Wer will mich, schreibt 123
Mit ruhigem Atem lehnte ich mich an Taes Brust. Wir saßen im lauwarmen Wasser der Badewanne, die ungefähr bis zu einem Drittel gefüllt war. Gewaschen und zufrieden war ich halb liegend halb sitzend zwischen Taes Beinen, die Arme hatte er um meine schmale Hüfte gelegt. Ich ließ meinen Kopf auf seine Schulter zurück rollen und seufzte gelassen.
Das war mal wieder ein Orgasmus gewesen, halleluja. Ganz gezittert hatte ich, als ich in Tae gekommen war. Hatte sich auf einem anderen Level intensiv angefühlt und teilweise war es gewesen, als wären wir zu einem Körper zusammengeschmolzen. Wirklich, ur crazy, ich hatte gedacht ich wäre Tae. Verrückt. Lag wahrscheinlich auch noch am Spliff tho.
Und jetzt fühlte ich mich irgendwie auf einer ganz tiefen Ebene verbunden mit ihm. Ja, wir chillten miteinander, sexten und philosophierten, aber jetzt hatte ich ein Gefühl, als wären wir nicht mehr nur zwei random Menschen, die sich eben gut verstanden. Für einige Momente waren er und ich eins gewesen und diese Verschmelzung ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Er war jetzt ein Teil von mir.
"Ist das Lini, die da schnarcht?", wollte Tae wissen. Ich spitzte meine Ohren, da ich bis eben gar nichts Verdächtiges gehört hatte. Aber ja, da schnarchte sie tatsächlich.
"Ja, das ist sie. Dünne Wände"
"Lol"
Ich legte meine Hand auf sein gerötetes Knie und streichelte ihn. Taehyung. Sein erster Spitzname war Tae, die erste Ableitung also. Es war Zeit für die zweite Ableitung seines Namens. Und das wäre dann wohl T (Englisch ausgesprochen natürlich). f(x)=Taehyung; f'(x)=Tae; f''(x)=T. Eine schöne mathematische Abhandlung seines Namens.
"Hey T", weihte ich den neuen nickname ein.
"Yo JK", erwiderte er swaggy.
Und das Folgende sagte ich einfach, ohne groß nachzudenken. No risk, no fun, ihr wisst.
"Sei mein Freund", bat ich Tae, während mein Finger Kreise um seine Kniescheibe zeichnete.
"Hm", machte er nur und krümmte seinen Hals etwas, um mir ein Bussi auf die Schläfe zu geben, "Ich weiß nicht"
Perplex drehte ich meinen Kopf zu ihm. Er wusste nicht? Was meinte er denn damit?
"Was weißt du nicht?", leitete ich die Frage aus mir raus.
"Ob ich dein Freund sein will. Bin eigentlich nicht so für Beziehung"
Okay, das kam irgendwie doch unerwartet. Er wollte keine Beziehung an sich haben. Damit hatte ich echt nicht gerechnet jetzt...Aber ja, ich durfte eben nicht nur wegen meiner Gefühle auf seine schließen. Beziehungsweise mich selbst überschätzen, nur weil es grad so gut zwischen uns lief. Hm, paar Gedanken mehr für dieses Thema hätten mir wohl davor auch nicht geschadet. Aber egal, it is, what it is.
"Warum magst du keine Beziehung? Du hattest noch nie eine, oder?"
"Ja, hatte ich nicht...", bestätigte Tae etwas zögerlich, "Und, na ja, ich weiß nicht, aber ich finde den Gedanken etwas scary, to be honest. Also in einer Beziehung zu sein"
Bei diesen Worte rappelte ich mich auf und drehte mich um, sodass ich sein Gesicht und Mimik gescheit sehen konnte. Dieses Gespräch fühlte sich nämlich wichtig an, also wollte ich auch aufmerksam dabei sein, damit ich ihn verstehen konnte.
"Erklär's mir, bitte"
"Gut, also, kannst dich noch erinnern, was ich dir vom Georgi unserem Physiklehrer erzählt hab?"
"Ja, dein erster crush und Liebeskummer. Ah, meinst du das, weil du hast dann auch gesagt, du willst nicht, dass dir jemand ins Leben pfuscht oder so. Dass du lieber für dich allein bleibst"
"Mh ja. Das war halt so ein Scheiß damals...Gar keinen Bock, das wieder erleben zu müssen"
Ah, jetzt kapierte ich's langsam. Taehyung zögerte, sich auf eine Beziehung einzulassen, weil er Angst hatte, dass es kaputt gehen würde und er dann trauriger als vorher allein dasitzen würde. So war es ihm bei seiner ersten Liebe gegangen und die negative Erfahrung hatte ihn vorsichtig gemacht. War voll verständlich für mich, trotzdem spürte ich in dem Moment den Unterschied zwischen uns beiden. Auch meine erste Liebe war zerbrochen und es war noch gar nicht so lange her. Dennoch flackerte die Leidenschaft in mir schon für den nächsten Menschen auf und anders als Tae war ich bereit, mich dem Feuer hinzugeben. Hm, mal schauen, ob ich ihm die Angst vielleicht nehmen konnte.
"Taehyung", nannte ich ihn sanft beim Namen und legte eine Hand auf seine Wange. Ich wollte eigentlich weiterreden und ihm gut zusprechen, aber mir fielen keine Worte ein.
"Was?"
"Ähm, keine Ahnung...", sagte ich planlos, "Du..."
Mir fiel halt echt nichts ein. Was hätte ich ihm auch sagen können? Ich konnte ihm nicht versichern, dass eine Beziehung zwischen uns lange halten würde. Bei Miri hatte ich ja auch noch geglaubt, ich würde bis als Opi mit ihr zusammen sein und hier saß ich jetzt in der Badewanne, vollkommen verschossen in einen Künstlertyp. Aber ich konnte ihm nicht versprechen, dass ich ewig so für ihn empfinden würde. Heute mochte mein Herz für ihn schlagen, aber ob es morgen genauso war konnte ich beim besten Willen nicht garantieren. Dass er eine Beziehung einfach riskieren sollte, wollte ich ihm auch nicht sagen. Woher hatte ich das Recht, ihm in seine Entscheidung reinzureden? Hatte ich nicht, das konnte nur er. Tja, und so verkleinerten sich die Optionen, was ich jetzt zu ihm sagen könnte.
"Egal", meinte Tae und zuckte mit den Schultern, "Was willst du eigentlich von mir?"
"Eine Beziehung fände ich schön", fand ich wieder zu den Worten zurück.
"Warum?"
"Na ja, ich mag das Konzept von Beziehung einfach. Man geht auf Dates, macht kleine Überraschungen, hört einander zu und hält zusammen. Und...ich mag dich halt wirklich. Würde dich gern lieben"
"Du kannst mich auch so lieben. Ohne Beziehung"
"Fühle mich aber sicherer in einer Beziehung. Und...was willst du denn von mir?"
Daraufhin schwieg Tae kurz. Er dachte anscheinend nach, hatte den Blick auf das kühler werdende Badewasser gerichtet, während ich gespannt auf seine Antwort wartete. Ich hatte nämlich ganz schön viel von meinen Gefühlen preisgegeben und war ganz ungeduldig zu erfahren, was er davon hielt. Würde dich gern lieben. Jeez, das war vielleicht etwas zu viel des Gutes gewesen. Na ja, aber die Ehrlichkeit war zumindest nicht schlecht.
"Ich mag's, mit dir Zeit zu verbringen. Wie auch immer diese verbrachte Zeit aussieht, irgendwie gefällt es mir jedes Mal. Und...", stoppte Tae kurz und ringelte eine seiner krausen Locken um seinen Finger, "Das macht es auch somehow scary"
"Wieso?"
"Weil ich dich auch mag. Aber gleichzeitig will ich dich nicht mögen, weil ich dann nicht mehr so unabhängig bin. Will nicht verletzt werden"
"Ja, ich verstehe. Man, ich würd dir wirklich gern sagen, dass ich dich lange genug mögen werde. Aber das Wissen hab ich nicht"
"Ich weiß, ich weiß. Ich mein, ich find meine Gedanken auch irgendwie dämlich. Da erzähl ich dir von Veränderung und das alles in Bewegung ist, der Kreis des Lebens und dann scheiß ich mich vor der Zukunft und genau dieser Veränderung an. Man, bin echt nicht stolz auf mich grad", kritisierte Taehyung sich und ließ enttäuscht von sich selbst den Kopf hängen. Schnell beugte ich mich vor und streichelte seine Wange.
"Hey, ist doch okay", versuchte ich, ihn aufzumuntern und stellte wieder Augenkontakt her, "Die Theorie ist meistens leichter, als es in der Praxis dann umzusetzen. Und deine Gedanken sind nicht dämlich. Gedanken kommen, wie sie eben wollen. Jeder ist okay"
Tae sah mich lang an, ohne etwas zu erwidern. Mit seinen großen, ungleichen Augen hatte er mich fixiert und rührte sich sonst nicht. Oh, was nur in seinen Kopf jetzt abging, wie gern hätte ich es gewusst. Hey, aber wenn ich es wissen wollte, konnte ich ja einfach fragen lol.
"Was denkst du?"
"Ich denke, jeder Gedanke ist okay und wow, Jeongguk ist bewundernswert", antwortete er gerade hinaus, was mich dann doch ein wenig schüchtern werden ließ.
"Danke", fiepste ich und stupste die Spitzen meiner beiden Zeigefinger aneinander.
"For real, du lebst so im Jetzt, find ich echt cool"
T lächelte mit seinen breiten Bäckchen, woraufhin das Lächeln sich auf mich ausbreitete. Das war wirklich schön zu hören, dass er das cool an mir fand. Dass er mich bewundernswert fand. Mh, tat gut im Herzen.
"Anyway", wechselte Tae das Thema, "Ich lehne deine Beziehungsanfrage hiermit nicht ab oder so"
"Beziehungsanfrage? Klingt ja wie auf MovieStarPlanet damals", kicherte ich heiter.
"Haha ja, stimmt. Jedenfalls, wär's okay für dich, wenn wir weiterhin einfach so viben wie bisher?"
"Ja, ist okay", stimmte ich lächelnd zu, da ich noch immer ganz beflügelt davon war, dass er mich bewundernswert fand, "Kein Stress, der Kreis dreht sich schon von selbst weiter, wenn die Zeit kommt"
T nickte mit lächelnden Augen und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. Wenn er noch Zeit brauchte, konnte er die ruhig haben. Ich war froh, dass er das Ding wenigstens mit mir durchgesprochen hatte, so kannte ich mich aus, worüber er sich Sorgen machte. Er öffnete sich und ließ dadurch Licht hinein.
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