
CHAPTER 2- HOW IT ALL FIRST STARTED
15 YEARS EARLIER ...
SPRINGFIELD, PENNSYLVANIA, MAY 30th 2014, TOLD BY MIA
Wenn ich unsere Geschichte so rekonstruiere fällt mir auf, dass alles hier begann: am 30. Mai 2014, auch wenn dieser Tag eigentlich ein normaler Freitag in der 11. Klasse war.
Hier sprachen wir das erste Mal so richtig laut aus, wie wir uns unsere Zukunft vorstellten, doch würde sich unsere Illusion fortan drastisch ändern. Die Zukunft würde sich zu einer Bürde entwickeln, einer Bürde, die so sehr in unser Leben einschneiden würde und das alles nur einem einfachen Flug geschuldet.
Nach der Zeitreise würden wir uns verändern, aber genau hier einzusteigen ist wichtig, damit ihr noch eine andere Julie, eine andere Riley, eine andere Ana und andere Mia kennenlernt und unsere Welten sowie unsere Vorgeschichte.
Nur 48 Tagen später, am 17. Juli 2014 veränderte sich dann alles, aber bis wir so weit sind, müsst ihr erst dort anfangen, wo alles noch ,,relativ" normal war.
Also lasst uns mit dem ersten Teil unserer Geschichte beginnen:
,,Heute soll es mal um etwas anderes gehen, um eine Frage, die sich jeder von euch bestimmt schon gestellt hat oder stellen wird. Heute will ich nicht den normalen Stoff mit euch durchgehen, sondern viel mehr möchte ich, dass ihr selbst aktiv werdet."
Riley, Julie, Ana und ich sahen unsere Philosophielehrerin aus der ersten Reihe etwas verwundert an.
Mrs. Baker war definitiv kein spontaner Mensch, der sich für etwas, das nicht im Lehrplan stand, entschied und eher die Art Lehrer war, bei der man schon genau wusste, worauf man sich einließ. Immerhin kannten wir sie nach fast fünf Jahren alle ziemlich gut.
Ich klappte meinen College-Block wieder zu und ärgerte mich noch darüber, dass ich jetzt ein Blatt umsonst verschwendet hatte, das wir ihrem Blick nach zu urteilen nicht brauchen würden.
Es würde eine Austauschstunde werden- das erkannte man schon daran, dass Mrs. Baker einen kleinen Rednerpult vor der Klasse aufgestellt hatte und konstant durch den Raum lief, wobei ihre violetten Wanderstiefel auf dem Boden durchgängig quietschten.
Worüber wollte sie mit uns reden? Wollte sie uns wieder ihre lang gesammelte Lebensweisheit mitteilen oder sollten wir, als die Zukunftsgeneration Amerikas schon einmal proben, wie es sich anfühlte, vor einem Millionenpublikum wie auf der Oscar Bühne eine Rede zu halten? Möglich wäre es.
Vor allem in mich hatte Mrs. Baker schon immer ihre Hoffnungen gesteckt. Sie war fest davon überzeugt, dass ich es eines Tages zu etwas Außergewöhnlichem bringen würde, woran ich aber meine Zweifel hatte, da mir die Zukunft schon damals etwas mulmig vorkam.
Rückblickend war das, was wir in dieser Stunde erzählen sollten, das Beste, was Mrs. Baker uns in all den Jahren mitgeben konnte. Bevor der ganze Wahnsinn anfing, tat es gut sich darüber im Klaren zu sein, was man wirklich wollte oder sich vorstellte.
Ich dachte oft an unsere Worte zurück, wenn ich nicht weiter wusste, was in den folgenden Jahren sehr oft der Fall sein würde.
,,Oh Gott, bitte sag nicht, dass wir jetzt so eine blöde Erzählrunde machen müssen. Das wäre der absolute Horror, vor allem mit Mrs. Baker. Jeder andere Lehrer wäre dazu geeigneter als sie", flüsterte Riley mir kurze Zeit später von der Seite zu und verdrehte ihre Augen.
,,Miss Suarez, dann können Sie ja gleich anfangen, wenn sie schon reden müssen", sagte Mrs. Baker in Rileys Richtung gewandt mit einem ernsten Ton.
Ich klopfte ihr mitfühlend auf die Schulter.
Riley und Mrs. Baker mochten sich noch nie besonders. Auch dieses Problem war Lydias Schuld. Riley musste lange mit den Konsequenzen leben, während Lydia nichts mehr davon mitbekam.
Lydia hatte einmal eine Zigarette auf Mrs. Bakers geliebte Picknickdecke fallen lassen und dann Riley die Schuld gegeben, obwohl diese eigentlich nur versucht hatte den Brand zu löschen.
Lydia hatte auch nach zwei Jahren immer noch die Kontrolle über unser Leben. Auch, wenn wir uns mittlerweile ein Leben ohne Lydia aufgebaut hatten, beeinflusste sie uns immer noch und das obwohl sie in einem anderem Bundesstaat lebte.
Riley lief nach vorne. Unsere Lehrerin begutachtete ihre kurzen Shorts und das bauchfreie Shirt mit einem sehr kritischen Blick. Für sie war Riley eine Art rebellisches Absturzkind, nur weil sie anders war.
Mittlerweile hatte sich Riley aber damit abgefunden, nicht jedem zu gefallen. Das kleine Tattoo mit dem Weiblichkeitszeichen und der Aufschrift ,,my body, my rules" an ihrer linken Beckenseite sah sie nicht- sonst hätte Mrs. Baker wahrscheinlich ihren 3. Herzinfarkt bekommen.
,,Also Riley, wo stehst du in 15 Jahren? Wie denkst du, wie wird dein Leben dort aussehen? Du hast dir doch bestimmt schon Gedanken über deine Zukunft gemacht", fragte Mrs. Baker sie.
Riley stand etwas ratlos da. Ich gab ihr ein unauffälliges Zeichen, dass sie einfach irgendetwas sagen sollte, auch wenn ich wusste, dass sie keinen wirklichen Plan für die nächsten Jahre hatte. Alles war besser als nur schweigend dazustehen, vor allem, weil Mrs. Baker die Situation sonst zu Rileys Nachteil ausnutzen und ihre Mitarbeitsnote damit im Keller sein würde.
,,Ähm, also in 15 Jahren wäre ich 32", fing sie an.
,,Ja, das war jetzt einfache Mathematik. Das kriegen schon die Schüler in der Elementary School hin. Gehe mehr auf das Wesentliche ein, auf deine Vorstellungen, deine Illusionen, deine Pläne", meinte Mrs. Baker euphorisch und fuchtelte dabei wild mit ihren Händen in der Luft umher.
Ich spürte schon, dass Riley Schwierigkeiten hatte, sich zusammenzureißen. Sie tat es aber und wandte meine wirksame Ein- und Ausatmen Methode an und suchte sich als Fixpunkt Mason in der ersten Reihe aus, mit dem sie immer mal wieder was hatte.
Riley nannte ihn zwar immer einen Volltrottel, aber immerhin schaffte er es, dass sie sich entspannte, wenn auch auf eine schmutzige Art und Weise.
Ich wollte gar nicht wissen, was genau in Rileys Kopf vorging, aber wenn Mrs. Baker im Raum war, dann konnte es wohl nicht so schlimm sein.
,,Um ehrlich zu sein, mache ich mir nicht wirklich Gedanken über die Zukunft. Ich mag es nicht Dinge zu planen. Ich lebe lieber unbeschwert und sehe, was am Ende dabei rauskommt. Deshalb habe ich auch keine Ahnung, wo genau ich in 15 Jahren stehen werde. Vielleicht lebe ich dort nicht mal mehr. Niemand weiß, ob man wirklich das Happy End bekommt, das man will, aber ich glaube, dass es wert ist, daran zu glauben. Ich denke nicht, dass ich ein Hausmuttchen ohne Job und mit einem Haufen Kinder geworden bin. Ich möchte nicht mal welche haben, geschweige denn ein Leben als alleinerziehende Mutter führen, die völlig gestresst ist und gar keine Zeit mehr für sich hat. Ich denke nicht, dass ich in einer derart festen Beziehung sein werde. Das ist nichts für mich. Ich werde aber definitiv früh anfangen Geld zu verdienen. Ich möchte auch in 15 Jahren der Mensch sein, der ich heute bin, auch wenn ich dort nicht das Idealbild einer Frau darstellen werde. Mir gefällt es unabhängig zu sein, Spaß zu haben und anders zu sein. Wenn ich in 15 Jahren noch meine großartigen Freundinnen Mia, Julie und Ana bei mir habe, dann bin ich glücklich."
Wir lächelten Riley an. Julie griff nach Anas und meinen Händen und drückte sie einmal fest.
Ich war so dankbar, drei Freunde zu haben, die so etwas übereinander sagten, die mich unterstützten und mich so nahmen wie ich war.
Vor fünfzehn Jahren konnte ich noch nicht ahnen, wie kostbar und unersetzbar diese Freundschaft werden würde.
Wir verstanden einander besser, als irgendjemand sonst auf dieser Welt.
,,Also hast du noch keinen Beruf oder ein College in Aussicht?", fragte Mrs. Baker sie, nachdem sie ihren Notizzettel zur Seite gelegt hatte.
,,Nein, denn wie schon gesagt, hasse ich es Dinge zu planen."
Fast alle unsere Mitschüler mussten lachen und Mason, der unfassbar in Riley verliebt war, konnte die ganze Zeit seinen Blick nicht von ihr nehmen.
Irgendwie tat er mir auch leid. Er wollte Riley definitiv heiraten, würde sich für sie aber wahrscheinlich auch damit zufriedengeben, lebenslang nur ihr Techtelmechtel zu sein.
,,Und wie ich schon gesagt habe, will ich früh damit anfangen, Geld zu machen anstatt ein jahrelanges Studium zu absolvieren, durch das ich nicht glücklich werde."
Nun war unsere Lehrerin noch schockierter, aber Riley störte das nicht.
,,Na schön, Mia du bist die Nächste", sagte sie mit einem Kopfschütteln Riley gegenüber.
Ich bewegte mich nach vorne.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich durch die Theater- AG und den Debattierclub schon daran gewöhnt vor Publikum zu agieren. Ich wusste aber auch, dass vor allem Ana das gleich schwer fallen würde. Jede von uns hatte ihre Stärken und ihre Schwächen.
Riley war mutig, taff und selbstsicher. Julie war offen, hatte keine Angst vor Veränderungen und sah in allem das Beste. Ana war ruhig, loyal und ein wahrer Engel, der keiner Menschenseele etwas antat. Ich war fleißig, ehrgeizig, intelligent und verantwortungsbewusst, aber manchmal eben auch etwas zu eifrig.
,,Was meinst du dazu? Wie stellst du dir dein Leben in 15 Jahren vor?", fragte Mrs. Baker und sah mich überglücklich an.
Riley schüttelte nur genervt den Kopf und zog die Augenbrauen nach oben, sodass sie ihre Stirn runzelte.
Im Gegensatz zu ihr mochte mich Mrs. Baker sehr gerne. Viele Lehrer mochten mich, weshalb ich von meinen Mitschülern häufig als Streberin abgestempelt wurde.
Damals wusste ich noch nicht, wie belastend meine guten Noten in wenigen Wochen für mich werden würden, aber dort sind wir noch nicht angekommen.
,,Also anders als Riley liebe ich es Pläne zu machen. Wir sind eben total verschieden, aber das ist auch okay und gut so. Es ist sogar für mich schwierig darauf eine Antwort zu finden, denn meistens planen wir nur die nahe Zukunft. Ich wüsste, was ich in einem oder vielleicht drei Jahren machen würde, aber 15 Jahre sind in unserem Alter noch Lichtjahre entfernt, wenn man alleine daran denkt, wie sehr wir uns in den letzten zwei Jahren verändert haben."
Ich musste an Lydia zurückdenken. Manche Menschen änderten sich viel zu schnell. Genau so flüchtig wie der Gedanke gekommen war, verdrängte ich ihn auch wieder. Sie war es nicht wert- nicht mehr.
Es war schon irgendwie komisch. Durch Lydia Cunningham fühlten wir vier und noch so, als würden wir in der Vergangenheit leben und dann standen wir dort und sollten etwas über unseren Plan von der Zukunft preisgeben. Die Welt war schon damals etwas verrückt.
,,Alle unsere Entscheidungen, die wir treffen, bauen aufeinander auf. Alles kann sich mit einer Entscheidung verändern. Wenn alles gut geht, würde ich mir wünschen, dass ich in 15 Jahren eine erfolgreiche Journalistin und Autorin bin. Gleichzeitig wäre ich gerne verheiratet, hätte Kinder und würde in einem dieser amerikanischen Vorstadthäuser wohnen. Das könnte allerdings auch ziemlich schwer werden, denn wenn man das lange Studium und die Zeit, bis zu der man seinen wirklichen Traumjob findet bedenkt, vergehen ein paar Jahre. Ich möchte Karriere machen, wie fast jede Frau heutzutage und genau deshalb habe ich realisiert, dass dieser Plan, den ich mit zehn Jahren gemacht habe, viel zu schwer umsetzbar ist. Ab einem bestimmten Punkt müssen sich viele Frauen entscheiden, was sie wählen werden: Familie und Ehe oder die Karriere. Genau davor habe ich Respekt. Ich möchte eine Familie gründen und ich weiß, dass die biologische Uhr tickt, aber gleichzeitig möchte ich nicht alles, wofür ich die letzten 11 Jahre so hart gearbeitet habe, verstreichen lassen. Wir leben nicht mehr in den 50ern. Frauen haben das gleiche Recht wie Männer. Deshalb hoffe ich einen Mittelweg zu finden und meiner Leidenschaft zu folgen, damit ich in 15 Jahren stolz auf mich sein kann."
,,Das ist etwas gut Durchdachtes", sagte Mrs. Baker und machte damit eine Anspielung auf Rileys Rede.
Diese verdrehte nur die Augen.
,,Und was wirst du tun, um das zu erreichen?" ,,Ich werde das nächste Jahr alles aus mir rausholen und mich mehr anstrengen, als jemals zuvor, denn dieses und das nächste Schuljahr werden darüber entscheiden, auf welcher Universität wir landen werden oder ob wir ein Stipendium bekommen. Ich möchte nach Europa, Erfahrungen sammeln und dann versuchen auf einer Elite- Universität angenommen zu werden. Nach meinem Journalismus-Studium werde ich mich versuchen hochzuarbeiten, um bei der ,Times' oder bei einem Sender wie ,ABC' zu arbeiten und eines Tages kann ich dann hoffentlich den Beruf meiner Träume ausüben", sagte ich.
So einfach würde es nicht werden, das kann ich vorausgreifend schon einmal sagen. Auch dieser Plan war noch viel zu naiv, wie sich in weniger als sechs Wochen herausstellen würde.
,,Das hört sich nach einem guten Plan an, Mia. Weißt du, an dieser Stelle kann ich dir ein gutes Zitat von Madonna mitgeben, auch wenn sie definitiv nicht meine Lieblingssängerin ist."
Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Die Tatsache, dass die gute, alte Mrs. Baker gleich eine der berühmtesten Pop- Sängerinnen und Sexbomben der Geschichte zitieren würde, war echt gewöhnungsbedürftig, so wie eigentlich die ganze Stunde.
Eigentlich zitierte sie sonst nur historische Personen, wie Aristoteles, Licoln oder Marie Curie und nicht Madonna.
,,Viele Menschen habe Angst davor zu sagen, was sie wollen. Das ist der Grund, warum sie nicht bekommen, was sie wollen", zitierte Mrs. Baker Madonna und lächelte mich dabei an.
,,Ich finde es gut, dass du ein Ziel hast und auch, dass du weißt, dass Familie und Karriere zu kombinieren schwierig sein wird. Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe mich so darauf fokussiert eine gute Lehrerin zu werden, um gut für mich und meine zukünftige Familie sorgen zu können, dass ich völlig damit überrannt wurde, dass es für mich zu spät war. Du stehst aber dazu, beides versuchen zu wollen und deshalb glaube ich fest daran, dass du es schaffen wirst."
Bei den Worten ,,gute Lehrerin" hustete Riley einmal. Ich musste mir ein Schmunzeln verkneifen.
An Mrs. Bakers Worten war definitiv etwas Wahres dran und es kam für mich auch nicht mehr so lächerlich rüber, sondern sie wollte mir nur einen guten Tipp mit auf den Weg geben. Sie hatte Recht mit dem, was sie sagte. Mrs. Baker hatte eben schon diese Lebensweisheit gesammelt, die wir mit 17 Jahren noch größtenteils vor uns hatten.
,,Na schön, Julie du bist als Nächstes dran", sagte unsere Philosophielehrerin und gab mir ein Zeichen, dass ich mich wieder setzten sollte, während sie mit dem Stift bei mir ein Sternchen hinmalte, was einem zu einer sehr guten Mitarbeitsnote verhalf.
Julie runzelte die Stirn, wobei ihre optimistische Ader, aber gleichzeitig nicht verschwand.
,,Na super, gleich nach dir dranzukommen, ist nie leicht." ,,Das wird schon, glaub mir", flüsterte ich und lächelte sie aufmunternd an.
,,Ähm, also meine Idealvorstellung von der Zukunft sieht Freiheit vor", startete Julie, nachdem Mrs. Baker ihr das Signal gegeben hatte, dass sie anfangen konnte.
,,Ich würde in 15 Jahren gerne ein Leben führen, das vor ein paar Jahren noch unvorstellbar war. Ich möchte Hanna, die Liebe meines Lebens geheiratet haben. Ich möchte in Asien meinen buddhistischen Glauben ausgelebt haben. Ich möchte meine eigene Kunstausstellung eröffnet haben. Ich möchte Frieden auf der Welt gestiftet haben, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind. In 15 Jahren möchte ich, dass Homosexualität oder generell alles, was heute noch als ungewöhnlich oder selten bezeichnet wird, zur Normalität geworden ist. Bis dahin möchte ich anderen Menschen Mut machen, sich zu outen. Ich bin aber auch ein Mensch, der an Schicksal und Bestimmung glaubt."
Julie hatte so Recht mit dem, was sie sagte. Sie war eben eine wahre Optimistin, zumindest war sie es zu diesem Zeitpunkt damals und auch heute noch. Dazwischen gab es viele Höhen und Tiefen, aber sie war diejenige, die uns in den folgenden Jahren immer wieder eine Aufheiterung und einen Stups verpasste.
Bis heute war ich noch keinem so optimistischen Menschen wie ihr begegnet.
,,Deshalb sehe ich Pläne nicht als etwas Negatives an. Ich denke nur, dass das Schicksal schon längst einen Plan für uns hat. Daran können wir nichts ändern. Ich möchte aber bewusst Ziele erreichen, denn das ist das Einzige, von dem wir wirklich sagen können, dass es unser eigenes Werk oder unser eigener Wille ist. Ich denke, dass jeder Mensch aus einem bestimmten Grund auf der Welt ist- um jemanden zu lieben, um etwas Bedeutsames zu hinterlassen oder einfach um etwas zu repräsentieren. Ich hoffe, dass ich eine dieser Sachen hinterlassen werde", beendete Julie schließlich.
,,Und glaubst du denn, dass dir das Schicksal Steine in den Weg legen wird?", fragte Mrs. Baker, Julie. ,,Oh ja. Das Leben ist nie wirklich leicht, aber es gibt immer ein Licht, auch wenn es noch so winzig ist, am Ende des Tunnels." ,,Ich hoffe, dass du das immer so sehen wirst. Manchmal ist Hoffnung nämlich das Einzige, was uns bleibt", meinte Mrs. Baker. ,,Ich weiß, das Schicksal mag so verrückt und schmerzvoll sein, aber das ist das Einzige woran wir absolut nichts ändern können", antwortete Julie daraufhin.
,,Ja, da ist was Wahres dran Julie, und ich wünsche dir sehr, dass du ein erfülltes Leben haben wirst. Das ist das Schwierigste. Gerade weil so viele von euch noch nicht wissen, was sie von der Zukunft wollen, ist es wichtig, sich spätestens jetzt darüber im Klaren zu werden, um in einem Jahr ein Leben zu beginnen, was ihr wirklich wollt. Ana, du bist die Nächste. Ich bin gespannt auf deine Vorstellungen", sagte Mrs. Baker und meine Freundinnen tauschten ihre Positionen.
Ana hasste es im Mittelpunkt zu stehen und doch würde das eines Tages ihr Beruf sein.
Manchmal wünschte ich, dass Julie, Riley oder ich ihr das einfach hätten abnehmen können. Ana stand unter solchem Druck, anders als wir, die aus ,,relativ" normalen Familien stammten.
,,Nun ja, meine Zukunft war wie die von einigen anderen hier schon von Geburt an geplant", begann sie.
Einige unserer Schülerschaft sahen sie verwirrt an, sagten aber lieber nichts, da sie keine Lust hatten an einem Freitagnachmittag nachsitzen zu müssen.
Ana war sichtlich nervös. Ich verstand sie, denn wenn man in Springfield einmal sagte, dass man Millionäre als Eltern hatte, wurde man automatisch Teil der ,,High Society" und gerade jetzt, konnte sie nicht mehr weiter so tun, als wäre ihre Familie normal.
Ana passte in diese Gesellschaftsschicht nicht rein, eigentlich tat das niemand von uns.
Ana kannte Paxton, Chuck, Jennifer, Natalia, Aria und die ganzen anderen Idioten aus der Elite schon seit Jahren. Immerhin hatten alle Eltern immer Deals mit denen der anderen gemacht und es standen auch regelmäßige Versammlungen und Events an. Sie wurde von ihnen kaum wahrgenommen. Das war nicht leicht für sie, aber sie sagte schon immer, dass man über die Zukunft nicht lügen sollte. Eines Tages würde sie mit unseren Mitschülern geschäftlich zusammenarbeiten.
,,Meine Eltern sind die Besitzer von ,Young- Industries' und kooperieren mit der Hotelreihe von den McCains."
Ein Raunen ging durch die Reihen. Jetzt war es raus. Ana sah nur nicht sehr erleichtert aus.
,,Deshalb sind sich Ana und Nate also so nah", flüsterte Aria in der Reihe hinter uns, sodass ich sie hören konnte.
,,Ja, ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, warum die die Zeit vor seinem Austauschjahr ständig zusammenwaren. Jetzt weiß ich es. Ihre Eltern wollen wahrscheinlich, dass sie heiraten, ein super Vorzeigepaar werden und Kinder bekommen, die die Firma und die Hotels übernehmen. So läuft das bei uns nun mal. Das ist locker schon seit Jahren in trockenen Tüchern", fügte Natalia hinzu.
,,Das müssen wir nachher unbedingt Jen erzählen. Aber jetzt stellt Ana eine echte Konkurrenz für uns da. Dabei will ich doch schon seit Ewigkeiten mit Nate McCain gesehen werden und mal sein Date für ein Event sein, wenn er aus Europa zurück ist", sagte Aria. ,,Na da träumt mal lange", murmelte Riley, als sie sich zu den beiden umdrehte.
Nate war der wohl begehrteste Junggeselle unserer Kleinstadt. Auch ich musste zugeben, dass er nicht gerade schlecht aussah. Durch Ana kannten wir ihn schon seit Jahren. Er war im Gegensatz zu den anderen aber echt nett, hilfsbereit, bodenständig und ein Gentlemen (sofern ich das beurteilen konnte). Ana kannte ihn natürlich um einiges besser.
Ihr Blick fiel auf mich.
,,Du schaffst das", formte ich mit meinen Lippen.
,,Also werde ich die Firma nach meinem Studium übernehmen oder erst einmal eingearbeitet werden. In 15 Jahren sehe mich also als Karrierefrau mit viel Verantwortung", beendete sie rasch und trat einen Schritt zurück.
,,Ist Verantwortung denn etwas, was du dir vorstellen kannst?", frage unsere Lehrerin sie.
,,Ja, denn ich werde seit Jahren darin eingearbeitet." ,,Gut, dann dürfte eurer Zukunft eigentlich nichts mehr im Weg stehen. Also wie wäre es jetzt mit ein paar Jungen?", entgegnete Mrs. Baker ...
Mit welcher Zukunftsvorstellung der Mädchen könnt ihr euch am meisten identifizieren? Was ist/ war euch in diesem Alter für die Zukunft wichtig?
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