Kapitel 16
Mit den anderen Mädchen aus meiner Klasse lief ich Professor Chattan hinterher, die ein ziemlich schnelles Tempo vorlegte. Die Jungs sollten am Speisesaal warten, bis sie wieder kam.
Wir liefen etliche Gänge der Akademie entlang. Desto weiter wir von dem Speisesaal wegliefen, desto mehr wurden die Lichtkugeln durch Kerzen ersetzt. Ein Blick nach draußen verriet mir, dass es schon stockdunkel war. Das ganze sorgte für eine gruselige Atmosphäre. Seit wir den Speisesaal verlassen hatten hatte keiner mehr ein Wort gesagt. Wir mussten einmal die komplette Burg durchquert haben, als wir endlich stehen blieben.
»Dies ist der Turm in welchem sich die Schlafsäle der Mädchen befinden. Folgt mir.« Professor Chattan stieß eine Tür auf, welche in einen großen Kreisrunden Raum führte, in dessen Mitte eine Wendeltreppe nach oben führte. Im Raum standen noch ein paar Sessel und Tische. Viel Mühe hatte man sich nicht beim Einrichten von diesem Raum gegeben. Sie schritt auf die Wendeltreppe zu und wir folgten ihr nach oben.
»In den unteren zwei geschossen schläft der Aktuelle dritte Jahrgang. Darüber der zweite und über diesem der erste, also euer. Über euch ist der fünfte und ganz oben der vierte Jahrgang.« erklärte sie, während wir hinauf gingen.
Als wir endlich anhielten hielt ich mir schnaufend die Seite. Ich war ganz und gar nicht sportlich. Die anderen sahen zu meiner Überraschung überhaupt nicht angestrengt aus.
Um die Wendeltreppe war ein Ring aus Holzboden, sodass man einmal komplett um die Treppe herum gehen konnte. Gegenüber voneinander waren zwei große Holztüren, neben denen vier kleine goldene Streifen waren, auf denen wahrscheinlich die Namen der Bewohner des Zimmers stehen. Ich versuchte einen besseren Blick auf die Namen zu haben, konnte aber nichts erkennen.
»Vier von ihnen werden in einem Zimmer schlafen. Ich möchte keine Beschwerden hören. Es wird nichts mehr geändert. Den Schlafsaal könnt ihr so einrichten, wie es euch gefällt, aber ich bitte euch Rücksicht auf eure Mitbewohner zu nehmen.« sie holte eine Liste hervor. Wie wahrscheinlich war es, dass ich auch noch mit Luna in ein Zimmer kam?
»Also in diesem Zimmer sind Alane Bialek, Sorana Heyden, Nila Salahi und Alva Sevim.« Nila und Alva fielen sich glücklich in die Arme und die anderen beiden beäugten nur ihre Mitbewohnerinnen. Das hieß, dass ich mit Luna in einem Zimmer sein würde.
»Morgen früh wartet ihr bitte alle nach dem Frühstück auf Professor Livsey. Sie wird mit euch zu eurer ersten Unterrichts Stunde gehen, damit ihr euch nicht verlauft.« mit diesen Worten drehte sie sich um und ging die Treppe wieder runter.
Mit Luna und den anderen beiden Mädchen ging ich auf die andere Seite und betrat unser Zimmer. Es hatte die Form eines halbierten Donuts. Rechts an der Wand gab es eine Tür, die wahrscheinlich in ein Badezimmer führte. Neben den vier großen Fenstern stand jeweils ein Bett, neben dem ein Koffer stand.
Kalias roter Koffer, auf dem die silbernen Umrisse eines Einhorns waren, stand neben dem zweiten Bett von rechts. Luna hatte offensichtlich das Bett rechts außen und links neben mir stand der schwarze Koffer von dem Mädchen mit den unterschiedlichen Augen. Ganz links würde das Mädchen mit dunkelbraunen Locken, die nach unten in ein Rot verliefen schlafen.
Ohne, dass jemand ein Wort sagte packten wir unsere Koffer aus. Die Mitternachtsblüte war zum Glück wirklich unversehrt. Ich stellte sie auf den kleinen Nachttisch. Das Fenster war so groß, dass man sich bestimmt super mit einem Buch und einer Decke darein setzen konnte, um zu lesen. Neben dem Fenster war noch ein Bücherregal, in welches ich die Schulbücher und die Bücher, die mir die Zwillinge gegeben haben reinstellte.
Als alles ausgepackt war und wir uns alle umgezogen hatten, hatten wir immer noch nicht ein Wort miteinander gewechselt.
Schließlich war es das Mädchen mit den braun roten Locken, die das Schweigen brach. »Ich finde, da wir jetzt die nächsten fünf Jahre zusammen in einem Zimmer schlafen werden, sollten wir uns ein bisschen besser kennen lernen.« auffordernd sah sie und an.
»Gut, dann fange ich mal an. ich heiße Coco und bin im Sommer sechzehn geworden. Bisher war ich nie länger, als ein Jahr an einem Ort. Meine Familie reist viel und ich habe ich schon ziemlich viel von der Welt gesehen.« Damit meinte sie wohl den magischen Teil der Welt. Den in dem die Menschen leben hat sie höchst wahrscheinlich noch nie gesehen.
»Jetzt du.« meinte Coco und deutete mit der einen Hand auf mich, mit der anderen klopfte sie auffordernd neben sich auf ihr Bett. Langsam ging ich zu ihr und setzte mich. Das Bett fühlte sich unheimlich bequem an.
»Gut, also ich bin Mia und fünfzehn Jahre alt. Ich äh lese gerne und das war es eigentlich auch schon.« Das hatte ich ja mal super hinbekommen.
Luna kam näher und setzte sich nach kurzem Zögern neben das Mädchen mit den unheimlichen Augen und stellte sich vor. »Mein Name ist Luna, ich werde bald fünfzehn und habe eine kleine Schwester und zwei Katzen. Ich klettere und lese gerne.«
Erwartungsvoll sahen wir die letzte im Raum an. »Mein Name ist Sanura Wallin und ich bin vierzehn Jahre alt.« ihre Stimme war unnatürlich kalt und schneidend. Da sie offensichtlich nicht mehr erzählen wollte verfielen wir wieder in Schweigen.
»Möchte jemand Bonbons?« fragte Coco und hielt uns ein paar lila farbene hin. Schnell nahmen Luna und ich uns eines. Da Sanura keines haben zu wollen schien nahm Coco sich selbst noch eines und steckte sie dann wieder weg.
Die Bonbons schmeckten nach einer Mischung aus verschiedenen Waldbeeren. »Lecker« sagte ich und Coco lächelte zufrieden.
»Die habe ich selbst gemacht. Ein entfernter Verwandter in Toulon hat es mir beigebracht.« beeindruckt sah Luna sie an.
»Wieso riecht es hier nach zu süßen Waldbeeren?« fragte Sanura.
»Oh das.« sagte Coco. »Ich habe ein bisschen experimentiert. Wer dieses Bonbon isst riecht auch danach. War eigentlich als Diebstahl Sicherung vor meinen Geschwistern gedacht.« entschuldigend sah sie uns an. Es war wirklich interessant, was man alles machen konnte. Wir redeten noch ziemlich lange. Sanura hatte sich nur selten in das Gespräch integriert.
Ein lauter Gong ertönte. Sofort saß ich kerzengrade in meinem Bett. Es hatte sich so angefühlt, als wäre er direkt vor meinem Kopf geschlagen worden. Suchend sah ich mich um. Ich brauchte kurz, um mich zu erinnern, wo ich war.
»Der Morgengong. Er ist da, um die Schüler zu wecken. In fünf Minuten wird er wieder ertönen.« ich drehte mich nach rechts. In Schuluniform gekleidet saß sie auf der Fensterbank und sah nach draußen. Ihren Namen hatte ich schon wieder vergessen. Sie musste schon länger wach sein, wahrscheinlich war sie eine Frühaufsteherin.
Als ich aus meinem Fenster sah glitzerte schon die Sonne auf dem Meer. Gestern war es schon zu dunkel, um zu sehen, welchen Ausblick ich hatte.
Schnell ging ich zu meinem Schrank, um als erstes im Bad zu sein. Als ich wieder raus kam ging Luna ins Bad. Aus meinem Schrank holte ich meine Schultasche, Schreibzeug und den Stundenplan. Da ich mir nicht sicher war, ob ich in der Mittagspause nochmal hoch gehen wollte holte ich Kalias Sporttasche hervor und packte meine Sportsachen ein. Die Bücher holte ich auch noch schnell aus dem Regal.
Als alles eingepackt und die anderen auch fertig waren verließen wir das Zimmer. Schnell sah ich nochmal die Namen neben der Tür durch. ‚Luana Katō; Cocoro Nunes; Mia Smith; Sanura Wallin' Sanuar war also ihr Name.
»Wo sind alle?« fragte Luna, als wir vor dem Turm ankamen.
»Beim Essen. Wir sind spät dran. Außerdem kann an dieser Akademie kein Geräusch aus einem geschlossenen Raum raus.« sagte Sanura mit scharfer Stimme.
»Wie kommen wir zu dem Speisesaal? Der Weg war zu lang, als dass ich ihn mir hätte merken können.« sagte ich. Eigentlich hatte ich gehofft einfach älteren Schülern folgen zu können.
Sanura lief geradeaus den Gang hinunter. »Kommt ihr, oder wollt ihr heute Abend noch da stehen?« fragte sie genervt. Zielstrebig führte sie uns die Gänge entlang, bis wir tatsächlich vor dem Speisesaal standen. Dort ging sie, ohne ein weiteres Wort zu sagen, rein.
Abgesehen von dem Tisch, wo die Erwachsenen saßen standen statt der Tische für die Klassen viele kleine Tische im Raum.
»Ah, da sind sie ja. Wir sehen uns im Unterricht.« mit diesen Worten ging Luna nach links zu einem Tisch, an dem unteranderem Lina und Lea saßen. Leider war jetzt kein Platz mehr an ihrem Tisch, sonst hätte ich mich dazu gesetzt.
Ich drehte mich zu Coco, aber auch sie hatte wohl schon einen Tisch gefunden. »Na Klasse.« Ich ging ein bisschen weiter in den Saal hinein und sah mich suchend um. Alle Tische schienen voll.
»Mia! Hier drüben.« Schnell drehte ich mich in die Richtung, aus der die Stimme kam und erkannte Luan, der auf einen Platz neben sich deutete. Erleichtert ging ich zu ihm und stellte meine Taschen neben den Stuhl und setzte mich hin. Den Umhang hängte ich über die Stuhllehne. Die waren zwar echt toll, aber auch extrem unpraktisch.
Gegenüber von mir saß ein Junge mit komplett bunten Haaren. Man konnte wirklich jede Farbe des Regenbogens erkennen. Seine Augen funkelten voller Vorfreude. Er war mir auf den ersten Blick sympathisch. Das Mädchen neben ihm hatte so dunkle Haare, dass sie fast schwarz waren. Wie Luans Haare schillerten auch ihre an den Spitzen in verschiedenen Farben. Sie hatte eine Spitznase und strahlend blaue Augen mit einem silbernen Ring um die Pupille.
»Mia, darf ich vorstellen, das ist Anna. Wir kennen uns schon seit immer eigentlich. Und das ist Nicu. Die beiden sind in unserer Parallelklasse.« sagte Luan und deutete zuerst auf das Mädchen vor ihm und dann auf den Jungen mit den Bunten Haaren gegenüber von mir.
»Freut mich euch kennen zu lernen.« sagte ich, während ich etwas Rührei auf meinen Teller machte. Wir redeten noch etwas während des Essens und die beiden wurden mir immer sympathischer.
»Was habt ihr jetzt?« fragte Anna.
»Geschichte.« ich verzog das Gesicht.
»Und ihr?« fragte Luan, während er ein Toast in eine Servierte einwickelte und in seiner Schultasche verschwinden ließ.
»Brauen!« sagte Anna voller Vorfreude.
»Oh Nicu. Du solltest dich so weit wie möglich von ihr weg setzen.« warnte Luan.
»Ach komm schon. Du kannst doch nicht immer noch auf der Sache vor einem Jahr rum reiten. Deine Eltern haben dein Zimmer doch wieder hingekriegt.« empörte sich Anna »Und überhaupt, woher sollte ich denn auch wissen, dass Drachenschuppenpulver und Werwolfs Haar mit Naga Gift eine explosive Mischung ergibt.«
Nicu und ich lachten los, während Anne gespielt beleidigt und empört aufstand, nach ihrer Tasche griff und losging. »Bis dann, vielleicht sehen wir uns beim Mittagessen. Wenn wir nicht von Annas Trank in die Luft gesprengt oder vergiftet werden.« sagte Nicu und ging ihr hinterher.
Auch Luan und ich standen auf. Den Umhang zog ich wieder an und die Sporttasche quetschte ich noch schnell in meine Schultasche. »Hoffentlich kriege ich einen Platz in der letzten Reihe.« meinte Luan, als wir zu Professor Livsey und den anderen aus unserer Klasse gingen.
Professor Livsey war eine kleine ältere Frau mit Blutroten Umhang. Ihre grau blauen Haare hatte sie kunstvoll hochgesteckt. »Alle da? Gut, dann mitkommen.«
------
Was haltet ihr von ihren Mitbewohnerinnen und den Dreien vom Frühstückstisch?
-YMina_
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro