9.
W.
Tat ich das gerade wirklich? Ja, ich ging gerade tatsächlich mit Hyungwon in ein Restaurant.
Oh man, das klingt so als wären wir auf einem Date...was wir natürlich nicht sind.
Angespannt folgte ich dem Kellner zu einem freien Tisch, an den wir uns daraufhin setzten.
Es sah hier ziemlich nobel aus, alles war sehr schick eingerichtet. Der Laden musste bestimmt übertrieben teuer sein.
Meine Vermutung bestätigte sich als ich mir das Menu durchlas, welches uns der Kellner gegeben hatte.
Dämlicher Chauffeur. Wieso hatte er uns ausgerechnet hierhin bringen müssen? Mein armes Bankkonto...
"Wissen Sie schon was Sie bestellen wollen?", riss mich Hyungwon aus meinen Gedanken. Als ich in sein perfektes Gesicht aufblickte fiel mir mein Gehalt für das Covershooting wieder ein.
Das Problem wäre dann wohl gelöst.
Nachdem der Kellner unsere Bestellung aufgenommen hatte, kehrte Stille über unseren Tisch ein.
Hyungwon spielte mit seinen Fingern, während ich fieberhaft nach einem Gesprächsthema suchte, um diese unangenehme Stille endlich zu beenden. Letztendlich fragte ich; "Wie hat Ihnen die Modenshow gefallen?"
Etwas Spannenderes wollte mir leider nicht einfallen.
Langsam faltete der angesprochene seine Hände zusammen. "Es war in Ordnung. Nichts Besonderes, aber auch nicht schlecht." Ich nickte automatisch. "Und Sie?" "Ich fands eigentlich ziemlich gut.", gab ich zu, wodurch Hyungwon mich etwas irritiert ansah. "Aber Sie sind ja der Experte unter uns.", fügte ich daher schnell hinzu. Er lächelte leicht. "Nein, vielleicht irre ich mich." Er faltete seine Hände auseinander und fing wieder an mit seinen Fingern zu spielen. "Sie haben guten Geschmack bewiesen." Mit dieser Aussage deutete er an, wie ich seine beiden Stylisten bloß gestellte hatte, als ich das Model eingekleidet hatte. Ich musste bei dem Gedanken selbstsicher lächeln. "Warum haben Sie mich eigentlich mit zu der Modenshow genommen?", hörte ich mich plötzlich fragen.
Da war wohl mein Selbstbewusstsein mit mir durchgegangen...
Hyungwon sah mich einen Moment lang einfach nur an. "Nun,", setzte er an. "Sie werden das nächste Supermodel. Ich muss doch die Werbetrommel schwingen." Etwas enttäuscht mit der Antwort nickte ich nur, um danach an meiner Cola zu nippen. Aber was hatte ich auch gedacht? Dass Hyungwon gerne Zeit mit mir verbringen wollte, weil er heimlich in mich verliebt ist, wie Minhyuk und Kihyun behauptet hatten?
Ich muss realistisch bleiben.
Wieder spielte er mit seinen Fingern. "Außerdem dachte ich, Sie würden echtes Interesse daran haben.", murmelte er kaum hörbar, als hoffte er, ich hätte es überhört. Sein Blick war starr auf seine Finger gerichtet. Ich musste bei seinen Worten lächeln. "Da hatten Sie Recht und ich bin Ihnen dafür sehr dankbar." Unsicher sah er zu mir auf.
Da kam auf einmal der Kellner mit unserem Essen.
Im weiteren Verlauf des Abends taute Hyungwon immer weiter auf, auch wenn es nur sehr langsam ging. Er wirkte auf mich fast schüchtern. Kein Vergleich zu dem Hyungwon aus der Chae.
Erst lächelte er nur verlegen als ich erzählte, mir würde niemand von meinen Kommilitonen glauben, dass ich gerade mit Chae Hyungwon essen ging. "Sie dachten auch zuerst ich würde Sie anlügen, über das Praktikum." "Bestimmt nur neidisch.", kommentierte Hyungwon. "Wir haben sehr viele Bewerbungen bekommen." Ich wusste wie glücklich ich mich schätzen konnte, als einziger einen Platz bekommen zu haben. Ich hatte mich schon öfters gefragt; Wieso ich? Nun brannte die Frage wieder auf meiner Zunge, also stellte ich sie neugierig. "Ehrlich gesagt hat Herr Lee sich darum gekümmert. Ich hatte nichts damit zutun." Wieder spielte er mit seinen Fingern. "Gefällt es Ihnen denn? Bei uns?" "Natürlich!", schoss es aus mir heraus. Diesmal bekam ich schon das strahlende Lächeln von Hyungwon, welches seine perfekt weißen Zähne zur Show stellte.
"Aber es ist anders als ich es mir vorgestellt hatte." "Was meinen Sie genau?"
Seit wann war Hyungwon so 'gesprächig'? Das war ja eine ganz andere Seite, die ich von ihm nun kennen lernen durfte.
"Naja, ich dachte ich würde Ihnen vielleicht ein oder zwei mal im Flur begegnen und jetzt bin ich Ihr Assistent." "Finden Sie das gut?", versuchte er so monoton wie möglich zu fragen, doch ich konnte trotzdem die Unsicherheit in seiner Stimme heraus hören.
Warum interessierte ihn das überhaupt?
In meinem Kopf schwirrten die absurdesten Vorstellungen umher, dank Minhyuk und Kihyun die mir falsche Hoffnungen machten. Zum Glück bin ich realistisch und war mir dessen bewusst, dass Hyungwon sich nicht an mich ranmachen will.
Ich überlegte kurz wie ich eine normale Antwort formulieren konnte die nicht beinhaltete wie sehr ich jede gemeinsame Sekunde genoss die wir zusammen verbrachten und wie wichtig mir unser Smalltalk war, wenn wir unseren Starbucks tranken, auch wenn dieser nur über total belanglose Themen handelte.
"Zuerst war ich darüber traurig, weil Sie mich anfangs wie der letzte Dreck behandelt haben..." Ich merkte wie unangenehm Hyungwon meine Bemerkung war, da seine Finger eigentlich schon verknotet sein müssten. "Das tut mir wirklich leid. So war das nicht gemeint.", brachte er heraus. "Schon in Ordnung. So wie es jetzt ist, gefällt es mir sehr.", sagte ich deshalb schnell, was ja auch der Wahrheit entsprach. Darauf färbten Hyungwons Wangen sich leicht rot.
Ihm war wahrscheinlich einfach nur warm. Ich meine, als ob er durch meine Aussage rot geworden ist...oder?
"Mit Ihnen zu arbeiten macht mir wirklich Spaß.", plapperte ich weiter. Hyungwon war mittlerweile knallrot angelaufen.
Süß.
"Das höre ich nicht oft.", murmelte er, was ich ihm auch sofort glaubte. Schließlich behandelte er jeden so wie mich zu Beginn. Übel konnte ich es den Leute also nicht nehmen...
"Vielleicht sollten Sie auch mit den anderen über den Plot von Please find her diskutieren.", scherzte ich. Er zuckte nur seine Schultern. "Ich bin nicht so der gesprächige." "Aber Sie führen gerade eine vollständige Konversation mit mir?", hätte ich am liebsten gesagt, doch ich lies es bleiben. Ich stopfte mir stattdessen weiter mein Ramen in den Mund.
Ja, ich war in einem schicken Restaurant und trotzdem bestellte ich mir nur Ramen.
"Der Ramen ist echt verdammt gut.", sagte ich mit vollem Mund und schaffte so Hyungwon mit meinem Anblick ein breites Grinsen zu entlocken.
Die Gedanken, die ich mir gemacht hatte, bevor ich heute aus meinem Apartment gegangen war, hatte ich längst über Bort geschmissen. Hyungwon hatte sich mir kein einziges Mal aufgedrängt. Wahrscheinlich drängte eher ich mich Hyungwon auf. Immerhin hatte ich ihn zum Essen eingeladen und immerhin fragte ich ihn gerade darüber aus wie es seiner Putzfrau Juhee ging. "Sie will eine Gehaltserhöhung.", kicherte Hyungwon, wobei er seinen Mund mit seiner Hand verdeckte. Mit meinem Kopf an meinem aufgestellten Arm abgestützt beobachtete ich ihn fasziniert.
Wow, das war echt süß.
"Das wäre kaum zumutbar für eine Person, meint sie.", kicherte er weiter. "Vielleicht könnte Herr Yoo sie unterstützen. Wenn er bei mir ist fängt er immer an willkürlich aufzuräumen, weil es ihm in den Fingern juckt.", erzählte ich lachend. "Oh nein, der kleine Perfektionist würde bei mir wahrscheinlich in Ohnmacht fallen." "Wenn ich so an Ihren Schreibtisch denke...vielleicht hast du Recht...oh ähm," Meine Wangen fingen an zu glühen. "Ich meine Sie haben Recht."
"Bleiben wir doch einfach bei dem du.", lächelte er. Und ja, ich wäre wieder fast von meinem Stuhl gefallen.
Wir unterhielten uns noch viel, ich glaube wir hatten so viel in dem ganzen Monat noch nicht miteinander geredet wie heute Abend. Naja gut, wenn ich ehrlich bin habe fast nur noch ich durchgängig etwas vor mich hergeplappert; wie mein Studium so läuft, mein bester Freund Jooheon der fest davon überzeugt ist der nächste große Rapper zu werden, meine Liebe zu Ramen, wie aufregend ich Seoul finde und so weiter. Hyungwon hat mir nur interessiert zu gehört. Aber das fand ich überhaupt nicht schlimm, da ich es immer wieder schaffte Hyungwon zum kichern zu bringen, was mein Herz jedes mal aufs Neue höher schlagen lies. Wenn er etwas besonders witzig fand, kicherte er bestimmt zwei Minuten lang einfach nur vor sich hin und klatschte währenddessen begeistert mit seinen Händen, bis er sich wieder beruhigen konnte. Weil ich das so unglaublich niedlich fand erzählte ich ihm die ganze Zeit die dämlichsten Sachen die mir einfielen, wie zum Beispiel Minhyuks Eckel gegen Gurken, der so groß ist, dass man ihn mit Gurken jagen kann. Minhyuk würde mich wahrscheinlich umbringen, falls er jemals rausfinden sollte, dass ich das Hyungwon verraten haben. Aber das nehme ich gerne für Hyungwons Kichern in Kauf.
Als uns die Rechnung gebracht wurde wollte Hyungwon sie bezahlen, doch ich war schneller. "Das ist ja wohl das mindeste.", sagte ich.
Bei mir zu Hause angekommen stieg ich aus der Limousine, auch wenn ich diese gar nicht verlassen wollte. Ich wollte mich noch weiter mit Hyungwon unterhalten, über eigentlich total dämliche Themen wie warum ich jeden Tag Ramen essen könnte.
Mit hochrotem Kopf sah ich noch einmal zu ihm. "Danke, für diesen schönen Abend." Er lächelte mir zu und flüsterte; "Ich danke dir."
In meinem Apartment angekommen fing ich an Luftsprünge zu machen.
Ich konnte nicht fassen was ich heute Abend erleben durfte.
Das war kein Traum, das war Realität.
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