Erinnerungen
An einige Details jenen Tages konnte ich mich noch genau erinnern als wäre er gestern gewesen, aber vieles fehlte auch komplett in meinem Gedächtnis.
Ich verbrachte den Morgen mit meiner großen Schwester Sina in unserer Hütte. Wir bereiteten das Essen für unsere Familie und unsere Nachbarn zu. Ithric, ihr Wächter, saß auf dem Boden, während Zephyr auf meiner Schulter hockte. Sina schnitt gerade etwas Gemüse mit einem kleinen Obstmesser in Stücke, als ein Schrei die Stille im Tunnel zerriss.
Ich erkannte die Stimme sofort, es war eine gute Freundin meiner Mutter.
Meine Schwester sprang auf und lief zu der undichten Holztür unseres kleinen Hauses. Sie spähte durch die Bretter und ihre Augen weiteten sich: "Komm Lili, wir müssen verschwinden!"
Sie schob das Messer in ihren Gürtel.
"Was ist los?" Ich spürte, wie Panik in mir aufstieg, als sie meine Hand packte und mich zur Tür zog. "Sie haben uns gefunden, wir sitzen hier in der Falle!" Ich verstand sofort.
Im Tunnel war das Chaos ausgebrochen. Anscheinend wurde unser Versteck von den Menschen entdeckt, die einige dutzend Bewaffnete heruntergeschickt hatten, um möglichst viele von uns mitzunehmen.
Hand in Hand sprinteten wir über den Felsvorsprung, der über dem überfluteten Teil der Höhle thronte. Unsere Wächter liefen neben uns her. Einige hundert Meter vor uns lag eine Steintreppe, die über Umwege an die Erdoberfläche führte.
Plötzlich bogen zwei Männer um die Ecke des Tunnels. Als sie uns sahen, blieben sie stehen und richteten ihre Schusswaffen auf uns. Der Größere von ihnen herrschte uns an:
"Legt die Hände hinter euren Kopf und kommt dann langsam herüber! Wir schießen bei Widerstand!"
Meine Schwester verlangsamte ihr Tempo und zischte: "Hör jetzt genau zu: Unterhalb dieses Vorsprungs liegt ein weiterer Tunnel, der komplett unter Wasser steht, er befindet sich etwa drei Meter unter der Wasseroberfläche. Dadurch müsstest du hier heraus kommen."
Mit diesen Worten zog sie das Messer hervor und rannte auf die Männer zu. Im Laufen drehte sie sich zu mir um und lächelte: "Spring! Ich liebe dich, Schwesterchen!"
Als sie ausholte, drückten die Beiden ab.
Eine Kugel traf sie in der Stirn, die zweite über der Hüfte.
Wie in Zeitlupe sah ich, wie das dunkle Blut gegen die Felswand spritzte, und Sina mich das letzte Mal mit ihren warmen, blauen Augen anschaute, bevor sie auf dem steinernen Boden aufkam.
Ithric schoss an mir vorbei, um zu ihr zu gelangen, doch mitten in der Bewegung löste er sich in Luft auf. Scheppernd landete sein Ohrschmuck auf dem Boden.
Dieses Geräusch riss mich aus meiner Starre.
Bevor einer der Männer reagieren konnte, ließ ich mich von der Klippe hinab in das klare Wasser fallen, um den Tunnel zu finden von dem sie sprach.
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