Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Fivteen

~ 'Lost boy' - Ruth B ~

LOUISE

"Oh Gott!" Völlig erschöpft ließ ich mich in den warmen Sand fallen. Die Strahlen der untergehenden Sonne brannten auf meiner heißen Haut und der Schweiß lief mir in sinnflutarigen Bächen die Stirn hinab. Vielleicht war es doch keine schlechte Idee, sich noch einmal ins kühle Nass zu wagen? Zumindest in meiner jetzigen Verfassung könnte ich das eiskalte Wasser auf meinem Körper gut vertragen.

"Kom nu, Louise! Spiel noch eine Runde mit!", rief Mads. Mads, das war einer der Typen, die uns beim Mittagessen einen guten Appetit gewünscht hatten. Der andere hieß Kai. Kai und Mads kamen aus Dänemark und machten zusammen mit ihren beiden Freundinnen hier Urlaub. Diese waren gerade zu einem Holi-Festival aufs Festland gefahren, wo Mads und Kai nicht hin wollten. Stattdessen hatten sie uns aufgefordert mit ihnen eine Runde "Volleyball" zu spielen, was man jetzt aber nicht wirklich so nennen konnte, da uns erstens zu viert noch einige Mitspieler für eine richtige Partie fehlten und es zweitens in Dänemark wohl ein paar ganz andere Regeln zu geben schien als in Amerika. Kurz: Das Einzige, was etwas mit Volleyball zu tun hatte, war der Ball. Mads und Kai beherrschten ihre Spielkreation nahezu perfekt, John und ich dagegen eher... mäßig. Okay, wir waren grottenschlecht.

Die beiden waren genauso, wie man sich einen typsichen Nordeuropäer vorstellte, es fehlte nur noch die quietschgelbe Regenjacke. Mads hatte rote Haare und sah ein bisschen aus wie eine Mischung aus Ed Sheeran und dem süßen Mr. Bingley aus Stolz und Vorurteil, dem besten Freund Mr. Darcys (Ich persönlich würde mich ja für Bingley anstatt für Darcy entscheiden). Nur der lustige Vollbart und dass er groß wie ein Bär war, passte nicht so ganz in dieses Bild. Am Anfang war er eher etwas still und schüchtern gewesen, zumindest schüchterner als Kai, hatte dann aber genauso vollsten Spieleinsatz gezeigt. Seine trockenen, pragmatischen Kommentare mit der tiefen Stimme zwischendurch waren der Knaller.
Kai dagegen hatte strohblondes Haar und ein Dauergrinsen, das von einem Ohr zum anderen reichte. Seine Art war locker und aufgedreht, eben total der coole Spaßvogel, während Mads eine ewige Ruhe ausstrahlte und mit seiner breiten Brust sofort den Wunsch weckte sich in seine sicheren, starken Arme zu werfen. Kai konnte wahrscheinlich bei jeder Frau landen und war auch ganz schön von sich selbst überzeugt, aber auf die lustige, sympatische Weise. Er flirtete unentwegt mit mir. Doch ich war mir sicher, dass es nicht ernst gemeint war, da er mindestens fünf Jahre älter als ich und einfach nicht der Typ war, der sich an minderjährige Mädchen ranmachte.

Die Aufforderung von gerade eben stammte von Mads, der kein bisschen Erschöpfung zu zeigen schien, genauso wie Kai.

"Nein", keuchte ich. "Lass mal. Ich bin völlig breit." Kurzerhand beschloss ich dem Bedürfnis, mich nach hinten in den Sand fallen zu lassen, einfach nach zu kommen und schon galt mein Blick den septemberhimmelblauen Weiten über mir. Bis sich plötzlich Kais Gesicht in mein Blickfeld schob.

"Wir werden doch wohl nicht schon schlapp machen, hübsche Lady?"
"Doch, werden wir."
"Och kooommm. Nur noch eine Runde. Wir lassen euch diesmal auch gewinnen." Sein Hundeblick zog bei mir absolut nicht.
"Das habt ihr bei den letzten drei Runden auch schon gesagt."
"Jetzt aber wirklich."

Nun erschien auch Mads' Gesicht neben Kais.

"Was ist los?" Sein Akzent klang so niedlich... Bei Mads war er viel stärker zu hören als bei Kai, dessen Englisch fast perfekt war.
"Louise will nicht mehr spielen."
"Ja. Ganz ehrlich, Jungs, es hat übelst Spaß mit euch gemacht, aber es war verdammt anstrengend und außerdem ein echt langer Tag." Der Tag war wirklich lang gewesen. John und meine Tour zum Leuchtturm hatte sich doch als länger herausgestellt als gedacht, sodass wir bestimmt drei oder vier Stunden durch die Pampa gelatscht waren. Es hatte sich gelohnt, ja. Die Aussicht von da oben war echt großartig gewesen und der Kuchen in dem kleinen, gemütlichen Restaurant nebenan auch, aber meinen Füßen war es definitiv zu viel.

"Wir können die Revanche ja auch morgen Vormittag noch machen", schlug ich vor.
"Tja, da sind wir leider schon weg.", erwiderte Kai.
"Ihr würdet doch sowieso gewinnen.", hielt ich dagegen. Meine Beine waren strikt dafür, zu boykottieren.
"Außerdem Kai...Mads... Ihr seid doch liebe Jungs? Ihr würdet doch einer Dame einen Wunsch nicht verwehren..." Vielleicht zog ja mein Hundeblick.
"Da hat sie leider recht.", sagte Kai an Mads gewandt und ich war schon etwas überrascht über das schnelle Aufgeben der beiden, bis... "Wir zahlen es ihr noch heim."

Und mit diesen Worten und ohne jegliche Verabschiedung machten sich die beiden Dänen vom Acker. Obwohl trauerndes in den Armen liegen und Handynummern austauschen sowieso wie im falschen Film gewirkt hätte.

***

"Es war doch eigentlich ein schöner Tag, oder?", fragte John.
"Er war perfekt.", antwortete ich.
"Das sind ja ganz neue Töne."
Für diesen Kommentar bekam er einen Schlag gegen die Schulter.
"Hey!", lachte er. "Es stimmt doch. Erst beschwerst du dich, dass wir falsch abgebogen sind, dann beschwerst du dich, dass du deinen Bikini vergessen hast, dann beschwerst du sich, dass das Wasser zu kalt ist, dann, dass der Weg so weit ist, dann dass der Leuchtturm zu viele Stufen hat, dass du völlig fertig bist, dass wir nochmal losfahren müssen, weil wir nichts zum Abendessen da haben,... Und jetzt auf einmal heißt es, es war perfekt?" Ich merkte genau, wie sehr er es genoss, mich zu ärgern. Aber im Gegenzug hatte ich ihn heute ja ganz schön genervt, wie es schien.
"Hast noch nie was von 'Perfekt Unperfekt' gehört?"
Als er nicht antwortet drehe ich mich zur Seite und schaute ihn an. Er hatte den Blick in die Ferne gewandt und ein Lächeln auf den Lippen.
"An was denkst du?", fragte ich und merkte, wie meine Augen sich verengten.
"Ich dachte gerade daran, dass noch viele weitere perfekt unperfekte Tage kommen werden. Hoffentlich."
Jetzt musste ich lächeln. Gott, war ich froh, dass es John gab.

Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit verging, in der wir einfach nur in die Ferne starrten, aber irgendwann nach Sekunden oder Minuten, fiel mir etwas ein, das ich John unbedingt noch fragen wollte, keine Ahnung, warum ich gerade jetzt darauf kam. "Wann hast du eigentlich Geburtstag?"
"Am dritten August. 2000." Er zuckte nicht mit der Wimper.
"Dann bist du..." Ich rechnete schnell im Kopf, "fast elf Monate älter als ich." Als er mich fragend ansah, fügte ich hinzu: "26. Juni 2001."
"Das passt zu dir."
"Was?"
"Dass du im Juni Geburtstag hast. Du bist genauso lebensfroh wie ein Juni sein sollte."
Ich und lebensfroh?
Er schien mir meine Gedanken anzusehen, denn er sagte: "Doch, du bist lebensfroh. Du lächelst oft und deine Augen strahlen quasi die ganze Zeit. Du bist lustig und redest viel. Du bist für jeden Spaß zu haben und kannst auf jeden noch so blöden Spruch von mir eine Antwort geben. Ich mein, ich bin noch nie jemandem begegnet, der mich Pinguin nennt. Du kannst dich fast über alles freuen und ich wette, dass dein Herz pures Gold ist. Da siehst du, jetzt strahlen deine Augen."
Ich hatte mich noch nie so gesehen. Und diese Worte jetzt zu hören, von dem Menschen, der mein Bruder war, ließ mein Herz anschwellen.
"Du bist auch sehr...einzigartig.", sagte ich. "Du hast einen sehr schrägen Humor, genauso schräg wie meiner, und ich mag es, wie du im einen Moment blöd und witzig sein kannst und im anderen Dinge sagst, die so...klug und einfühlsam und ehrlich und richtig sind, dass ich immer total beeindruckt bin."
Jetzt wusste ich, was er meinte mit 'Deine Augen strahlen'. Denn das taten die seinen gerade. Leuchten. Wie die Sterne, die der Himmel bald für uns zaubern würde.

"Kannst...kannst du mir etwas von meiner Mom erzählen?" Unter normalen Umständen hätte diese Frage wahrscheinlich kindisch und weinerlich geklungen, aber ich wusste genau, wie es gemeint war. Ich fragte mich auch immer, wie mein Vater wohl war und wie es sein würde, ihm das nächste mal gegenüber zu treten, mit dem Wissen, wer er war.
"Ähm naja... Sie ist ein guter Mensch. Sie tut sehr viel, damit es mir gut geht, uns gut geht. Sie arbeitet viel, damit wir genug Geld haben. Als Immobilienmaklerin. Sie liebt Musik und sie tanzt gerne. Kochen kann sie absolut nicht, auch wenn sie sich zur Zeit an sehr viel Indischem Kram versucht. Es schmeckt...naja. Sie liebt mich. Und sie liebt auch dich."
"Du weißt wieso das damals alles so passiert ist, wie es passiert ist, oder?"

Plötzlich zweifelte ich an meiner Entscheidung, ihm das nicht erzählt zu haben. War es richtig, ein Geheimnis vor ihm zu haben? Aber andererseits wäre es auch nicht richtig meiner Mutter gegenüber gewesen, das, was sie mir unter Kräften und nur mir anvertraut hat, einfach weiter zu erzählen. Ich hatte auf einmal Angst, dass John mich abweisen könnte, wenn er jetzt merkte, dass ich ein Geheimnis vor ihm hatte. Als ich stumm nickte, konnte ich ihm nicht in die Augen schauen.

"Mom hat es dir erzählt. Und du möchtest, dass sie es mir selbst sagt." Es war keine Frage, trotzdem nickte ich wieder. "Es ist okay, Louise. Ich möchte es von meiner Mom selbst hören, du hast nichts falsch gemacht."
Überrascht schaute ich auf und begegnete seinen warmen, braunen Augen. Wie hatte ich nur einen Moment denken können, dass er mir böse sein könnte? Er war doch einer der gutherzigsten Menschen, denen ich je begegnet war.

Lächeln sah ich ihm in die Augen und sagte: "Mom nennt mich immer Liese..." Er verstand sofort, worauf ich hinaus wollte.
"Dann werde ich das in Zukunft auch tun, Liese."
Mein Lächeln wurde wenn möglich noch breiter und ich wandte das Gesicht wieder dem Meer zu.

"Habe ich jetzt eigentlich noch andere Verwandte?", fragte mich John nach ein paar Minuten des Schweigens.
"Meine Grandma lebt in Atlanta. Sie würde dich bestimmt mögen. Sie mag eigentlich alle Menschen. Bis ich vier war haben Mom und ich bei ihr gewohnt. Sie ist neben Mom die liebste Frau, die ich kenne. Und dann sind da noch meine Tante und ihr Mann und ihre drei Kinder. Sie wohnen in San Francisco. Sie heißt Ruby und ist...fünf Jahre älter als Mom, mein Onkel heißt Charlie und meine Cousins Liam, Mateo und Henry."
"Drei Cousins? Wie alt sind sie?"
"Äähh. Henry ist...23? 24? 23 oder 24. Dann kommt Mateo, müsste jetzt 20 sein. Und Liam...scheiße, der hatte vorgestern Geburtstag. Und ich hab ihm nicht gratuliert. Verdammt, naja jedenfalls ist er jetzt 19."
"Interessant. Ich freu mich sie kennenzulernen."
"Oh ja, ihr werdet euch lieben", lachte ich.
"War das jetzt ironisch gemeint?"
"Nee. Es liegt anscheinend in der Familie."
"Was?" Jetzt hatte ich ihn anscheinend vollends verwirrt.
"Der Humor."
"Achso." Jetzt musste John lachen, weil er kapierte, worauf ich hinaus gewollt hatte.
Dann wurde ich wieder ernst: "Und ich? Habe ich jetzt noch jemanden?"
"Eine Grandma. Sie wohnt etwa 20km von uns zu Hause entfernt. Grace. Sie kann nett sein...wenn sie dich mag. Wenn sie dich nicht mag ist sie...naja, sie wird dich bestimmt mögen. Wenn du ihr das erste mal begegnest, kommt sie bestimmt ganz schön streng rüber, aber eigentlich ist sie echt cool. Man muss sie nur besser kennenlernen."
"Okay." Mehr fiel mir dazu gerade nicht ein. Es war total krass, über die eigene Großmutter zu sprechen, sie aber nie kennengelernt zu haben.

Die dunklen Wellen brachen am Strand und schienen nicht nur da unten, sondern auch in meinem Kopf zu rauschen. Ich liebte dieses Geräusch und würde es am liebsten mit nach Hause nehmen, nur um es jeden Tag zu hören, wenn ich aufwachte. Der Sand unter meinen Füßen fühlte sich weich und warm an, aufgeheizt von dem sonnigen Tag. Meine Hände strichen sanft über einen Dünengrashalm, er glitt hart und glatt durch meine Finger. Ich blickte hinaus über die rauschenden, dunklen Wogen des Meeres. Dass etwas so schön und gleichzeitig so gefährlich sein konnte, schien mir gerade in diesem Moment wo die Wasseroberfläche sanft gekräuselt vor mir in der Dämmerung lag, unmöglich. Über dem Horizont gingen die ersten Sternen auf und plötzlich kam ich mir furchtbar klein vor. Und im Grunde war ich das ja auch. Ich war winzig, John war winzig, unsere Probleme waren winzig, wir Menschen waren winzig. Wir waren nur ein kleiner Teil etwas unglaublich Großem. Etwas unvorstellbar Großem.

"Ich finde, wir sollten nicht darum trauern, dass wir keine gemeinsamen Erinnerungen haben, sondern uns einfach welche machen."
"Das tun wir doch gerade.", hauchte ich, überwältigt von der Schönheit dieses Moments. Ich ließ mich nach hinten fallen und schaute hinauf in den saphirblauen Himmel. Ich hörte, wie John es mir gleich tat und spürte einen Augenblick später, wie seine Hand meine berührte. Sanft verschlang ich meine Finger mit seinen. In diesem Moment fühlte ich mich vollkommen wohl und geborgen. Es gab einfach nichts, was dieses Gefühl gerade in mir toppen könnte.

***

Wir hatten gestern Abend noch lange im Sand gelegen und geredet. Aber irgendwann hatte ich so gefroren, dass wir schließlich doch noch, weit nach Mitternacht, ins Zelt zurückgekehrt waren und uns in die Schlafsäcke gekuschelt hatten. Wir hatten uns von unserer Kindheit erzählt, von unseren Wünschen und Träumen und von Gott und der Welt. Jetzt war ich gerade dabei, mir meine Haare zu kämmen, während John schon vor dem Zelt war und auf dem Campingkocher Spiegeleier briet.
"Essen ist fertig!" Ah ja, wenn man von Teufel spricht. Schnell machte ich mir einen Dutt, in der Hoffnung, dass er den Tag überstehen würde, und schlüpfte auch nach draußen. Die Morgenluft war klar und frisch, der salzige Geruch des Meers wurde von dem verführerischen Duft der gebratenen Eier überdeckt. Überall hingen kleine Tropfen vom Tau der Nacht und die Sonne ging gerade auf, der Himmel war jedoch noch von sanften Schleierwolken bedeckt. Im Hintergrund hörte man, wie überall hier, das beruhigende Rauschen des Meers.

Wir frühstückten ausgiebig und lange und überlegten dann, was wir noch machen könnten, bis wir dann nach dem Mittag zusammen packen wollten, um am späten Nachmittag wieder zu Hause zu sein. Es war schade, dass uns die Realität schon so schnell wieder einholen würde.
Da fiel mir etwas ein und ein teuflisches Grinsen erschien auf meinen Lippen.
"Ich weiß, was wir gleich noch vorhaben. Beziehungsweise du."
John schaute mich nur mit großen Augen an und verschluckte sich beinahe an dem Wasser, das er gerade trank.
"Wie war das, mit dem nicht-kalten Wasser?"
"Oh nein! Nein!"
Ich musste kichern. "Du hast es gesagt."
"Meinungen können sich ändern", nuschelte er. Wahrscheinlich war ihm jetzt schon klar, dass er diese Diskussion verlieren würde. Recht so.
"Ich seh das anders."
"Seit wann zählt hier deine Meinung?", neckte er mich. Jetzt lachte er noch...
"Wenn du es nicht tust, werde ich Dad davon erzählen, wie du das Glas Nutella runtergeschmissen hast...und die Katze geärgert hast...und den Rasenmäher kaputt gemacht hast..."
"Das würdest du nicht tun!"
"Sicher?"

***

"Noch weiter?"
"Noch weiter", antwortete ich bestimmt.
Er machte noch einen Schritt ins kühle Nass.
"Ich würde dir raten es gleich hinter dich zu bringen und unterzutauchen, dann ist es nicht so lange kalt" Ich wusste, dass ich fies war.
"Worauf hab ich mich da nur eingelassen?", rief John, "Kann man seine Schwester eigentlich bei Ebay reinstellen? Rothaarig, Großkotzig und Sadistisch? Das ist doch bestimmt ein super Angebot."
Da ich nicht körperlich an ihn ran kam, musste ein kleiner Stinkefinger als Rache reichen.
"Also die Minions würden dich als Schurke sicher nehmen."
"Jetzt geh verdammt nochmal ins Wasser!", rief ich ihm meinen eigentlichen Plan in Erinnerung.
"Ach, es wäre zu schön gewesen, hättest du es vergessen." Wohl oder übel musste John noch einen Schritt ins Wasser machen.
"Ich bin noch nicht dement, weißt du?"
"Ja, das weiß ich noch. Ich nämlich auch nicht." Ach verdammt, in Sachen Schlagfertigkeit war er mir in diesem Moment eindeutig überlegen.
"Kannst du jetzt endlich mal untertauchen? Du bist ein ziemlicher Feigling, weißt du das? Ach, ja, das weißt du ja schon. Du bist ja nicht dement." Irgendwie hatte er ja recht: Rothaarig, Großkotzig und Sadistisch. Und es gefiel mir.

Plötzlich nahm ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel war, und bevor ich mich überhaupt umgedreht hatte, baumelten meine Füße schon in der Luft. Dieser Schreck würde mir wahrscheinlich noch eine ganze Woche in den Knochen stecken. Ich quietsche wie am Spieß, bis ich eine warme, tiefe Stimme an meinem Ohr hörte.
"Ich wollen mich nur verabschiede."
"Mads!", brüllte ich noch, doch da segelte ich auch schon in hohem Bogen ins salzige Wasser. Zum zweiten Mal in voller Montur.
"Du Idiot!", schrie ich Mads prustend hinterher. "Ich mochte dich bisher!" Doch er hatte sich schon umgedreht und stapfte auf die Dünen zu. Von weitem sah ich Kai, wie er mir einen Handkuss zu warf. Stinkefinger waren gegen beliebig viele verschiedene Personen einsetzbar.

"Ahahaha! Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen!" Das kam von einem sich vor Lachen krümmenden John.
"Und du hättest mal sehen sollen, wie feige du dich die ganze Zeit angestellt hast!" Ich war sauer. Sauer auf Mads, auf Kai, auf John, auf dieses kalte Wasser. mit dem sich gerade meine Klamotten vollsaugten, auf meine eigene Blödheit. Okay, bei Mads wurde die Wut etwas reduziert, indem er sich noch einmal kurz umdrehte und rief: "Da sie hat recht!" Ha!

Manch einer mag es sich ja cool und spaßig und abgedreht vorstellen, in den Ozean geworfen zu werden, aber...ich rate euch, probiert es nicht aus. Mit schwer vom Leib hängenden Klamotten kämpfte ich mich die zwei Meter zurück zum Ufer und schließlich den Strand hinauf. John hatte natürlich nur ein paar Spritzer von meiner unfreiwilligen Arschbombe abbekommen, das kleine Miststück. Hätte Mads mich nicht einen Meter weiter in seine Richtung werfen können?

Mir war der Urlaub für die nächsten zwei Stunden, die wir größtenteils zum Umziehen und Packen brauchten jedenfalls vergangen.

Dummerweise war ich bestechlich.

"Liese? Bist du noch sauer?"
"Nein, überhaupt nicht!", sagte ich mit aller Wut, die ich aufbringen konnte. Ja, wenn, dann richtig.
"Ich hätte da noch was für dich. Aber wenn du nicht möchtest, dann nicht." Ah, er war so ein verdammter Kuharsch! Ein Kuharsch, den ich zu sehr liebte, als dass ich dem jetzt widerstehen könnte. Der blöde Kuharsch konnte aber auch zu gut charmant sein.
"Okay, okay. Ich bin wieder etwas erträglicher. Aber nur etwas."
Er sah mich an und ich erkannte in seinen Augen hundertmal ein Lächeln.
"Das hab ich vorhin am Strand gefunden." Seine Hand öffnete sich und gewährte mir den Blick auf einen kleinen Stein. Es war ein Hühnergott, fast winzig, aber mit erkennbarem Loch in der Mitte. Er war dunkelgrau und so geformt, dass er perfekt an eine Kette passen würde.

Jetzt lagen in meiner Umarmung tausende Sonnenstrahlen.

***

Die Heimfahrt verlief relativ ruhig. Wir hörten gute Musik und diskutierten eine ganze Weile über verschiedene Arten von Frauen. Nein, dass wollen wir jetzt nicht weiter ausführen.

John fuhr mich bis vor die Haustür, das Auto meiner Mom war nicht zu sehen.
Er half mir noch, meinen Rucksack aus dem Kofferraum zu holen (Nicht dass ich zu schwach dafür war, nur war das Auto zu alt), dann bekam ich noch einmal eine Umarmung, die ich glücklich erwiderte. Ich dachte gerade kurz darüber nach, dass ich mich jetzt wohl erstmal auf mein Bett fallen und die letzten Tage Revue passieren lassen würde, als ein weiteres Auto neben uns zum stehen kam.

Ich hatte gleich ein schlechtes Gefühl. Ich wusste, dass etwas nicht stimmte. Ich wusste es, sobald ich die den Schriftzug las. Police.

"Guten Tag. Sind sie Louise Edwards?" Zwei Beamten waren ausgestiegen. Der grimmig aussehende Mann hatte mir die Frage gestellt, während seine Begleiterin mich mitleidig anschaute. Nickend bestätigte ich.

Ich bekam Angst. Auch John schien das zu merken, denn seine Finger schlossen sich wie automatisch um meine.

"Evelyn Edwards ist ihre Mutter?" Wieder nickte ich.

Jetzt erhob die Frau das Wort: "Wir sind von der örtlichen Polizeidienststelle, das ist mein Kollege Smith und ich bin Ms Rayan. Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass wir vor knapp einer Stunde zu einem Verkehrsunfall gerufen wurden. Ein Verkehrsunfall, an dem ihre Mutter beteiligt war."

Mir entwich nur ein Keuchen. Zu mehr bekam ich keine Luft.

"Sie schwebt in akuter Lebensgefahr. Ich schlage vor, wir begleiten sie ins Krankenhaus."

Die Wort hallten in meinem Kopf wieder. Wieder und wieder.

Ich fiel.

Oh man, ich hab es kaum übers Herz gebracht, den letzten Absatz zu schreiben.
Aber immerhin wird es jetzt hoffentlich wieder etwas öfter Updates geben, weil ich erstens ab Dienstag wieder mehr Zeit habe und zweitens traurige und gefühlvolle Stellen einfach besser in einem Rutsch wegschreiben kann.

Wir lesen uns!
Bleibt schön gesund und glücklich! Oder werdet es :)))

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro