Kapitel 14
Du hast verloren!
Emilia
Gerade war der letzte Block vorbei und Felix und ich fuhren zusammen zu mir nach Hause. Wir stiegen an der letzten Haltestelle aus und schlenderten gemütlich zu mir. Felix staunte nicht schlecht, als sich vor uns die Villa erstreckte.
„Und hier wohnst du?", noch immer staunend schaute er sich um.
„Ja, aber hör jetzt auf so zu glotzen. Du sabberst ja gleich!", lachte ich.
Aber anstatt mir zu antworten, schnitt er mir eine Grimasse und knuffte mir in die Seite. Ich zog ihn am Arm zur Haustür und schloss auf. Auch in der Eingangshalle schaute sich Felix mit großen Augen und offenem Mund um. Lachend schlug ich ihm leicht auf den Hinterkopf und machte mich auf den Weg in die Küche, denn mein Bauch knurrte so laut, dass man denken könnte, ein Bär wäre hier. Ich setzte mich auf einen der Stühle und beinahe zeitgleich bekam ich mein Essen. Es gab Kartoffelgratin und Schnitzel. Felix setzte sich neben mich und auch er bekam sofort sein Essen.
Wir aßen zuende und gingen anschließend in mein Zimmer. Genauso wie vor dem Haus und in der Eingangshalle fiel Felix beim Anblick meines Zimmers die Kinnlade hinunter.
Ich schob meine Hand unter sein Kinn und drückte lachend seinen Mund zu: „Mund zu, sonst fliegt eine Fliege hinein."
Als Antwort warf er mir einen beleidigten Blick zu: „Was kann ich denn dafür, wenn ihr so lebt, als wärt ihr die Queen persönlich?"
Jetzt schaute ich ihn beleidigt an: „Was kann ich denn dafür, wenn mein Vater Meeresbiologe und meine Mutter eine Richterin ist?"
„Jaja, ich weiß, aber ich hätte nicht gedacht, dass du reich bist. Ich meine, du hast nie so richtig schicke Sachen getragen und du bist auch nicht eingebildet oder so...", rechtfertigte er sich.
Empört sah ich ihn an: „Ich bin sehr wohl eingebildet! Ich heiße Emilia und ich bin reich. Ich kann mir alles leisten, was ich will.", ich tat so, als wäre ich eine dieser eingebildeten Schlampen, von denen wir satt und genug an unserer Schule hatten, „Mein Make-up ist verschmiert! OH MEIN GOTT! Ich muss mich unbedingt frisch machen!", plapperte ich gespielt hysterisch.
Irgendwie hatte ich meinen Spaß. Felix murmelte ein ‚Du bist doof.' Statt irgendwie näher auf mein Gerede einzugehen, fragte er mich, wie wir unser Projekt darstellen sollen.
„Keine Ahnung. Ich könnte während der Woche ein Programm suchen, wo wir unsere Ideen virtualisieren können.", antwortete ich.
„Sicher und was soll ich dann machen?"
„Du kannst dich zurücklehnen und nichts tun."
„Hmm, na gut, aber dann fühle ich mich, als hätte ich nichts gemacht..."
„Du hast doch was gemacht. Nämlich mit mir das Aussehen der Mensa und Cafeteria ausgedacht. Ich stelle das doch nur virtuell dar."
„Wie kommt es eigentlich, dass du so gut mit Computern umgehen kannst?"
„Wenn du von einem Kindermädchen großgezogen wirst und mit 8 Jahren auf dich alleine gestellt bist, weil deine Eltern keine Zeit haben, dann geht es dir genauso wie mir. Nämlich anstatt sich mit mir zu beschäftigen, legen sie mir ein iPad und ein Handy vor die Nase. Ich hab nichts anderes gekannt. Ich habe gelernt, mich selbst zu beschäftigen und so hab ich angefangen, irgendwelche Sachen auseinander zu schrauben und wieder zusammen zu bauen.", erzählte ich.
„Oh, das tut mir leid."
„Braucht es nicht. Hat mir ja nicht geschadet, ganz im Gegenteil."
Felix und ich sprachen noch bis spät in die Nacht und er übernachtete kurzerhand bei mir.
*3 Wochen später* (Freitag)
Mittlerweile hatte ich Felix' und meine Ideen für das Aussehen der Mensa und Cafeteria in dem Programm virtualisiert. Außerdem hatte ich mich gut in den Kampfsportverein eingelebt. Die meisten sind nett, nur die ein oder andere Ausnahme, wie zum Beispiel der Junge, der dachte, ich wäre schwach. Apropos. Derselbe Junge meinte mich am Montag herauszufordern. Und ich konnte natürlich nicht nein sagen.
*Rückblick*
„Ey, Neue!", rief der Junge, Michael oder so hieß er.
Ich drehte mich um, denn ich wusste ganz genau, dass ich damit gemeint war. Ich war nämlich das einzige neue Mädchen.
„Was willst du?", fragte ich genervt.
Gerade hatten wir Pause und ich wollte was trinken gehen, zusammen mit Annabel und Lee. Beide stoppten und wandten sich ebenfalls Michael zu.
„Ich fordere dich heraus. Nur du und ich gegeneinander!", sagte er.
„Ach, auf einmal willst du gegen ein ‚schwaches, kleines' Mädchen kämpfen? Woher der Sinneswandel?"
„Das spielt keine Rolle. Also, was sagst du? Ja oder Nein? Wenn du kneifst, bist du echt ein Feigling und ein Schwächling."
„Ach, das sagt der, der nicht einmal einen Tritt von einem Mädchen standhalten konnte?"
„Hör doch auf, mit mir zu diskutieren und kämpf mit mir!", langsam aber sicher merkte man, dass er wütend wurde.
James hatte anscheinend das ganze Szenario mitbekommen, denn er kam auf uns zu.
„Was ist hier los?", fragte er in die Runde.
„Nichts Schlimmes.", stritt Michael ab.
„Wenn es nichts Schlimmes ist, kannst du mir es ja sagen. Vielleicht hast du es vergessen, aber eine der Regeln ist, die Fragen vom Trainer zu beantworten. Also raus mit der Sprache oder du kannst 100 Liegestütze machen. Ich weiß ganz genau, dass du nicht einmal 50 schaffst.", sprach James eindringlich auf ihn ein.
„Ich wollte nur die Neue zu einem Kampf herausfordern."
„Und wieso? Sie ist noch viel zu schlecht dafür. Das weißt du doch."
„Na und? Sie hat mich vor allen blamiert!"
„Mit deiner großen Klappe bist du's selbst schuld.", James wandte sich mir zu, „Denkst du, du würdest den Kampf schaffen?"
„Ich denke schon.", antwortete ich ihm.
„Na dann trink kurz was und ich bereite den Platz vor."
Die Mädels schüttelten nur unglaubwürdig den Kopf, während wir zu den Umkleiden gingen.
„Was denn?", fragte ich sie verwirrt.
„Du hast dich gerade mit dem größten Idioten angelegt. Bei ihm gehen die Kämpfe nie fair aus. Vorletztes Jahr, als wir noch nicht da waren, wurde herumerzählt, er hätte mal einem ein Messer in den Bauch gerammt. Und das nur um zu gewinnen.", flüsterte Lee.
„Das ist doch Schwachsinn. Wir dürfen gar keine Waffen benutzen, außer im Schießtraining."
„Du musst es ja selbst wissen."
Wir tranken und machten uns auf den Weg zurück. Dort hatte James einen ca. 4 mal 4 Meter großen Kampfplatz errichtet. Ich stellte mich auf die Matten, die eine leichte Erhöhung hatten. Kurz darauf kam Michael und positionierte sich gegenüber von mir. James kam auf uns beide zu und tastete uns ab.
„Dieser Kampf soll ohne jegliche Waffen von Statten gehen.", klärte er mich auf, dann sagte er laut und deutlich, „Dieser Kampf ist ohne Waffen, alles andere ist erlaubt. Spucken, beißen, kratzen und natürlich boxen und treten. Sollte ich sehen, dass nur einer von euch unfair handelt, sprich etwas Untersagtes tut, fliegt er sofort aus dem Verein. Das Gleiche gilt für die anderen. Sollte ich sehen wie einer von euch den Kontrahenten eine Waffe oder ähnliches gibt, seid ihr genauso raus. Verstanden?", alle nickten, James schaute Michael und mich an, „Fertig?", wir nickten, „Dann auf drei geht's los. Eins, Zwei, .... DREI!"
Sobald James runtergezählt hatte, rannte Michael auf mich zu und wollte mir eine Faust ins Gesicht verpassen, doch ich wich im letzten Moment aus. Immer wieder attackierte er mich und um ihn zu provozieren, machte ich im letzten Augenblick vor der Detonation einen Schritt zur Seite. Michaels Gesicht war schon nach wenigen Minuten rot wie eine Tomate. Angestrengt war er nicht, nein, er war rot vor Wut. Siegessicher und anstachelnd grinste ich ihm ins Gesicht. Ich wusste, dass wütende Leute immer vorhersehbare Dinge taten.
„Argh!", brüllte Michael aggressiv.
Fröhlich grinste ich ihm weiter ins Gesicht. Er wurde immer wütender und es machte mir Spaß. Ich liebte es, Leute zu provozieren, es hatte etwas. Aggressiv und blind vor Wut rannte Michael wütend auf mich zu und somit konnte ich ihm mühelos eine reinhauen. Wie ein Kartenhaus fiel er zusammen, denn mein Schlag hatte seine Schläfe getroffen und ihn somit k.o. gehauen. Als Michael langsam das Bewusstsein wiedererlangte, wollte er auf mich losgehen, doch zwei seiner Freunde hielten ihn fest.
„Stopp, Michael. Der Kampf ist vorbei. Du hast verloren.", sagte der, der rechts von ihm stand.
„Was?! Ich hab doch nicht gegen diese kleine Göre verloren!", schrie Michael.
Auch der Linke mischte sich ein und versuchte zusammen mit dem Rechten Michael zu beruhigen, leider vergeblich. Wie ein wütender Gorilla schrie er herum und zappelte, in der Hoffnung, dass er losgelassen wird, doch seine Freunde waren stark genug, um ihn von mir fernzuhalten. Sie schleiften Michael in die Jungs Umkleiden und selbst durch die dicken Wände hörte man wie Michael weiterhin aggressiv vor sich hin brüllte. Kurze Zeit später kam einer der beiden raus und holte James. Besagter wies uns an, an den Boxsäcken zu trainieren oder Liegestütze, Sit-ups, Wandsitzen, und so zu machen. Mark und ich gingen zu den Boxsäcken. Annabel und Lee taten dasselbe. Während Lee und Mark boxten, unterhielten wir uns über belanglose Dinge, wie Schule, Interessen und ähnliches.
*Rückblick ende*
Gerade rannte ich zu meinem Unterricht. Dieser verdammte Bus war schon wieder viel zu spät. Wie ich es hasste! Und diese ganzen Vollidioten in meinem Bus, die mir schon vor der Schule meine Laune vermiesten! Ich sprintete die Gänge entlang zu meinem Sozialwissenschaftenkurs, den ich gemeinsam mit Felix besuchte. Und genau dieser Junge stand vor dem Raum und wartete ungeduldig auf mich.
„Komm schon. Frau Adam hat schon schlechte Laune. Und wenn du jetzt noch später kommst als eh schon, ist die Hölle heiß.", drängelte Felix.
„Jaja... Was kann ich denn dafür, wenn die Busse so spät kommen oder gar nicht?", antwortete ich genervt, diese Kinder hatten meine Laune ihren Tiefpunkt erreichen lassen.
Mit mieser Laune betrat ich den Klassenraum und machte mich auf eine stundenlange Diskussion mit Frau Adam bereit. Doch diese hatte anscheinend keine Geduld und fragte mich nur kurz, weshalb ich zu spät war. Nach meiner Antwort winkte sie ab und wartete noch weitere 10 Minuten, in denen noch 6 weitere Schüler kamen. Allesamt aus Sindorf. Ich hatte den ersten Bus genommen und mit dem kam ich auch schon 10 Minuten zu spät.
Da Frau Adam auch nicht mit uns über irgendwas sprechen wollte, was mit ihrem Kurs zu tun hatte, da sie anscheinend starke Kopfschmerzen hatte, legte sie eine DVD in den Player und wir schauten uns irgendeinen Film über die Nazis an.
*Mittagspause*
Felix und ich gingen gerade zum Lehrerzimmer, um Frau Friedrich unsere Ausarbeitung zu geben. Diese war positiv überrascht über unsere Idee, die Schule zu verschönern. Sie dachte, wir würden einen Vortrag über ein langweiliges, ödes Thema halten.
Den Rest der Pause verbrachten wir wie sonst auch in der Cafeteria und quatschten. Wir erfuhren immer mehr von dem jeweils anderen. Ich wusste zum Beispiel jetzt, dass Felix ein Jahr älter war als ich, gerne Minecraft spielte und auf YouTube aktiv war. Dort lud er fast täglich Videos hoch, in denen er zockte. Das und noch vieles mehr.
Jetzt hatte ich nur noch Chemie mit Herr Becker und dann war ich vom langweiligen Schulalltag erlöst und Zuhause könnte ich mich gemütlich zurücklehnen und nichts tun. Wenn überhaupt an meinem Buch weiter schreiben, denn komischerweise hatte ich in der Schule mehr Ideen als Zuhause, was den Verlauf meiner Story betraf.
Chemie fand ich (wie jedes andere Fach auch) langweilig. Aber der nächste oder übernächste Block würde spaßig werden. Herr Becker hatte mit uns über explosive Mischungen gesprochen und um den Unterricht ein wenig spannender zu gestalten, würde er dann mit uns eine kleine Explosion machen. Natürlich sei alles vollkommen sicher, behauptete er.
Nach dem Block lief ich zur Bushaltestelle. Während ich dort so wartete, nahm ich mir meine Kopfhörer aus der Tasche, stöpselte sie in mein Handy, steckte sie mir anschließend in die Ohren und ließ meine Playlist durchlaufen.
Zuhause angekommen schnappte ich mir meinen Laptop und schrieb wie eine Verrückte drauf los. Bis spät in die Nacht. Zwischendurch kam einer der Köche und brachte mir eine Kanne Kaffee, denn jetzt um ca. 10 Uhr hatten sie Feierabend. Ich bedankte mich und wünschte ihm einen schönen Abend. Im Gegensatz zu meinen Eltern ging ich freundlich mit den Angestellten um. Wenn ich fragte, ob ich einen Kaffee haben könnte, forderte meine Mutter schroff eine Tasse Kaffee oder Tee.
*einige Stunden später*
Mittlerweile war die Kanne Kaffee leer und ich merkte, wie mir immer wieder die Augenlider zufielen. Ich speicherte die fertigen Kapitel und lud mehrere hoch. Dann ging ich schlafen, denn meine Uhr verriet mir, dass wir kurz vor sechs hatten.
*Stunden später* (Samstag)
Ich wachte auf und wurde direkt von den hellen Sonnenstrahlen geblendet, die in mein Zimmer hineinschienen. Ich schwang die Beine aus dem Bett und ging erst einmal duschen.
Fertig geduscht ging ich nach unten und schmierte mir ein Nutellabrot. Als ich gerade in mein Brot beißen wollte, klingelte es an der Tür.
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