7.
W.
Am nächsten Morgen saß ich wieder in der Chae an meinem Schreibtisch und zeichnete weiter, während in Hyungwons Büro gerade die Besprechung für ein Fotoshooting, bezüglich der Outfits, stattfand.
"Das gefällt mir nicht.", hörte ich Hyungwon durch die dünnen Wände murren. "Könnten Sie...äh...uns vielleicht sagen...äh was genau Ihnen nicht gefällt?" "Alles." Es folgte Stille. "Das wird nichts. Holen Sie Hoseok herein." Kurz darauf öffnete sich die Türe, an welcher eine Stylistin stand und mich ansah. Sie winkte in den Raum; "Herr Chae fragt nach Ihnen." Ich nickte ihr zu, stand auf und ging in das Büro. Dort erblickte ich zwei nervös wirkende Stylisten, ein gelangweiltes Model, einen verärgerten Hyungwon und einen Kleiderständer voll behangen mit Klamotten in knalligen Farbtönen. Hyungwon hielt zwei Jacken fest; eine war ein puscheliger pinker Mantel und die andere war ein hellgelber Blazer. "Welche passt besser?", fragte er mich und deutete auf das Model, welches eine beige Faltenhose, ein weißes T-Shirt und da drüber eine halb geöffnete rote Bluse trug. "Der Blazer.", sagte ich nach kurzem Überlegen. Hyungwon nickte, bevor er dem Model den Blazer zum anziehen gab. Nachdem sie die Jacke übergezogen hatte musterte Hyungwon sie zufrieden. "Ja, sieht gut aus." Ich hatte mir währenddessen die anderen Klamotten, an dem Ständer hängend, angesehen. Ich griff mir eine hellblaue, sehr puschelige Jacke, welche kurz geschnitten war und eine knall blaue Faltenhose. "Ich glaube das würde auch gut passen.", sprach ich meine Gedanken laut aus. Hyungwon nickte dem Model zu. Sie verstand, nahm mir die Klamotten ab und verschwand hinter dem paravent Raumteiler. Kurze Zeit später trat sie wieder hervor. Nervös schielte ich zu Hyungwon rüber.
Gefiel ihm was ich zusammengestellt hatte? (A/N:das Outfit hab ich in na vogue gesehen, also zweifelt nicht an wonhos geschmack xD)
Zu meiner Erleichterung formte er seine Lippen zu einem Lächeln und fing an zu klatschen. "Beeindruckend." Er drehte sich zu den beiden Stylisten. "Ist es nicht beeindruckend wie mein ungeschulter Assistent ein besseres Outfit in kürzester Zeit zusammenstellen konnte als meine Stylisten die mehr als genug Zeit dafür hatten und auch noch dafür bezahlt werden, dass sie solche Aufgaben erledigen können sollten?" Beschämt starrten die beiden nur auf den Fußboden. "Gehen Sie mir aus den Augen.", befahl er ihnen wütend. Vor Scham flüchteten sie schnell aus seinem Büro. Als das Model auch gehen wollte, hielt Hyungwon sie zurück. "Wo wollen Sie denn hin? Wir fangen doch gerade erst an."
So kam es dazu, dass Hyungwon und ich zusammen die Outfits für das Shooting zusammenstellten. Es machte mir einen riesen Spaß, da es so ähnlich wie das Zeichnen meiner Hyungwonbilder war, mit der Ausnahme, dass ich mir die Klamotten nicht selber ausdenken konnte.
Als wir fertig waren beauftragte mich Hyungwon im Starbucks eine Erfrischung für uns beide zu holen. Ja genau, ich durfte mir selber auch ein Getränk aussuchen. Ich dachte mich verhört zu haben, doch ich hatte alles richtig verstanden.
Glücklich wie noch nie lief ich zu Starbucks. "Hey, da bist du ja wieder.", begrüßte mich die nette Barista, als ich an der Reihe war. "Ja, jeden Tag aufs Neue. Wieso sind wir noch keine Freunde?", scherzte ich. "Oh, da hat jemand ziemlich gute Laune.", stellte sie erfreut fest. "Also so wie immer, ja?" "Ja, aber noch einen very berry refresher bitte." Sie hob eine Augenbraue. "Wieso bestellt Hyungwon neuerdings immer zwei Getränke?", fragte sie mich neugierig. Da beugte sie sich plötzlich über die Theke zu mir, als hätte sie einen Gedankenblitz gehabt, und flüsterte aufgeregt: "Warte, hat er einen Lover?" " Ähm, nicht das ich wüsste." Verlegen kratzte ich mir am Hinterkopf. "Der refresher ist für mich." Erstaunt sah sie mich an. "Für dich?" Unsicher nickte ich. "Na wie hast du das denn angestellt? Du bist echt der erste Assistent der sich das leisten kann und ich hab alle deine Vorgänger gesehen. Glaub mir, das waren viele." Ich zuckte bloß meine Schultern, während sie anfing zu grinsen. "Dann verrat mir doch mal deinen Namen."
In der Chae wieder eingetroffen, stellte ich Hyungwons Frappuccino auf dessen Schreibtisch ab. Er lächelte mich wieder mit diesen fülligen Lippen und diesen strahlenden Augen an. "Vielen Dank Hoseok.", bedankte er sich, um danach an seinem Strohhalm zu schlürfen. "Kein...kein Problem.", stotterte ich. Mein Kopf war bestimmt wieder knallrot. Schnell wollte ich wieder gehen und den Refresher an meinem Schreibtisch genießen, doch Hyungwon bot mir an mich zu setzen. Ohne viel nachzudenken tat ich was er sagte und begann meinen Refresher zu trinken, in der Hoffnung es würde meine glühenden Wangen abkühlen können. Interessiert beobachtete Hyungwon mich, sein Blick fokussierte sich auf den Becher den ich hielt. "Wonho.", gab er plötzlich von sich.
Wow, das war wahrscheinlich der schönste Klang den ich je in meinem Leben gehört habe.
"Wer ist Wonho?", fragte er verwirrt. Ich sah auf meinen Becher herab und erblickte den Schriftzug meines Spitznamens. Die Situation verstehend antwortete ich: "Das bin ich." "Ich dachte Sie würden Hoseok heißen." Ich nickte und erklärte: "Wonho nennen mich meine Freunde." Hyungwons Blick hatte sich mittlerweile erneut auf meine Augen fokussiert. Es wirkte als würde er nachdenken. Seine Lippen hatten sich zu einer schmalen Linie geformt, als würde er mit sich selber ringen ob er etwas sagen sollte. Schließlich räusperte er sich, lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück und lächelte mich an. "Ich werde Sie ab sofort auch Wonho nennen."
Nach diesem Tag hatte sich das Arbeitsverhältnis von Hyungwon und mir verändert. Die meiste Zeit war ich nur noch in Hyungwons Büro und beriet ihn bei fast all seinen Entscheidungen. Auch wenn es die Gerüchteküche in der Redaktion um Hyungwon und mich weiter anheizte, fühlte ich mich unglaublich geehrt, sowie geschmeichelt in dieser Position sein zu dürfen. Und ja, ich führte mich immer noch wie ein 12 Jähriger mit seinem ersten Crush auf. Aber was sollte ich dagegen auch tun? Meine Gefühle konnte ich doch nicht ändern.
Obwohl ich dadurch weniger Zeit hatte die Mappe meiner Zeichnungen breiter zu machen, nahm ich das gerne in Kauf. Zwar redete Hyungwon nicht viel, er war irgendwie sehr zurückhaltend, wie ich bemerkt hatte und wenn er was sagte, war es fast immer nur berufliches. Trotzdem fand ich es nicht unangenehm, mir gefiel es so wie es war. Wir hatten sogar ein gemeinsames Ritual entwickelt. Um 12 Uhr ging ich uns immer beim Starbucks Getränke holen und dann legten wir eine Pause ein, wobei manchmal Gespräche entstehen konnte, die nicht beruflich waren. So konnte ich mittlerweile ein bisschen mehr über seinen Charakter erfahren.
Einmal wurde ich zum Beispiel schon den ganzen Tag über von einem schlimmen Ohrwurm befallen und konnte mir ein leises Summen nicht verkneifen. Hyungwon hatte kein einziges mal etwas dazu gesagt. Als er dann kurz aus dem Büro ging um zur Toilette zu gehen, konnte ich nicht dagegen ankämpfen den Song leise vor mir her zu singen. In Gedanken versunken bekam ich so nicht mit wie er zurückkam, sodass er meinen Gesang hören konnte. Erst als ich die Türe ins Schloss fallen hörte, realisierte ich mit Schrecken die Situation. "Ich wollte Sie nicht unterbrechen.", hatte er ganz beiläufig gesagt, während er sich zurück an seinen Schreibtisch setzte.
Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken.
"Tut mir leid, ich wollte Ihre Ohren nicht beleidigen." Hyungwon musterte mich irritiert, anscheinend überrascht von meiner Aussage. "Unsinn, Sie können gut singen."
Wahrscheinlich war ich gerade zu einer Tomate mutiert. War das sein Ernst?
"Singen Sie öfters?" Ich nickte, noch sichtlich mit der Situation überfordert. "Ist mein Hobby." Er lächelte mir zu, um danach an seinem Getränk weiter zu schlürfen. Das Gespräch war für ihn anscheinend beendet. Doch ich wollte es noch nicht beendet haben. Ich wollte mich noch gerne weiter mit ihm unterhalten. Also nahm ich all meinen Mut zusammen und fragte ihn was sein Hobby sei. Er hatte mich überrascht angesehen, als ob ihn noch niemand zuvor diese Frage gestellt hätte. "Ich tanze...Hip Hop. Und ich choreographiere auch.", erzählte er als wäre es nichts Besonderes. Ich dagegen war total erstaunt. Ich meine wie viele Talente konnte dieser Mensch noch haben? Ich hätte ihn am liebsten etwas zu seinen Choreographien gefragt, doch schnell hatte er den Fokus wieder von sich gelenkt; "Wollen Sie mir keine Zugabe geben?", fragte er mich grinsend. "Nur wenn Sie mir etwas vortanzen.", grinste ich zurück.
Augenblicklich war er still.
Ein anderes Mal war er völlig übermüdet, mehr als üblich, weshalb ich ihn irgendwann fragte was denn mit ihm los sei. In seinem Schreibtischstuhl zurück gelehnt antwortete er mir peinlich berührt, dass er den vorherigen Abend zu lange ein kdrama gesehen hätte. "Welches denn?", fragte ich ihn neugierig weiter aus, woraufhin er mich mit hochgezogener Augenbraue ansah.
Oh, war ich zu weit gegangen? Ist das zu privat? Wieso halte ich nicht einfach mal meinen Mund.
"Please find her.", antwortete er.(A/N: See what I did there?) "Ich weiß nicht ob Sie das ke-" "Das hab ich schon durchgeguckt!", entfuhr es mir begeistert. "Ich fand das mega gut." Wieder zog er seine Augenbraue hoch.
Vielleicht sollte ich mir einfach meinen Mund mit Klebeband zukleben...
Plötzlich fing er an zu grinsen. "Spoilern Sie mich bloß nicht." "Nein...werde ich nicht. Keine Sorge.", lächelte ich mit glühenden Wangen. Plapperte ich ihm jetzt zu viel oder nicht? Ich war verwirrt, doch meine Neugier überwog also fragte ich ihn weiter aus. "Welcher ist ihr Lieblings Charakter?" "Ganz klar Ik Soo." "Meiner auch!", stellte ich erfreut fest.
Er war mein Lieblings Charakter aus dem einfachen Grund, weil der Schauspieler äußerliche Ähnlichkeiten mit Hyungwon hatte. Aber das erzählte ich ihm natürlich nicht.
"Es wäre bestimmt lustig Ik Soo zu spielen. Schauspielern generell.", gab Hyungwon von sich, eher zu sich selbst. Verträumt rührte er mit dem Strohhalm in seinem Frappuccino rum. "Warum gehen Sie dann nicht zu einem Casting?" "Nein, nein. So meinte ich das nicht.", sagte er schnell. "Sie sind doch mein Assistent. Sie sollten wissen, dass ich mir kaum etwas merken kann. Wie sollte ich mir da meinen Text merken?", scherzte er.
Wieder ein anderes Mal suchte Hyungwon sein Handy, welches unter all dem Papierkram auf seinem Schreibtisch verschollen war. Mit der Hoffnung mich positiv bei ihm bemerkbar zu machen und hilfsbereit wie ich war, half ich ihm Ordnung zu schaffen. "Das ist mir jetzt irgendwie peinlich.", kam es da von ihm. "Was meinen Sie?" "Denken Sie nicht, dass ich total unordentlich bin?" "Doch eigentlich schon.", gestand ich. lachend. "Das passiert Ihnen nicht zum ersten Mal." Er seufzte. "Da haben Sie Recht." "Ist doch nicht schlimm." "Das sagen Sie nur, weil Sie mein Haus noch nicht gesehen haben.", scherzte er. "Meine Putzfrau hat mich erst gestern wieder beschimpft warum ich so faul sei und ich ihr so viel Arbeit machen würde." Ich konnte nicht anders als mit ihm zu lachen. Die Vorstellung war zu komisch. Wenn die wüsste, wie bei der Chae jeder Angst vor ihm hat und es niemals wagen würde die Stimme gegen ihn zu erheben.
Und dann heute, wäre er fast in seinem Schreibtischstuhl eingenickt, wenn ich die Türe leiser verschlossen hätte, beim reingehen in sein Büro. Er schreckte auf. "Hä? Was?" "Ihr Frappuccino." Ich gab ihm sein Getränk. "Haben Sie wieder zu lange Please find her geguckt?", fragte ich belustigt. "Möglich.", grinste er. "Aber ist doch nicht meine Schuld, dass die Nacht nur so kurz ist." "Natürlich nicht.", lachte ich. "Ich hasse es morgens aufzustehen.", grummelte er. "Ich könnte ewig schlafen." Er nippte an seinem Getränk. "Naja, es lohnt sich ja trotzdem immer, wenn ich hier ankomme," Er spielte mit seinen Fingern und flüsterte den letzten Teil nur noch kaum hörbar; "und das gleiche Gesicht seh."
Keiner Ahnung wen er damit meinte.
Als ich bei mir zuhause meinen Freunden von dieser Aussage erzählte, gab Minhyuk merkwürdige laute Quietschtöne von sich, I.M tippte weiter gelangweilt an seinem Handy rum und Kihyun grinste mich freudig an. "Er meint dein dummes Gesicht." Dann gab er Minhyuk einen High-Five, woraufhin beide im Chor quietschten: "Wir haben es dir doch gesagt!" "Ja okay, wir habens verstanden. Hyungwon steht auf Wonho.", seufzte I.M unbeeindruckt. "Könnt ihr jetzt mit dieser Quietscherei aufhören?" "Warum sind wir nochmal mit ihm befreundet?", fragte Kihyun, bevor er I.M mit einem meiner Couchkissen abwarf.
Ich rollte meine Augen. Dieser Gedanke war absurd.
Da musste ich plötzlich an diesen komischen Typen denken, der mich beschuldigt hatte das Covershooting durch blowjobs erkauft zu haben und an die Barista von Starbucks die dachte, dass der Refresher für Hyungwons Lover wäre.
Vielleicht hatten die Leute von der Chae Recht. Mir kamen die spendierten Getränke in den Sinn, der geschenkte Anzug, wie Hyungwon mich diesen für ihn anprobieren ließ, die Einladung zu der Modenshow.
Vielleicht wollte Hyungwon, dass ich sein Flittchen werde. Vielleicht war ich gar nicht so gut wie ich dachte, vielleicht war das alles nur Show.
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Oh shit dramarama xD
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