir etwas gequatscht und sie mir noch viel Spaß mit den Mädels im ,,Big Apple" gewünscht hatten, nahm ich eine Aspirin und zwang mich dazu etwas zu essen.
Ich wusste nicht, was ich heute tun sollte.
Sollte ich einfach jetzt schon zurückfliegen? So tun, als wäre das alles nie passiert?
Ich wollte meine Zukunft nicht weiter erforschen, dann würde ich mich nur noch beschissener fühlen.
Aber ich wollte herausfinden, wie und warum meine Mom ausgewiesen wurde. Vielleicht konnte ich wenigstens etwas daran verändern.
In diesem Moment bekam ich eine neue Nachricht mit der Neuigkeit, die bald auch meine Gegenwart beeinflussen würde.
Irgendwie war das auch die Antwort darauf, warum meine Mom im nächsten Jahr ausgewiesen werden würde.
Ich öffnete die Tür des Apartments, wie es mir in der Nachricht gesagt wurde.
Auf der Fußmatte fand ich einen Umschlag, der von wem auch immer dort abgelegt worden war.
Darüber, wie uns diese Nachrichten übermittelt wurden, zerbrach ich mir schon lange keinen Kopf mehr. Das war irgendwie zur Nebensache geworden.
Neugierig öffnete ich den Umschlag und fand ein Informationsschreiben über Diabetes Typ1 darin vor.
Was zum Teufel sollte ich jetzt auch noch damit?
Ich kannte niemanden mit dieser Krankheit, aber so pummelig wie ,,ich" in der Zukunft war, traf der Diabetes wahrscheinlich auch noch ,,mich".
Ich blätterte das Schreiben durch und dann sah ich schließlich eine Rechnung über 3000 pesos columbianos oder besser gesagt eine Kopie davon.
Das Schreiben war allerdings nicht an mich, sondern an meine Mom adressiert.
Aber meine Mom und Diabetes?
Sie hatte zwar auch Kurven, aber übergewichtig war sie bei Weitem nicht.
Die Kosten für das Insulin, die Blutzuckerstreifen und den Krankenhausaufenthalt waren hoch ... sehr hoch. Das Datum war bis auf das Jahr 2015 geschwärzt worden und alles war auf Spanisch geschrieben.
Das durfte nichts Gutes bedeuten.
Meine Mom würde die Vereinigten Staaten niemals freiwillig verlassen. Sie durfte nicht ausgewiesen werden.
Meine Mom vergötterte die USA und sagte immer, dass es das Beste war, was ihr passieren konnte, hierher zu kommen.
Wie sollten wir das bezahlen?
Wir hatten ja so schon genug Geldprobleme.
Und mit der Diagnose würde sie nach Kolumbien ausgewiesen und die lebensnotwendige medizinische Behandlung dort fortgesetzt werden.
So würde das Eine also zum Anderen führen.
Nachdem ich das Informationsschreiben durchgelesen hatte, wurde mir nur noch schlechter.
Ich lag komplett falsch und schlug den Blätterstapel einfach vom Tisch des Apartments hinunter.
Davor dachte ich immer, dass Diabetes könnten nur alte, übergewichtige Menschen bekommen, doch wie sich nun erfuhr, gab es auch den Typ1.
Wahrscheinlich haben die meisten Menschen Vorteile gegenüber Menschen mit Diabetes.
Doch jeder, absolut jeder, sogar Babys, die nur Muttermilch zu sich genommen hatten, können am Typ1 erkranken und müssen dann ihr ganzes Leben damit verbringen, da diese Krankheit unheilbar ist.
Diese ganzen Vorurteile, die auch ich hatte, halfen den Betroffenen bei der Krankheitsakzeptanz wohl nicht besonders.
Die chronische Erkrankung war furchtbar, sofern ich das damals schon beurteilen konnte, und extrem kostenaufwendig.
Da wir in keinem Sozialstaat, sondern dem Liberalstaat USA lebten, mussten wir für diese lebensnotwendigen Kosten eigentlich selbst aufkommen. Meine Mom hatte nämlich keine Krankenversicherung.
Weil ihre Familie aus Kolumbien meine Mom verstoßen hatte, war sie in den USA bei meinem Dad geblieben.
Sie hatte so sehr Angst gehabt, das Land wieder verlassen zu müssen, dass sie erst vor ein paar Wochen eine ,,Greencard", nachdem Dad das Sorgerecht für mich bekommen hatte, beantragt hatte.
Bis das alles aber durch war, wenn es überhaupt klappte, hatte sie wahrscheinlich schon Diabetes Typ1. Wenn sie bald ins Krankenhaus kommen würde, dann ... dann würde sie sofort nach Kolumbien ausgewiesen werden. Und wenn sie nicht ins Krankenhaus ging, dann würde sie an der wochenlangen Überzuckerung sterben.
Ich hatte Tränen in meinen Augen und alles, was ich jetzt brauchte war Caleb, der mich in den Arm nahm.
Ich hatte so viel Scheiße in den letzten Wochen am Hals, aber er war immer da. Selbst wenn ich es wollte, konnte ich ihm wahrscheinlich nicht mehr in die Augen sehen oder seine Stimme hören.
Ich war es gewohnt, dass meine Partner oder besser gesagt ,,One Month Stands" fremdgingen und auch ich hatte das schon getan, aber mit Caleb spürte ich sofort eine Verbindung.
Zwar hatte Darren mich geküsst, aber das war etwas anderes.
Das hatte ich zwar auch selbst zu verantworten, aber das hier, was gestern passiert war- ich wusste nicht, was mit mir los war.
Auf einmal wurde mir das alles zu viel.
Ich griff nach meinem Handy, um die Person um Rat zu bitten, die bisher immer alles richtig gemacht hatte und von der ich manchmal auch etwas abhaben wollte.
Zwar hatten wir nicht damit gerechnet, dass wir in diesen drei Tagen überhaupt miteinander kommunizieren konnten, aber mit meiner Mom hatte es anscheinend auch geklappt.
Ich suchte nach Mias Namen auf dem Display meines Handys.
,,Riley? Meldest du dich etwa auch mal wieder?", begrüßte mich eine Frau, die sich zwar wie Mia, aber dennoch viel arroganter anhörte.
,,Mia? Bist du das?", hakte ich nach.
,,Wer soll es denn sonst sein? Aber echt toll, dass du es nach Jahren mal wieder schaffst, dich bei mir zu melden. Wie läuft es mit dir und Jonathan und in Los Angeles?", fragte sie und hörte sich dabei etwas alkoholisiert oder wie auf Drogen an.
Völlig irritiert legte ich schnell wieder auf.
Das war nicht die Mia, die ich kannte.
Das war ... war sie das etwa aus dem Jahr 2029?
Wenn sie das war, dann hatte sich ,,Mia" in der Zukunft anscheinend auch sehr verändert.
Wieso konnte ich nicht mit den Mädchen kommunizieren, aber mit den Menschen aus Springfield von 2014? Wo waren wie hier reingeraten?
Mein Blick fiel auf das Infoschreiben und ich beschloss etwas zu tun, von dem ich nicht wusste, ob es das Richtige war, aber ich musste es tun.
Ich hätte mich zwar besser gefühlt, wenn mich Mia darin bestärkt hätte, aber ich hatte keine andere Wahl.
Konnte man denn angezeigt werden, wenn man in einer anderen Zeitlinie etwas Kriminelles machte? ...
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