
11.Kapitel
»You are never too old to set another goal or to dream a new dream.« ~ C.S. Lewis
Ámbar
Meine Hoffnung war ein Traum. Ein Traum, den ich wahr machen wollte.
Diese Nacht hatte ich von Simón geträumt. Davon, wie wir gemeinsam unter einem Baum saßen und auf einen See blickten. Nun stand ich vor meinem Spiegel und betrachtete einen kleinen Zettel, welcher sich in meiner Hand befand.
Auf diesem Zettel stand Simóns Handynummer, die er mir am gestrigen Abend gegeben hatte, bevor er gegangen war und ich haderte mit mir selbst, ob ich ihn bereits jetzt schon anrufen sollte.
Es war bereits Nachmittag, als ein Klopfen meine Gedanken unterbrach und mein Vater hinter der Tür zum Vorschein kam. Schnell versteckte ich den Zettel in meiner Hosentasche und räusperte mich.
"Ja?", fragte ich ihn und verschlüsselte meine Arme ineinander. Mein Vater seufzte und ließ seinen Blick umherschweifen.
"Ámbar, ich muss mit dir reden", erwiderte er und bedeutete mir, mich zu ihm zu stellen. Mutig lief ich ein paar Schritte auf ihn zu und wiederholte Simóns Worte in meinem Kopf. Du bist stark, Ámbar.
Die plötzliche Ruhe meines Vater verwirrte mich. Üblicherweise sprach er zornig - nie ruhig.
"Was willst du mir denn sagen?", murmelte ich misstrauisch und zog meine Augenbrauen in die Höhe.
"Ich werde für einige Wochen verreisen. Eine Geschäftsreise mit ein paar Freunden und mit deiner Tante", antwortete er fast flüsternd und mir wurde der Sinn des Gespräches klar. Wieso hatte ich auch geglaubt, dass er sich nach meinem Wohlergehen erkundigen wollte?
Früher dachte ich immer, dass sich alle Menschen ändern können - auch die Menschen, denen etwas furchtbares widerfahren ist - aber offensichtlich hatte ich mich bei meinem Vater zumindest getäuscht.
Gerne würde ich ihn in die Arme nehmen, würde ihm gerne zeigen, dass er mir etwas bedeutete, trotz allem was geschehen war, doch ich konnte nicht, weil er es nicht zulassen würde.
"Ich verstehe schon. Alles klar", entgegnete ich stattdessen, da ich wusste, wie unangenehm es ihm war auf diese Weise mit mir zu sprechen.
Wir sprachen nie besonders viel. Wenn wir uns unterhielten, ging es ausschließlich um seine Arbeit oder darum, was mir nicht zu stand.
Wir beide waren voller unsichtbarer Narben, doch nun verstand ich, dass jeder anders damit umging.
"Gut. Bis dann, Ámbar", sagte er und ich spürte die Schroffheit in seinen Worten. Mein Vater verließ mein Zimmer und ich seufzte.
Als ich sieben Jahre alt war, hatte ich eine Vase zerbrochen, die mir unglaublich gefiel.
Ich war unheimlich traurig und meine Mutter hatte mir daraufhin erzählt, dass es viele kaputte Vasen auf der Welt gibt. Manche von ihnen bleiben für immer so, aber andere können voll und ganz geheilt werden, wenn man ihre Scherben nur richtig zusammensetzt. Sie kaufte mir Kleber und ich schaffte es die Vase zu heilen.
War mein Vater eine kaputte Vase?
Ich verbrachte lange Zeit mit diesem Gedanken und begann ein wenig anders über ihn zu urteilen.
Simón versuchte ich währenddessen immer wieder zu erreichen, allerdings ohne jeglichen Erfolg.
Beim zehnten Mal wurde seine Mailbox unerträglich für mich und ich warf mein Handy frustriert auf mein Bett.
Ich wollte ihn nochmals treffen und mit ihm gemeinsam über meinen Papá sprechen, da ich es allein mit diesen Gedanken nicht mehr aushielt, aber der Mexikaner schien vielbeschäftigt zu sein.
Ich lief in meinem Zimmer auf und ab und überlegte, aus welchem Grund es mich überhaupt so wahnsinnig machte, dass Simón nicht an sein Handy ging. Seufzend schüttelte ich meinen Kopf und beschloss dem Garten einen Besuch abzustatten.
Mein Vorhaben setzte ich in die Tat um, ging raus und genoss die Nachmittagssonne, welche bedächtig meine Haut küsste.
Ich kniete mich vor ein paar Blumen und pflückte mir eine schöne blaue Blume für mein Zimmer.
Sie roch traumhaft und schenkte mir zumindest kurzzeitig Ruhe.
"Eine schöne Blume", schmunzelte plötzlich eine mir vertraute Stimme. Ich hatte ihn nicht kommen hören und umso überraschter war ich.
"Du gehst nicht an dein Handy, aber tauchst hier so plötzlich auf!", grummelte ich und erhob mich. Der Mexikaner grinste mich breit an und zuckte unschuldig mit seinen Schultern.
"Dachtest du, ich sei wieder nach Mexiko zurück geflogen?", schmunzelte er leicht, auch wenn er wusste, dass mir diese Art Scherz nicht gefiel.
"Nein, das dachte ich nicht", murmelte ich und blickte an ihm vorbei. Sein Grinsen war kaum auszuhalten, noch dazu machte es mich unglaublich nervös.
"Sei nicht beleidigt, Hermosa", lachte er und spätestens jetzt wurden meine Wangen zart rosa. Ich räusperte mich und zog meine Augenbrauen in die Höhe.
"Ich hab außerdem eine plausible Erklärung. Wenn mir die Señorita folgen würde...", lächelte Simón, schnappte sich meine Hand und führte mich aus dem Garten heraus direkt zur Straße.
Was ich dort sah, verschlug mir die Sprache.
Vor mir stand eine wundervolle Pferdekutsche und Simón half mir mit seiner Hand in die Kutsche einzusteigen. Ganz plötzlich wurde mir klar, dass es das war, um was er sich den ganzen Tag gekümmert haben muss.
"Bereit für eine Kutschfahrt in die Abenddämmerung?", fragte er mich.
~☆~
Heeey ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen🙈💖
Gerne Feedback da lassen oder so💝✨
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