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11. Kapitel

»In der letzten Stunde haben wir über das Regierungssystem der Menschen geredet. An was könnt ihr euch noch erinnern?«, fragte uns Professor Matic.

Mittlerweile versuchte ich die Stunden mehr als Geschichtsstunden rund ums Mittelalter zu sehen, auch wenn das nicht wirklich der Wahrheit entsprach.

»Der Kaiser oder König oder so stand an der Spitze. Also er hat alle rumkommandiert und die mussten tun, was er gesagt hat, sonst mussten sie sterben«, sagte Veit.

»Der Großteil der Bevölkerung waren Bauern, die für sie auf dem Land gearbeitet haben. Ohne sie hätte niemand leben können, denn sie haben zumindest zum Teil das Königreich mit Nahrung versorgt. Trotzdem waren sie sehr arm und ziemlich weit unten in der Rangfolge«, sagte Luna.

»Richtig, und wie wird diese Regierungsform genannt?«, fragte unser Lehrer weiter.

»Monarchie«, sagte ich.

Professor Matic nickte zustimmend.

»Wer kann mir sagen, wie man König wird?«, fragte er.

»Nach dem Tod des Königs wird sein ältester Nachkomme König«, sagte Ana.

»Was für ein dämliches System«, sagte Luan leise, aber trotzdem so laut, dass es jeder hören konnte.

»Naja, heutzutage gibt es vermutlich ein besseres. Sie haben sich ja schließlich auch weiter entwickelt«, sagte ich, im Versuch die Menschen zu verteidigen.

Ich konnte nichts dagegen machen, ich hatte einfach jedes Mal das Gefühl sie verteidigen zu müssen, da es mir immer noch wie eine persönliche Beleidigung vorkam. Ich war schließlich auch einer von ihnen. Zumindest war ich das, oder hatte gedacht, dass ich das war.

»Das würde ich nicht behaupten«, sagte Professor Matic, der vermutlich die ganze Zeit dazwischen schwankte, ob er mich mögen sollte, weil ich gefühlt alles wusste, oder ob er mich wegen meiner Kommentare hassen sollte. »Im Gegensatz zu der magischen Bevölkerung haben die Menschen sich schon immer sehr langsam entwickelt.«

Ich schnaubte. In ungefähr fünfhundertsechzig Jahren hat sich trotzdem etwas verändert. Allein in den letzten fünfzig Jahren ist einiges passiert. Meine Eltern hatten vielleicht nur ein Kabeltelefon im ganzen Haus, nun gab es Roboter, Smartphones so schmal wie eine Kreditkarte, Smartboards und vieles mehr. Nicht, dass jeder in der neuen Generation jetzt einen Roboter hatte, alles über Alexa regelte und keine Ahnung hatte, wie es war eine SMS zu schreiben, bei der es nur eine begrenzte Anzahl von Zeichen gab, wie es Mrs. Shaw immer dachte. Trotzdem war mittlerweile fast die ganze Menschheit miteinander verbunden.

»Außerdem haben ein paar Forscher vor fünf Jahren von einer Königin von England berichtet«, sagte er.

Das war eigentlich der Moment, wo ich mich zurücknehmen sollte, aber ich sagte, »Nur, weil es irgendwo eine Königin gibt, heißt es nicht, das es im Rest der Welt auch so aussieht«, sagte ich.

Ich war gerade kurz davor ihm das ganze Politische System der Menschen zu erklären, schaffte es dann aber doch mich zum Schweigen zu überreden. Den Rest der Stunde schwieg ich. Etwas anderes konnte ich auch nicht machen. Mitschriften machte ich in diesen Stunden nur selten. Das Meiste wusste ich schließlich.

Am Nachmittag hatten wir wieder eine Magie Stunde. Gespannt saßen wir alle auf unseren Sitzkissen.

»Ich nehme an, ihr könnt nun alle einem Würfel ein paar neue Farben geben. Jetzt sollt ihr das mal mit etwas komplizierteren Gegenständen versuchen. Erstmal an einem größeren Würfel. Ihr müsst euren Worten nur etwas mehr Ausdruck verleihen. Sonst bleibt alles beim Alten, es ist eigentlich nicht viel schwerer. Beim Hexen kommt es nicht darauf an, wie oder für was man die Sprüche verwendet. Die Sprüche selbst sind in Schwierigkeitsstufen eingeteilt. Das heißt, wenn ihr einen Spruch könnt, könnt ihr ihn an allem möglichen anwenden, es wird keinen Unterschied von der Schwierigkeit geben. Das hier ist nur, damit es euch klar wird und ihr nicht gleich verzweifelt, wenn ich sage, dass ihr einen Spruch jetzt an etwas viel größerem Zeigen sollt. Das Schwierige ist allgemeinere Formeln gut zu verwenden. Wie ihr wisst, muss man die Formeln der Situation anpassen. Probiert nun auch die Farbe einer Kugel, eines Schuhs und eines Stück der Wand zu verändern«, sagte er und ließ alle drei Gegenstände nacheinander neben sich in der Luft erscheinen. Tatsächlich war auch ein Stück Wand dabei. »Geht wieder in die Übungsräume, die Gegenstände habe ich schon dort platziert. Ich werde rumgehen und mir mal ansehen, wie ihr das so macht«, sagte Professor Chand und wie auf Kommando gingen wir wieder in die Übungsräume.

Einige der anderen gingen zu zweit in einen Raum, aber ich brauchte immer absolute Ruhe, sonst ließ ich mich viel zu leicht ablenken.

Zur Wiederholung färbte ich erst einmal ein paar Würfel in verschiedene Farben. Ein paar musste ich wiederholen, aber letztendlich hatte ich eine Reihe kleiner bunter Würfel vor mir.

»Eckig, grau, nun zu blau«, sagte ich ein paar Mal und schrieb es mir auf. Meine Sprüche waren noch immer auf Kreativitätslevel Null. Reime und Gedichte waren eben noch nie so meins gewesen.

Dann probierte ich den Spruch aus. Es klappte, es klappte wirklich. Freudig sprang ich in dem kleinen Raum herum und sah auf den blauen Würfel vor mir. Gut, er war nicht perfekt blau, aber immerhin blau. Gleich probierte ich es erneut. Nach ein paar weiteren Versuchen hatte ich den Dreh raus. Stolz sah ich bald auf drei größere bunte Würfel. Die Kugel war ebenfalls nicht weiter schwierig. Schnell schrieb ich mir alles Wichtige auf, um es ja nicht zu vergessen.

»Mit dir schnell und flink, bist nun etwas pink«

Das war etwas schwieriger, aber letztendlich schaffte ich es nach fast einer halben Stunde auch dem Schuh eine neue Farbe zu verpassen. Das Kribbeln in den Fingerspitzen zeigte immer, ob mir der Spruch nun schon gut über die Lippen kam.

Als ich mit allem durch war, war ich sehr zufrieden mit mir selbst. In den letzten Stunden hatte ich mich immer leicht ablenken lassen und war mit den Gedanken abgeschweift, aber dieses Mal, lief alles mehr oder weniger einwandfrei.

Ich noch fast eine halbe Stunde Zeit, bis die Stunde vorbei war. Kurz überlegte ich, was ich mit der Zeit machen könnte, dann erinnerte ich mich wieder an den Seda Stein, der gut verstaut in meiner Tasche lag. Schnell holte ich ihn heraus. Mittlerweile konnte ich die geballte Magie in diesem Stein schon geradezu pulsieren spüren. Das Gefühl dieser ganzen Magie an einem Fleck war einfach unglaublich. Ich setzte im Schneidersitz hin und legte den Stein vor mir ab. Ich schloss meine Augen und versuchte mich mit allen meinen Sinnen auf meine Umgebung zu konzentrieren. Erst mit jedem Sinn einzeln. Dann hielt ich Ausschau nach dem prickeln. Dieser Schritt gelang mir mittlerweile schon ziemlich schnell. Nach einer kurzen Zeit kam es. Langsam, aber sicher. Ein stärker werdendes Prickeln kurz vor mir. Ich versuchte noch mehr von meiner Umgebung in mir aufzunehmen, noch mehr von ihr zu spüren. Als ich begann ein ganz leichtes Prickeln aus der Richtung, in der meine Würfel lagen zu spüren, begann ich zuerst leise die Formel, um eine Wand blau zu färben, »weiß und rau, nun in Farbe Blau.« Das Kribbeln in meinen Fingerspitzen fühlte ich nun viel stärker. Ich wandte mich Blind zur nächsten Wand. Ich wiederholte die Worte und ließ meine Hände in Richtung der Wand, im Rhythmus der Worte schwingen. Als ich nach dem dritten Versuch nun ein leises Prickeln in der Richtung vernahm, war ich mir sicher, es geschafft zu haben. Grinsend versuchte ich nicht sofort die Augen aufzureißen, sondern mich erstmal wieder zu sammeln. Ich versuchte weiter die Magie zu spüren. Es klappte ziemlich gut, ich spürte immer mehr von diesem Raum. Nach einer Weile, spürte ich etwas Seltsames. Es war ein eher zurückhaltendes, unterdrücktes prickeln. Ich wandte mich in diese Richtung und öffnete die Augen. Als ich Professor Chand erkannte wäre ich beinahe vom Stuhl gefallen. Interessiert sah er sich um. Sein Blick blieb an der Wand rechts von mir hängen. Ich sah dort hin und riss die Augen auf. Sie war tatsächlich blau. Dunkelblau, genau der Blauton, den ich so liebte. Er erinnerte mich immer ein bisschen an den Nachthimmel, den man hier besonders gut sehen konnte. Es fehlten nur die ganzen wunderschönen Sterne.

»Wie ich sehe, haben sie diese Stunde gut genutzt. Es ist wirklich interessant, was sie so alle machen. Eben habe ich erst einen Würfel gesehen, der die Farbe wechselt und einen Schuh in Regenbogenfarben. Sie scheinen wohl etwas zu versuchen, ihre Magie in der Umgebung zu spüren.«

Ich nickte kurz. Farbwechselnde Würfel? Vielleicht hätte ich etwas mehr versuchen sollen in Sachen Hexerei zu experimentieren, anstatt zu versuchen die Magie zu spüren.

»Wissen sie, was zu Beginn jedoch ebenfalls wichtig ist? Die eigene Magie zu spüren. Die, die sie in ihnen tragen. Schließlich wollen wir ja mit dieser arbeiten«, sagte er. »Ich wollte ihnen eigentlich nur mitteilen, dass diese Stunde nun zu Ende ist Miss Lokelani.«

Mit diesen Worten ging er wieder. Schnell packte ich meine ganzen Sachen ein und machte mich auf dem Weg zu unserem Turm, auf dem Ana mich einholte.

»Ich liebe die Magie«, sagte sie und drehte sich einmal glücklich im Kreis.

Verwirrt hob ich eine Augenbraue. Klar, ich liebte auch die Magie, aber das Ana wegen Magie gleich vor Freude in die Luftsprang war schon merkwürdig, schließlich war sie mit dem ganzen ja aufgewachsen.

»Ich habe schon drei Verschiedene Formeln ausprobiert. Es ist echt irre, dass komplett verschiedene Formeln den gleichen Effekt erzielen«, sagte sie.

Ich nickte und beschloss sie einfach reden zu lassen.

»Ich freue mich schon so darauf, wenn wir richtig mit der Kontrolle der Magie anfangen. Wenn man die Magie dann spürt und verändern kann, dann kann man ja quasi alles machen. Ich muss unbedingt lernen die Magie zu fühlen.«

Sie schwärmte immer weiter und irgendwann hörte ich ihr nicht mehr richtig zu.

»Wie weit bist du eigentlich in der letzten Stunde gekommen?«, fragte sie mich irgendwann.

»Na das gleiche, wie alle anderen«, sagte ich. »Also ich habe es nicht geschafft meinen Würfel von selbst die Farben ändern zu lassen, aber ich habe den großen Würfel, den Turnschuh und die Wand eingefärbt. Als dann noch Zeit war, habe ich mich mit dem Seda Stein hingesetzt und versucht noch mehr zu spüren. Hat gut funktioniert.« Ich erzählte ihr davon, wie ich die Wand gefärbt hatte und immer spürte, ob die Formel nun richtig war.

»Du hast die Magie gespürt, die man beim Hexen benutzt?«, fragte Ana nach.

»Ich denke schon«, sagte ich.

Nachdenklich musterte Ana mich, sagte aber kein Wort.

In den nächsten Tagen trainierten wir immer weiter und immer mehr. Ich hatte manchmal Angst, dass mein Körper das nicht mehr allzu lange mitmachen würde, schließlich war ich so ein Training überhaupt nicht gewöhnt.

Die ersten Wettkämpfe würden schon im November sein, weshalb angekündigt wurde, dass nun jede Gruppe einen Lehrer zugeteilt kriegen würde, der mit ihnen trainierte und sie unterstützte. Wie ein Coach quasi. Das hieß, sonntags hatte ich nun immer festes Training mit July und Sorana für den Woodfight bei Professor Hall und donnerstags mit Ana bei Professor Rashid.

July, Sorana und ich versuchten uns erstmal gegenseitig etwas kennen zu lernen. Dann trainierten wir jeder die Sachen, in denen wir gut waren. Sorana war wirklich extrem schnell, so schnell manchmal, dass man sie gar nicht richtig wahrnahm, wenn sie in Höchstform an einem vorbei sprintete. Außerdem konnte sie ziemlich gut mit einem Dolch umgehen und war ziemlich Zielsicher im Messerwerfen.

July war eine geborene Bändigerin. Die Elemente taten, was sie sagte. Am besten war sie aber im Umgang mit Pflanzen. Sie hatte auch so einen Trick drauf, der sie dem Element in ihrer Nähe angleichte. Im Wald zum Beispiel konnte sie sich an einen Baum lehnen und nach einer Weile sah sie, wenn sie es wollte, dem Baum ähnlich. Manchmal wuchsen sogar ein paar Pflanzen um sie herum.

Ich übte meistens das Bogenschießen und Sorana versuchte mir zu zeigen, wie man schnell auf Bäume kletterte und von einem zum anderen kam. Da ich nicht gerne im Kampfgeschehen war und als Bogenschützin sowie so immer einen gewissen Abstand brauchte, hatten wir uns darauf geeinigt, dass ich in den Bäumen sein würde, auch als Späher. Den Schwertkampf musste ich leider auch trainieren, da sie sich alle einig waren, dass ich mich zur Not auch im Nahkampf behaupten können müsste. So ganz hatte ich noch nicht verstanden, wie wir unsere Fähigkeiten zusammen bringen wollten, aber ich hatte zumindest kein wirklich schlechtes Gefühl, denn so an sich, waren wir eigentlich schon ziemlich gut. Das Gute daran, dass wir nicht an einer Pflichtdisziplin teilnahmen war, dass wir nicht gegen alle anderen Internate antreten mussten, sondern nur gegen ein paar. Heute hatte Professor Hall noch vorgeschlagen, dass wir uns mal über Tarnung informieren sollten.

Als ich abends in meinem Bett lag, tat mir noch alles weh. Mein Körper war so ein Training einfach nicht gewöhnt. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das jemals sagen würde, aber ich wünschte mir den Sportunterricht vom letzten Jahr zurück.

Tausend Gedanken schossen mir in meinen Kopf und obwohl ich nichts anderes wollte, als einzuschlafen, war ich hellwach. Es hatte keinen Sinn. So schnell würde ich heute bestimmt nicht mehr einschlafen. Ich stand auf und setzte mich auf meine Fensterbank. Die Fenster waren hier sehr groß, weshalb ich einen guten Blick nach draußen hatte. Es hatte seine Vorteile im Ostturm zu schlafen, zwar wurde man morgens von der Sonne als erstes geweckt, doch man konnte auch den Mond zuerst sehen und diesen Anblick liebte ich einfach nur. Ich saß einfach auf der Bank, den Kopf gegen das kühle Fensterglas gelehnt und sah nach draußen. Ich beobachtete, wie der Mond langsam immer höher wanderte. Er war wunderschön. Heute war sogar Vollmond, also konnte ich ihn heute in seiner vollen Tracht betrachten. Und hier, an einem Ort der Magie, konnte ich ihn gleich noch viel besser sehen.

Ich sah kurz zu meiner Mitternachtsblüte. Sie strahlte förmlich auf und die kleine Perle in ihrer Mitte leuchtete strahlend hell. Ich schob sie etwas mehr ins Mondlicht. Es stimmte, bis jetzt, bis zum Vollmond, war sie jeden Tag kräftiger und schöner geworden. Der Mond schien wirklich Einfluss auf sie zu haben. Trotz aller Magie verwunderte es mich. Das mit dem Mond war alles Physik. Aber vielleicht, kam es weniger auf den Mond, mehr auf das bestimmte Licht an, dass er spendete, oder besser reflektierte. Sonnenlicht half dieser Pflanze nicht. Es war zu stärk, kräftig und gewaltvoll. Aber, wenn es indirekt kam, gespiegelt. Dann stärkte es diese Pflanze. Je mehr reflektiert wurde, desto besser ging es meiner kleinen Blume. Vielleicht gab der Mond aber auch dem Licht etwas von seiner Magie mit, wenn es sich den Weg zu uns auf die Erde bahnte. Ich betrachtete den Mond, bis er langsam aus meinem Sichtfeld verschwunden war. Ich wollte ihn aber noch länger sehen. Müde war ich noch immer nicht. Ich hatte eigentlich sogar das Gefühl noch wacher geworden zu sein. Vom Turm aus, auf dem wir Astronomie hatten, hätte ich bestimmt eine wundervolle Sicht. Leise stand ich auf und ging zu der Tür. Den Weg würde ich schon irgendwie finden, auch wenn ich ihn bisher nur im Halbschlaf gegangen bin.

Ich hatte gerade meine Hand auf die Türklinke gelegt, als jemand sagte, »Das würde ich lieber nicht tun.« Ich drehte mich um. Kerzengerade saß Sanura in ihrem Bett und sah mich unverwandt an. Ihre unterschiedlich farbenen Augen leuchteten, was sie irgendwie unheimlich wirken ließ.

»Warum?«, fragte ich.

»Es ist gegen die Regel, außerdem bekommen die Lehrer, die gerade Aufsicht haben ein Signal, dass jemand seinen Raum verlassen hat. Zu dem, hast du dann eine leichte Magiespur an dir, die dich deinen ganzen Weg über verfolgt, so werden die Lehrer dich schnell finden«, sagte sie.

Eine Magiespur, interessant.

»Durch das Fenster würde ich es auch nicht versuchen, dort gilt das gleiche«, fügte Sanura hinzu.

Seufzend ließ ich mich wieder auf mein Bett sinken.

»Du bist ein Einhorn«, sagte Sanura. Es war keine Frage.

Im ersten Moment wollte ich sie auslachen. Wie kam sie bitte darauf, dass ich ein Einhorn war? Ich hatte kein Fell, keine vier Hufe, keinen Schweif und auch ganz sicher kein schönes, geschwungenes Horn auf der Stirn. Der Kommentar war einfach nur Absurd.

»Deine Magiefamilie, Einhorn«, half Sanura mir genervt auf die Sprünge.

Magiefamilie, Magiefamilie, da klingelte doch etwas. Ich war mir sicher davon schon mal gehört zu haben, aber was war das doch gleich? Durchdringend sah sie mich an, als versuche sie meine Gedanken zu lesen. Ich war überrascht, so viel hatten wir in der ganzen Zeit hier noch nie miteinander geredet. Ich war mir nicht mal sicher, ob außer den Lehrern und wir am Anfang des Jahres, überhaupt schon jemand mit ihr gesprochen hatte.

»Vielleicht«, sagte ich ausweichend. Sie hob eine Augenbraue in die Höhe. Beeindruckend, ich konnte das nicht, egal wie oft ich es versuchte.

»Diese Woche werden wir Registriert, dann wirst du es vermutlich heraus finden«, sagte sie und legte sich nun wieder weg. Registriert? Ich war mir sicher auch davon irgendwann schon mal gehört zu haben, aber erinnern konnte ich mich nicht mehr. Verdammtes Kurzzeitgedächtnis. Da ich noch vollauf wach war begann ich ein Buch zu lesen, das hatte ich das letzte Mal in den Ferien gemacht. Also ein richtiges Buch gelesen, nicht bloß ein Schulbuch. Ich las die ganze Nacht und war so sehr in mein Buch vertieft, dass der Morgengong mich regelrecht aus den Federn warf. Überrascht rappelte ich mich auf. Hatte ich wirklich so lange gelesen? Sanura hatte sich schon umgezogen. War ich so in das Buch vertieft gewesen, dass ich nicht mal gemerkt hatte, dass sie wach war und sich umgezogen hatte? Ich streckte mich einmal ausgiebig. Ich war nicht einmal müde. Kurz war ich ziemlich verwundert über diese Erkenntnis, dann bemerkte ich, wie die anderen sich in ihren Betten rekelten. Schnell schnappte ich mir meine Sachen und verschwand zuerst im Bad.

Mit Sanura hatte ich seit dem kein Wort mehr gewechselt. Nur die Registration, die diesen Freitag stand fand machte mich etwas nervös. Ich wusste nicht wirklich warum. Vielleicht, weil es so etwas Endgültiges war. Ich würde dann fest zur magischen Gesellschaft gehören und könnte nicht so einfach wieder weg. Ich hatte auch Angst, was meine Magiefamilie betraf. Eigentlich dürfte ich ja keine haben. Schließlich komme ich ja von den Menschen. Was sie wohl mit mir machen würden, wenn sie das heraus fänden? Vielleicht würden sie mir das Gedächtnis löschen und mich wieder zu den Menschen bringen. Die Zwillinge würden Probleme bekommen und die Suche nach meinen Eltern würde noch schwieriger werden. Wer wusste, was sie sonst noch so aus meinen Erinnerungen löschten? Und wenn sie bei mir eine Magiefamilie finden würden, würde das heißen, dass meine Eltern, oder auch nur einer von ihnen ein Magier war. Ich hatte tatsächlich schon mal über diese Möglichkeit nachgedacht, aber da gab es zu viel, was nicht passte. Zum einen konnte man nicht einfach die Seiten wechseln, ohne dass es jemand mit bekam. Warum hätten sie überhaupt die Seiten wechseln sollen? Gut, vielleicht wollte ich auch einfach nicht wahrhaben, dass meine Eltern mich angelogen hatten und eigentlich Magier waren. Vielleicht hatte man aber auch ihnen das Gedächtnis gelöscht, bevor man sie zu den Menschen gebracht hatte?

»Hey«, Nicu schnipste mit seinem Finger vor meinem Gesicht herum. »Worüber denkst du nach? Du siehst aus, als würdest du gerade versuchen Runen zu entschlüsseln.« Er grinste mich an.

»Ach nichts«, sagte ich und wank ab. Ich hatte mich schon früher ab und zu in Gedankengängen verfangen, aber seit ich hier war, passierte das noch viel häufiger.

»Mia, du warst doch ganz am Anfang, am ersten Tag oder so, schon mal im Büro der Schulleiter, weißt du noch, wie man dahin kommt?«, fragte Luan.

»Damals habe ich Ewigkeiten herumgeirrt, auf dem Weg zurück zum Gemeinschaftsraum. Ich habe keine Ahnung, wo das Büro war.«

Nach dem Mittagessen sollten wir in ihr Büro, um uns registrieren zu lassen. Das Mittagessen war nun schon fast vorbei und ich hatte noch immer nichts auf meinem Teller angerührt.

»Du siehst nicht gut aus Mia«, sagte Ana und betrachtete mich mit schiefgelegtem Kopf.

»Ich glaube, mir ist schlecht«, sagte ich.

»Vielleicht Nachwirkungen von Mittwoch«, sagte Luan.

»Oh nein, Mia, wenn irgendetwas ist, musst du uns Bescheid sagen und wir gehen zu einem Lehrer, so etwas ist nicht ohne«, sagte Ana sofort besorgt.

Am Mittwoch war ich während dem Training umgekippt. Es war ja eigentlich klar, dass das früher oder später mal passieren musste. Ich war ein paar Stunden später in einem Krankenzimmer wieder aufgewacht. Eines musste man dieser Schule lassen, was Medizin anging, waren sie ziemlich weit vorne. Es hatte nicht lange gedauert, bis ich wieder einigermaßen fit war. Ich durfte bis zum Wochenende keinen zusätzlichen Sport mehr machen und musste die ganze Nacht mithilfe von einem Trank durchschlafen, was auch hieß, dass ich nicht zu Astronomie musste.

»Nein, das ist es nicht. Ich bin wieder Topfit. Kontrollen machen mich nur nervös.« Das war auch der Grund, warum ich es hasste zu fliegen. Alle dachten immer, ich hätte Flugangst, aber es war nicht das fliegen selbst, vor dem ich Angst hatte, die ganzen Kontrollen machten mich immer nervös. Erst im Flugzeug, war ich entspannt. Dieses dämliche Metalldetektording, durch das man durch musste hatte auch immer bei mir gepiept.

»Ach was, die Registrierung ist total entspannt. Ich habe das schon letzten Herbst gemacht«, sagte Luan. »Sie stellen dir ein paar Fragen über dich, auch so etwas klassisches, wie dein Geburtsdatum und so. Dann prüfen die deine Magie und du unterzeichnest alles, wobei dir ein Teil der Magie entnommen wird.«

»Ich glaube, wir müssen los«, sagte Ana jetzt.

»Schon?«, fragte ich überrascht, sah auf meinen Teller und versuchte noch irgendetwas zu essen, denn bis zum Abendessen war es noch lange.

»Komm«, sagte Nicu und zog mich mit sich aus dem Speisesaal, während ich versuchte noch irgendetwas Essbares greifen zu können.

Wir folgten einfach den anderen aus unserer Klasse zum Büro. Auf dem Weg aß ich alles auf, was ich noch hatte greifen können. Wir lehnten uns gegen die Wand gegenüber der Tür zum Büro der Schulleiter und warteten, bis irgendjemand kam.

Nach kurzer Zeit kamen unsere Schulleiter aus derselben Richtung, aus der wir eben kamen.

»Hallo alle zusammen«, begann er. »Ihr werdet gleich, wie ihr sicherlich schon wisst, registriert. Wen ihr schon registriert seid, kommt trotzdem rein, wir gleichen ein paar Sachen an und unterzeichnen, dass ihr hier an diese Schule geht. Wir werden euch gleich einen nach dem anderen aufrufen. Ihr kommt dann rein. Das dauert nur ein paar Minuten, dann könnt ihr gehen.«

»Die erste ist Anasuya Calvo. Komm gleich mit rein«, sagte sie.

Ana folgte den beiden Schulleitern in das Büro und wir anderen warteten draußen. Nach vielleicht zwei Minuten kam Ana kam wieder heraus und Luan ging rein. »So, ich gehe schon mal in die Arena. Kommt ihr nach? Sagt Luan noch Bescheid«, sagte sie und schon war sie weg.

»Sie kann uns doch nicht einfach so allein lassen«, sagte Nicu empört. Warten war das langweiligste, was es gab. Selbst Nicu konnte durch seine ausschweifenden Erzählungen die Zeit nicht schneller vergehen lassen. Kurz, nachdem Luna in das Büro gerufen wurde, kam Professor Hall um die Ecke und steuerte auf uns zu. Kurz wanderte ihr Blick über die verbliebenen Schüler, die hier standen, dann ging sie ebenfalls ins Büro.

Als Luna raus kam, war es soweit. Mein Name wurde aufgerufen.

»Bis nachher«, sagte Nicu.

Ich nickte nur und ging dann zu der Tür. Im Gehen wischte ich mir nochmal meine schwitzigen Hände ab. Jetzt wusste ich wenigstens wieder, warum ich keine Diebin oder generell Straftäterin sein konnte. Ich meine, schon ohne, dass ich etwas Gesetzeswidriges getan hatte, wirkte ich, als hätte ich irgendwelche Leichen im Keller versteckt.

»Hallo Mia«, sagte Professor Tamasi. »Das ist Mr. Loke, er ist die gesetzliche Vertretung bei der Registrierung.« Er deutete auf einen untersetzten Mann mittleren Alters, der auf der anderen Seite des Tisches saß. »Setz dich«, er zeigte auf den Stuhl vor dem Tisch.

Langsam nahm ich auf ihm Platz und ließ nochmal meinen Blick durch den Raum wandern. Seit meinem letzten Besuch hier hatte sich nichts geändert. Professor Hall stand in einer Ecke weite hinten im Raum und redete eindringlich mit der Schulleiterin.

»Miss Lokelani?«, fragte Mr. Loke.

Ich nickte. In seiner Hand erkannte ich etwas, das wohl meine Schülerakte war.

»Hier steht, sie wurden adoptiert. Was ist mit ihren Eltern?«, fragte er.

»Ich weiß es nicht«, sagte ich wahrheitsgemäß.

»Wissen sie ihre Namen?«, fragte er weiter.

»Nein«, sagte ich und starrte an seinem Ohr vorbei an die Wand. Ich war keine gute Lügnerin.

»Ihr Aussehen?«, versuchte er weiter.

»Nein«, sagte ich wieder.

»Gut, wo kommen sie her?«, fragte er.

»Ich bin in Valis aufgewachsen. Das ist ein sehr kleines Dorf im Norden«, sagte ich.

»Hatten sie dort irgendwelche Bezugspersonen?«, fragte er weiter.

»Nein, nicht wirklich«, sagte ich. Wurde das hier ein Verhör. Kurz sah ich zu den Schulleitern und Professor Hall. Zwar sprachen sie immer noch erregt mit einander, doch ich wusste, dass sie mit einem halben Ohr zuhörten.

»Also gibt es nicht einen einzigen Anhaltspunkt ihrer Herkunft?«, fragte er.

»Nein«, wiederholte ich mich wieder. Er seufzte kurz und schrieb etwas auf seinen Zettel.

»Ich bräuchte ein Bild von ihnen.« Er deutete auf eine sehr altmodisch aussehende Kamera, die irgendwie so aussah, als hätte ein merkwürdiger Wissenschaftler versucht noch etliche weiter Funktionen hinzu zu fügen.

»Ok«, sagte ich langsam. Ich mochte Fotos nicht. Ich sah immer irgendwie komisch aus und lächelte immer so krampfhaft. Wenn ich überhaupt lächelte. Schnell schoss er ein paar Fotos von mir, bei denen ich mir sicher war, dass ich schrecklich drauf aussah.

»Gut, ich nehme an, ihre Magiefamilie wissen sie auch nicht?«, sagte er.

Ich nickte.

»Ich bin zwar kein Spezialist, aber im Normalfall sollte ich das hinbekommen.« So eine Aussage war doch immer beruhigend, aber solange er kein Arzt war und das sagte, war es ja noch in Ordnung.

Ich streckte ihm meinen Arm entgegen, den er dann mit konzentrierter Miene umfasste. Lange sagte er nichts. Er schien sich sehr angestrengt zu konzentrieren. Ian schien das eindeutig besser zu können. Bei ihm hatte es damals nicht so lange gedauert und er schien sich auch nicht so sehr anstrengen und konzentrieren zu müssen, wie der Mann vor mir.

»Ich denke, Einhorn«, sagte er.

Überrascht sah ich auf. Einhorn? Also hatte Sanura richtig gelegen. Woher hatte sie das gewusst? Ich sollte vielleicht mal ein paar Bücher wälzen. Oder besser noch. Die Zwillinge fragen. Einhörner waren ja schließlich ihr Spezialgebiet.

Mit einer dieser Speziellen Federn, die etwas meiner Magie in die Tinte fließen ließen, musste ich noch unterschreiben und dann durfte ich gehen. 


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Das Training scheint Mia ja ziemlich zuzusetzen und was hat es wohl mit ihrer Magiefamilie auf sich?

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