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6. Kapitel

»Also, zuerst kaufen wir die Bücher, die bringen wir dann erstmal nach Hause und dann können wir in die Stadt zu Vito wegen der Schreibutensilien«, sagte Kanje.

Seit dem Frühstück überlegten sie nun schon in welcher Reihenfolge wir meine Schulsachen kaufen würden. Ich hatte mich schon ziemlich am Anfang aus dem Gespräch ausgeklinkt, da ich keine Ahnung hatte, wo was war.

»Nein, nein, nein. Die Bücher kommen zum Schluss. Dann kann Mia sich dort viel Zeit lassen und sich noch ein bisschen schmökern. Sie wollte sich doch sowieso ein paar Bücher über unsere Geschichte ausleihen«, sagte Kalia.

Das war vielleicht etwas übertrieben. Ich wollte lediglich wissen, wie die vergangenen Jahrhunderte grob abgelaufen waren. Ob es viele Kriege gab, wann man das komplizierte Postsystem erfunden hatte, das ich immer noch nicht verstand und ähnliches. Geschichte selbst hatte ich eigentlich noch nie wirklich gemocht. Vielleicht lag es auch an Mrs. Shaw, wer weiß.

»Ich bin dafür, dass wir zuerst zu Filina gehen. Ihr Laden ist echt super geworden. Falls sie nicht sofort Zeit hat können wir es dann immer noch später einbauen und haben mehr Spielraum. Danach können wir meinetwegen zu Vito gehen. Dann bringen wir alles nach Hause und Mia geht zur Buchhandlung und kauft die Bücher, die wir nicht da haben« sagte Kalia.

Klang doch nach einem guten Plan, aber ich sah Kanje an, das er etwas zu erwidern hatte.

»Und wo in deinem Plan kommen der Zauberstab und Lingolds dran?«, fragte Kanje.

»Ach die können wir dann abklappern, wenn wir schon in der Stadt sind. Nach oder vor Filina, je nachdem, wann sie Zeit hat«, sagte Kalia und wank mit einer Hand ab.

»Brauche ich noch eine Schultasche oder kann ich eine von euch nehmen?«, warf ich ein. Vielleicht hatten die hier ja auch so etwas, wie fliegende Rucksäcke. Wer weiß.

»Gut, dann gehen wir eben erst zu Filina, kaufen dann die Schultaschen und gehen danach zu Vito. Dann kaufen wir den Zauberstab. Danach müssen wir nach Hause, mehr können wir nicht auf einmal mitnehmen. Dann kann Mia, wie du gesagt hast, die Bücher kaufen. Ich würde vorschlagen, die Sachen von Lingolds kaufen wir, wenn wir die Kleidung von Filina abholen. Das dauert bestimmt ein bisschen, schließlich kaufen jetzt alle ihre neue Schuluniform«, sagte Kanje und bei diesem Plan blieben wir glücklicherweise dann auch. Wir hatten schon genug Zeit mit Planen verschwendet, als das wir einfach mal losgingen. Ich hatte das Gefühl, das sie mir gegenüber versuchten so wenig, wie möglich falsch zu machen und sich dabei teilweise ziemlich verbogen.

Wir sprangen auf einen großen Marktplatz. Zumindest nahm ich an, dass es einer war. Die ganzen Leute, die hier kreuz und quer herum liefen oder über unseren Köpfen flogen, versperrten mir ziemlich die Sicht. Aber es war ein großer Platz und schien in der Mitte eine Erhebung zu haben. Vielleicht eine Art Bühne für Reden oder Konzerte. Ich hatte zwar wieder das Gefühl, von tausend Nadelstichen auf meiner Haut, aber ich bekam immerhin keinen Magieschock, worüber ich überaus froh war. »Alles ok?«, fragte Kanje.

»Ja, alles super«, meinte ich. Ich war froh, dass wir in den letzten Wochen diese Ausflüge gemacht hatten, um mich an die Magie zu gewöhnen. Vielleicht wäre ich sonst doch wieder umgekippt. Dafür hatte ich einen kleinen Kulturschock. Die ganzen grellen und bunten Farben überall um mich herum. Noch nie hatte ich so viele Magier auf einem Haufen gesehen und sah mich deshalb begeistert um, während die Zwillinge mich durch die Menge zogen.

Ich bekam jedes Mal einen halben Herzinfarkt, wenn plötzlich jemand einfach so verschwand oder aus dem nichts auftauchte.

Auch gingen sehr viele Magier, wenn sie nicht schnell genug vorankamen, im wahrsten Sinne in die Luft. Sie flogen dann über unsere Köpfe hinweg und jedes Mal hatte ich Angst, sie könnten genau über uns eine Bruchlandung hinlegen. Das passierte zum Glück nicht. Sie schienen alle ziemlich geübt im Fliegen zu sein. Ein paar Jugendliche, sie konnten nicht viel älter als ich sein, flogen auf Besen und warfen sich über unseren Köpfen Bälle zu, die ab und zu mal auch auf die Köpfe von ein paar Magiern in der Menge fielen, die dann wütend zu ihnen hoch sahen. Andere flogen einfach geschäftig mit Liste und Einkaufsbeutel oben herum, als würden sie ganz normal auf der Erde laufen.

Ich hatte das Gefühl, das mein Kopf gar nicht so viel aufnehmen konnte, wie ich gerade wahrnahm. Ich blickte mich weiter gespannt um, während die Zwillinge mich weiter durch die Menschenmasse zu einem Laden zogen.

Ich war doch ganz froh, als wir endlich drinnen waren. Sofort war es ruhiger und ich hatte nicht mehr die Angst zerquetscht zu werden. Der Laden war alles andere als voll. Zwei Mädchen, die vielleicht achtzehn waren, verschwanden zu meiner linken lachend hinter zwei Kleiderstangen. Sonst war nur noch ein Junge, der in etwa so alt war wie ich, mit seinen Eltern da und diskutierte mit großen Gesten mit ihnen und einer Verkäuferin über den Gegenstand, den er in der Hand hielt. Und eine andere Frau, die offensichtlich auch eine Mitarbeiterin hier war, entdeckte ich noch, die gerade durch eine Tür verschwand, die laut dem Schild nur für Personal war.

»Also, abgesehen von den Schuluniformen brauchen wir noch Salamanderwollhandschuhe und festliche Kleidung. Also ein Abendkleid und ein Partykleid«, las Kalia vor, die die Liste in der Hand hielt.

»Schade, dass du nicht meine Größe hast, sonst könnte ich dir ein paar Kleider von mir geben. Aber das Zuschneiden kostet immer so viel und ich möchte sie ja auch noch tragen«, fügte sie bedauernd hinzu.

»Ich denke, ich bin nicht so der Bunte Neonfarben typ«, meinte ich.

»Du solltest wirklich mal mehr Farben tragen, sonst wirkst du immer so blass und krank. Ich finde meine Sachen stehen dir außerordentlich gut«, sagte sie.

Blass war ich wirklich. In der Grundschule hielten die Lehrer mich wirklich häufig für krank und hatten mich früher nach Hause geschickt. Es hatte also auch seine Vorteile.

»Wie auch immer. Fangen wir mal mit den Handschuhen an«, sagte sie und ging nach rechts auf ein Fach zu, in dem lauter verschieden farbige Handschuhe lagen. Auf dem kleinen Schild stand ‚Salamanderwollhandschuhe'.

»Probier einfach mal ein paar an und nimm dann die mit, die dir am besten gefallen. Wir sehen uns schon mal nach den Kleidern um«, sagte sie und zog Kanje mit sich in die Richtung, in der auch die Mädchen verschwunden waren.

Warum Kleider? Lydia hätte sich sofort beschwert. Sie war immer für Gleichberechtigung. Als sie für einen Austausch im nächsten Schuljahr einen Steckbrief ausfüllen sollte, hatte sie sich tierisch darüber aufgeregt, dass es ein Feld mit Foto gab und darunter in Klammern ‚unbedingt Notwendig' stand. Letztendlich hatte sie ‚Man sollte niemanden nach dem Aussehen bewerten' drunter geschrieben und es so, ohne Foto abgegeben.

Ich war auch überhaupt nicht der Kleidermensch. Ich trug immer Jeans, Pullover und die Turnschuhe, die ich seit Jahren meine einzigen waren. Wenn wenigstens noch ein Jumpsuit oder so erlaubt wäre. Oder ein Rock. Gut, Röcke fand ich fast noch schlimmer als Kleider, aber ich meine ja auch generell. Die einzigen Kleider, die ich besaß waren ein Sommerkleid, das man auch zu einem Rock umfunktionieren konnte und ein schwarzes langes Kleid, was schlaff herunter fiel und eher nach einem Trauerkleid aussah. Am Rücken hatte es eine Art Rippenmuster, anders konnte ich es nicht beschreiben. Ich hatte es für eine Schulveranstaltung gekauft und danach nie wieder getragen.

Ich sah mir die Handschuhe vor mir an. Sie sahen alle ziemlich Robust aus. Ich nahm ein grünes paar und zog sie probeweiser mal an. Von innen fühlten sie sich überraschend weich und kühl an. Unnatürlich kühl.

Verwundert sah ich auf die Handschuhe. Ich zog ihn wieder aus und probierte ein paar andere an. Obwohl alle unterschiedlich groß waren hatte ich das Gefühl, das sich manche etwas meinen Händen anpassten, wenn sie sich nicht zu sehr verändern mussten. Ich nahm ein dunkel Braunes Paar mit, das aussah, als wären es Lederhandschuhe, und ging in die Richtung, in die die Zwillinge gegangen waren.

»Ob ihr das gefallen würde?«, hörte ich Kalia fragen und ging in die Richtung aus der die Stimme kam.

»Das ist zu teuer und außerdem glaube ich nicht, dass ihr diese roten Muster gefallen würden«, meinte Kanje.

Endlich kam ich bei ihnen an und sah, dass Kalia ein wirklich teuer aussehendes Kleid in der Hand hielt, das silbern aussah und über und über mit Blutroten Mustern übersäht war.

»Das stimmt«, sagte ich und die beiden drehten sich zu mir um.

»Anschleichen kannst du dich«, sagte Kalia und hängte das Kleid wieder zurück.

»Gut, dass du da bist«, sagte Kanje, »Wir haben echt keine Ahnung, was dir gefallen könnte«.

Kalia schnaubte, »Du vielleicht nicht, ich habe dahinten noch ein Kleid gesehen, dass dir eventuell gefallen könnte«, sagte sie und deutete wage weiter in den Laden hinein.

Wir folgten ihr und ich sagte leise zu Kanje, was ich von Kleidern hielt. Er lachte nur darüber.

Kalia, die uns schon einige Biegungen voraus war rief auf einmal freudig etwas und begann dann schnell zu reden.

Als wir endlich bei ihr ankamen, redete sie mit großen Gesten mit einer Verkäuferin mit rot blauen Haaren. Diese drehte sich bei unseren näher kommenden Schritten zu uns um.

»Kanje«, sagte sie freudig.

»Hallo Filina«, sagte er, »Lange nicht mehr gesehen«

Sie sah kurz an ihm runter, »Ein paar neue Kleidungstücke könnten dir sicherlich nicht schaden. Du solltest öfter mal herkommen«

Dann viel ihr Blick auf mich, »Und du musst dann wohl Mia sein. Kalia hat mir schon erzählt, weshalb ihr hier seid. Wie ich sehe habt ihr die Handschuhe schon. Ich würde sagen, wir suchen jetzt nach den Kleidern und nehmen dann deine Maße. Hast du schon irgendwelche Vorstellungen?«, fragte sie.

Mein ratloser Blick musste wohl Bände sprechen, denn sie sagte, »Keine Sorge, wir finden schon was«, und ging zielstrebig zu ein paar Kleiderstangen.

Sie zog verschiedene Kleider raus, hielt sie kurz vor meinen Körper und gab sie mir dann entweder oder hängte sie zurück. Während sich immer mehr Kleider auf meinen Armen türmten redete sie ununterbrochen über verschieden Arten von Stoff, Kombinationen und von verschiedenen Persönlichkeiten, die sie schon einkleiden durfte, dessen Namen mir jetzt aber nichts sagten. Manchmal gab sie paar Anekdoten mit den Zwillingen zum Besten, sie hatten sich wohl in der Schule kennen gelernt. Und manchmal fragte sie auch mich ein paar Sachen. Ab und zu sah sie sich nochmal die Kleider in meinen Armen an und hängte sie dann doch wieder zurück.

Als wir nach gefühlten Stunden endlich die Umkleidekabinen erreichten war ich unendlich froh. In meinen Armen hingen nun nur fünf Kleider. Drei kurze und zwei lange.

Ich probierte sie nach einander an, aber keines passte wirklich. Das schien Filina aber nicht zu interessieren. Ohne, dass ich auch nur ein Wort hatte sagen können entschied sie sich für ein langes dunkelblaues Kleid und ein kurzes dunkelgrünes Kleid. Beide ließen viel Beinfreiheit, so dass man reintheoretisch ohne Probleme in ihnen rennen könnte. Es waren Kleider in denen ich mich als Kind am liebsten Stundenlang gedreht hätte. An sich gefielen sie mir sogar, aber keines von beiden passte mir eben.

Ich zog mir wieder meine Sachen an und Filina drückte Kalia die Kleider in die Hände. Dann bat sie mich, mich auf ein kleines Podest, ein paar Meter weiter zu stellen.

»So und jetzt schön still halten und nicht bewegen«, sagte sie zu mir und ich tat, was sie sagte. Sie deutete stumm mit dem Zeigefinger auf meine Taille. Aus ihrer Fingerspitze kam kurz darauf ein dünner leuchtender Faden auf mich zu, der sich um meine Taille wand. Der Faden ging einfach so durch meine Kleidung hindurch, bis er auf meine Haut traf.

An den Stellen, wo der dünne Faden aus Magie, ich nahm an, das es Magie war, mich berührte, hatte ich das Gefühl, meine Haut würde für kurze Zeit in Flammen stehen. So direkt war ich bisher noch nie mit Magie in Berührung gekommen. Noch nie hatte sie mich direkt berührt. Mein Kopf begann zu dröhnen und ich war unendlich froh, als der Faden sich wieder öffnete und sich neben mich in die Luft hing. Nun brannte meine Taille nicht mehr so stark, aber ich konnte immer noch die Spuren der Magie spüren.

Kurz darauf kam ein nächster Faden aus ihren Fingerspitzen und wand sich um meinen Brustkorb. Auf diese Weise vermaß sie mich von oben bis unten und gefühlt jedes Körperteil.

Ich war unendlich froh, als es vorbei war. Ich hatte Angst, mein Kopf würde zerspringen und mein ganzer Körper fühlte sich malträtiert an.

Ich hatte keine Ahnung, wie sie sich später in Erinnerung rufen wollte welcher Faden für welches meiner Körperteile war, aber ich vertraute nun einfach mal darauf, dass sie es wusste. Nochmal würde ich mich ganz sicher nicht dieser Folter von Vermessung unterziehen lassen. Die Fäden und die Kleider packten sich selbstständig in einen Karton ein und flogen durch eine Tür in ein Nebenzimmer. Ich sah ihnen kurz nach, während ich vom Podest stieg und dabei in Kalias Arme stolperte. Ich versuchte mich wieder aufzurappeln und nicht zu gequält auszusehen.

»Ok, die Schuhe suche ich aus. Hast du da irgendwelche Vorlieben Mia?« fragte Filina mich und ich musste mich anstrengen, um mich auf die Frage konzentrieren zu können.

»Auf keinen Fall Hochhackig«, sagte ich, »Einfache, bequeme, unauffällige Schuhe«. In allen anderen würde ich mir vermutlich die Füße brechen.

Sie schrieb das auf einen Zettel und schickte diesen den Kleidern hinterher. Wir machten uns auf den Weg zurück zur Kasse.

»Also, die Kleider, Uniformen, Schuhe und so weiter könnt ihr in vier Tagen hier wieder abholen. Wie immer, die Hälfte jetzt, die Hälfte dann. Die Handschuhe könnt ihr schon jetzt kaufen. Wie immer, zum Freundschaftspreis«, sagte sie und packte die Handschuhe ein.

Kanje bezahlte und wir verließen wieder den Laden.

»Alles ok Mia?« fragte mich Kalia.

»Nur ein bisschen viel Magie« sagte ich, hielt mir kurz den Kopf und versuchte so gut es ging meine Umgebung weiterhin wahrzunehmen, die immer mehr vor meinen Augen verschwand.

»Hier, ich habe etwas nachgeschlagen und ich glaube, das sollte helfen«, sagte Kalia und gab mir einen dieser komischen Pancakes.

»Danke« sagte ich und aß ihn schnell auf. Sofort fühlte sich mein Kopf wieder etwas normaler an und ich fühlte mich wieder deutlich besser. Es war beeindruckend, was man mit ein paar Kräutern und Zauberformeln so anstellen konnte.

Ich hatte mittlerweile ein ziemlich schlechtes Gewissen, weil die beiden so viel Aufwand wegen mir betrieben. Aber Kanje meinte einmal, dass ich genau die kleine Schwester wäre, die sich die beiden immer gewünscht hätten und Kalia nun endlich etwas mehr Verantwortungsbewusstsein zeigte. Ich war froh, dass sie die Schulgebühren und die ganzen Schulsachen immerhin nicht zahlen mussten. Ich wusste, dass sie nicht wirklich viel Geld hatten.

Als Kanje kam, gingen wir wieder hinaus auf den Platz und dann in eine Gasse, die vom großen Platz weg führte. Der Lautstärke Pegel sank und auch die Magier, die hier lang liefen, wurden weniger. Die Häuser standen hier noch enger an einander, als auf dem Platz und schraubten sich in die Höhe. Man sah ihnen an, dass sie schon älter waren und wohl nicht so viel Geld verdienten, wie es die Läden am Platz taten.

Wir gingen zu einem kleinen Laden auf der linken Seite. Sie schienen gebrauchte Sachen zu verkaufen. Es war also quasi ein Secondhandshop. Die hatte ich schon immer geliebt.

Grinsend folgte ich den Zwillingen hoch in den dritten Stock.

»Schade, dass ich nicht meinen Rucksack mitgenommen habe«, sagte ich und dachte an meinen alten Rucksack zurück, der mir schon seit der Grundschule treu zur Seite stand und nun vermutlich von anderen Kindern im Heim benutzt wurde oder bei den Beweisstücken auf der Polizeiwache lag.

»Das würde eh nicht gehen. Ich habe zwar noch nie einen Rucksack von Menschen gesehen, aber ich bin mir sicher, dass er deutlich anders aussieht, als unsere hier. Außerdem bin ich mir sicher, es wäre nur ein einfacher Rucksack, den man nicht verändern kann, oder?«, fragte Kanje.

»Reintheoretisch könnte man ihn schon verändern. Ich meine, ich habe ihm auch schon ein paar Flicken draufgenäht. Er sieht eindeutig anders aus, als am Anfang«, meinte ich.

»Das meinte ich nicht, also klar, das kann man mit denen hier auch machen, aber man kann aus deinem Rucksack doch bestimmt nicht einfach so eine Tasche oder so machen?«, meinte er.

»Natürlich nicht. Sag bloß, das könnt ihr hier machen«, sagte ich.

Er grinste nur und nahm ein gelbes Modell und zog es sich wie einen Rucksack an.

»So ist es ein Rucksack«, sagte er und ich nickte.

»Eindeutig«, sagte ich.

»Aber, wen man ein bisschen die Gurte verändert«, er zog ihn sich wieder aus und seine Hände fuhren über die Gurte. Ich konnte nicht erkennen, was genau er da tat, aber als er sich den Gelben Rucksack wieder umhängte, war es kein Rucksack mehr, sondern eine Umhängetasche.

»Ist es eine Tasche«, sagte er.

»Cool« sagte ich und starrte die Tasche an.

»Es gibt viele andere Möglichkeiten die Tasche noch weiter verändern. Mann kann, Größe, Form, eigentlich kann man alles verändern, wenn man weiß wie«, fügte er hinzu.

»Probier du es mal aus«, sagte er.

Ich nahm mir ein rotes Modell in die Hand und sah unschlüssig auf die Gurte. Ich zog probehalber etwas an ihnen oder den Stellen, wo sie mit dem Rucksack verbunden waren, aber sie wollten sich einfach nicht lösen.

»Warte, ich zeige es dir«, sagte Kalia und nahm mir den Rucksack aus der Hand. Mit der Hand führ sie über eine Verbindungsstelle zwischen Rucksack und Gurt, die kurz darauf nicht mehr vorhanden war. Den Gurt legte sie dann an eine andere Stelle und sofort war sie mit dieser fest verankert. Sie machte es schnell wieder rückgängig und gab mir den Rucksack. Ich fuhr, wie sie eben, mit einer Hand über die Verbindungstelle zwischen Gurt und Rucksack, aber das änderte nichts daran, dass die Verbindungsstelle bestehen blieb. Ich fühlte mich, wie in so einer Zaubershow, wo ein paar Zuschauer auf die Bühne gebeten werden und die Normalheit eines Gegenstandes prüfen sollten, bevor dieser verändert wurde.

»Ein bisschen Magie musst du natürlich schon benutzen«, sagte Kalia. Natürlich, ein bisschen Magie, nichts leichter, als das.

»Und wie?«, fragte ich.

Mit der Hand schlug sie sich gegen die Stirn. »Natürlich«, sagte sie, »Aber keine Sorge, Ende des Schuljahres wirst du es können. Solange musst du dich für eine Form entscheiden, oder du fragst einen der älteren Schüler dort«, sagte sie.

Ich sah mir die verschiedenen Modelle an und entschied mich letztendlich für einen Schwarzen Rucksack mit einem dunkelblauen Muster, das sich stetig veränderte. Die Sachen hier sahen gar nicht gebraucht aus und ich fragte mich, warum jemand wirklich mehr Geld ausgeben würde für den gleichen Rucksack, wenn er hier weniger kostete. Wir gingen wieder runter und bezahlten den Rucksack.

Als nächstes gingen wir zu Vito, um Schreibmaterial zu kaufen.

»Wozu brauche ich eine Feder, wenn ich auch mit einem normalen Stift schreiben kann?«, fragte ich, als wir vor den unterschiedlichsten Federn standen. Dazu brauchte man auch immer ein Tintenfass und ich wusste jetzt schon, dass irgendwann der Tag kommen würde, und ich das Tintenfass umwarf und sich die ganze Tinte über meinen Blättern verteilen würde.

»Das sind magische Federn. Wie du weißt kann man anhand der Magie bestimmen, welche Person vor einem steht. Diese Federn entziehen dir beim Schreiben etwas von deiner Magie und leiten sie in die Tinte. Keine Sorge, dass ist so wenig, dass es dir kaum auffällt, aber trotzdem sollte man nicht die ganze Zeit mit so einer Feder schreiben. Bei Prüfungen oder wenn man seine Unterschrift irgendwohin schreibt muss man zum Beispiel eine solche Feder benutzen. Man kann danach genau bestimmen, wer diesen Text geschrieben hat«, erklärte Kanje.

Stimmt ja, da war mal etwas.

»Die ganzen Briefe, die sie an die neuen Schüler schicken, schreiben sie einmal vor und vervielfachen sie dann. Der Name und die Unterschrift müssen danach aber noch einzeln hinzugefügt werden. Magie kann man schließlich nicht kopieren«, fügte Kalia noch hinzu.

»Als du die Unterlagen für die Mage Academy unterschrieben hast, wurde auch ein Teil deiner Magie in die Tinte geleitet. Ich wünschte, wir hätten auch diese coolen Federn, die die Tinte in sich haben«, fügte Kalia hinzu.

Stimmt, wo sie es sagte, der Stift hatte wirklich ein bisschen wie ein breiter Federstiel ausgesehen.

Die Federn hier waren am Stiel so eingedrückt, dass man sie gut in der Hand halten konnte. Wir kauften eine schöne geschwungene grün silberne Feder, von einem Vogel mit einem Namen, den ich kaum gelesen, auch schon wieder vergessen hatte.

Die sechszehnzehn Hefte, Tinte, weitere Schreibmateriealien und ein Federhalter kamen noch dazu. Ein beachtlicher Teil des Geldes, das wir bekommen hatten, ging hier verloren.

Wir gingen wieder zurück zum großen Platz, überquerten ihn einmal komplett und gingen auf der anderen Seite durch mehrere verwinkelte Gassen und kamen schließlich vor einem Gelbgestrichenen Gebäude zum Stehen, von dem schon Teile der Fassade abbröckelten. Es sah nicht so aus, als würde häufiger hier jemand vorbei kommen.

»Bereit deinen eigenen Zauberstab zu bekommen?«, fragte Kalia grinsend.

Ich nickte. Und wie ich das war, seit ich hier her gekommen war freute ich mich schon darauf. Mein eigener Zauberstab. Wie der wohl aussah? Aus welchem Holz war er gemacht? Tausend fragen kamen mir in den Sinn und vor meinem inneren Auge spielte sich die Scene aus Harry Potter und der Stein der Weisen ab, als Harry seinen eigenen Zauberstab bekommen hatte. Ob ich wohl auch erstmal den halben Laden kaputt machen musste, bis ich meinen Zauberstab fand, oder wurde das hier ganz anders gemacht? Ich begann wieder nervös auf meiner Unterlippe zu kauen.

Wir traten ein und innen war es sehr düster, stickig und staubig. Hier sollte dringend mal jemand lüften. Manch anderer hätte es auch mystische nennen können, da man auch hier die Magie spürte, die in dem Ganzen steckte.

Außer uns waren nur noch ein Mädchen und ein Junge hier drinnen. Zumindest soweit ich das auf den ersten Blick erkennen konnte. Das Mädchen hatte Haare, die Aussahen, wie Feuer. Am Ansatz waren sie schwarz wie Kohle und bis zu den Spitzen verliefen sie in den verschiedenen Nuancen des Feuers, was wirklich beeindruckend aussah. Sie war gut einen halben Kopf kleiner als ich.

Der Junge neben ihr schien älter als sie zu sein und kam mir wie ihr älterer Bruder vor.

»Hier, das sind die einzigen der Art, die ich noch habe. Sehen sie sie sich in Ruhe an«, sagte eine Verkäuferin, die plötzlich hinter einigen Regalreihen hinter der Theke aufgetaucht war, und stellte neun längliche Schachteln vor dem Mädchen ab. Dann kam sie auf uns zu.

Bei ihren Haaren musste ich zuerst an einen verrückten Wissenschaftler oder Chemielehrer denken. Ihre Haut war unnatürlich blass für jemanden, der an so einem heißen Ort lebte. Ich gehörte eigentlich zu den wenigen hier, die so eine helle Hautfarbe hatten.

»Einen Zauberstab nehme ich an«, sagte sie mit hoher Stimme. Nervös nickte ich.

»Sind sie Blutsverwand?« fragte sie die Zwillinge.

»Wir ja«, Kanje deutete auf sich und Kalia, »aber Mia nicht«.

Das Mädchen und der Junge neben ihr sahen kurz zu uns rüber, wandten sich aber schnell wieder den Schachteln vor sich zu, als sie meinen Blick bemerkten.

»Schade, schade«, sagte die Verkäuferin, »Hast du irgendwelche Blutsverwandte, die einen Zauberstab besitzen?« fragte sie mich.

»Nein«, sagte ich. Zumindest nicht, dass ich es wüsste.

»Zu welcher magischen Familie gehörst du?«, fragte sie.

»Keine Ahnung«, meinte ich. Warum musste man mich das ständig fragen?

»Ok, das wird schwierig, aber komplett ohne irgendwelche Anhaltspunkte kann ich dir auch keinen Zauberstab suchen. Ich gebe ja auch niemanden eine Waffe, ohne irgendetwas über dessen Größe, Talente, Vorlieben oder dergleichen zu wissen. Gib mir mal deinen Arm«, sagte sie. Sie sagte das so, als würde sich tatsächlich neben einem Laden, wo sie Zauberstäbe verkaufte auch noch einen Waffenladen haben.

Zögerlich gab ich ihr meinen Arm. Wollte sie nun meine Magie prüfen? Das war hier wohl so etwas, wie ein DNA Test. Sie umfasste mit einem sehr kräftigen Griff, den ich ihr nicht zugetraut hätte, meinen Arm und nach einer Weile breitete sich wieder dieses leichte prickeln aus. Gespannt sah ich sie an, auch die Zwillinge hatten sich näher zu uns gestellt, um auch ja keine Regung seitens der Verkäuferin zu verpassen. Ich glaubte sogar das Mädchen und den Jungen uns im Augenwinkel beobachten zu sehen, aber da ich eben so wenig, wie die Zwillinge kurz wegsehen wollte, konnte ich nicht nachsehen.

Sie hielt meinen Arm viel länger, als Ian. Vermutlich war sie noch nicht sie geübt, wie er. Ihre Stirn war in Falten gelegt, und als sie meinen Arm los lies schien sie stark nachzudenken.

Nach einer Weile sagte sie, »Komplett unbekannt auf jeden Fall nicht. Aber woher?« Das letzte murmelte sie mehr zu sich selbst.

»Woher?«, sie sagte es immer wieder, während sie nach hinten zwischen den Regalreihen verschwand.

Als sie zurück kam hielt sie fünf längliche Schachteln in der Hand, die sie nacheinander öffnete und vor mir ablegte. Ich sah die Zauberstäbe, darin verwundert an. Es waren einfache Holzstöcke, in unterschiedlichen Farben. Ohne irgendeine Verzierung oder einen Griff. Einfach wie ein normaler, gerader Stock, der genauso gut eben erst von einem Baum abgebrochen sein könnte. Ein bisschen war ich auch enttäuscht. Hieß das, ich würde so einen langweiligen Zauberstab haben? Gut, ich sollte mich glücklich schätzen überhaupt einen zu bekommen. Ich sah kurz ein bisschen neidisch zu dem Mädchen hinüber. Alle Zauberstäbe, die vor ihr lagen wiesen irgendwelche Verzierungen auf. Das konnte ich sogar von hier erkennen.

»Nimm sie nacheinander einfach mal kurz in die Hand«, sagte die alte Verkäuferin vor mir und sah mich erwartungsvoll an.

Ich nahm den weißen Stab aus der Schachtel, die links außen lag in die Hand. Ich hielt ihn kurz, sah zur Verkäuferin, die einfach auf den Stab sah und leicht den Kopf schüttelte. Das nahm ich dann mal als Aufforderung, den nächsten Stab zu nehmen.

Ich hielt alle der Reihe nach einmal in der Hand. Welcher es nun geworden war konnte ich nicht sagen. Sie fühlten sich nun mal alle, wie ein Stück Holz an und die Mimik der Verkäuferin wurde so minimal, dass ich auch nicht wusste, was sie dachte. Ohne ein Wort zusagen packte sie wieder alle Stäbe ein und ging zu den Regalen.

Fragend sah ich die Zwillinge an.

»Ich habe wiegesagt nicht viel Ahnung, von Zauberstäben. Das hat kaum einer«, Kalia seufzte kurz, »Ich denke, es gibt verschiedene Arten, von denen es dann wieder Unterarten gibt und so weiter, verschiedene Modelle, Größen«, sie verstummte, als ihr nichts weiter einfiel.

Ich sah wieder zu dem Mädchen hinüber. Sie hielt einen Zauberstab in der Hand und schwang ihn leicht. Ein Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht und sie nickte leicht. Der Junge sah ihr über die Schulter und nickte ebenfalls. An der Spitze des Zauberstabes glänzte etwas, wahrscheinlich ein Stein, im Sonnenlicht, das es an manchen Stellen geschafft hatte, durch die Fenster, in den Raum zu fallen.

Ich konnte nicht verstehen, was sie sagte, aber die Verkäuferin, die gerade zu ihnen gegangen war, nickte und deutete auf eine große Schachtel auf der Theke. Das Mädchen öffnete die Schachtel und holte ein paar weitere Zauberstäbe heraus.

Ich fragte mich nur, warum sie nicht, wie die anderen einzeln in Schachteln lagen. Die Verkäuferin nahm die Zauberstabschachteln, die vor dem Mädchen standen und räumte alle, bis auf einen weg. Die brachte sie in ein Hinterzimmer. Dann kam sie wieder hinaus, nahm die Schachteln, die sie auf der Theke, bei dem Mädchen kurz abgestellt hatte und kam dann zu uns zurück.

Sieben Schachteln waren es dieses Mal, die sie vor mir ablegte.

»Probiere nun diese«, sagte sie und öffnete die Schachteln.

Die Stäbe sahen denen von davor ähnlich, nur waren sie in einem einheitlichem dunklem braun. Um sie unterscheiden zu können hatten sie alle in einer unterschiedlichen Farbe einen Ring um ihre Mitte. Dieses Mal fühlten sie sich nicht, wie ein gewöhnliches Stück Holz an, als ich sie in der Hand hielt. Sie breiteten in mir ein wohliges Gefühl aus. Manche mehr, manche weniger.

»Verstehe, nun gut, ich bin gleich wieder da«, sagte sie, nahm die Schachteln und verschwand zwischen den Regalen, voller staubiger Zauberstabschachteln.

Das Mädchen hatte jetzt vier Stäbe vor ihr liegen. Sie nahm sie nacheinander in die Hand, schwang sie etwas und warf sie von einer Hand in die andere. Am Ende lagen nur noch zwei vor ihr. Sie nahm einen in die linke und einen in die rechte Hand. Der Junge beugte sich zu ihr vor und sagte etwas.

»Hier«, die Verkäuferin war wieder zu uns getreten und sah so aus, als hätte sie unter tausend Staubschichten gegraben, um die fünf Schachteln zu finden, die sie nun vor mir abstellte.

Die Schachteln sahen auch nicht so aus, als wären sie in den letzten Jahren häufig entstaubt worden. »Probiere sie in Ruhe aus und sag mir dann, welcher sich am besten anfühlt«. Sie ging wieder zu dem Mädchen, was sich offensichtlich schon entschieden hatte.

Ich fegte ein bisschen den Staub von der ersten Schachtel, dann machte ich sie auf. Der Stab, der in der Schachtel lag, war aus dunklem Holz und hatte keine Verzierungen. Zu diesem Zauberstab hätten sie auch gar nicht gepasst.

Ich nahm den Stab in die Hand. Er hatte einen ziemlich gut ausgearbeiteten Griff, sodass er nicht einfach aus der Hand rutschte.

Der nächste sah dem ersten recht ähnlich, nur hatte er noch eine feine Linie aus hellem Holz, die sich um den Stab bis zur Spitze Wand. Der Griff war nicht ganz so gut ausgearbeitet, aber trotzdem ziemlich gut.

Der dritte Stab sah ebenfalls dem ersten ähnlich, nur hatte er über dem Griff drei eingeritzte Ringe mit Mustern, die etwas heller, als der Zauberstab waren.

Der Nächste war wieder ganz ohne Verzierungen und sah so aus, als ob derjenige, der ihn hergestellt hatte noch nicht fertig war, er hatte jedoch einen kleinen lila farbenen Edelstein an der Spitze.

Der letzte war mit vielen fein ausgearbeiteten Mustern übersehen und hatte einen geschliffenen roten Edelstein an seiner Spitze. Der zweite und dritte Zauberstab fühlten sich am besten an. Ich schwang beide nacheinander nochmal in der Luft und sofort wusste ich, welcher der richtige war. Ein Lächeln erschien auf meinen Lippen.

Ich legte alle fünf Zauberstäbe sorgfältig wieder zurück in ihre Schachteln und wartete darauf, dass die Verkäuferin wieder zurückkam.

Der Junge und das Mädchen verabschiedeten sich gerade. Zu meiner Überraschung trugen sie aber gar nichts bei sich. Ich dachte, sie wollten einen Zauberstab kaufen.

»Welcher ist es meine Liebe?«, fragte die Verkäuferin.

»Dieser«, ich schob die mittlere Schachtel nach vorne.

Überrascht zog sie eine Augenbraue in die Höhe, als sie sich den Zauberstab noch einmal genau ansah.

»Eigentlich hatte ich etwas anderes erwartet«, gab sie zu.

Ich wagte nicht, sie zu fragen welchen Zauberstab, sie mir eigentlich zugedacht hatte, da sie gerade sehr Konzentriert mit einer Hand über den Zauberstab fuhr. Als sie ihn wieder zurück legte meinte sie, »Weißt du, eigentlich lasse ich meine Kunden immer noch entscheiden, welchen Griff sie wollen, aber dein Zauberstab hier ist so alt, dass man den Griff im Nachhinein gar nicht mehr ändern kann. Er wurde gemacht, noch bevor man anfing die Griffe im Nachhinein zu ändern. Ich hoffe, das ist kein Problem für dich« Sie sah mich kurz aus ihren großen grauen Augen an.

»Kein Problem, ich finde diesen Griff super«, beeilte ich mich zu sagen und meinte es auch so.

»Na dann packe ich dir den Zauberstab noch schnell ein. Hättest du gerne noch ein Putzset oder einen Zauberstab Halter, den du an deinem Arm oder Bein befestigen kannst?« Fragend sah ich zu den Zwillingen. Schließlich war es ihr Geld und ich hatte auch keine Ahnung, ob man etwas davon wirklich brauchte.

»Nur den Zauberstab bitte«, sagte Kanje.

Als sie mit den Zauberstabschachteln im Gepäck wieder zwischen den Regalen verschwand sagte Kalia, »Wir hatten mal so einen Zauberstabhalter, aber der ging viel zu schnell kaputt und ein Putzset müssten wir auch noch irgendwo haben.«

»Ok, aber warum sind der Junge und das Mädchen eigentlich ohne etwas wieder gegangen? Sie hatten doch einen Zauberstab gefunden«, meinte ich.

»Es dauert ein bisschen, um den Griff auf dem Zauberstab zusetzen. Sie werden vermutlich in den nächsten Tagen wieder kommen und sich ihren Zauberstab abholen. Das haben wir auch so gemacht«, sagte Kanje.

Die Verkäuferin kam wieder zu uns, »Hier, der Zauberstab und die kostenlose Tasche« Sie legte die Schachtel mit dem Zauberstab und eine längliche Tasche vor uns ab. Wir bedankten uns und bezahlten.

Kaum waren wir aus dem Laden herausgetreten umfasste Kanje meinen Arm und wir sprangen zurück auf die Straße vor ihrem Haus.

»Wieso springen wir eigentlich nie direkt ins Haus?«, fragte ich. Es fiel mir erst jetzt auf.

»Das ist eine Art Schutz. Von der Straße aus, kann man nur auf andere Straßen springen, die mit dieser verbunden sind. So kann nicht jeder sofort überall hin springen«, erklärte Kanje während wir zum Haus gingen.

»Wäre ja sonst ein einziges Chaos. Man konnte zum Beispiel mal eben überall hinspringen, in ein Museum, wobei die ja nochmal bestimmte Schutzsysteme haben, oder halt ein Privathaus, dort alles mitnehmen und dann wieder weg springen. Nein, das hat alles schon so seinen Sinn«.

Wir brachten die Sachen hoch in mein Zimmer und legten sie auf meinem Bett ab. Ich warf noch einmal einen schnellen Blick auf meinen neuen Zauberstab, einen routinierten Blick auf den Stein an meinem Armband und ging dann mit meiner neuen umfunktionierten Tasche wieder hinunter. Sie war jetzt eine dieser Taschen, in der man einen Laptop, Blöcke und Bücher mitnehmen konnte. So eine große rechteckige. Bestimmt hatten diese Taschen auch einen Namen, aber den hatte ich wohl entweder nie gehört oder sofort wieder vergessen.

»Ok, Kalia und ich sehen uns jetzt unsere alten Schulsachen an, um zu sehen, welche du benutzen kannst und du geht jetzt Bücher kaufen«

Sie gaben mir den kleinen Lederbeutel, in dem das Geld drin war und die Materialliste. Beides verstaute ich in der Tasche.

»Ach, die Schulbücher sind übrigens ganz oben im fünften Stock«, rief Kalia mir noch hinterher, als ich schon fast aus der Tür war.

Ich machte mich entspannt auf den Weg zur Buchhandlung.

In Kalias Kleidung und der neuen Tasche an der Seite fühlte ich mich mittlerweile immer mehr wie ein Teil dieser magischen Gesellschaft. Trotzdem fühlte es sich noch etwas komisch an. In Norwich war ich nie in so knalligen Kleidern herumgelaufen. Außerdem hatte ich immer eine alte Jeans und einen ausgewaschenen Pullover getragen. Früher hätte ich über dieses Outfit den Kopf geschüttelt, wobei eigentlich tat ich das immer noch ein wenig. Und was hieß schon früher? Das war gerade mal ein paar Wochen her. Es kam mir schon viel länger vor.

Der Stein hatte mir ein paar Mal signalisiert, dass etwas passierte, aber jedes Mal war ich enttäuscht worden. Man hatte es nun aufgegeben unsere Haustür aufzubrechen, der Postbote kam seit ihrem letzten Besuch auch nicht mehr. Einzig und allein Balou kam regelmäßig zu uns. Wir vermuteten, dass er es sich bei uns gemütlich gemacht hatte und unser Haus nun sein Rückzugsort war.

Ich ging in die Buchhandlung und die Treppen hoch. Bisher war ich nicht höher, als in den dritten Stock gekommen. Dort hatte ich auch zum ersten Mal den weißen alten Kater getroffen, der mich noch eine Weile dort gehalten hatte. Seinen Namen hatte ich bisher noch nicht in Erfahrung gebracht.

Im vierten Stock fand ich eine kleine Sitznische in der eine Decke voller weißer Katzenhaare lag. In das Holz waren viele Zettel mit kleinen Nachrichten gepinnt. Vermutlich von den Besuchern. Kurzerhand hinterließ ich auch meine Nachricht und ging dann höher.

Hier oben waren die Bücher weniger eingestaubt, als im vierten Stock. Zwangsläufig mussten viele Jugendliche hier in der Nähe mindestens einmal im Jahr hier hoch.

Ich sah mich kurz um und fand schnell heraus, dass die Räume wohl nach Themen sortiert waren.

Ich warf einen kurzen Blick auf meine Liste ‚Als wir noch mit Menschen lebten (von Vlado Sricka)' Das war doch irgendwie Geschichtlich, oder? Vlado, das klang wie so ein typischer Vampirname.

Ich sah mir die Bücher in den Regalen an. Nicht mal hier waren die Bücher irgendwie sortiert. Zumindest waren sie nicht so sortiert, als das ich darauf kommen würde, wo ich jetzt mein Buch von der Liste finden würde.

Ich begann einfach jedes Bücherregal, Regal weise abzusuchen. Und nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich auch endlich Erfolg und entdeckte das gesuchte Buch auf dem Tisch in der Mitte des Raumes.

Wenn ich jetzt bei jedem Buch solange brauchte, war es Abend, bis ich wieder nach Hause kam.

Im nächsten Raum ging es um Pflanzen, ich warf einen Blick auf die Liste und versuchte mir Titel und Autor zu merken. Da ich auch hier kein Muster fand suchte ich wie vorhin alles Regalweise ab. Beim zweiten Mal durchsuchen entdeckte ich es ganz oben in dem Regal neben dem Durchgang zum nächsten Raum.

Ich versuchte das Buch aus dem Regal zu ziehen, aber nicht einmal ich mit meinen ein Meter achtzig kam dort oben ran. Ich sah mich nach etwas wie einer kleinen Leiter oder so etwas um, aber nirgendwo stand eine und ich brachte es nicht über mich, mich auf einen Bücherstapel zu stellen. Ich versuchte mir zu merken wo das Buch stand und nahm mir vor es am Ende zu holen. Vielleicht fand ich ja bis dahin eine Lösung.

Ich ging durch die nächsten Räume und nahm so viele Bücher von der Liste, wie ich finden konnte, mit.

Ich betrat den letzten Raum in dem ich noch nicht war. Er war über Magie. Ich ging zu einem der hinteren Bücherregale und nahm die Liste hinaus, um mir nochmal den Buchtitel in Erinnerung zu rufen. ‚Meine ersten Zauber – Grundlagen und-'

»Brauchst du Hilfe?«

Erschrocken drehte ich mich um. Außer mir war sonst niemand hier, wodurch es so still war, das man schon fast das flüstern der Bücher hörte. Der Mittlerweile hohe Bücherstapel, den ich auf meine Händen balancierte kam gefährlich ins Schwanken, als ich mich Schwungvoll zu der Geräuschquelle umdrehte. Die obersten paar Bücher fielen von dem Stapel.

Im Durchgang stand ein Mädchen, mindestens einen halben Kopf kleiner, als ich, aber vermutlich nicht viel jünger. Sie hatte schulterlanges dünnes Haar, dass von mir aus gesehen auf der linken Seite Pastell lila war und auf der rechten Seite Blond. Sie machte auf den ersten Blick einen recht netten Eindruck.

Ich bückte mich, um meine verloren gegangenen Bücher wieder aufzulesen.

»Äh ja, du kennst dich nicht zufällig hier oben aus? Ich suche noch ein paar Bücher für die Schule«, sagte ich während ich meine Bücher wieder stapelte.

»Zeig mal her«, sagte sie und deutete auf meine Materialliste. Ich gab sie ihr und nahm die Bücher wieder hoch.

Sie überflog sie kurz und ihre hellblauen Augen begannen ein bisschen zu strahlen.

»Du gehst auch auf die Mage Academy?«, fragte sie.

Ich nickte.

»Ich dachte schon, ich finde niemanden der auch noch auf dieses kleine Internat geht. Ich bin übrigens Luna«, sagte sie glücklich.

»Mia«, sagte ich.

Das hieß zumindest Luna würde mir bekannt sein, wenn ich auf das Internat kam. Immerhin etwas. So war mir nicht alles unbekannt.

»Ich habe die Bücher schon gestern gekauft. Ich wollte nur noch ein Buch für meine kleine Schwester kaufen. Zora wollte unbedingt auch ein richtiges Schulbuch haben und jetzt hat Mum mich los geschickt, um ihr eines zu kaufen«, sagte sie.

Sie half mir die anderen Bücher zu finden und ich machte am Ende mit ihr eine Räuberleiter, damit sie das Buch für mich herunterholen konnte. Wir redeten ein bisschen, wobei eher sie redete. Ich hatte meistens keine Ahnung, was ich sagen sollte. Ich erfuhr, dass sie zwei Katzen hatte, eigentlich in einem weiter entfernten Teil von Patenia lebte und nur für die Bücher hier war. Sie erzählte noch etwas mehr, aber irgendwann hörte ich nicht mehr richtig zu. Das passierte mir ziemlich schnell und hatte mir auch schon das ein oder andere Problem in der Schule eingehandelt.

»Also dann. Bis zum ersten Schultag. Wir sehen uns dann am Hafen«, sagte sie zur Verabschiedung.

»Genau. Tschüss und bis dann«, sagte ich und machte mich mit dem schwankenden Bücherstapel auf den Weg nach unten. Ich war selbst ein verwundert, als ich am Ende immer noch alle Bücher auf dem Arm hatte, als ich sie auf die Theke legte. Ich bezahlte sie, packte sie in meine Tasche und machte mich dann auf den Weg nach Hause.


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Jetzt dauert es nicht mehr lange und es geht zur Mage Academy. Was haltet ihr von Luna?

Ich würde mich generell über eure Meinung freuen.

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