Wintermorgen
Der Duft von frisch gebackenen Pfannkuchen und Sirup weckte mich. Ich lag zusammengerollt auf dem Teppich vor dem Kamin, über mir eine Wolldecke ausgebreitet. Sera saß am Tisch und schob sich gerade einen Pfannkuchen in den Mund. Als sie sah dass ich wach war, winkte sie mich nur herüber und bemühte sich, ihr Essen schnell herunter zu schlucken.
Langsam richtete ich mich auf, strich mein ungekämmtes Haar glatt und setzte mich zu ihr. Die Sonne schien durch das Fenster und erhellte das Zimmer. Seras Augen leuchteten in ihrem Licht wie Honig. Sie war ziemlich hübsch, wie mir jetzt erst auffiel. Genau wie ihre Augen ging auch ihr glattes Haar von einem kräftigen Braun in Gold über. Von der gedrückten Stimmung am Abend war nichts mehr übrig.
"Hast du gut geschlafen?", fragte sie und lächelte. Erst jetzt sah ich, dass Zephyr sich auf ihrem Schoß zusammengerollt hatte. Ich nickte.
"Sag mal... ich habe ein bisschen nachgedacht... kannst du schreiben?" Zephyr öffnete die Augen und streckte ihre Pfoten aus. "Ja, sicher.", antwortete ich leicht verwirrt. "Weißt du... Ich schreibe gerne, oder zumindest würde ich es gern, aber meine Schreibhand ist teilweise gelähmt. Daumen und Zeigefinger funktionieren nicht richtig." Ich schaute auf ihre rechte Hand. Verblasste Narben liefen von ihrem Ellenbogen bis zu den Fingerknöcheln. "'Wurde falsch operiert.", fügte sie hinzu und lachte verbittert. "Mit den restlichen Fingern oder der anderen Hand ist es ziemlich mühsam, und ich habe nicht genug Geld für eine Schreibmaschine oder sowas."
"Und du willst, dass ich für dich schreibe?"
"Ja. Im Gegenzug würde ich dir ein Dach über dem Kopf und Verpflegung bieten. Das ist doch auch in deinem Interesse, oder?"
"Auf jeden Fall..." Ich schaute meine Wächterin an. Sie nickte nur, anscheinend hatte sie Gefallen an der jungen Frau gefunden. "Hätte ich hier sonst noch etwas zu tun?"
"Vielleicht könntest du noch für mich putzen. Und... kannst du kochen?"
"Ich habe es noch nie wirklich ausprobiert.", antwortete ich und musste ein Grinsen unterdrücken, als meine Gedanken zu dem Tag glitten, an dem ich als Kind beinahe unsere Hütte in Brand gesetzt hatte, während ich meiner Schwester beim Kochen half.
"Okay, Lilian. Nur dass du es weißt, ich habe nichts gegen euch. Ich werde dich so behandeln wie jeden Menschen auch."
Dankend lächelte ich, obwohl ich in den letzten Jahren gelernt hatte, wie wenig Wahrheit in solchen Worten stecken konnte.
"Wenn du möchtest, kannst du dir einmal das Dorf anschauen. Es ist wirklich schön hier!", flötete Sera, stand auf und warf mir ihren Mantel in die Arme.
Ich schritt auf die Veranda hinaus. Meine Katzenohren bedeckte ich diesmal nicht, wenn ich wirklich länger hier bleiben wollte, würde es sowieso früher oder später herauskommen. Das Dorf war wirklich abgelegen, was bei Tageslicht noch besser zu erkennen war. Die Ansammlung von achtzehn, vielleicht auch zwanzig Häusern war abgesehen von der schmalen Straße, die zwischen den Feldern lag, das einzige Zeichen für die Existenz von Menschen in diesem Landstrich. Es hatte nicht geschneit, aber die tief stehende Sonne brachte den Raureif, der das Gras bedeckte, zum Leuchten.
Ich knöpfte den Mantel, der mir deutlich zu groß war, zu und schlenderte langsam der Mitte des Dorfes entgegen. Die Landstraße ging hier in einen schlecht gepflasterten Platz über, auf dem eine zitternde Gestalt stand.
Ich wollte sie gerade begrüßen, als sie mir zuvor kam.
"Hey!" Das Mädchen strich sich verlegen durchs Haar und schüttelte sich dann, was klang als würden tausende kleine Glocken klimpern.
Ich starrte sie an. Sie glich zweifellos einem Kunstwerk. Ihre Augen leuchteten in einem Violett, von dem ich mir sicher war, es noch nie in diesem Ton gesehen zu haben. Ihre Wimpern waren lang und pechschwarz, genau wie ihre Lederjacke und ihre Fingernägel, zwischen denen sie eine selbstgedrehte Zigarette hielt. Um ihren Hals lagen dutzende Ketten mit Anhängern in düsteren Farben. Sie war viel zu dünn angezogen und fror offensichtlich. Das schulterlange Haar hatte die Farbe von Schokolade und sah unglaublich weich aus.
"Schreibst du etwa für Sera? 'Hab gesehen dass du bei ihr warst." Sie schob sich die Zigarette zwischen die Lippen, um sich die geröteten Hände zu reiben.
"Ja. Im Gegenzug bekomme ich Essen und Obdach... hoffe ich zumindest."
Sie lachte. "Mach dir keine Sorgen. Sera ist keine von denen, die einen über's Ohr hauen würden. Sie ist echt verrückt, und schusselig. Eine der Personen die ständig gegen Straßenlaternen laufen oder ihr Essen im Ofen verbrennen lassen. Aber sie ist keine Betrügerin."
"Ihr kennt euch wohl schon länger?"
"Oh, mein ganzes Leben geht die mir schon auf die Nerven. Aber man kann's ihr nicht übel nehmen."
Eine Weile schwieg sie, pustete dann eine Rauchwolke in die Luft und streckte mir ihre eiskalte Hand entgegen. "Ich heiße Helena!"
"Lilian.", entgegnete ich.
"Ich habe noch nie eine Neko gesehen! Darf ich mal anfassen?", schnurrte sie und deutete auf meine Ohren.
Ich senkte den Kopf und sie strich mit den Fingerspitzen darüber.
"Hast du irgendwie einen Besitzer oder so?", fragte Helena und hielt dann kurz inne. "Ist das 'ne gemeine Frage?"
"Nein, passt schon.", lachte ich. "Mich wollte keiner haben."
Einen Moment überlegte ich, ob ich hinzufügen sollte, dass Cole mich in den letzten Monaten als 'verkauft' eingetragen hatte, um mich für sich zu beanspruchen, blieb dann aber still.
"Versteh' ich nicht. So, Lilian, ich muss mal wieder nach Hause. Meine Eltern haben mir verboten, zu rauchen, und die wissen, dass ich für nichts anderes raus gehen würde."
Sie grinste und warf den Zigarettenstummel auf den Boden, bevor sie sich umdrehte.
"Wir sehen uns!"
Hey Leute~
(Ich hoffe dass nach meiner langen Pause trotzdem noch einige Leser mein Buch verfolgen =D)
Irgendwie bin ich mal wieder unzufrieden mit dem Kapitel, und habe auch gefühlt 1093 andere Dinge zu tun die mich im Moment am Schreiben hindern, aber ich hoffe, dass es euch trotzdem gefällt.
Dazu hab ich keine genaue Ahnung, wie ich weiter machen soll. Meine Geschichte besteht in meinem Kopf aus verschiedenen Ereignissen, die aber noch nicht miteinander verbunden sind... whatever, ich danke jedem, der mein Buch immer noch liest <3
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