14.
W.
Der Abend auf der Gala ging leider schneller vorbei, als mir lieb war.
So locker und glücklich hatte ich Hyungwon noch nie gesehen. Niemals hätte ich gedacht, dass mir die Freude eines anderen, selbst so viel Freude bereiten würde. Zurück blieben mir jetzt nur noch meine Erinnerungen und viele Artikel. Obwohl mir Hyungwon davon abgeraten hatte sich selbst zu googlen, tat ich genau dies am darauffolgenden Morgen.
Für die Artikel stand fest; Hyungwon und ich sind offiziell zusammen. Eindeutige Indizien dafür wären das Händchenhalten von uns, als wir in die Location gingen und unzählige Bilder die unser intimes Geflüster am Gruppentisch dokumentierten. Ob das alles komplett aus dem Kontext gezogen wurde, schien niemanden dieser Journalisten zu interessieren.
Seufzend legte ich mein Handy beiseite. Wie schön es doch wäre, wenn diese Artikel der Wahrheit entsprächen...
"Und was schreiben sie?", fragte mich Hyungwon in unserer kleinen Starbuckspause, wissend, dass ich mich nicht an seinen Rat gehalten hatte. "Wir sind jetzt offiziell zusammen." Der Satz kam mir leichter über die Lippen als erwartet. Obwohl es nicht stimmte, erfreute es mich diese unechte Aussage aussprechen zu können. Wie gesagt, wie schön es doch wäre...
Hyungwon grinste darauf nur. "Ich glaube die sind da nicht ganz so up to date." Auf meinen verwirrten Blick führte er weiter aus; "Wir planen doch schon unsere Flitterwochen." Ich musste lachen. "Wie konnten wir nur versäumen unsere Verlobung bekannt zu geben?", ging ich auf seinen Scherz ein.
Abends, als Hyungwon längst zu Hause war und ich ebenfalls Feierabend machen wollte, fiel mir auf, dass er wichtige Unterlagen auf seinem Schreibtisch liegen gelassen hatte, welche er zu Hause nochmal durchgehen wollte. Bei dieser Unordnung auch kein Wunder. Engagiert wie ich bin (und neugierig natürlich) ging ich also zu Minhyuk ins Büro, klärte mir Hyungwons Adresse und stand nun vor seiner Villa um ihm die Unterlagen zu geben. Naja, wenn wir's genau nehmen wollen stand ich vor den hohen Sicherheitszäunen, die seine Villa schützten. Trotzdem konnte ich auf diese einen Blick werfen. Ich wusste zwar, dass Hyungwon reich ist, trotzdem überwältigte mich ihr Anblick.
Es war eine im Stil von griechischer Architektur, weiß angestriechen, zweistöckige Villa, die von einem großen Garten umgeben war, welcher den unzähligen Blumen nach zu urteilen, wahrscheinlich von einem Gärtner liebevoll gepflegt wird.
Bevor ich klingelte, richtete ich nochmal meine schwarze Cap. Es dauerte einen Augenblick, bis sich Hyungwon verwirrt durch die Sprechanlage meldete; "Wonho?" Ich lächelte breit in die Securitykamera und zeigte ein Peacezeichnen um meine Nervösität zu verdecken. "Hi, ich ähm wollte dir nur die Unterlagen vorbeibringen, die du vergessen hast. Minhyuk hat mir deine Adresse gegeben." Verlegen kratzte ich mir am Hinterkopf. "Keine Sorge ich bin kein creep." Durch die Sprechanlage konnte ich ein leises Lachen vernehmen, bevor sich das Tor öffnete. "Komm rein."
Zu meiner Verwunderung traf ich auf einen ungestylten Hyungwon an der Haustür. Er trug eine Jogginghose, einen pinken oversized Hoodie, die Kapuze aufgesetzt und auf seiner Nase trug er eine Brille mit runden Gläsern. Natürlich hatte ich ihn bei sich zu Hause nicht Anzug tragend erwartet, trotzdem war es sehr ungewohnt ihn so nicht aufgestylt zu sehen. Obwohl ich sagen muss, dass selbst seine "Gammelklamotten" stylish waren.
Was nicht ungewohnt für mich war, war der müde Blick auf seinem putzigen Gesicht. In Kombination mit seinem oversized Hoodie, sah er momentan extra knuffig aus, wodurch ich den Drang verspürte ihn jetzt am liebsten durchknuddeln zu wollen.
Tja wie gesagt, wie schön es doch wäre wenn wir wirklich zusammen wären. Dann könnte ich ihn hier und jetzt einfach durchknuddeln, ohne komisch zu wirken.
Eigentlich war der Plan gewesen Hyungwon seine Unterlagen zu geben und nachdem ich sein zu Hause abgecheckt hatte, wieder zu gehen, doch Hyungwon hatte mich gebeten hereinzukommen, was ich mir bestimmt nicht zwei mal sagen lies. Als ich ihm ins Wohnzimmer folgte, merkte ich wie seine ganze Dekoration aus Mode, Kunst und seinen Errungenschaften bestand. Von Persönlichem, Familie und Freunde keine Spur. Merkwürdig.
Auch von seiner Unordnung war keine Spur. Juhee hatte gute Arbeit geleistet.
"Danke, dass du dir die Umstände gemacht hast." "Ach kein Problem.", winkte ich ab. Von Umständen konnte doch wirklich nicht die Rede sein. Dank der vergessenen Unterlagen saß ich jetzt, hier in Hyungwons Wohnzimmer, auf seiner Couch. Hyungwon könnte meinetwegen öfters was vergessen.
"Ich wollte mir gerade Ramen machen, willst du auch?" Bevor ich antworten konnte, schüttelte er seinen Kopf und fing an zu kichern. "Wieso frag ich überhaupt?" Damit verschwand er in seine Küche.
Ich sah mich nochmal im Wohnzimmer um und nein, ich hatte immer noch nichts persönliches entdecken können. Die Einrichtung erinnerte an ein schickes Hotelzimmer. Irgendwie steril, als würde hier eigentlich niemand leben.
Mein Blick fiel auf den Fernseher. Er hatte irgend ein Kdrama pausiert.
Nach einer Weile kam Hyungwon mit zwei Fertigramen wieder, reichte mir einen der beiden und lies das kdrama weiterlaufen. Schnell hatte er mir den Plot erklärt und so saßen wir nun gebannt zusammen auf seiner Couch, Ramen essend und das kdrama am sehen. Vom Plot mitgerissen, kommentierten wir jede Entscheidung die die Charaktere traffen und regten uns immens darüber auf, dass der Hauptcharakter sich davor drückte, seinem Schwarm seine Liebe zu gestehen.
Mir war gar nicht aufgefallen, wie komisch es eigentlich war, dass ich doch nur etwas vorbeibringen wollte, stattdessen mich nun hier mit Hyungwon amüsierte. Wollte er nicht eigentlich an den Unterlagen arbeiten? Aber beschweren würde ich mich ganz bestimmt nicht.
Mir war gar nicht aufgefallen, wie wir es uns auf seiner Couch bequem gemacht hatten und sich unsere Schultern berührten. Mein Körper stand unter Strom. Wie war es dazu gekommen?
Mir war auch gar nicht aufgefallen, dass wir das kdrama schon bestimmt über zwei Stunden schauten, wir immer müder wurden und Hyungwons Kopf auf meiner Schulter und mein Kopf auf seinem lagen.
Hach, das Leben ist wahrhaftig schön. Ein Hyungwon, Ramen, eine gemütliche Couch. Was braucht man im Leben mehr?
Erst als ich Hyungwons leises Schnarchen vernahm, schreckte ich aus meinem Trance auf.
Wie viel Uhr war es? Ich meine, wenn es nach mir gehen würde, könnten wir noch Stunden in dieser Position verharren. Aber ich konnte doch nicht einfach so bei ihm übernachten...oder? "Hyungwon?" Ich schüttelte ihn leicht am Arm. "Hyungwon, wach auf.", flüsterte ich. Verträumt schlug er seine Augen auf und blickte in meine. Wie kann man nur so wunderschön sein? Da sein Kopf immer noch auf meiner Schulter lag, war sein Gesicht meinem so nah, dass ich sein Atem spüren konnte. Mein Herz schlug wie wild. Am liebsten hätte ich ihn jetzt geküsst. Stattdessen sagte ich schweren Herzens; "Es ist spät, ich sollte gehen." Hyungwon setzte sich auf und streckte sich. Sofort hatte mich seine Körperwärme verlassen.
Er sah auf sein Handy, dann wieder zu mir; "Es ist 3:00 Uhr morgens. Du kannst auch einfach bei mir im Gästezimmer pennen, wenn du willst." Wenn ich will. Natürlich will ich. Sofort willigte ich mit einem wahrscheinlich zu enthusiastischem Nicken ein. Konnte dieser Abend eigentlich noch besser werden? Naja schon, wenn ich in seinem Bett übernachten würde...Okay, ich sollte aufhören so viel nachzudenken.
Müde führte mich Hyungwon durch sein Haus, bis wir schließlich am Gästezimmer angekommen waren. "Hier ist es." Er zeigte auf die Türe, um danach einmal herzhaft zu gähnen. "Danke." Ich öffnete die Türe und lehnte mich an den Türrahmen. Also das war der Moment an dem wir uns verabschiedeten... Auch wenn ich mich gar nicht verabschieden wollte. Das Bett war bestimmt groß genug für uns beide und dann könnten wir einfach weiter kuscheln, wie auf der Couch. Ugh, warum schwirrten so komische Gedanken in meinem Kopf herum? Ich musste mich auf das Wesentliche konzentrieren; die Verabschiedung. Sollte ich ihn umarmen? Nein, das wäre glaube ich zu viel... Wir haben uns noch nie umarmt. Wieso haben wir uns noch nie umarmt? Ich würde zu gerne meine Arme um seinen zierlichen Körper legen, seine Wärme spüren, seinen süßen Duft riechen- Ich schweife wieder vom Thema ab. Okay Wonho, versuch cool zu wirken. Ich grinste ihn so gelassen wie möglich an. "Gute Nacht." Hyungwon blinzelte, dann schlich sich ein schüchternes Lächeln auf seine Lippen. "Ja, gute Nacht." Ich wollte mich nun gegen meinen Willen eigentlich umdrehen und schlafen legen, doch Hyungwon lächelte mich weiterhin so niedlich an und machte keine Anstalt sich vom Fleck zu bewegen. "Äh gute Nacht.", wiederholte ich, die Hitze in meine Wangen steigend. "Schlaf schön.", murmelte er verschlafen, bevor er letztendlich doch den Flur weiter entlang ging und zwei Türen weiter in seinem eigenen Zimmer verschwand, aber nicht bevor er sich noch einmal zu mir gedreht und mir zugewunken hatte.
Verträumt sah ich ihm nach, bis ich dann auch ins Bett ging und glücklich einschlief.
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