mutual insecurities
T und ich wanderten durchs Dorf, er schob die Flugmaschine auf einem großen Wagen vor sich her, ich trug Bretter, Hammer und Nägel für die Rampe. Zuhause hatten wir uns noch ein fettes Frühstück reingehaut, dann waren wir auch schon losmarschiert. Ja, im Dorf tat sich nicht viel, die waren wohl alle am Arbeiten um zehn am Vormittag.
"Die Flügel hast du gut bespannt, sieht stabil aus", meinte ich und sah zu T, der dick eingepackt in seinen Wintermantel mit Schal war.
"Thanks. Wir werden sehen, was passiert"
"Wird funktionieren. Ah ja und danke für die Nachricht heut Früh. Tat gut"
"Kein Problem. Hab mir gedacht, dass du dich vielleicht sicherer fühlst, wenn ich dir schreib"
"Ja, war echt so"
"Wie geht's dir jetzt eigentlich so damit? Also, ich mein diesen struggle, den wir vor Kitzbühel besprochen haben, mit dem drive unserer Beziehung"
"Na ja, also...", überlegte ich kurz und wollte grad schon anfangen, an der Haut an meinen Nägeln zu ziehen, aber ich konnte mich beherrschen. Hätte sowieso keine Hand frei gehabt. "Es ist schwierig. Ich arbeite daran. Zum Beispiel heute in der Früh, ich war schon kurz besorgt, wo du warst. Aber ich hab mich selbst aufgefangen, bisschen geatmet und ja, ich bin nicht in anxious Gedanken abgeslidet...Aber ich weiß nicht, meine erste Reaktion war halt schon ängstlich"
"Das ist okay, kj. Sowas braucht Zeit. Aber ist doch ein riesen Fortschritt, wenn du dich selbst beruhigen konntest"
"Findest du?"
"Ja. Bin sehr stolz auf dich"
T sah mich mit seinen liebevollen Augen an und ich spürte die Zärtlichkeit in seinem Blick. Er meinte das ernst. Er war wirklich stolz auf mich. Mit leicht flattriger Brust begann ich zu lächeln und fühlte ich sofort besser. Stimmte ja, das war ein Anfang, ich besserte mich schon. Das brauchte halt Zeit, aber die hatten wir ja.
"Danke, Tae. Und ja, da muss ich sagen, war Kitzbühel schon hilfreich. Also vor allem die Gespräche und das Sterneschauen mit Martha. Da hab ich gecheckt, wie absurd ich mich teilweise verhalten hab. Das tut mir wirklich leid, das war nicht in Ordnung"
"Ist okay, passiert"
"Nein, das sollte nicht passieren. Ich hab eindeutig Grenzen überschritten. Das eine Mal, als du raus wolltest und ich dir die Tür zugehalten hab. Weißt du noch?"
"Ja, klar"
"Ich hab gesagt, ich bring mich um, wenn du mich verlässt. Bitte vergiss das. Ich hab nicht daran gedacht, in was für eine Lage dich dieser Satz bringt. Mein Leben hängt nicht von dir ab. Wenn du mich irgendwann verlassen willst, tu es. Ich werde schon klar kommen, muss ich. Will dich zu nichts zwingen oder überreden"
Darauf war T einige Zeit lang still, schob nachdenklich den Flugglider vor sich her. In mir kamen schon leise Zweifel auf, dass er vielleicht jetzt, wo ich keinen angekündigten Suizid bei einer Trennung mehr hatte, wirklich Schluss machen wollte. Doch ich wehrte mich auch gegen diese Gedanken vehement und blockte sie ab. T liebte mich, ich vertraute ihm. Ich durfte zumindest daran nicht zweifeln.
"Danke, dass du das sagst", sprach T schließlich und ich wartete etwas nervös auf seine Antwort, "Das...ist schon etwas, das mich oft bedrückt hat. Du weißt, ich brauch meine Freiheit. Ich mag Entscheidungen nicht, aber noch schlimmer finde ich es, erst gar keine Entscheidung zu haben. Ich will mit dir zusammen sein, weil ich will. Nicht weil ich muss, da du sonst Suizid begehst. Klingt das komisch? Egal, das denk ich halt"
"Ist verständlich...", murmelte ich undeutlich und wurde dann leise.
"Guk? You okay?"
"Hm...", brummte ich, überwand mich dann aber und sprach mein Problem aus, "Ich hab oft Angst, dass du mich verlässt"
"Ich will dich nicht verlassen. Wieso denkst du das?"
"Ich weiß es nicht. Vielleicht weil ich dich so sehr mag. Ich find dich legit so cool und da denk ich mir dann eben manchmal, ja wieso sollte er mich mögen? Ich bin doch never ever so cool wie du. Aber...das ist auch dumm, ich weiß es ja. Ich weiß, dass du mich liebst. Du sagst es mir so oft, zeigst es mir immer. Es...es fällt mir nur noch ein bisschen schwer, das die ganze Zeit in meinem Kopf zu behalten"
"Okay, ich verstehe. Und ja, du hast recht. Ich liebe dich. Die Ewigkeit kann ich dir nicht versprechen, aber es wird schon sehr nahe rankommen. Und ich finde weder dich noch mich cooler. Unsere Dynamik ist cool, wir sind beide cool, Punkt", T machte eine kurze Redepause und ließ die Worte auch erstmal sickern, ließ sie meinen Kopf einnehmen, bevor er weitersprach, "Ich mein, manchmal hab ich auch diese Zweifel"
"Welche?"
"Ja, dass du mich vielleicht nicht mehr magst oder so"
"W-was?"
Dass ich ihn nicht mehr mochte? What the hell, wie kam er denn auf sowas? Das war ja absurd in allen Ebenen. Jede noch so kleine Zelle in meinem Körper simpte des Todes für ihn, war unendlich verliebt in ihn. Ich liebte ihn, das war doch jedem hier klar. Wie konnte er daran zweifeln?
"Das ist komplett unbegründet, ich mag dich so sehr, das wird nicht vergehen. Ich liebe dich wirklich. Zeig ich's dir nicht gut genug?"
"Nein, das ist es nicht. Aber schau, es ist ja dasselbe wie bei dir. Wir haben beide diese Zweifel manchmal und sind unsicher. Ich mein, ich denk es mir eher selten nur, aber ja, es gibt diese Momente"
Ich dachte kurz nach. T verspürte auch manchmal diese Unsicherheit? Das hatte ich gar nicht gewusst. Und anscheinend kam es ihm ähnlich abwegig vor, dass ich manchmal dachte, er würde mich nicht mögen, wie es mir gerade komplett absurd vorgekommen war, dass er von mir dachte, ich möge ihn nicht. Lustig, auf eine komische Art. Wir selbst zweifelten an der Liebe für den anderen nicht, aber gegenseitig konnten wir uns da nicht immer 100 Prozent sicher sein. Ja, wir vertrauten uns, aber vielleicht hatten wir doch noch ein paar Level ups vor uns.
"Wenn du das irgendwann wieder denkst", fuhr ich fort und sah T aufmerksam an, "Kannst du mich einfach anrufen, schreiben, vorbeikommen, whatever. Dann überzeug ich dich vom Gegenteil"
"Gilt für dich genauso"
Für einen Moment trotteten wir wieder schweigend nebeneinander. Irgendwie war das nice. Ich war nicht allein mit meinen anxious Gedanken. Ja, bei mir kam das zwar öfter vor als bei T, aber immerhin verstand er mich. Wir konnten einander helfen.
"Ich glaub", ergriff T wieder das Wort, "Wir kriegen das hin"
"Ich glaub auch"
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