20.
W.
Sehnsüchtig drückte ich ein letztes Mal meine Lippen auf Hyungwons, bevor wir sein Auto verließen und mit einem großen Abstand den riesigen Wolkenkratze, in dem sich die Chae befand, betraten.
Traurig betrachtete ich die Lücke zwischen uns. Am liebsten hätte ich jetzt seine Hand gehalten, weil sie perfekt in meine passt, als wäre sie nur für mich gemacht, weil wir zusammen gehören.
Ziemlich ironisch, da ja einzig und alleine ich der Grund dafür war, warum ich nicht seine Hand hielt. Ich hasste mich selbst dafür, die Meinung anderer so wichtig zu finden. Doch so war es nun mal und diese Tatsache konnte ich nicht ändern. Es war als streubte sich mein ganzer Körper dagegen.
Hyungwon gefiel unsere Distanz genauso wenig wie mir. Sobald wir alleine im Aufzug hochfuhren, waren wir uns in die Arme gefallen und küssten uns stürmisch. Seufzend löste ich mich von Hyungwon, als der Aufzug in der 14. Etage aufging. Erneut mit großem Abstand, betraten wir die Chae, nur um kurz darauf alleine in seinem Büro, aufs Neue aneinander zu kleben. Es war als wären wir Magneten, die machtlos gegenüber ihrer Anziehungskraft waren.
"Das ist nicht gut. Ich muss arbeiten.", stöhnte Hyungwon. "Stimmt, sorry." Ich ließ schwerenherzens von ihm ab, setzte mich ihm gegenüber und versuchte so gut es ging meiner Arbeit nachzugehen. Leider konnte ich mich kaum konzentrieren, weil ich ständig zu meinem perfekten Freund rüberschielen musste. Er ist einfach viel zu schön.
"Hör auf mich die ganze Zeit anzustarren. Das lenkt mich voll ab.", lachte Hyungwon. Frustriert lies ich meinen Kopf hängen. "Können wir nicht Pause machen? Du bist doch der Chef." Hyungwon rollte grinsend seine Augen. "Nein können wir nicht, ich habe viel zu tun." "Wie viel?", fragte ich und sah ihn mit großen Augen an. "Sehr viel." "Wirklich?" Langsam näherte ich mich mit meiner Hand, Hyungwons. "Ja." Ich umschloss und streichelte sie sanft. "Und das kann auch nicht warten?" "Nein." Ich küsste zärtlich jeden einzelnen Finger seiner Hand. "Sicher?" "Ughh Wonho, warum bist du so?" "Was mach ich denn?" Ich lehnte mich etwas über den Schreibtisch und sah ihm ganz unschuldig in seine Augen. Hyungwon erwiderte meinen Blick, unsere Nasen berührten sich leicht. Er seufzte frustriert, bevor wir unsere Lippen vereinten. "Du hast Recht. Ich bin der Chef und ich geb mir jetzt eine Pause, weil ich 5 Minuten lang hart gearbeitet habe." Entschlossen stand er auf, ging einmal um den Schreibtisch rum und setzte sich geradewegs auf meinen Schoss.
Unsere Lippen verschmolzen erneut zu eins. Von seinem süßen Duft benebelt, war ich völlig in den Kuss vertieft und vergaß fast alles um mich herum. Hyungwon war das einzige was ich noch wahrnahm. Seine elektrisierenden Lippen auf meinen, seine Finger, die bestimmend durch mein Haar fuhren, sein Hinterteil, welches auf einer sehr ungünstigen Stelle platz genommen hatte. Meinen Körper durchfuhren zehntausend Gefühle auf einmal.
Doch mit einem Mal wurde ich brutal zurück in die Realität gerissen. Mit einem einfachen Satz; "Oh, tut mir leid." Eine Stimme die nicht zu Hyungwon gehörte.
Erschrocken drehten wir uns zu dieser und entdeckten Frau Park kreidebleich an der Türe stehend. "Ich wollte äh nur, diese äh Unterlagen abgeben." stammelte sie peinlich berührt. "Ich wollte sie nicht äh stören."
Während ich vor Scham im Boden versank, stand Hyungwon elegant auf, fuhr sich einmal durch die Haare und kam auf sie zu, als wäre es das normalste auf der Welt für ihn. "Danke sehr Frau Park.", sagte er und nahm ihr die Unterlagen freundlich lächelnd ab, sodass sie den Raum wieder verlassen konnte.
Schockiert starrte ich auf die Stelle an der Frau Park bis gerade eben noch gestanden hatte.
Sie wissen es. Alle wissen es. Ich bin erledigt. Ich bin ruiniert. Was mach ich hier eigentlich noch?
"Wonho, alles ist gut." Besorgt umarmte Hyungwon mich fest. "Wenn du willst, feuer ich sie morgen."
Ich zwang mir ein Lächeln auf. Er meinte es nur gut. Doch es würde rein gar nichts veränderen oder hatte er etwa vor jeden einzelnen aus der Chae zu feuern? Bei dem Gedanken kam ich mir plötzlich selber total dämlich vor. Hyungwon hatte recht. Die anderen sollten mir egal sein.
Hyungwon ist das beste was mir passieren konnte. Das lass ich mir von anderen nicht vermiesen.
Wie ich mir so selbst einreden wollte, dass alles gut sei, merkte ich wie mir langsam aber sicher schlecht wurde. "Ich...Ich geh kurz ins Bad.", sagte ich und löste mich aus seinem Griff.
Mit rasendem Herzen huschte ich den Flur entlang, ständig auf der Hut auch ja niemanden zu begegnen. In meinem Hals hatte sich ein dicker Klos gebildet. Falls ich auf jemanden gestoßen wäre, wäre ich wahrscheinlich sofort in Tränen ausgebrochen.
Nachdem ich erfolgreich mein Ziel erreicht hatte ohne irgendjemandem begegnet zu sein, atmete ich erleichert aus, nur um danach fast an einem Herzinfarkt zu sterben, als ich geradewegs in Minhyuks ernste Miene blickte. Er hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und sah mich eindringlich an. "Verdammt, was machst du hier?! Du hast mich zu Tode erschrocken!" "Ich habe gewartet, auf dich." Er schnippste einmal mit seinem Finger, woraufhin sich eine Klokabine hinter ihm öffnete und Kihyun aus dieser trat. Mit einer weniger ernsten Miene stellte er sich neben ihn. "Eigentlich sollte I.M aus der anderen Kabine kommen, damit es dramatischer und cooler wirkt. Aber wie du siehst, ist er nicht gekommen." Verärgert schüttelte Minhyuk seinen Kopf. "Jetzt mussten wir uns mit Kihyun zufrieden geben..." Dieser schlug ihm beleidigt auf seinen Hinterkopf. "Hey, ich seh auch alleine dramatisch und cool genug aus!" Da öffnete sich auf einmal die Türe des Wcs und brachte I.M zum Vorschein. "Jo Leute, I.M in the house." Er machte ein Peacezeichen. "Die Party kann los gehen. Also" Er klatschte in die Hände. "in welche Kabine soll ich gehen? Rechts oder links?" Minhyuk schlug sich selbst gegen die Stirn. Erst dann realisierte I.M, dass ich neben ihm stand. "Oh...Hi Wonho...Du bist schon da." "Jedes mal verkackst du es. Warum bist du eigentlich noch in unserer Gruppe? Wer ist dafür, dass I.M rausgeschmissen wird?" Minhyuk hob seine Hand und sah uns anderen beiden erwartend an. "Hey hey hey. Ich dachte wir wollten Wonho Feuer unterm Arsch machen und nicht mir.", protestierte Changkyun. Entschuldigend sah er zu mir rüber; "Sorry Bro." "Was geht hier überhaupt vor sich?!", brachte ich mich auch mal komplett verwirrt ein. "Was vor sich geht?" Minhyuk tippte mir gegen die Brust. "Du. Du und Hyungwon." Wild gestikulierend fuhr er fort; "Frau Park hat erzählt, dass sie euch erwischt hat, wie ihr im Büro rumgeleckt habt. Und du erzählst uns einfach gar nichts!" Theatralisch warf er seine Arme in die Luft. Doch das bekam ich nur noch am Rande mit. Meine Gedanken drehten sich nicht um den verärgerten Minhyuk oder generell meine enttäuschten Freunde. Nein, sie drehten sich um Frau Park. Frau Park diese kleine miese Schlange. Wie sie mit ihrem großen Maul bereits dafür gesorgt hat, dass die gesamte Chae bescheid weiß. Wie sie in so kurzer Zeit die Gerüchte in Fakten umwandeln konnte. Wie ich durch sie jetzt ganz offiziell zu Hyungwons Flittchen geworden bin. Wenn ich bis jetzt noch keine Anerkennung bekommen hatte, so werde ich diese nun erst recht nicht mehr bekommen. Mein Ansehen ist vom Keller in den Erdboden versunken.
Am besten ich ziehe an den Nordpol, weit weg, dahin wo mich niemand kennt.
"Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?" Bevor ich die Chance hatte Minhyuk zu antworten, öffnete sich die Wc Türe erneut und Herr Kim kam herein. "Jo Kim, was geht? Alles fit im Schritt?" Herr Kim warf Minhyuk nur einen sehr irritierten Blick zu, ehe er in einer Kabine verschwand. Wusste er auch schon bescheid? Machte er sich über mich lustig? Unruhig tippte Minhyuk mit seinem Fuß auf den Boden. "Wie lang braucht der zum pinkeln man.", flüsterte er genervt. Kurz darauf kam Herr Kim wieder raus und wusch sich am Waschbecken die Hände. Minhyuk nickte ihm fake freundlich zu. Sobald er aus dem Wc trat, hatte ihn das Lächeln im Gesicht verlassen. Erneut sah er mich erwartend an. Doch ich konnte mich kaum auf ihn konzentrieren.
Mein Kopf brummte. Ich hörte nur noch das verachtende Gelächter. Und von jetzt auf gleich war mir wieder schlecht. Alles drehte sich. Um mich herum meine lachenden Kollegen. Sie waren riesen groß und kamen mir immer näher, sodass ich immer weiter in die Mitte gedrückt wurde. Aus Reflex fasste ich mir an meinen Kopf. Da spürte ich plötzlich eine Hand an meinem Arm. "Hey Wonho, alles okay bei dir? Geht's dir nicht gut?" Es war Kihyuns Stimme die leise zu mir durchdrang. Sie führte mich aus dem dunklen Kreis zurück in die Realität.
"Es tut mir leid.", flüsterte ich. "Ich wollte es euch noch sagen. Aber wir sind erst vorgestern zusammen gekommen. Ich hatte noch gar keine Zei-" "Was?!", riefen sie gleichzeitig, in drei verschiedenen Emotionen; entzückt, erschrocken, entsetzt.
Automatisch musste ich an den magischen Moment zurück denken, wie Hyungwon und ich zusammen kamen. Meine Übelkeit löste sich dadurch in Luft auf. Also erzählte ich ihnen aufgeregt wie alles geschah. Minhyuk und Kihyun quieckten freudig, während ein stiller I.M mir ungläubig zuhörte. "Das heißt, Hyungwon hat ein Herz?", fragte er schockiert. Und diesmal war ich es, der den Schlag gegen seinen Hinterkopf ausübte. "Ja, du Idiot." Da schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen und ich flüsterte eher zu mir selbst; "Ein ganz großes, nur für mich alleine."
Den restlichen Tag in der Chae setzte ich keinen Fuß mehr vor Hyungwons Büro. Einzig und alleine, als ich Feierabend hatte, verließ ich dieses. Der Grund? Ich fürchtete mich meine Kollegen zu begegnen, ihre verurteilenden Blicke zu sehen, ihr Geflüster zu vernehmen.
Hyungwon hatte mit Mühe und Geduld versucht auf mich einzureden, mich umarmt, damit ich mich besser fühlte. Obwohl es mir nicht half, war ich ihm für seine Bemühungen dankbar. "Mir geht's gut. Mach dir keine Sorgen.", log ich. "Sicher?" Hyungwon musterte mich wenig überzeugt. Ich nickte. Er seufzte und ließ, wie von mir gewünscht, von mir ab, um weiter zu arbeiten.
Wieder zu Hause alleine, rief ich erstmal Jooheon an, um von den Neuigkeiten zu berichten. Er freute sich sehr für mich und riet mir, wie jedes mal, auf die Meinung anderer zu scheißen. Anschließend setzte ich mich sofort an den Schreibtisch, um neue Entwürfe anzufertigen. Das Zeichnen beruhigte mich und ich kam wieder auf heiterer Gedanken.
Ich zeichnete die mir gewohnten Linien, die Hyungwons perfektes Gesicht bildeten und konnte nicht anders, als an ihn zu denken, meinen Hyungwon. Wie wohl ich mich bei ihm fühle, wie glücklich ich bei ihm bin, wie wir über jeden Scheiß lachen können, wie mir nie langweilig mit ihm wird und wie er mich immer unterstützt.
Alle zerreißen sich das Maul über unsere Beziehung. Doch die Wahrheit ist, Niemand weiß wie sie wirklich ist.
Zufrieden mit meinen neuen Werken, legte ich sie ordentlich in meinen Ordner. Diesen ließ ich auf meinen Schreibtisch liegen und legte mich schlafen. Am nächsten Tag würde ich meine Arbeit fortsetzen, um meine Gedanken positiv zu halten. Ich konnte und durfte mir meine Beziehung nicht vermiesen lassen.
--------
@AyleenScoups , falls du das hier liest; hi (: ich wollte dir nur sagen, dass du echt verdammt süß bist! (Ha, jz bin ich gay xD) du hast mich mega motiviert, dieses Kapitel zu vollenden. Also nochmal vielen dank! <3
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro