"Das erste Verhör"
Ich nahm auf dem Stuhl Platz, der vor dem großen schweren Schreibtisch stand und steckte meine Hände zwischen meine Oberschenkel und die Sitzfläche. Es war angenehm warm hier drin, doch trotzdem legte sich eine Gänsehaut auf meinen Oberkörper. Die Beamtin hatte mich in den Raum begleitet, forderte mich dann auf, Platz zu nehmen und auf ihren Kollegen zu warten, bevor sie mich allein lies. Es fühlte sich furchtbar an, allein hier in dem kleinen Büro zu sitzen, denn es verunsicherte mich immens, dass ich nicht genau wusste, was auf mich zukam. Endlich hörte ich Schritte auf dem Flur und war fast schon enttäuscht, als die Person einfach an der offenstehenden Tür vorbeilief. Meine Fingerspitzen begannen zu kribbeln, weshalb ich sie unter meinen Oberschenkeln hervorzog und stattdessen zwischen diese steckte. Angespannt hob ich meine Schultern an und machte den Rest meines Körpers auf dem Stuhl ganz klein. Ich wünschte mir so sehr, dass Minho neben mir sitzen würde, aber es war einfach sicherer, wenn er nicht aussagte. Er hatte keine Informationen, die ich nicht auch hatte, also würde es keinen Unterschied machen. Leise schob sich die Tür noch ein kleines Stück weiter auf, bevor sie geschlossen wurde. "Hallo. Sie sind für eine Zeugenaussage hier?", begrüßte mich der junge Mann mit einem freundlichen Lächeln, das einigermaßen vertrauenswürdig auf mich wirkte. Hektisch stand ich auf und verbeugte mich vor ihm, bis ich ihm bestätigte, dass es richtig war, was er gesagt hatte. Er bat mich, wieder Platz zu nehmen und ging um den Schreibtisch herum, an dessen anderer Seite er sich ebenfalls setzte. Aus einem Stapel Unterlagen zog er einen Block heraus und fischte einen Kugelschreiber aus einem abgenutzten Becher. "Dann erzählen Sie mal los..", forderte er mich auf und stütze die Hand auf den Block, bereit, um alles zu notieren.
"Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht so richtig, wo ich anfangen soll.", begann ich zu erklären und bekam ein ermutigendes Nicken, was mich erneut Luft holen lies: "Also dieses Forschungslabor lief wohl unter Leitung einer gewissen 'Eria Coon', aber ich bin mir nicht sicher, ob das überhaupt ihr echter Name ist. Naja, auf jeden Fall hat sie Unfallopfer entführen lassen, an denen dann Experimente gemacht wurden, um Tierhybride zu erschaffen.". Während ich das so sagte, hielt ich meine Worte selbst für absolut unglaubwürdig. "Es tut mir leid, das muss sich alles so verrückt anhören..", flüsterte ich dem Mann zu. Es machte mich nervös, dass er noch nicht begonnen hatte, irgendwas aufzuschreiben. Er grübelte einen Moment und sagte dann ehrlich: "Wenn ich nicht wüsste, was in dem Labor gefunden wurde, hätte ich Sie vermutlich auch in eine Klinik einweisen lassen. Aber ich habe davon gehört, dass man dort verrückte Dinge gesehen hat, also glaube ich Ihnen und Ihren Worten. Können Sie mir bitte kurz erläutern, was genau das für Experimente waren?". Mein Puls verlangsamte sich leicht, nachdem er sagte, dass er mir glauben würde, also erzählte ich ihm alles, was ich wusste. Die Glastanks, in denen wir künstlich versorgt wurden, die veränderten Hormone, die uns gespritzt wurden und die medizinische Versorgung, die nach meinem Erwachen geleistet wurde. Ich erzählte ihm, für welchen Zweck die Hybriden eingesetzt werden sollten, dass ich vermutlich das 28. Experiment war und welche Tierarten man versuchte in unsere DNA einzukreuzen. Ich verlor kein einziges Wort über Minho. Ich hielt es nach wie vor für zu riskant, ihn zu erwähnen. "Wie war es Ihnen möglich, da rauszukommen?", fragte er mich mit einem leichten Unterton als nächstes. Ich konnte es ihm nicht übelnehmen, dass er etwas an mir zweifelte, schließlich saß ich hier wie ein Häufchen Elend und sah alles andere als mutig oder willensstark aus. "Ein Experiment ist aufgewacht und hat alles kurz und klein geschlagen. Es.. oder besser gesagt, ER.. wurde mit mehreren Schüssen von einem der Wissenschaftler getötet.", erklärte ich und sah den halbtoten Mann vor meinem inneren Auge, den wir damals zurücklassen mussten. "Sind Sie gemeinsam mit dem Mann geflohen?", hallte es von meinem Gegenüber und sofort brach ich in Tränen aus. Schluchzend versuchte ich ihm zu antworten: "Nein, er hat nicht überlebt. Er ist elendig verblutet und ich konnte ihn nicht retten!": Ich kniff meine Augen zusammen und ließ meinen Kopf kraftlos fallen. Mein Wimmern wurde immer lauter, bevor meine Tränen nur noch lautlos über mein Gesicht rollten.
Der Beamte hatte mir ein paar Minuten Zeit gegeben, mich zu beruhigen. Danach stellte er mir noch unendlich viele Fragen, die ich versuchte, so gut und ausführlich zu beantworten, wie es mir in meiner derzeitigen Verfassung möglich war. Mein Zeitgefühl hatte mich verlassen und ich konnte absolut nicht einschätzen, wie lange ich hier schon saß. Ich hoffte, dass ich bald gehen konnte, denn Minho saß die ganze Zeit über draußen im Auto und fror vermutlich mittlerweile ziemlich doll. "Ich habe noch eine letzte Frage, dann können Sie gehen.", versprach mein Gegenüber. Hoffnungsvoll sah ich ihn an und wartete, was diese Frage sein würde: "Haben Sie irgendwelche Beweise für das, was passiert ist?". Ich überlegte nicht lange, da zog ich eilig meine Jacke aus und schob den Ärmel meines Hoodies nach oben. Ich lehnte mich ein Stück nach vorn, um ihm die drei Zahlen an der Außenseite meines Unterarms besser präsentieren zu können. Der Polizist bat mich darum, ein Foto davon machen zu dürfen und ich stimmte ihm zu. Ich hörte, wie er den Auslöser mehrere male betätigte, dann schaute er kurz auf das Display und legte das Smartphone zur Seite. Gerade wollte er schon ein paar Abschlussworte sagen, da unterbrach ich ihn: "Da ist noch was. Man kann noch die Stellen sehen, an denen mein Geweih gewachsen ist.". Schüchtern nahm ich meine Mütze ab, sortierte meine Haare zur Seite und streckte ihm meinen Kopf entgegen. Er erhob sich etwas von seinem Stuhl und schaute fasziniert auf mich herab. "Abgefahren", murmelte er leise und ich konnte seine unprofessionelle Äußerung in diesem Augenblick total nachvollziehen. Ich selbst hätte auch keine besseren Worte dafür gefunden. Schnell machte er auch von meinem Kopf mehrere Fotos und ließ sich schwungvoll in den Stuhl sacken. "Was passiert nun?", fragte ich mit einem mulmigen Gefühl. "Vorerst können Sie gehen. Wir stellen noch weitere Untersuchungen an und werden Sie eventuell noch ein paar mal für Aussagen einladen. Schreiben Sie mir bitte Ihre Kontaktdaten auf?", sagte er und schob mir Zettel und Stift rüber. Zitternd schrieb ich ihm alles auf und legte fast geräuschlos den Stift nieder. "Vielen Dank für Ihre Zusammenarbeit, wir werden uns melden. Kommen Sie gut nach Hause!", verabschiedete er sich von mir und nachdem ich mich höflich verbeugt hatte, eilte ich aus dem Gebäude.
Langsam zog ich die Tür des Autos auf und stieg vorsichtig ein. Minho war anscheinend eingenickt. Seine Augen waren geschlossen, sein Mund ein kleines Stück geöffnet und die Arme hatte er auf dem Schoß liegen. Behutsam legte ich meine Hand auf seinen Oberschenkel und flüsterte ihm zu: "Minho? Ich bin wieder da.". Mit einem fragwürdigen Geräusch erschrak er und blickte mit halbgeöffneten Augen zu mir herüber. Als er realisierte, dass ich zurück war, lächelte er sanft und fragte: "Und? Was wollten die alles wissen?". "Die wollten einfach alles wissen und sie wollen mich eventuell nochmal sprechen. Ich war so nervös, dass ich wahrscheinlich sowieso vergessen habe, die Hälfte an wichtigen Infos zu erzählen.", lachte ich ihm entgegen. Müde lächelte er mich ebenfalls an, streckte sich und legte seine Hand um den Schlüssel, der nach wie vor im Zündschloss steckte. Nachdem er ihn umgedreht hatte, sprang der Motor des Autos an und der Bildschirm seines Handys leuchtete auf. Mit Erschrecken stellte ich fest, dass es bereits 4:19 Uhr war. "Es tut mir so leid, dass du so lange in der Kälte warten musstest.", sagte ich schuldbewusst, doch Minho tat das mit leichtem Kopfschütteln ab. "Nicht schlimm, da kannst du doch nichts für. Aber zuhause musst du ganz doll mit mir kuscheln, damit mir endlich wieder warm wird.".
Wir brauchten etwa eine halbe Stunde bis nach Hause. Während der Fahrt hatte Minho die Heizung aufgedreht, dass es mir irgendwann vorkam, wie in einer Sauna. Ich beschwerte mich aber nicht, schließlich hatte ich es zwischendurch schön warm in dem kleinen Büro. Müde schlüpften wir aus unseren Schuhen und hängten unsere Jacken an die Garderobe, bevor wir völlig entkräftet auf unser gemütliches Bett zusteuerten. Noch immer war mir unglaublich heiß, deshalb zog ich meine Jogginghose aus, bevor ich mich unter die weiche Bettdecke legte. "Danke, dass du das mit mir gemacht hast.", merkte ich noch kurz an, bevor ich näher an meinen Freund rutschte. "Ist doch selbstverständlich, mein Schatz.", antwortete er und brachte mich mit dem Spitznamen zum Lächeln. Noch immer war Minhos Haut kühl, also legte ich mein Bein quer über ihn und rieb mit meiner Hand seinen Oberarm entlang, um ihn aufzuwärmen. Aus Spaß übertrieb ich mit meinen Bewegungen, sodass mein Körper ungehalten auf ihm rumwackelte. Mit geröteten Wangen sagte Minho: "Ji, dein Bein liegt da etwas.. ungünstig.", und erst jetzt merkte ich, woran genau ich mein Bein bei diesem Rumgealber versehentlich gerieben hatte. Etwas halbwegs Hartes drückte gegen meinen Oberschenkel und verlegen schob ich mein Bein ein Stück weiter nach unten. Sofort legte Minhos Hand sich fest um meinen Oberschenkel, zog ihn wieder nach oben und drückte sein Becken dagegen, bevor er begann, mich zu küssen. ___________________________________________________________________________
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