"Fragmente"
In meinem Kopf drehte sich alles, als ich endlich aus meinem tiefen Schlaf erwachte. Mein Körper war schwach und jede Stelle schmerzte. Mein Herzschlag pulsierte in meiner Stirn und hämmerte mit harten Schlägen gegen den Frontallappen. Meine Augenlider schlugen mehrere male aufeinander, bis ich endlich teilweise meine Umgebung erblickte. Ich lag in einem düsteren Raum. Er war nicht groß und ich konnte außer einer Dusche und einer Toilette auch keine weiteren Möbel erblicken. In was für einem Krankenhaus war ich denn bitte gelandet? Ich wollte meinen Oberkörper aufstemmen, da stieß ich auf einen Widerstand. Schwere Riemen aus Leder legten sich genauso sanft wie bedrohlich um meinen Oberkörper, meine Handgelenke und meine Beine. Noch bevor mein Gehirn einen Zusammenhang zwischen all diesen Gegebenheiten schaffen konnte, fuhr mir wieder eine kurze Sequenz in den Kopf. Mein Körper lag regungslos im Schnee und jemand legte sanft seine Finger an meine Halsschlagader. Ich konnte die leichte Berührung fühlen. Wer war das? Ich drückte mich verzweifelt gegen die Riemen, obwohl mir bewusst war, dass ich mich nicht aus ihnen befreien konnte. Ich schnappte nach Luft, während sich die Panik in mir ausbreitete, wie ein Tropfen Farbe, den man in Wasser träufelte. Ich versuchte mich hin und her zu winden, jedoch kam ich nicht gegen die Fixierung an. Mit tränenunterlaufenen Augen stieß ich einen verzweifelten Schrei aus. Mein Hals schmerzte so sehr, als hätte ich Rasierklingen verschluckt. Ich hörte Geräusche vor der Tür, die zunehmend lauter wurden. Die Tür schwing langsam auf und ich konnte erkennen, dass jemand eintrat. Sofort verstummte ich und atmete tief durch den Mund ein und aus. Leise fiel die Tür ins Schloss und jemand näherte sich mit langsamen Schritten, während er flüsterte: "Ich erkläre dir sofort, wo du bist. Beruhige dich nur etwas.".
Ich drückte meinen Kopf tief in das Kissen und schloss erschöpft meine Augen. "Keine Angst, ich tu dir nichts, ich will nur deinen Puls messen.", sagte mein Gegenüber, bevor er sich langsam über mich beugte und seine Finger an meinen Hals drückte. Seine Berührung lies mich erstarren und gab mir trotzdem einen Funken Sicherheit. Seine Haut auf Meiner fühlte sich alles andere als fremd an. Ich erinnerte mich an die Sequenz, die mir eben in den Kopf kam und fragte ihn mit zitternder Stimme: "Du hast das schon mal gemacht, oder?". Er lies seinen Blick auf dem Ziffernblatt seiner Uhr verweilen und blieb stumm. Seine Finger lösten sich langsam von mir. Er trat an das Fußende des Bettes, rollte einen kleinen Hocker neben das Bett und setzte sich sanft darauf. Seine Finger fuhren nervös über die Naht seines Ärmels und er blinzelte nicht, während sein Blick gedankenverloren seine eigenen Bewegungen verfolgte. Er öffnete leicht seinen Mund, als würde er etwas sagen wollen, schloss diesen aber dann mit einem leichten Kopfschütteln wieder, bevor er mir mit einem verzweifelten Blick tief in die Augen sah. Die Atmosphäre in dem kleinen Raum war angsteinflößend, jedoch strahlte dieser Mann etwas aus, was mich glauben lies, dass ich ihm vertrauen konnte. Da er überfordert damit war, einen Anfang für seine Erklärungen zu finden, bat ich ihn leise darum, mir zu sagen, wo genau ich mich befand und endlich begann er zögernd, mir seine Antwort entgegenzuflüstern: "Ich bin mir nicht sicher, wie ich dir das alles glaubhaft erklären soll. Wir müssen vorsichtig sein. Du darfst niemanden wissen lassen, dass ich dir etwas erzählt habe, ansonsten sind wir beide schneller tot, als uns lieb ist.". Ich wollte nicht wahrhaben, was er da geäußert hatte. Jemand würde uns umbringen? Dann war das hier anscheinend wirklich kein normales Krankenhaus. Er nestelte weiter an seinem Ärmel und seufzte leise. Sein Blick wanderte unsicher zur Tür und er sprach leise weiter: "Du erinnerst dich wahrscheinlich nicht daran, was dir passiert ist. Ich kann dir jetzt bestimmt nicht viel erzählen, weil wir überwacht werden. Wir sind beide nicht freiwillig hier, aber ich verspreche dir, dass ich uns hier raus hole. Vertraue niemandem außer mir!". Ich konnte mich wirklich kaum erinnern. Ich wusste nur noch, dass ich mich mit meinem Auto überschlagen hatte, als ich auf dem Weg nach Hause war. "Wieso sind wir hier?", fragte ich und die Antwort lies einen kalten Schauer über meinen Rücken wandern: "Wir wurden beide verschleppt. Du hattest einen Autounfall und ich habe gerade erste Hilfe geleistet, als uns zwei vermummte Männer überwältigten und in einen Lieferwagen zerrten. Ich habe nur überlebt, weil ich Krankenpfleger bin und sie mich hier gebrauchen konnten. Ich habe die Aufgabe, dich zu überwachen und medizinisch zu versorgen.". Mein Atem setzte mehrere Sekunden lang aus. Vor der Tür schien sich jemand dem Zimmer zu nähern, also stand der Mann mit den dunklen Haaren hastig auf und schnappte sich schnell das Klemmbrett vom Fußende meines Bettes, während er mir noch schnell befahl, meine Augen zu schließen. Ich tat, was er mir sagte und schon schwang die Tür auf. Eine dunkle, raue Stimme sprach ihn an: "Ist er endlich aufgewacht?", woraufhin er antwortete: "Nein, er ist noch immer am schlafen. Sein Kreislauf stabilisiert sich langsam, ich habe soeben seine Vitalwerte überprüft. Ich schlage vor, dass ich ihm eine intravenöse Infusion mit Natriumchloridlösung lege.". Nachdem dies von der dunklen Stimme bestätigt wurde, schloss die Tür sich wieder und ich wartete auf ein Zeichen, dass ich meine Augen wieder öffnen konnte. Sanft legte sich seine Hand auf meinen Unterarm und ich suchte seinen Blick. "Wie heißt du?", wollte ich von ihm wissen und er flüsterte mir sanft lächelnd entgegen: "Ich bin Minho. Freut mich, dich endlich kennenzulernen.".
In meiner rechten Armbeuge entstand das typische unangenehme Druckgefühl, als die dünne Nadel langsam in meine Vene fuhr. Ich hasste den Moment, wenn die Haut durchstochen wurde und wendete daher meinen Blick von meinem Arm ab. Der Stauschlauch löste sich von meinem Arm und vorsichtig fixierte Minho die Kanüle mit Pflastern. Ich schaute mir kurz die unangenehm pulsierende Stelle an und holte einmal tief Luft. Während ich langsam ausatmete, fiel mir die schwarze Farbe an der Außenseite meines Unterarms auf. Ich versuchte meinen Arm weiter zu drehen, um erkennen zu können, was dort stand. Ich kniff meine Augen etwas zusammen, da sagte Minho leise: "028. Das ist deine Nummer.". Fragend sah ich zu ihm auf und wartete ab, dass er mit seiner Erklärung fortfahren würde. "An dir wurden Experimente durchgeführt. Du bist das 28. Versuchsobjekt.", sagte er, während seine Augen glasig wurden. "An mir wurden Experimente durchgeführt?", vergewisserte ich mich ungläubig und Minho nickte stumm, bevor er einige lange Sekunden später weiter ausholte: "Sie versuchen Tierhybride für das Militär zu erschaffen.". Alles um mich herum verstummte, nur das Rauschen in meinen Ohren wurde unerträglich laut. Alles in meinem Kopf begann sich zu drehen und schmerzlich machten sich einige Fragmente an Erinnerungen in mir breit. Verzweifelte Schreie waren zu hören und Blut spritzte gegen die Glasscheibe vor mir. Ich wand mich im Wasser hin und her und nahm die vielen Schläuche wahr, die in meinem Körper steckten. An meinem Kopf spürte ich einen leichten Widerstand. Ich schaute Minho an und fragte nervös: "Mein Kopf. Was war an meinem Kopf?", denn ich hatte das Gefühl, dass noch immer etwas dort war. Langsam kam er auf mich zu. Zärtlich strich er mir einige Haarsträhnen aus der Stirn und lies seine Finger weiter nach oben wandern. "Du meinst dein Geweih?".___________________________________________________________________________
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