Kapitel 15
Die Insel, die zuvor nur ein kleiner Punkt in der Ferne gewesen war wurde nun immer größer und größer. Langsam konnte man einen Wald und Berg erkennen.
Vor wenigen Minuten waren wir noch unter Deck gewesen und hatten uns mit Lina und Lea unterhalten. Aber, als immer mehr Schüler nach oben an Deck gingen wollten wir auch wissen, was denn los war.
Jetzt erkannte man schon einen gräulich schwarzen Fleck auf der Insel, der wohl die Akademie war. Als wir näher an die Insel heran fuhren erkannte ich in der Akademie eine riesige alte Burg, die schon von außen so verwinkelt aussah, dass ich mich fragte, wie ich mich jemals dort zurecht finden soll. Mein Orientierungssinn war grauenhaft.
Diese Burg würde nun für die nächsten fünf Jahre mein zuhause sein. Ich fing unterbewusst an nervös auf meiner Unterlippe zu kauen. Ich war schon immer aufgeregt, am ersten Tag an der neuen Schule. Ich kannte niemanden, bis auf Luna und die beiden Mädchen mit denen wir die ganze Zeit geredet hatten und die jetzt auch neben uns standen.
Ich sah kurz zu ihnen hinüber. Während Lea wie ich ziemlich aufgeregt wirkte war Lina total entspannt. Wie konnte man nur so entspannt sein?
Von dem, was andere Schüler gesagt hatten, konnten wir vorhin heraus hören, dass wir unser Gepäck im Schiff lassen sollten. Ich war darüber, meinen viel zu schweren Koffer nicht durch diese Burg schleppen zu müssen, sehr froh.
In dieser riesen Burg konnten sicher an die tausend Schüler unterrichtet werden. Kalia hatte mir aber mal erzählt, dass gerade Mal um die hundertsechzig Schüler hier unterrichtet wurden.
Jetzt konnte man einen Weg erkennen, der vom Steg, wo wir anlegen würden, zu der Akademie führen würde. Er wurde von Lichtpunkten erhellt, besser konnte ich es auf diese Entfernung nicht erkennen.
Vorsichtig legte das Schiff am Steg an und wir konnten an Land. Nicht viele redeten. Ein paar ältere Schüler freuten sich schon auf das Essen und andere sehnten sich nur noch ihr Bett herbei und hofften, dass alles schnell gehen würde.
Wir liefen über den Steg Richtung Insel. Den ganzen Weg über konnte ich meinen Blick nicht von der Burg nehmen, die je näher wir kamen, immer größer wirkte. Die vielen kleinen Lichter, die man an der Burg erkennen konnte mussten wohl Fenster sein.
Für meinen Geschmack viel zu schnell erreichten wir das große Eingangsportal und traten in die Eingangshalle. »Wow.« ich richtete meinen Blick nach oben, aber egal wie sehr ich mich anstrengte, ich konnte keine Decke erkennen, so hoch war sie.
Wie auch schon der Weg, war auch die Burg mit vielen schwebenden Lichtkugeln ausgeleuchtet. Nichts desto trotz waren überall auch Kerzenhalter und Kerzenständer.
Ich hätte noch Ewigkeiten die Eingangshalle bestaunen können, aber es wurden immer mehr Schüler, die herein drängten, also folgten wir ihnen.
Wir gingen links lang und drei Treppen nach oben. Dort gingen wir den Korridor entlang und bogen noch ein paar Mal ab, sodass ich vollkommen die Orientierung verlor. Wir liefen noch zwei weitere Treppen hoch, bis wir durch eine große Flügeltür in einen Saal traten.
Hier standen mehrere Stuhlreihen mit einem Mittelgang vor einer großen Bühne. Der Boden erinnerte hier mehr an Marmor und auch die Wände sahen gepflegter aus. Wir gingen langsam den Mittelgang entlang. Alle anderen schienen aus irgendeinem Grund schon zu wissen, wo sie hin musste, denn sie liefen gezielt auf bestimmte Plätze zu.
»Man sitzt hier nach Jahrgängen geordnet.« sagte ein Junge zu mir. Ich drehte mich zu ihm und erkannte ihn als den Jungen aus dem Zauberstabladen wieder. »Die zwei Reihen vor der Bühne sind für den neuen Jahrgang. Dahinter sitzt der zweite, dann der dritte und so weiter.« erklärte er.
»Danke« sagte ich noch schnell, als er sich in der fünften Reihe hinsetzte. Ich sah mich nach Luna um, die ein ebenso ratloses Gesicht, wie ich eben hatte. Schnell ging ich auf sie zu und zog sie mit nach vorne, auf dem Weg erklärte ich, was der Junge mir eben noch gesagt hatte. Nach seiner eigenen Erklärung musste er dann wohl im dritten Jahrgang sein.
Ich lies mich in der zweiten Reihe auf einen Platz fallen. Neben mich setzte sich Luna und neben ihr nahmen Lina und Lea Platz. Ich versuchte langsam ein und aus zu atmen, um meine Nerven ein bisschen zu beruhigen. Vorne neben der Bühne erkannte ich Professor Tamasi und weitere Erwachsene Magier neben ihr, die dann wohl die Professoren waren.
Auf dem Schiff hatte ich alle immer nur Professor sagen hören, dass hörte sich zwar an, als würde ich Studieren, aber ich versuchte auch mich daran zu gewöhnen.
Professor Tamasi trat auf die Bühne und der ganze Saal wurde Ruhig. »Ich heiße euch herzlich willkommen im neuen Schuljahr an der Akademie. Ich hoffe, ihr hattet alle schöne Ferien und wir werden ein genauso erfolgreiches Jahr, wie das letzte haben. Im Kollegium und im Regelwerk gibt es keine Änderungen, trotzdem werde ich die wichtigsten Regeln nun noch einmal erläutern.
Ohne Erlaubnis ist kein Schüler dazu befugt das Gelände der Akademie zu verlassen. Außerhalb des Unterrichtes darf nur in den dafür vorgesehenen Übungsräumen und Übungsplätzen Magie angewandt werden. Das Fliegen ist ebenfalls nur draußen erlaubt. Von Zweiundzwanzig Uhr bis sieben Uhr ist Nachtruhe, das heißt zu dieser Zeit verlasst ihr eure Zimmer nicht.
Für die Schulteams kann man sich innerhalb der nächsten Wochen eintragen. Gut, das war alles. Beginnen wir mit der Verlesung der Klassenliste.« am Ende applaudierten wir kurz und sie verließ die Bühne.
»Was sind die Schulteams?«, flüsterte ich Luna zu, aber sie zuckte auch nur die Schultern.
Zwei Professorinnen betraten die Bühne. Die mit grünem Umhang hatte braun grüne Haare und lächelte freudig nach zu den Schülern. Die im silbernen Umhang hatte dunkel rote Locken, lächelte auch zu uns, aber längst nicht so freundlich, wie die andere. Sie begann auch mit dem Reden
»Ich bin Professor Chattan. Alle Schüler, die ich nun Vorlese kommen bitte sofort auf die Bühne und stellen sich hinten in einer Reihe auf. Bela Abawi« ein Junge aus der zweiten Reihe stand auf und ging nach vorne auf die Bühne. Er wusste nicht so recht, ob er sich hinten links oder hinten rechts hinstellen sollte. Die Professorin im grünen Umhang deutete ihm dann an sich rechts hin zu stellen.
»Alana Bialek«, war ein Mädchen mit lila roten Haaren. Sie stellte sich links neben ihm auf.
»Luan Cooke«, ging als nächstes nach vorne. Er schien im Gegensatz zum ersten Junge nicht gerade schüchtern.
»Loe Demon«, kam als nächstes, er hatte dunkel blaue Haare.
Danach kam »Olias Duvall« auf die Bühne. Er schien sich zu freuen, dass er aufgerufen wurde, zumindest lächelte er durchgehend.
»Sorana Heyden« schien etwas schüchtern. Sie hatte Pastell rosa Haare, die nach unten zu grün und gelb wurden.
»Luana Katō«, Luna atmete Hörbar aus und ging langsam nach vorne. Ich lächelte ihr noch einmal aufmunternd zu.
»Ariu Kinski«, ein Junge aus der vordersten Reihe lief schnell nach vorne. Die Hälfte der Klasse stand schon auf der Bühne. Wenn ich unter den nächsten acht bin wäre ich mit Luna in einer Klasse. Dann würde ich wenigstens schon jemanden kennen.
»Cocoro Nunes«, ein Mädchen mit dunklen Locken, die nach unten hin Rot wurden trat nach vorne. Andererseits würde ich vielleicht schneller neue Freundschaften schließen, wenn ich noch niemanden kennen würde.
»Nelio Olsen«, ein Junge mit extrem hellen Haaren ging selbstsicher auf die Bühne.
»Neko Pratchett« der Junge, der neben ihm saß folgte. Wenn es nach Alphabet geht könnte ich jeden Moment dran kommen oder auch nicht.
»Nila Salahi« ein Mädchen mit dunkel blauen Haaren kam auf die Bühne. Fünf Mädchen waren schon auf der Bühne.
»Alva Sevim«, das Mädchen, aus dem Zauberstabladen ging auf die Bühne und umarmte das Mädchen mit den blauen Haaren. Ich denke, ich konnte es vergessen, jetzt noch aufgerufen zu werden.
»Mia Smith«, rief sie. Luna grinste mich an und ich ging langsam nach oben und stellte mich neben Alva. So viel Glück hatte ich doch sonst nie.
Als nächstes kam noch ein blondes Mädchen nach vorne, das eigentlich ziemlich normal wirkte, bis man ihr in die Augen sah. Ihr linkes Auge leuchtete Grün und ihr rechtes Auge Blau. Unheimlich.
Als letztes kam noch ein Junge mit roten Haaren auf die Bühne.
Die andere Professorin stellte sich als Professor Murray vor. Der Form halber las auch sie noch einmal alle Namen vor.
Als ich zu Luna sah, sah ich, dass sie etwas traurig war, weil sie nicht mit Lina und Lea in einer Klasse war. Als die Liste Verlesen wurde stellte sich heraus, dass sie eigentlich Linea und Alea Darawan hießen. Sie waren also höchst wahrscheinlich in irgendeiner Form verwandt. Geschwister oder Cousinen oder sowas.
Als alle endlich auf der Bühne standen wurde verkündet, dass wir nun zum Abendessen übergehen würden. Wir gingen wieder hinaus auf den Korridor, bogen ein paar Mal ab und gingen durch eine ähnliche Flügeltür wie vorhin in einen Saal, der dem davor ziemlich ähnlich sah.
Der Boden war nur mit mehreren Kratzern versehen und hier gab es weder Stuhl reihen, noch eine Bühne. Mehrere lange tische mit Stühlen standen im Raum verteilt. Von hinten rief irgendjemand »Jede Klasse nur einen Tisch« Ich folgte einfach den anderen aus der Klasse, die sich schon an einen Tisch am Rand gesetzt hatten. Neben mir saßen Luna und das Mädchen mit den Pastell Haaren.
Noch waren die Tische leer, daher drehte ich mich erwartungsvoll zu den Professoren, die sich an den Tisch am anderen Ende des Raumes niederließen. So langsam bekam auch ich Hunger. Hoffentlich würde jetzt nicht noch eine dieser Reden folgen, die sich ewig zogen.
Unsere Schulleiterin stand kurz auf, als sie merkte, dass alle saßen und nur noch auf das Essen warteten. »Ich wünsche euch allen einen guten Appetit.« sagte sie und setzte sich wieder. Jetzt war es Bewiesen, unsere Schulleiterin machte nie unnötig lange Reden.
Nur was das Essen anging wartete ich immer noch darauf, dass etwas passierte, denn momentan waren die Tische noch leer. Nach dem sie einmal laut in die Hände klatschte schwangen die Flügeltüren wieder auf, die sich hinter den letzten Schülern geschlossen hatten und herein schwebten viele Teller, Gläser und besteck, die sich ihren Weg zwischen den Tischen durch zu einem Schüler suchten, vor dem sie sich absetzten konnten. Das war cool.
Als jeder sein Gesteck hatte kamen Teller, Platten und Schüsseln mit dem verschiedensten Essen herein.
Leider kannte ich nur das wenigste und da ich beim Thema Essen eher weniger experimentierfreudig war nahm ich die Bratkartoffeln und Chili con Carne. Es schmeckte zwar nicht ganz so, wie ich es bisher kannte, aber es war lecker.
Als eine der ersten war ich fertig, da ich nicht noch eine dritte Portion davon essen wollte. Die anderen waren noch in Ruhe am Essen.
»Wie heißt du nochmal?« fragte mich plötzlich der Junge, der mir gegenüber saß. Er hatte kurze braune Haare, die an ihren Spitzen in verschiedenen Farben schillerten. Je nach Lichteinfall. Er wurde glaube ich ziemlich am Anfang auf die Bühne gebeten.
»Mia und du?« fragte ich zurück. Sein Teller war ebenfalls komplett leer.
»Luan. Warst du nicht die, die am Anfang an der Spitze des Schiffes stand und die Arme ausgebreitet hat?« fragte er.
»Ähm ja, ich wollte einfach mal den Fahrtwind etwas spüren.« gab ich als Antwort.
»Und ich hatte schon Angst, dass du vorhast ein letztes Mal den Wind zu spüren und dann runterspringst.« sagte er und lächelte.
»Keine Sorge, Suizidgefährdet bin ich auf jeden Fall nicht.« sagte ich gespielt entrüstet.
»Suizidgefährdet? Was heißt das?« fragte er verwirrt nach. Stimmt ja. Ich bin hier nicht bei den Menschen.
»Das ist ein anderes Wort für Selbstmord gefährdet. Also, ich habe nicht vor meinem Leben jetzt schon ein Ende zu setzten.« Wir redeten noch den ganzen Abend und verstanden uns immer besser.
Als noch ein Nachtisch hereinflog, nahm ich mir etwas, das aussah wie ein Brownie und glücklicher weise auch genauso schmeckte.
Als nur noch geredet und nicht mehr gegessen wurde stand unsere Schulleiterin wieder auf »Ich hoffe, es hat euch allen gut geschmeckt. Wartet bitte noch, bis eure Klassenlehrer euch euren Stundenplan gegeben haben und geht erst dann in eure Zimmer. Die Erstklässler warten bitte noch und lassen sich dann von ihren Lehrern ihr Zimmer zeigen.« sie setzte sich wieder hin und der Großteil der Professoren standen mit einem Stapel Blätter auf und liefen auf die Tische zu.
Ich verzog das Gesicht. Erstklässler. Eigentlich wäre ich jetzt in wenigen Tagen eine Zehntklässlerin und würde damit zu den älteren gehören.
Professor Chattan kam zu uns und verteilte die Stundenpläne. Als ich auf den Stundenplan sah stöhnte ich auf. Konnte ein Tag noch schlimmer, als mit Geschichte anfangen? Danach hatten wir wenigstens schon eine Stunde Magie. Darauf war ich schon gespannt. Hoffentlich würde ich mich nicht komplett blamieren.
Danach hatten wir Menschenkunde. Darauf war ich auch schon gespannt. Konnte ja nur lustig werden. Dann war Mittagsessen und danach eine Doppelstunde Sport. Na super. Ich gehörte nicht wirklich zu den sportlichsten. Ich gehörte eher zu denen, die einfach Glück hatten, dass der Lehrer sie halbwegs mochte und sie deshalb eine gute Note bekamen.
Schnell sah ich noch nach, wann wir die erste Stunde Verteidigung hatten. Mittwoch hatten wir direkt vor dem Mittagessen eine Doppelstunde.
———
Heute fliege ich leider wieder zurück nach Deutschland.
Was haltet ihr bisher von dem Buch?
-YMina_
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