"Wie sagt man das?"
Den ganzen Tag über kümmerte Minho sich um mich. Nachdem ich mich vorerst richtig beruhigt hatte, wickelte er mich in eine Decke ein und brachte mir Tee ans Sofa. "Ich bin nicht krank, Minho!", versuchte ich ihn von seinem Tun abzuhalten, es gelang mir aber nicht. Er war gerade in seine Wohnung aufgebrochen, um noch einige Sachen zu holen. Natürlich begann ich sofort wieder damit, mich mit dem Thema 'Bin ich in meinen Mitbewohner verliebt?' auseinanderzusetzen. Laut seiner Definition von verliebt sein, schien es so zu sein. Okay, überlegen wir nochmal. Wenn Minho jetzt neben mir auf dem Sofa sitzen würde, würde ich ihn küssen wollen? Ja. Und würde ich mir wünschen, dass er mich küsst, wenn er sich über mich beugte? Ja. Verdammt! Ich stützte meinen Oberkörper auf und rückte an die Lehne des Sofas, um mich hinzusetzen. Doongie setzte sich neben mich und schaute mich auffordernd an. Sanft strich ich durch das weiche Fell, was mich direkt beruhigte. "Was meinst du? Soll ich es ihm irgendwie sagen?", fragte ich völlig verzweifelt das Tier neben mir und bekam ein leises Miauen als Antwort. Wenn ich es ihm sagen würde, gäbe es zwei Möglichkeiten: Entweder sagt er mir, dass er auch in mich verliebt ist, dann könnten wir ein Paar werden und alles wäre toll. Die andere Möglichkeit wäre, dass er mich fragt, ob ich einen an der Waffel habe und direkt wieder auszieht. Aber ich will nicht, dass Minho wieder auszieht! War es das Risiko wert? Vielleicht wäre es schlauer, wenn ich erstmal vorsichtig versuche, herauszufinden, ob er mich auch mehr als nur mögen könnte. So würde ich auf Nummer sicher gehen. "Wie findet man heraus, ob jemand in einen verliebt ist? ", fragte ich erneut Doongie, bekam dieses mal aber keine Antwort.
Ich hörte ein Auto vor meiner Wohnung vorfahren und schaute aus dem Fenster, ob es Minho war. Tatsächlich lag ich mit meiner Vermutung richtig und ich versuchte zu erkennen, ob er Hilfe beim Tragen brauchte. Er stieg aus und begann, viele Taschen aus dem Auto zu holen. Es war mehr als nur lustig, ihm dabei zuzusehen, wie er wieder versuchte, alles auf einmal nach oben tragen zu können. Ich schnappte mir meinen Schlüssel und lief ihm im Hausflur entgegen, damit ich ihm einiges an Gepäck abnehmen konnte. Ohne ihn sehen zu können, konnte ich anhand des Lärms genau sagen, dass er sich im ersten Stock befand. Lachend lief ich ihm entgegen und forderte ich ihn auf, mir irgendwas in die Hand zu drücken, was ich nach oben schleppen konnte. Sofort war es um einiges leiser und wir kamen nur leicht außer Atem oben an. Mit einem lauten Stöhnen ließ Minho im Flur alle Sachen fallen, während ich die Taschen behutsamer abstellte. Ich wusste ja nicht, ob eine alte chinesische Vase in einer der Taschen war. "Ich mache uns Kaffee, okay?", fragte ich und ging in die Küche, ohne seine Antwort abzuwarten. Ich spülte kurz die Tassen von heute morgen aus und stellte sie unter die Kaffeemaschine. "Was hast du denn alles geholt?", rief ich in den Flur und Minho erschien im nächsten Moment im Türrahmen. "Hauptsächlich Zeug für die Katzen, noch ein paar Klamotten und Kleinkram. Ich bin mir echt unsicher, wie ich all mein Zeug hier unterkriegen soll. Was sagst du denn dazu, dass wir wirklich zusammen in eine größere Wohnung ziehen?", fragte er mich, während er sich entkräftet auf den Stuhl fallen ließ. Ich wollte es ungern zugeben, da ich meine Wohnung sehr gern mochte, aber für zwei Leute war hier wirklich zu wenig Platz. Selbst ich allein musste schauen, dass ich alles unterbekam. "Wir können uns ja mal umschauen und wenn wir was Passendes finden, dann können wir uns doch spontan entscheiden, oder?", schlug ich ihm vor und er nickte zufrieden.
Ich half Minho dabei, seine Sachen einzuräumen, die er geholt hatte. Wir hatten uns darauf geeinigt, die Tür zum Flur offen zu lassen und dort alle wichtigen Sachen für die Katzen unterzubringen. Soonie sicherte sich sofort einen Platz auf dem kleinen Kratzbaum, den Minho schnell wieder zusammengebaut hatte. Als er den Kater gerade kraulte, rutschte es völlig ungeplant aus mir heraus: "Warst du vor dem ganzen Entführungs-Drama in einer Beziehung?". Etwas überrascht schaute Minho zu mir rüber und begann dann langsam, "Also direkt davor nicht. Ich hatte zwar schon ein paar Beziehungen, aber ich hatte irgendwie immer das Gefühl, dass etwas nicht stimmte und habe mich dann irgendwann getrennt. Und du?", bevor er die Frage an mich zurückgab. "Also Beziehung konnte man das nicht nennen, was ich hatte. Ich weiß auch nicht. Da war ich halt noch echt jung und es war jemand aus meiner Klasse. Aber da kann man nicht wirklich von Gefühlen reden, oder?", fasste ich zusammen. Minho signalisierte mir mit einem Nicken, dass er verstand, was ich meinte. "Wünscht du dir eine Beziehung?", hakte er weiter nach. "Also ich bin jetzt nicht so verzweifelt, dass ich einfach den Nächstbesten nehmen würde. Aber ich kann mir vorstellen, dass ich es sehr genießen würde, mit jemandem zusammen zu sein.", verriet ich ihm und auch das nickte er ab. Dann antwortete er, "Sehe ich genauso. Aber irgendwie wünsche ich mir schon, jemanden fest an meiner Seite zu haben." und nach leichtem Zögern fragte ich, ob es jemanden in seinem Leben gab, mit dem er sich eine Beziehung vorstellen konnte. Er drehte sich etwas von mir weg und sagte schüchtern: "Ja, den gibt es. Aber es ist irgendwie ein bisschen kompliziert, glaube ich. Ich bin mir nämlich nicht sicher, was die Person von mir hält.", während seine Finger weiter in dem dichten Fell des orangenen Katers versanken. Etwas hoffnungsvoll sagte ich ihm, dass er es vielleicht einfach wagen sollte, der Person von seinen Gefühlen zu erzählen und er antwortete, dass er das tun wollte, sobald ein passender Zeitpunkt da wäre. Insgeheim hatte ich irgendwie gehofft, dass er sich zu mir umdrehen und mir seine Gefühle gestehen würde.
Gemeinsam hatten wir uns Abendessen gekocht. Wir hatten den Spaß unseres Lebens, denn wir sangen und tanzten dabei zu lauter Musik. Ich hatte zwar einen kleinen Esstisch in der Küche stehen, aber wir entschieden uns, auf dem Sofa zu essen und dabei einen Film zu schauen. Der wurde allerdings ziemlich schnell nebensächlich, denn wir alberten die ganze Zeit nur herum. Nachdem ich unser Geschirr in die Küche gebracht hatte, zog ich mir schnell im Schlafzimmer meine Jogginghose an, um es gleich auf dem Sofa bequemer zu haben. Ich nahm Minho ebenfalls eine Jogginghose mit und warf sie ihm ins Gesicht. Ohne zu zögern zog er sich direkt vor mir um, da hatte ich nicht mit gerechnet. Ich konnte meinen Blick einfach nicht von ihm nehmen und als er meinen Blick auf sich bemerkte, fragte er, ob er die Hose lieber doch nicht anziehen solle. Ich lachte und wurde schlagartig rot, da es mir irgendwie etwas peinlich war, dass er bemerkt hatte, wie ich ihn anstarrte. Er setzte sich auf dem Sofa nahe neben mich und warf meine flauschige Decke über unsere Beine. Zufrieden ließ ich mich in die Kissen hinter mir fallen uns gähnte. "Bist du müde? Wollen wir lieber ins Bett gehen?", schlug er vor und ich bemerkte erst jetzt, wie müde auch er aussah. Wir machten uns nacheinander schnell im Bad für die Nacht fertig und kuschelten uns unter die Bettdecken. "Wie sagt man denn am besten jemandem, dass man verliebt ist?", griff ich erneut das Thema von vorhin auf. "Gute Frage. Das ist wohl von Person zu Person unterschiedlich.", sagte Minho. "Wie würdest du das am liebsten gesagt bekommen?", wollte ich noch von ihm wissen. "Ich glaube, am liebsten wäre es mir, wenn man mir das einfach ganz ehrlich sagen würde. Ganz direkt und ohne irgendwie drumherum zu reden.", sagte er. Ich wollte am liebsten sagen, dass ich in ihn verliebt bin, doch meine Worte blieben mir einfach im Hals stecken. Immer wieder versuchte ich es, doch immer, wenn ich Luft holte, um es zu sagen, hielt mein Atem an. Wovor hatte ich denn nur so große Angst? Ich rückte nervös auf meinem Kissen hin und her. Minho schaltete die kleine Wandlampe aus und es war komplett dunkel um uns herum. Ich merkte, wie er sich zu mir drehte und seine Hand direkt neben meiner lag. Ich dachte darüber nach, seine Hand zu greifen und sofort kribbelte es wieder in meinem Bauch. Ich war mir wirklich sicher. Ich war in Ihn verliebt. Ich atmete tief ein, hielt kurz den Atem an, während ich die Worte ein letztes mal in meinem Kopf durchging und endlich sprach ich es laut aus: "Minho, ich bin in dich verliebt!".___________________________________________________________________________
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