6.
W.
Wieder einmal hatte ich bei der Chae keine Aufgaben zu erledigen. Ich nutzte die Zeit und setzte meine Arbeit an den Hyungwonzeichnungen fort. Mittlerweile hatte ich schon fünf Stück angefertigt. In Gedanken versunken, begann ich meine sechste Zeichnung, als plötzlich mein Telefon klingelte. Es war Hyungwon.
"Hoseok, ich hatte Ihnen doch von der Modenshow erzählt, zu der ich nächste Woche eingeladen bin."
"Richtig."
"Könnten Sie bitte bei Versace meinen Anzug dafür abholen gehen?"
"Selbstverständlich."
"Und Hoseok?"
"Ja?"
"Suchen Sie sich selbst auch einen aus. Ich würde Sie gerne mitnehmen."
Ich musste bei seinen Worten schlucken.
"Der Preis spielt keine Rolle. Ich werde dafür aufkommen."
Schon hatte er aufgelegt.
Ungläubig lehnte ich mich in meinem Schreibtischstuhl zurück und ließ das ganze erstmal sacken. Chae Hyungwon hatte mir tatsächlich die Möglichkeit verschafft eine Modenshow zu besuchen. Das war schon immer mein Traum gewesen. Als ich mein Glück endlich realisiert hatte, sprang ich freudig aus meinem Schreibtischstuhl, packte meine Zeichnungen weg und eilte zu Versace.
Ich hatte lange gebraucht mich für einen Anzug zu entscheiden. Doch mit meiner Entscheidung war ich zufrieden. Also kehrte ich zurück in die Chae und ging mit den zwei Tüten in Hyungwons Büro. Als er mich erblickte erhob er sich und ging einmal um seinen Schreibtisch um sich an diesen zu lehnen. Sein schwarzes Haar war ordentlich nach hinten gekämmt, sodass seine Stirn sichtbar war, sein schlanker Körper wurde durch eine schwarze skinny Jeans, kombiniert mit einem weißen Seidenhemd umhüllt und sein Hals zierte ein weißer dünner Choker. Ich würde mich wahrscheinlich nie an seine Schönheit gewöhnen. Sie blendete mich jedes Mal aufs Neue.
Durch seine leuchtenden Augen musterte er mich, woraufhin er anfing zu lächeln. Wie benommen stand ich im Raum.
Warum war ich nochmal hergekommen?
"Ich...Ich habe die Anzüge.", brachte ich heraus. "Das sehe ich.", grinste Hyungwon. "Vielen Dank."
Oh man, bin ich dumm. Offensichtlich hatte ich die Anzüge.
Ich stellte die eine Tüte ab und wollte gerade beschämt aus dem Büro treten, als mich Hyungwon zurückrief. "Wollen Sie mir Ihren Anzug nicht zeigen?" Unsicher drehte ich mich wieder zu ihm. "Doch natürlich." Hyungwon zeigte auf seinen paravent Raumteiler und lächelte mir zu.
Okay?
Nachdem ich hinter dieser 'Umkleide' verschwunden war, streifte ich mir die enge Hose über, knöpfte die Samtweste zu, zog mir mein Jackett über und schnürte meine Schuhe zu. Als ich in meinem komplett schwarzen Outfit stand verließ mich jegliche Unsicherheit. Ich ging jeden zweiten Tag ins Fitnessstudio, ich weiß, dass ich einen gut durchtrainierten Körper habe und, dass ich auch nicht schlecht aussehe. Selbstbewusst trat ich hinter der Umkleide hervor. Hyungwon scannte mich von unten bis oben, bis seine Augen an meinen hängen blieben. Er fing an zu lächeln, wodurch ich grinsen musste. Ich wusste, dass ihm mein Outfit gefiel. Er kam auf mich zu und umkreiste mich einmal, als wollte er jedes Detail aufsaugen. Genau hinter mir blieb er stehen und flüsterte direkt neben meinem Ohr "Sehr beeindruckend." Sein Atem streifte mich, was mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Doch dann wandte er sich abrupt von mir ab und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. "Der Anzug ist genehmigt. Sie können sich wieder umziehen."
Als ich Hyungwons Büro wieder verließ, fuhr ich mir noch einmal durch mein blondes Haar und rückte mein Oberteil zurecht. Grinsend setzte ich mich an meinen Schreibtisch, bis ich einen Kollegen im Gang stehen sah, der mich anscheinend beobachtet hatte. Er wackelte anzüglich mit seinen Augenbrauen bevor er einen blowjob imitierte und dann lachend weiterging. Und da hatte sich mein Selbstbewusstsein von mir wieder verabschiedet. Traurig kramte ich meine Zeichnungen erneut hervor und zeichnete weiter, um meine bösen Gedanken zu verdrängen.
Nach der Arbeit traf ich mich noch mit Minhyuk und Kihyun, um zusammen im Fitnessstudio zu trainieren. Auf dem Laufband erzählte ich den Beiden stolz, dass Hyungwon mich zu der Modenshow nächste Woche eingeladen hatte. "Wie geil ist das denn?", kam es links von mir, von einem begeisterten Minhyuk. "Ja, du hast voll das Glück. Ich wette mit dir, du wirst in der ersten Reihe neben ihm sitzen dürfen.", prophezeite Kihyun, rechts von mir. Ich musste bei der Vorstellung lächeln und schwärmte; "Ich freu mich schon so."
"Weißt du schon was du da tragen wirst?", erkundigte sich Minyhuk neugierig. "Ja, Hyungwon hat mir mein Outfit spendiert." Minhyuk wäre, bei meinen Worten, fast vom Laufband gestolpert. "Wie bitte was?!" Auch Kihyun beäugte mich kritisch. "Das hat er noch nie für irgendjemanden gemacht. Mal abgesehen davon, dass er bisher auch noch keinen Assistenten zu einer Modenshow mitgenommen hat.", erklärte mir dieser irritiert. "Oh man, ich glaubs nicht.", rief Minhyuk da aus. Verwirrt sahen wir beiden ihn an. "Hyungwon hat ein Auge auf dich gelegt.", schlussfolgerte er. "Ja, jetzt machts Sinn!" Kihyun und Minhyuk gaben sich über mir einen high five.
Ich merkte wie meine Wangen anfingen zu glühen. "Ach quatsch." Kihyun sah mich schon wieder mit diesem kritischen Blick an. "Warte, warte, warte, warte. Bist du gerade rot geworden?!" Er schien schwer nachzudenken bevor seine Augen sich weiteten. "Du stehst auch auf ihn!", verkündete er stolz auf sich selbst. Minhyuk dagegen schlug sich gegen die Stirn. "Wow Kihyun, nach 10 Jahren bist du auch mal draufgekommen? Das war das erste, was mir an dem Typen hier aufgefallen ist.", lachte dieser. "Ähm Leute, es tut mir ja echt leid euch zu enttäuschen, aber das stimmt nicht?", versuchte ich sie anzulügen. Aber natürlich gelang mir dies nicht. Sie lachten mich bloß lautstark aus. "Sagt mal, habt ihr eigentlich schon mal mich und dann Hyungwon angeguckt?", fragte ich die beiden frustriert, um sie darauf aufmerksam zu machen, wie unrealistisch es sei, zu denken Hyungwon hätte in irgendeiner Weiße Interesse an mir. Kihyun sah mich unbeeindruckt an. "Ähm ja. Und wenn du es genau wissen willst; wenn Hyungwon einen Uterus hätte, würde euer Kind engelsgleich sein." "Oh ja, und ich wäre der Patenonkel!", rief Minhyuk entzückt aus. Dafür bekam er von Kihyun dessen nassgeschwitztes Handtuch ins Gesicht geworfen. "Du spinnst wohl. Ich werde der Patenonkel!" Nun war ich derjenige der lachte. "Wieso streitet ihr euch überhaupt? Ihr wärt eh nicht in Frage gekommen. I.M wäre der Patenonkel.", scherzte ich. "Wonho!", riefen sie verärgert im Chor.
Auch wenn ich ihnen zu gerne Glauben schenken würde, so zweifelte ich stark an der Wahrheit ihrer Worte. Es wäre zu schön um wahr zu sein.
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