Abschluss
Die Zeit verging rasend schnell seit ich in New York war. Heute war der letzte Tag des Workshops und ich hatte wirklich viel gelernt. Und damit meinte ich nicht nur die verschiedenen Stellungen, die ich mit Chris im Bett ausprobiert hatte. Im Gegenteil.
Die Sache mit Chris war befreiend. Es war keine Verpflichtung, wir hatten einfach nur Spaß, und davon nicht gerade wenig. Er gab mir das Gefühl gut auszusehen und begehrt zu sein und obendrauf hatten wir beide den besten Sex, den man sich wünschen konnte. Win-Win, wie man es so schön nannte.
"So, meine Lieben. 2 Wochen sind rum und wir haben viel geschafft. Ich hoffe wirklich, ihr konntet was mitnehmen aus der ganzen Sache." sprach der Lehrgangsleiter und lächelte uns breit an. Ich saß wieder auf meinem Platz ganz hinten, abseits von den anderen, tief in meinen Pullover gekuschelt. Chris saß neben mir und hatte besitzergreifend eine Hand auf meinen Oberschenkel gelegt, unauffällig, sodass es auf den ersten und den zweiten Blick nicht auffiel. Er wollte keine Medienpräsenz erwecken, das war mir gerade recht. Ich nämlich auch nicht. "Es gibt tatsächlich eine gute Nachricht für 2 Kursteilnehmer, die ich gleich weiterleiten darf an eine Agentur. Ihr wart bei der Sichtungsaudition überragend und ich wurde dazu angehalten, euch weiterzuleiten. Die Agentur wird dann alles weitere mit euch besprechen." Er schaute kurz in die Liste und rief die erste Person auf. Es war der Texaner vom Anfang, der den ersten Agentur-Platz gewonnen hatte. Die Audition war wirklich stressig gewesen, die Mitte der letzten Woche stattgefunden hatte und das Skript, was ich bekommen hatte, war eines der Schwersten gewesen, die man hätte aussuchen können. Dadurch, dass dann auch noch die Ablenkung mit Chris gewesen war, rechnete ich meine Chancen nicht hoch aus, während ich den Texaner beobachtete, wie er die Unterlagen vom Lehrgangsleiter in die Hand gedrückt bekam. "So, und der zweite Platz geht an Jenny. Glückwunsch."
Perplex stand ich auf, nachdem Chris mich grinsend dazu aufgefordert hatte und lief nach vorn, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, damit mich auch niemand zu lang anschauen konnte.
"Dankeschön." murmelte ich und nahm die Unterlagen entgegen, bevor ich mich wieder auf meinen Platz setzte.
"Hab ich dir doch gesagt." flüsterte Chris in mein Ohr, während der Kursleiter die eingeübten Schlussworte von sich gab, mitsamt von Feiertagsgrüßen und dem Wunsch, dass alle Teilnehmer gut nach Hause kämen. Als sich der Raum geleert hatte, nahm ich mir die Zeit, die Unterlagen durchzuschauen und traute meinen Augen kaum. Es lag schon ein Vertrag dabei, der mich bei verschiedenen Auditions anmelden würde, die mir die größten Chancen bringen würden. Ebenfalls der Kontakt eines Managers, der mich unter seine Fittiche nehmen würde und die Nummer von Chris lag dabei, die ich sowieso schon hatte.
"Ich kanns nicht fassen, passiert das gerade wirklich?" fragte ich perplex und schaute den Schauspieler an, der eigentlich nur darauf wartete, dass wir die Schule endlich verließen. Wir würden noch für Weihnachten einkaufen gehen müssen.
"Klar, das hab ich dir doch prophezeit. Ich kenne Menschen inzwischen und ich wusste sofort, dass du eine Chance hast, groß zu werden und weiterzumachen."
Nachdem ich meine Sachen zusammengepackt hatte, zog er mich auf die Beine in seine Arme und küsste mich sanft. Zuerst erwiderte ich es, doch dann löste ich mich verwirrt.
"Wolltest du nicht vorsichtig sein in der Öffentlichkeit?" fragte ich ihn und kramte nach meinen Zigaretten, während er mit den Schultern zuckte.
"Ich will es nicht mehr verstecken, was für eine tolle Frau du bist. Und wenn du jetzt berühmt wirst, dann möchte ich klar machen, zu wem du gehörst."
Bei diesen Worten wurde ich hellhörig, schließlich war er deutlich gewesen, dass das zwischen uns reiner Spaß war und vorerst zu nichts führen würde außer gutem Sex.
"Ich dachte du willst keine Beziehung?" meinte ich leise und lief voraus zum Ausgang, wo ich mir erst einmal eine Zigarette anzündete und mich umschaute. Es hatte gut geschneit in der letzten Woche und ich genoss den Schnee, vor allem die Spaziergänge, die wir machten.
"Jenny, hör mir zu." meinte er nun und wurde ernst. Was kam denn jetzt? "Ich wollte dich in keine Beziehung drängen, weil du erst aus einer raus bist und wir uns noch nicht lange kennen. Ich wollte nichts überstürzen, auch wenn das etwas schief gelaufen ist und ich dich am ersten Abend schon geküsst habe. Ich möchte uns Zeit geben, einander kennenzulernen. Aber ich habe dir auch gesagt, dass ich offen für eine Beziehung bin." Er seufzte und zog an seiner Zigarette. Dann schüttelte er mit dem Kopf und schaute mich an. "Ich mag dich. Und deswegen möchte ich noch keine Beziehung. Ich will nicht, dass einer von uns am Ende rausfinden muss, dass es für ihn doch nicht passt und den anderen dann enttäuschen muss, verstehst du?"
Jetzt nickte ich verständnisvoll und war dankbar. Er hatte recht, wir kannten uns noch nicht einmal richtig. Wir kannten die guten Seiten voneinander, das, was der andere hatte durchscheinen lassen, seit wir uns kannten. Aber wir kannten nicht alles voneinander, wir kannten uns gerade einmal 2 Wochen. Zwar hatten wir uns diese 2 Wochen 24h am Tag gesehen und waren beieinander gewesen, aber das hieß nicht, dass jeder er selbst war.
"Du hast ja recht. Wir kennen uns so gesehen kaum." Schnell drückte ich meine Zigarette aus. "Das war ja auch überhaupt nicht böse gemeint, ich war nur verwirrt, weil du doch sehr besitzergreifend schienst."
Augenzwinkernd lief ich in Richtung Tiefgarage, wo ich geparkt hatte. Heute war ich gefahren, weil Chris die letzten Wochen gefahren war und ich nicht umsonst das Auto gemietet haben wollte. Außerdem war es ein wirklich bequem zu fahrendes Auto. Bevor ich einsteigen konnte, zog Chris mich noch einmal an sich.
"Natürlich bin ich besitzergreifend, schließlich haben wir den besten Sex zusammen, das will ich natürlich nicht teilen." flüsterte er in mein Ohr und ließ meine Knie weich werden, bevor er seine Lippen wieder auf meine drückte, um mich dann einfach stehen zu lassen und einzusteigen. Kurz sammelte ich mich, als ich jemand an seinem Auto stehen sah mit einem Handy in der Hand, die Kamera war auf mich gerichtet. Schnell versteckte ich mein Gesicht unter meiner Kapuze und stieg in das Auto.
"Wir haben eventuell ein Problem." murmelte ich und parkte aus.
"Ein Problem?" fragte dieser verwirrt, noch als ich auf den jungen Mann zeigte, der uns eben noch gefilmt hatte. "Tja, da ist die Katze aus dem Sack. Lass sie spekulieren, das geht uns nichts an. Wir lassen uns Zeit." Er nickte zusprechend und sah aus dem Fenster. Ich lenkte den Wagen bis zu dem Costco, der um die Ecke war und parkte ihn. Noch immer schwieg ich, verwirrt und irritiert. Nicht, weil es niemand erfahren sollte, dass ich etwas mit Chris hatte, sondern weil es gleich die ganze Welt erfuhr. "Mach dir nicht so viele Gedanken darüber, hübsche Frau." sprach mir Chris Mut zu und wir stiegen aus um einkaufen zu gehen.
Es waren nur noch wenige Tage bis Weihnachten und der Costco war voller Menschen, die dieselbe Idee hatten wie wir. Gut, dass jeder viel zu beschäftigt war um zu sehen, wer da einkaufen ging, während Chris meine Hand fest hielt um mich zu bestärken, einfach weiter zu machen.
Fast zwei Stunden später waren wir endlich wieder daheim und hatten die Einkäufe verräumt. Nun saßen wir mit - wie sollte es auch anders sein - jeder einem Glas Wein auf der Terrasse und rauchten eine Zigarette. Wieder glitt mein Blick über New York und wieder schätzte ich mich so unglaublich glücklich, das hier erleben zu dürfen.
"Kann das hier bitte nie zu Ende gehen?" murmelte ich unbewusst und seufzte tief. Ich hatte nur noch zwei Wochen hier, die Hälfte meines Urlaubes war rum und es war schon bald wieder an der Zeit, wieder in den normalen Alltagstrott einzutauchen.
"Vielleicht wird das bald dein Alltag, hier zu sein." antwortete Chris schulterzuckend und schaute mich ernst an. "Du hast eine Chance hierauf, aber ich möchte dich warnen. Schauspieler sein ist nicht einfach. Es ist stressig und bringt dich an deine Grenzen, Grenzen, von denen du nicht mal wusstest, dass du sie hast."
Perplex schaute ich ihn an und nickte dann nachdenklich.
"Ich weiß, darüber habe ich auch schon oft nachgedacht, aber mir gefällt der Gedanke, endlich etwas bewirken zu können. Ich weiß, Berühmtheit hat ihre Schattenseiten, aber auch ihre Guten. Ich will endlich das machen, was ich tun möchte, und wenn ich merke, dass es mir nicht gefällt, kann ich mich immer noch aus dem öffentlichen Leben zurückziehen. Ich werde ja nicht direkt super berühmt sein." meinte ich und nahm einen Schluck vom Wein, dann einen Zug von der Zigarette, als Chris Handy einen Benachrichtigungston von sich gab. Auch meines vibrierte und ich schaute darauf. Es zeigte mir eine Nachricht von Elea an, die komplett am ausrasten war.
'Bist du das da auf dem Bild mit Evans? Die sieht aus wie du, 100%. Wo bist du? Bist du in New York? Wie zur Hölle kommst du dazu, mit Evans rumzuknutschen?'
Verwirrt öffnete ich die Nachricht, der ein Bild angehängt war - das Bild, was in der Tiefgarage gemacht worden war. Das hatte ja nicht lang gedauert.
"Das mit dem nicht sofort berühmt werden würde ich nochmal denken. Gib ihnen 3 Tage, dann wissen sie wer du bist." meinte Chris schulterzuckend und drehte den Bildschirm, auf dem ein Video lief - das zugehörige Video zum Kuss-Bild.
"Was machen wir denn jetzt?" fragte ich panisch und zündete mir direkt die nächste Zigarette an. Darauf war ich nicht gefasst gewesen. Elea hatte es schon gesehen, wer hatte es noch gesehen? Und schon klingelte mein Handy. Ein Facetime-Anruf von Elea. Ich seufzte. "Macht es dir was aus, wenn ich diesen Anruf annehme?"
Chris schüttelte den Kopf und ich nahm den Anruf an, blieb jedoch sitzen. Die Kamera sortierte sich noch kurz, dann sah ich auch schon Elea auf dem Bildschirm.
"Jenny Rogers, du sagst mir jetzt sofort, wo du bist! Weißt du, erst die Trennung, dann brichst du Kontakt ab und jetzt erfahre ich - ICH, deine beste Freundin! - über die Medien, dass du mit Evans was am laufen hast. Mit Evans? Wie hast du das denn geschafft?"
Ich lächelte und wechselte die Kamera, damit auch sie den schönen Sonnenuntergang über New York betrachten konnte.
"Ich bin in New York Eli." Kurz schaute ich zu Chris und fragte leise um Erlaubnis, ob ich ihn zeigen dürfte und er nickte mir lächelnd zu. Dann sprach ich weiter auf Englisch, damit Chris verstehen würde, was ich sagte. "Und ja, die Person auf dem Video und dem Bild bin ich."
Als die Kamera Chris erfasste, schrie meine beste Freundin auf und ich musste lachen, bevor ich die Kamera wieder auf mich richtete.
"Mädchen, du musst mir alles erzählen. Und zwar jetzt!"
Und die nächste Stunde verbrachte ich damit, ihr zu erzählen, wie es zu dieser Situation erst gekommen war.
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