13.
W.
"Hyungwon! Hyungwon!" "Noch ein Bild!" Unter Blitzlichtgewitter folgte ich Hyungwon zur Location, während die Paparazzi drängelten und schubsten um die besten Fotos von uns ergattern zu können. Es war laut und chaotisch, genauso wie die Gedanken in meinem Kopf. Ich fühlte mich unwohl. Wieso hatte ich nochmal hierzu zugesagt? Ach ja genau, weil ich Hyungwon nichts abschlagen kann.
Es war ein Tag wie jeder andere in der Chae. Hyungwon war in seiner Arbeit vertieft und ich ging durch seinen Terminkalender, um zu gucken um was ich mich noch kümmern musste. Da fiel mir eine Notiz zu dem Termin am kommenden Samstag ins Auge; Gala - Partner?
"Hey Hyungwon." Der angesprochene sah von seinen Unterlagen hoch. "Ja?" "Diesen Samstag ist die Gala, weißt du noch?" Er nickte. "Die Organisatoren wollen wissen ob du noch jemanden mitbringen willst. Ich muss ihnen bis morgen bescheid geben." Bei meinen Worten fing er plötzlich an zu grinsen. "Wie wäre es mit dir?" "Ich?", hörte ich mich überrascht ausrufen. "Die Modenshow hat dir doch auch gefallen.", erklärte er sich, sichtlich verwirrt von meiner Reaktion. "Ich weiß nicht..."
Er hatte Recht, die Modenshow hatte mich überwältigt. Eigentlich würde ich schon gerne mitkommen...
"Wieso, was hält dich davon ab?"
Sollte ich es ihm sagen? Nervös spielte ich mit dem Stift in meiner Hand rum. Er würde meine Begründung bestimmt albern finden...
"Sag schon.", bat Hyungwon ungeduldig.
Ach scheiß drauf...
"Du meintest du würdest dich nicht googlen, deswegen weißt du es wahrscheinlich nicht. Aber es wird seit der Modenshow spekuliert ob wir zusammen sind und...und-" "Und was?", unterbrach er mich und grinste. "Stimmt es denn?" "Ich äh..." "Was kümmert es dich so sehr was andere von dir denken? Lass sie doch reden."
Wow, ist er zu Jooheon mutiert?
"Komm schon, wenn du mich nicht begleitest, geh ich alleine und langweile mich zu Tode."
Hatte er sonst wirklich niemanden den er fragen könnte? War ich allen ernstes seine einzige Option? Er ist doch berühmt, er muss tausende von Freunden haben...oder nicht?
"Wonho, ich weiß, dass du auch hin willst. Komm mit, bitte."
Konnte er meine Gedanken lesen? Aber war das wirklich eine gute Idee?
Hyungwon seufzte; "Leb dein Leben so wie du willst. Lass es nicht von anderen steuern." Nervös starrte ich auf den Terminkalender. Er hatte Recht und ich wusste es. "Wonhoo!" Als ich zu ihm aufschaute, gab er mir seinen besten Hundeblick. "Ich kauf dir auch Ramen, versprochen." Beschämt hielt ich mir den Terminkalender vor mein Gesicht. "Du machst dich wieder über mich lustig.", kicherte ich. "Nein, ich versuch dich zu bestechen.", lachte er und nahm mir den Terminkalender weg. "Und, hat es geklappt?" Mein Gesicht musste wieder knallrot sein. "Na gut, wenn du so drauf bestehst, komm ich mit", murmelte ich verlegen. "Geht doch." Er grinste. "Aber lass mich nicht wieder für so eine Cynthia hängen." Ich rollte meine Augen.
Tja und nun war ich hier, umzingelt von Paparazzi.
Ich trug einen neuen Anzug. Er war dunkel blau, maßgeschneidert von Armani und natürlich ein Geschenk von Hyungwon. Er hatte ihn mir gestern bei der Arbeit gegeben. Eigentlich wollte ich dieses teure Geschenk nicht annehmen, doch er bestanden darauf, dass ich ihn trug und wie gesagt; ich kann ihm nichts abschlagen.
"Hyungwon, wer ist dein neuer Freund?", rief ein Paparazzi laut, woraufhin alle anderen durcheinander aufgeregt irgendetwas über mich riefen. Sie ignorierend nahm Hyungwon meine Hand und zog mich in die Location. "Das meintest du also.", sagte er als wir endlich geschützt vor den Paparazzi waren. Ich nickte. "Sie denken wohl, dass du der Ersatz für Milano bist. Tut mir leid."
Milano...Den Namen hatte ich doch in diesem Artikel über die Vergangenheit seines Liebesleben gelesen.
"Mein Ex.", bestätigte er meine Gedanken. "Er ist ziemlich durchgeknallt." Er schüttelte seinen Kopf. "Naja egal, gehen wir rein."
Beim betreten des großen Saales wurde uns Champagner angeboten. Alles war festlich in goldfarben eingerichtet und überall wo ich hinsah, erkannte ich wichtige Gesichter der Modebranche. Sofort kam jemand zu uns und begrüßte Hyungwon. "Schön Sie zu sehen!" "Das Vergnügen ist ganz meinerseits." Hyungwon lächelte. "Vielleicht könnte man mal wieder in Zukunft zusammen arbeiten." Er nickte. "Ja, wir müssten uns mal zusammensetzen." Und schon hatte der Mann sich wieder verabschiedet. Er war nicht der letzte. Es folgten noch mehrere Leute, die mit Hyungwon über geschäftliches reden wollten. Es erinnerte mich an die Modenshow, wie jeder mit Hyungwon reden wollte, aber gleichzeitig auch nicht mit ihm reden wollte. Niemand blieb länger als zwei Minuten bei uns. Wenn ich nicht mitgekommen wäre, säße er nun an diesem Gruppentisch in Gesellschaft, wäre aber trotzdem allein, da niemand mit ihm redete.
War er tatsächlich so alleine? Aber warum?
"Du hast Recht, es ist langweilig.", verkündete ich schließlich. "Erzähl was.", forderte ich ihn da auf. Überrumpelt sah er mich an. "Was soll ich denn erzählen?" Ich zuckte meine Schultern. "Irgendwas."
Wieder fiel mir auf wie unsicherer er wurde, sobald wir uns nicht mehr in der Chae befanden. Es war als hätten sich unsere Rollen vertauscht. Nun war ich der selbstbewusstere von uns beiden.
"Ich habe dir schon viel zu viel Müll über mich erzählt. Du weißt zu viel.", kicherte er. Ich rollte meine Augen. "Das stimmt doch gar nicht." "Gut du willst also was hören?" Ich nickte. Er deutete auf den Nebentisch von uns zu einer Frau. "Siehst du die da mit dem hässlichen pinken Kleid?" Wieder nickte ich. Da spürte ich plötzlich seine Atem ganz nah an meinem Ohr. "Unter ihr war ich bei meiner ersten Modelagentur. Sie meinte ich würde es nie zu etwas bringen.", flüsterte er. Ein Schauer lief mir über den Rücken. "Und gegenüber der Typ, meinte ich wäre zu fett um Model zu sein." "Idioten.", sagte ich verärgert. "Die haben bestimmt blöd geguckt, als du deinen Durchbruch hattest." Er zuckte seine Schultern. "Plötzlich dachten sie, sie wären meine besten Freunde."
Hyungwon hatte mir zwar in seinen Worten "viel Müll" über sich erzählt, doch in diesem Moment realisierte ich, dass ich absolut keinen blassen Schimmer über ihn hatte. Zu denken er müsste viele Freunde haben, nur weil er berühmt ist. Ich bin so dämlich.
"Ich finde jetzt solltest du mir etwas erzählen.", sagte Hyungwon da, um die Stimmung wieder aufzuhellen. Ich überlegte was ich ihm so interessantes über mein langweiliges Wesen erzählen könnte, als mein Gedankengang plötzlich von dem Veranstalter auf der Bühne unterbrochen wurde. Er fing an irgendetwas über sein Unternehmen zu erzählen. Klar, war ja auch der Sinn an dieser ganzen Gala. "Und?" Hyungwon sah mich erwartend an. Ich deutete auf die Bühne, um ihm mitzuteilen, dass wir dem Typen jetzt zuhören sollten. Doch er lachte nur leise, lehnte sich zu mir rüber und flüsterte; "Glaubst du allen Ernstes mich würde interessieren was der Typ grad von sich gibt?" Ich grinste und flüsterte ihm zu; "Ich würde gerne mal nach Mailand reisen." "Ah, die Modemetropole. Da würde ich auch gerne mal hin.", flüsterte er zurück. "Reisen wir doch zusammen dorthin.", scherzte ich, obwohl ich es eigentlich todernst meinte. Er lachte über meinen Vorschlag. "Eine sehr gute Idee."
War es Ironie oder ernst gemeint? Trotz der Unklarheit, bekam ich Herzrasen bei dem Gedanken.
"Dann will ich aber getrennte Hotelzimmer. Dein Chaos werde ich mir nicht antuen.", scherzte ich weiter. "Ich dachte das werden unsere Flitterwochen?", sagte er gespielt entrüstet, woraufhin wir beide kichern mussten.
So verbrachten wir den Abend damit uns irgendwelche dummen Sachen zuzuflüstern und ständig rumzukichern, wie Teenager. Ich glaube alle Anwesenden an unserem Tisch, waren total genervt von uns, aber sagen tat auch keiner was und interessieren tat es mich eh nicht.
Als dann endlich das geschäftliche über den Tisch und das Büffet leer geräumt war, wurde die Tanzfläche eröffnet und ein Liveact fing an zu spielen. Mehrere Leute standen auf, um ihr Tanzbein zu schwingen. Da packte auch mich die Lust. "Hyungwon?" Ich sah ihn fragend an. "Ich soll dich doch nicht wieder für eine Cynthia hängen lassen oder?" Irritiert nickte er, nicht wissen worauf ich hinaus wollte. "Tanzt du dann mit mir?", fragte ich und setzte nun auch mal meinen Hundeblick auf. "Äh..." Ich konnte ihm ansehen, wie er in seinem Kopf angestrengt darüber nachdachte wie er sich irgendwie aus der Sache heraus reden könnte. "Komm schon!", bettelte ich. "Wonho..." Er würde nicht locker lassen. Da musste ich wohl oder übel andere Maßnahmen ergreifen. "Ich akzeptiere kein nein!", lachte ich, stand auf und zog ihn an seiner Hand, von seinem Stuhl. Er versuchte sich so schwer wie möglich zu machen, doch da er eigentlich auch als Stock durchgehen könnte, war es für mich kein Problem ihn hinter mir her zu schleifen. "Schwer machen bringt nichts, komm jetzt.", lachte ich.
Auf der Tanzfläche angekommen, fing ich an zu tanzen, während Hyungwon mir steif gegenüberstand und mich einfach nur dumm anstarrte. Ich nahm seine beiden Arme und wedelte sie hin und her. "Mach dich mal etwas locker!", rief ich ihm grinsend über die Musik zu. "Ich komm mir dumm vor!", rief er zurück. "Willst du mich verarschen?!" Ich kam ihm näher um in sein Ohr sprechen zu können, sodass er mich besser verstehen konnte. "Guck dich doch mal um. Hier kann niemand tanzen, außer du! Du bist doch der Tänzer und Choreograph!" Schüchtern sah er mich an. "Du musst hier keine Performance hinlegen, auch wenn ich die gerne mal sehen würde." Ich grinste. "Aber hab ein bisschen Spaß mit mir, ja? Mach dich locker." Er seufzte.
Nach dem dritten Lied war es mir endlich gelungen ihn erfolgreich aufzutauen, sodass wir nun gemeinsam wie die letzten Vollidioten tanzten und uns über uns selbst schlapplachten.
Ich fühlte mich so leicht, so schwerelos, so sorgenlos. Dieser Abend sollte niemals enden.
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Ich habe angefangen den roman call me by your name von andre aciman zu lesen und ich empfehle es jedem weiter, sowie die Verfilmung im kino ab dem 1.3. zu sehen. okay bye xD
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