Angst
Ich wanderte einige Stunden, bis die Stadt nicht mehr am Horizont zu sehen war. Vor mir erstreckten sich endlose, leuchtend gelbe Felder. Ich genoss die Wärme der Sonne auf meiner blassen Haut. Die neuen Kleider, die Lorraine mir gab, waren perfekt für dieses Wetter. Der weiche Stoff schmiegte sich im sanften Wind leicht an meinen Körper.
Als meine Füße langsam zu schmerzen begannen, beschloss ich, mich ein wenig an den Rand des staubigen Weges zu setzen. Ich streckte die Beine aus und stützte mich auf meinen Händen ab.
Zephyr hockte sich neben mich. Ich schaute in die Richtung, aus der ich gekommen war. Außer der schäbigen Landstraße, den Feldern und einigen Vögeln war nicht viel zu sehen. Während ich gedankenverloren mit den Fingern auf dem Boden trommelte, entdeckte ich auf einmal eine Staubwolke in der Ferne, die von einem Planwagen aufgewirbelt wurde, der langsam näher kam. Zwei Pferde waren davor eingespannt, so ein Anblick war auf dem Land nicht ungewöhnlich.
Ich überlegte nur wenige Sekunden, dann schob ich mich schnell zwischen die Pflanzen des Feldes.
Angespannt lauschte ich auf die Hufen der Pferde, deren Schritte sich meinem Versteck näherten.
Als der Wagen knapp an uns vorbei gezogen war, machte ich einen Satz nach vorn, stieß mich vom Boden ab und landete auf der Ladefläche, die von einer gewölbten Plane bedeckt war. Ich war selbst erstaunt, wie lautlos mir die Landung gelungen war. Zephyr ließ sich ebenfalls neben mir auf das Holz fallen. Ich schaute mich auf dem kleinen Anhänger um. Die Sicht auf den Kutschbock war durch eine dünne Holzwand versperrt. Auf dem Boden stapelten sich Kisten, von denen der Großteil verschlossen war. Über einige waren helle Leinentücher gezogen und es duftete nach den verschiedensten Gewürzen. Leise schob ich einen Stapel zur Seite und lehnte mich dagegen.
Irgendwann sank mir der Kopf auf die Schulter, und trotz der unregelmäßigen Bewegungen des Wagens schlief ich irgendwann ein.
Als ich auf dem Boden aufschlug, riss ich die Augen auf. Es war Nacht, aber durch den fast vollen Mond relativ hell. Der Planwagen hatte angehalten, und der Kutscher stand mit wutverzerrtem Gesicht über mir. Panisch versuchte ich, aufzustehen, aber er drückte mich mit seinem Fuß zu Boden, den er auf meinen Brustkorb stellte. Ich kreischte und krallte meine Fingernägel in sein Bein, aber er schien es durch den Stoff seiner Kleidung kaum zu merken.
"Was denkst du dir eigentlich, einfach als blinder Passagier mitzufahren, du kleine Ratte?", fragte er und spuckte mir ins Gesicht. Sein Blick war vollkommen irre. Er setzte sich auf meine Hüften.
"Ich wollte aufs Land, aber ich habe kein Geld und da dachte ich... naja..."
Mein Haarband war verrutscht und gab den Blick auf meine Ohren frei, aber ich war mir sicher, dass er es sowieso schon wusste. Ein normales, menschliches Mädchen könnte ihn schließlich anzeigen.
"Was meinst du, wie viel ich für dich kassieren könnte?" Er lachte.
Ich konnte nicht antworten, sondern lag einfach wie versteinert auf dem Boden und starrte ihm ins Gesicht. "Ich bin fahrender Händler, auf meiner Strecke finde ich bestimmt einige reiche Menschen, die zu viel Geld und Langeweile haben! Ich glaube das ist eine gute Idee!", sagte er mehr zu sich selbst.
Verzweifelt drehte ich den Kopf, aber ich sah Zephyr nirgends. Ohne sie war ich eigentlich komplett hilflos. Meine magischen Fähigkeiten waren bescheiden, und auch körperlich hatte ich nicht viel zu bieten. Im Vergleich zu meiner Schwester oder Vic konnte ich wirklich gar nichts.
Der Kutscher drückte meine Arme mit einer Hand über meinem Kopf zusammen, während er mit der anderen über meinen Oberschenkel fuhr und meinen Rock hoch schob.
"W-w-warte!", schrie ich. "Wenn du das machst, könntest du mich nicht mehr so teuer verkaufen!"
Erst als ich die Worte ausgesprochen hatte, merkte ich, wie lächerlich ich schon wieder klang.
Doch er hielt inne und ich konnte sehen, wie er nachdachte.
"Du bist gar nicht so dumm wie du aussiehst!", knurrte er, packte mich am Kragen und zog mich hoch.
"Wenn du dich wehrst, schneide ich dir die Finger ab."
Ich nickte schwach, als er mir die Arme hinter dem Rücken zusammenband und mich zurück auf die Ladefläche warf. Danach verbarrikadierte er die Rückseite mit Kisten und Seilen so, dass ich mich unmöglich ohne meine Hände befreien konnte. Seufzend ließ ich mich gegen die hölzerne Wand fallen. Ich war immer noch erstaunt, dass ich ihn so einfach überzeugen konnte, mich nicht zu missbrauchen. Wenn er erfahren würde, dass ich sowieso nicht mehr viel Geld wert war, würde er mich wahrscheinlich umbringen, aber bis dahin hatte ich ja noch ein wenig Zeit.
Sooo, ich bin aus dem Feriencamp zurück und endlich wieder zum Schreiben gekommen :D
Das Kapitel ist wohl eines der heftigeren bis jetzt, aber schließlich muss ich ja auch der Kategorie Horror gerecht werden ;)
Ich freue mich natürlich wie immer über Kommentare, schreibt mir ruhig mal was ihr denkt, was noch passieren könnte oder was ihr euch wünschen würdet (Ich habe die Story zwar grob durchgeplant, aber einige Kleinigkeiten könnte ich theoretisch immer unterbringen)
Heute möchte ich mich mal bei HappylikeHappy für die Kommentare bedanken, du bist klasse :) <3
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