Fürsorge
"Hier lebst du?" Jay musterte erst das Autowrack, dann mich. "Es ist gar nicht so ungemütlich.", erwiderte ich schnippisch und verschränkte die Arme. Irgendwie war mir der alte Wagen ans Herz gewachsen.
"Solange meine Mutter nicht da ist, kannst du ruhig die Zeit bei mir verbringen. Es ist bestimmt nicht einfach, an Essen zu kommen, außerdem ist es in den letzten Tagen kühler und regnet viel." Ich wollte gerade antworten, als Zephyr den Kopf aus dem Seitenfenster streckte.
"Was hast du eigentlich wieder angestellt?" Sie starrte mich vorwurfsvoll an.
Ich ging nicht darauf ein: "Jay, das ist Zephyr, meine Wächterin."
"Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst, bring ich dich um."
Die Katze ließ mal wieder ihre charmante Seite raus.
Mein Begleiter lachte und strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. "Wieso spricht sie?"
"Weil ich keine Katze bin!", brüllte sie. "Ich merk schon."
Da hatten sich ja mal wieder zwei Freunde gefunden.
Ich hob Zephyr hoch und schwang mich auf das Dach des Wagens. Jay setzte sich neben mich.
Mit einem besorgten Blick schaute er meinen Körper an, wie schon dutzende Male zuvor an diesem Tag. "Isst du genug?"
"Ich weiß es nicht.", gestand ich. "Ich komme nicht gut an Essen ran, aber das Problem habe ich schon lange. Sieht man das?"
Er nickte leicht. "Du hast eindeutig Untergewicht."
"Du musst dich nicht um uns sorgen, wir kommen schon klar.", zischte Zephyr ihn an.
"Ich sorge mich ja auch nicht um dich."
Ich drückte meine Wächterin fester gegen meine Brust, um ihren aufkommenden Wutanfall zu ersticken. Es war mir unangenehm, dass sich plötzlich jemand dafür interessierte, wie es mir ging. Den meisten Menschen, die mir bis jetzt begegnet waren, war mein Leben höchstens dann wichtig, wenn sie mich noch für ihre sadistischen Spiele brauchten. Doch es fühlte sich gut an.
Diese Wärme war mir fremd geworden.
Das Sonnenlicht fiel durch das Blätterdach auf die Regentropfen, die auf dem Farn schimmerten.
Der Regen war endlich vorüber.
"Möchtest du bei mir essen, wenn meine Mutter nicht da ist?"
Beschämt schaute ich auf meine nackten Füße. "Ich wüsste nicht, wie ich das wieder gut machen soll."
"Du könntest meine Hausaufgaben machen!", lachte er. "Obwohl, warst du überhaupt mal in der Schule?" Ich nickte. "Ungefähr zwei Jahre, als ich noch Zuhause war. Ich kann aber nicht viel mehr als Lesen, Schreiben und ein wenig Rechnen."
"Aber mal im Ernst, du musst dich nicht revanchieren. Ich kann nicht einfach zuschauen, wie du hungerst, außerdem habe ich, wie gesagt, genug Geld."
"Danke...", sagte ich kaum hörbar. Es fühlte sich wirklich so an, als könnte er mich aus der Dunkelheit ziehen, in die ich mich in den letzten Jahren gehüllt hatte.
"So, ich sollte mich langsam mal auf den Heimweg machen. Ich schreibe morgen einen Test und hab noch gar nicht gelernt. Möchtest du morgen vorbeikommen? Ich habe relativ früh Schulschluss"
"Wenn es dir keine Umstände bereitet...", nuschelte ich, rutschte am Rand des Autos herunter und drehte mich zum Kofferraum, den ich zu meinem Kleiderschrank umfunktioniert hatte. "Ich muss dir deine Jacke noch wieder geben."
"Behalt sie erstmal, ich hab genug." Jay umarmte mich zum Abschied und tätschelte Zephyr den Kopf, woraufhin sie ihn nur genervt anschaute.
"Was hast du denn da für einen Spinner angeschleppt?", knurrte sie mich an, als er zwischen den Bäumen verschwunden war. "Er ist kein Spinner, sei nicht immer so unhöflich. Also ich finde ihn nett." Ich stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete angestrengt ein silbernes Spinnennetz, in dem sich einige Regentropfen verfangen hatten.
"Ich könnte dir schon wieder den Kopf abreißen. Das ist genau dein Problem, ich habe es dir schon tausend Mal gesagt. Wenn du schon so freundlich bist, kannst du ja gleich Cole sein Eigentum zurück bringen!"
Die Worte hallten in meinem Kopf. Sie wusste wirklich ganz genau, womit sie mich treffen konnte.
Aber zumindest in dem Punkt kannte ich sie ebenfalls perfekt.
"Ich kann dich nicht mehr sehen. Verzieh dich einfach."
Ich weiß, das Kapitel ist mal wieder total kurz q_q Aber ich schreibe morgen eine Matheklausur, und mit meinen guten Kenntnissen (Mit 'ner 5 bin ich zufrieden) musste ich mich die letzten Tage ziemlich reinhängen. Wahrscheinlich wird es trotzdem wieder 'ne 6 °u°
Ab dem nächsten Chap wird es spannender, versprochen ;P Heute will ich mich bei Taddely für die vielen Votes und Kommentare bedanken!
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