Kapitel 6
Kapitel 6
Ich spürte, wie etwas oder bessergesagt jemand über mich rüber fiel. Was in Anbetracht der Tatsache, dass mein Bett in einer Nische in meinem Zimmer stand ziemlich merkwürdig war. Eigentlich wollte ich nicht aufstehen. Es war gerade so gemütlich, aber weil gerade auch eine mir unbekannte Frauenstimme anfing zu fluchen und eine andere, die ich einem Mann zuordnen würde anfing zu lachen. Langsam öffnete ich meine Augen, doch riss sie sofort ganz auf, als sie gerade mal einen Spalt offen waren. Ich lag nicht, wie gedacht in auf meinem Boxspringbett, sondern auf einer Lichtung. Als mein Blick auf eine Wunderschöne Blume in meiner Nähe fiel erinnerte ich mich wieder an die letzten Tage. Doch wie auch gestern beruhigte mich dieser Ort. Er strahlte einfach eine so friedvolle ruhe aus.
„Was macht ein Mensch hier?", fragte die Frau, die vorhin geflucht hatte jemanden. Ich stellte mich hin. Was meinte sie mit Mensch? War sie nicht auch einer? Ich sah zu ihr rüber. Sie unterhielt sich so leise, dass ich nichts verstehen konnte, mit einem Mann. Die beiden waren vielleicht Anfang zwanzig oder so. Sie sahen sich sehr ähnlich. Beide hatten einen dunklen Teint, waren gleich groß und hatten kurze blonde lockige Haare. Wobei die der Frau sehr dick waren und auf der hälfte zwischen Kinn und Schulter endeten. Der untere Teil ihrer Haare waren Bourbon Rosa und ihre Haare glitzerten. Sie trug ein kurzes Luftiges T-Shirt, das aus einem mir unbekannten Stoff bestand, den ich auch nicht beschreiben konnte. Sollte ich es beschreiben, es wäre so etwas fließendes, dass in rosa pink Tönen strahlte. Ihr Rock war aus dem gleichen Stoff und ging ihr bis zu den Knien. Er war aber eher in einem dunklerem Pink war, dass in Lila überging. Am Bund ihres Rockes konnte man einen kleinen Beutel erkennen, der die gleiche Größe wie der Rock an der Stelle hatte, weshalb er nicht sonderlich auffiel. Er war so klein, dass ich mich fragte, was da bitte reinpassen sollte. Nicht einmal ein Stift würde darin Platz finden. Ihre Sandalen waren mit ein paar kleinen Blumen verziert, die mir so bekannt waren wie die Blumen auf dieser Lichtung.
Als ich zu dem Mann sah kamen beide auf mich zu und musterten mich eingehend. „Darf ich mal kurz?", fragte der Mann und fasste an meine Haut am Handgelenk. Während ich ihn verstört ansah, hatte er die Augen geschlossen und schien höchst konzentriert und die Frau sah ihn gespannt und nervös an und biss sich dabei auf ihre Unterlippe. Nach einer Weile ließ er mein Handgelenk wieder los. „Du hattest Recht, sie ist eine, aber was macht sie dann hier?" Die Augen der Frau leuchteten auf und sie drehte sich zu mir. Aber ihre Augen waren nicht normal. Auf dem ersten Blick waren sie strahlend Blau, aber dann erkannte man die Lila Sprenkel, die dem ganzen etwas Besonderes verliehen. „Ist doch egal", wank sie an ihren Bruder gerichtet ab. In ihrer Stimme klang Freude mit. Mit einem Lächeln zu mir stellte sie sich vor, „Also ich bin Kalia, du kannst mich aber auch Kali, Lia oder so nennen, falls dir noch ein anderer Spitzname einfällt. Und das", sie wies auf den Mann neben mich, „ist mein überaus sympathischer Zwillingsbruder Kanje."
Ich musste auch anfangen zu lächeln, „Freut mich, ich bin Mia. Was macht ihr eigentlich hier?", Kalia sah mich an und sie schien noch ein Stückchen mehr zu strahlen bei dem Gedanken daran, „Wir sind Einhorn Forscher und wollten hier eigentlich eines beobachten. Aber es war keines da.", zum Ende schien sie etwas Traurig, was aber schnell verschwand. Sie sah noch mal kurz über die Lichtung, als wollte sie sich vergewissern, dass wirklich keines da wäre. „Oder es war verschwunden, als du über Mia gefallen bist und laut los geflucht hast.", warf Kanje amüsiert ein und erntete dafür einen Rippenstoß seiner Schwester. Auch er hatte diese beeindruckenden Augen, wie seine Schwester. „Einhorn Forscher?", fragte ich. Eigentlich war ich davon ausgegangen das gestern hatte ich nur geträumt und würde es diesen Beruf wirklich geben, hätte wahrscheinlich der Großteil der Mädchen an meiner Schule einen neuen Traumberuf. Ich meine, ich fände es super, wenn es die wirklich geben würde. In den Büchern, die meine Mum mir früher gerne vorlas kamen häufig Einhörner und andere Fabelwesen vor.
„Sie weiß wirklich nichts!", kam es bestürzt von Kalia, welche nun zu ihren Bruder sah. „Das dachte ich mir schon. Ich denke", er warf mir einen nachdenklichen Blick zu, „Wir sollten sie mitnehmen. Niemand von uns darf ohne Erlaubnis auf diese Seite und sie scheint schon ihr Leben lang hier zu sein oder ihre Erinnerungen wurden verändert. Das könnte natürlich auch sein.", Seite? Was meinte er mit Seite? Und wieso wollten sie mich mitnehmen? „Aber wenn sie ihr Leben lang schon hier ist, müsste sie doch von Menschen stammen, was aber nicht geht, da es vererbt wird.", überlegte Kalia, wobei ich wieder nur Bahnhof verstand. So ging es mir auch immer, wenn meine Eltern über diese ‚Sache' gesprochen hatten. Wenn ich mich recht erinnerte haben sie auch manchmal von Seiten gesprochen. Ich war damals aber von irgendwelchen Buchseiten ausgegangen. Es kam aber auch nur selten vor, dass ich irgendetwas von diesen Gesprächen aufschnappen konnte. „Naja, es könnte sein, dass ihre Eltern es vielleicht irgendwie während des Krieges geschafft haben hier her zukommen. Zu der Zeit ging ja bei uns alles in die Brüche und von ihrem Alter her könnte das passen.", Kanje schien immer eher der zu sein, der seinen Kopfbehielt, während Kalia eher vom verrückterem Typ war.
„Du hast Recht. Wir sollten sie mitnehmen. Sie kann ja erst einmal bei uns bleiben.", sagte sie. Dann warf sie mir einen Blick zu und schien sich plötzlich an etwas zu erinnern, „Aber was ist denn mit ihren Eltern, wir können sie doch nicht einfach so mitnehmen. Das ist Kidnapping.", besorgt drehte sie sich zu ihrem Bruder. Sie war echt ziemlich emotional. Was eigentlich etwas merkwürdig war, da diese Lichtung einen immer beruhigte und entspannte. Nur auf sie schien das keine Wirkung zu haben, da sie mir die ganze Zeit wie ein aufgedrehter Flummi vorkam. Kanje sah ihr intensiv in ihre Augen, als würden sie sich nur durch Blicke unterhalten. Nach einer Weile brach sie den Blickkontakt ab, schlug sich die Hände vor den Mund und brachte ein bestürztes „Oh!", raus, während sie wieder zu mir sah. Vielleicht war ja wirklich etwas an den sprechenden Blicken dran. „Ich würde sagen, du kommst dann erst einmal mit uns. Wir erklären dir alles auf dem Weg.", sie schien noch auf eine Reaktion meinerseits zu warten, denn sie sah mich fragend an. Eine der ersten Regeln, die ich und bestimmt auch jeder andere gelernt hatte war, gehe niemals mit fremden mit. Aber, was hatte ich schon zu verlieren. Ich nickte und Kalia lief oder besser gesagt hüpfte voraus. Über die Schulter rief sie aber noch, „Kanje, wir gehen aber zu Fuß. Dann können wir ihr auch noch alles erklären und uns vom letzten Flug noch etwas erholen.", waren sie etwa mit einem Flugzeug hier? Sie sah eigentlich auch nicht gerade so aus, als müsse sie sich von irgendetwas erholen. Sie macht eher den Eindruck, als würde sie jetzt am liebsten einen Marathon laufen. Kanje grinste nur, da seine Schwester ohne auf seine Antwort zu warten schon los lief.
Wir überquerten die Lichtung und liefen auf der anderen Seite wieder in den Wald, wo wir Kalia auch wieder fanden. „Also Mia, erzähl uns doch noch ein bisschen was über dich.", forderte sie mich auf. „Also mein voller Name ist Mia Jasmine Smith, ich bin fünfzehn Jahre alt und wohne in Norwich. Ich bin ein Einzelkind und habe leider keine Haustiere.", Kalia sah mich interessiert an. „Bist du vieleicht mit dem Arzt Niall Smith verwand? Er war ein sehr guter Arzt und hatte uns beiden früher einmal das Leben gerettet, als wir acht waren.", ich schüttelte den Kopf, „Ich habe keine Ahnung. Meine Eltern haben nie über ihre Verwandtschaft oder ihre Freunde gesprochen.", die beiden links und rechts neben mir blickten sich wissend an, sagten aber nichts. Ich merkte, wie die Wirkung der Lichtung wieder abnahm und mir bei den Gedanken an meine Eltern wieder ein paar Tränen sich einen Weg über meine Wange bahnten. Die Bilder von gestern kamen mir wieder in den Kopf und noch ein paar Tränen flossen über meine Wange. Kalia die es bemerkte nahm mich in den Arm und hielt mich fest, während ich mich an ihrer Schulter ausweinte. Es tat gut von ihr gehalten zu werden, während ich meinen Tränen freien Lauf ließ. Nach einer Weile löste ich mich wieder von ihr. Es war mir ein bisschen peinlich, aber sie lächelte mich nur an. Die stelle auf ihrem T-Shirt, bei dem ich dachte, es wäre jetzt von meinen Tränen durchnässt war, war trocken. „Danke", flüsterte ich leise. Ich hatte das Gefühl einer plötzlichen Leere in meinem Herzen. Sie drückte mich noch einmal kurz an sich und ließ mich dann wieder los.
Schweigend liefen wir weiter. Jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Irgendwann bemerkte ich ein komisches Gefühl in meiner Magengegend. Bestimmt der Hunger. Das letzte Mal, wo ich etwas gegessen habe war gestern Mittwoch. Ich holte mir ein Croissant aus meinem Rucksack und aß es auf. Es war eines der Dinge, die ich noch aus der Schule mitgenommen hatte. Danach war zwar der Hunger weg, aber das Gefühl in meinem Magen wurde nur noch schlimmer und fing an sich über meinen ganzen Körper auszubreiten. Es wurde so schlimm, dass ich einmal kurz aufschrie. „Was ist?", Kaila sah mich besorgt an. „Wahrscheinlich nur die Tage", presste ich hervor. Ich hatte meine Tage noch nicht bekommen, deshalb hatte ich auch keine Ahnung, wie sich das anfühlte. „Tage?", fragte sie aber nur verwirrt. Mensch, die muss doch die Tage kennen. Naja vielleicht kennt sie sie ja unter einem anderen Namen. Kanje antwortete an meiner Stelle, „Also erstens sind das nicht deine Tage Mia und zweitens solltest du deine Nase mal öfter in Bücher statt in andere Dinge stecken. Menschen in Mias alter und Jünger bekommen etwas, das sich Tage nennt. Es gibt mehrere Wörter dafür. Das tritt dann einmal im Monat auf, was es aber genau mit den Tagen auf sich hat weiß ich nicht mehr. Aber sei froh, dass wir sowas nicht bekommen, das wenige, an das ich mich noch erinnern kann war nicht so schön.", Kalia nickte nur nachdenklich. Wieder reden sie über Menschen, als würden sie sich nicht dazu zählen und warum hat sie ihre Tage nicht? Wir hatten das Thema schon so oft im Unterricht, dass ich den beiden jetzt einen Fachlichen Vortrag darüber halten könnte, was aber schlecht ging, da die Schmerzen immer mehr zunahmen und ich mich auf einen umgestürzten Baumstamm setzen musste.
Die Schmerzen nahmen immer weiter zu. Ich schloss die Augen, um mich etwas zu entspannen. Auf einmal schrie jemand, die Stimme konnte ich nicht mehr zu ordnen „Ha! Sie ist eine von uns. Das ist der hundertprozentige Beweis!", wer auch immer das sagte schien gerade zu begeistert. Also ich konnte nicht ganz so verstehen, was sie so daran begeisterte mich hier in Höllenqualen liegen zu sehen. Ich versuchte also meine Augen zu öffnen, um heraus zu finden, warum sie so begeistert war. Mir stockte der Atem. Ich musste Halluzinieren. Das wäre die einzige Erklärung dafür. Vieles, was eigentlich auf dem Boden liegen sollte, schwebte in der Luft um mich herum. Ein Zweig ganz in der Nähe von mir fing sogar an zu wachsen und neue Blätter zu bekommen. Gerne hätte ich dem noch weiter zu gesehen, aber die Schmerzen holten mich wieder zurück und ich schrie noch einmal kurz auf. Ich hatte das Gefühl, mein Körper würde in Flammen stehen, bis plötzlich ein Tropfen meine Haut berührte und der Schmerz langsam weniger wurde.
Als ich meine Augen öffnete blickte ich in die strahlenden Gesichter der Zwillinge. Kalia hielt mir etwas, wie einen ziemlich dicken Pancake, woher auch immer sie den hatte, hin, mit den Worten, „Iss, dann wird's besser", zögernd nahm ich einen Bissen. Irgendetwas war hier ganz und gar nicht normal. Der Pancake war ziemlich lecker und schnell war nichts mehr von ihm übrig. Sie hatte Recht. Die Schmerzen verschwanden jetzt vollkommen. Ich lächelte dankbar und sie grinste stolz, „Mondsteinpulver in Phönix Tränen gelöst hilft immer, bei sowas. Zum Glück habe ich immer eine Phiole für den Notfall dabei", dabei wedelte sie mit einer Phiole, die in ihrem Beutel verschwand. Mondsteinpulver und Phönix Tränen? Bitte was? Sie schienen meinen verwirrten Blick zu erkennen, den Kanje setzte zu einer Erklärung an, „Also du, wir, und viel andere, deine Eltern wahrscheinlich auch, sind Magier. Im Alter von vierzehn bis sechzehn Jahren setzt sich unsere Magie frei. Meistens nach einem sehr Emotionalem Erlebnis, wie bei dir den Tod deiner Eltern. Aber es muss nicht immer etwas trauriges sein. Es kann auch mit Liebe und Freundschaft zu tun haben und natürlich auch anderen Dingen.", ich starrte ihn ziemlich geschockt an.
Erstens, woher wusste er das mit meinen Eltern und zweitens, wollte er mir gerade wirklich weiß machen, ich sei eine Magierin. Gut, dass Einhorn, Die fliegenden Sachen, der Ast, aber trotzdem. Kalia seufzte kurz, „gut, ich werde es dir zeigen", Sie hob ein Blatt vom Boden auf und legte es vor sich hin. Sie streckte ihre Hand danach aus und schien sich zu konzentrieren. Man konnte quasi sehen, wie sich das Blatt verformte und zu einer wunderschönen Blume wurde. Sie lächelte über ihr Kunstwerk, während ich abwechselnd die Blume, dann Kalia ansah, als wäre sie ein Gespenst, was nur dafür sorgte, dass die Beiden anfingen zu lachen. „Dein Blick, einfach unbezahlbar!", brachte sie hervor und wischte sich die Lachtränen vom Gesicht. „Ich denke, wir sollten dir auf dem Weg alles erzählen", Kanje stand wieder auf und auch wir folgten ihm kurze Zeit später.
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Ging wohl doch schneller, als gedacht, dass Mia etwas von der Magie erfährt.
Ich habe immer keine Ahnung, was ich hier hin schreiben soll, da es denke ich eh keinen interessiert.
-YMina_
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