AI means love
Die Party war ganz nett. Patrick, Hannah, Lini und Arian waren da, sonst kannte ich keinen. Finn kam nicht mit, er war übers Wochenende in sein Heimatdorf in Tirol gefahren, family und girlfriend besuchen. Ich hängte mich also die ganze Party über an meine Freunde, selbst wenn ich mich da schnell langweilte und redete auch ein wenig mit unbekannten anderen jungen Leuten. War ja nicht so der dude, der einfach Leute ansprach, aber ich konnte mir jederzeit einen meiner Freunde als Verstärkung holen oder ich wurde selbst angesprochen. Eins musste ich auch sagen, durch die Beziehung mit T war ich schon gesprächiger geworden, das merkte ich vor allem bei dieser Party erneut. Ich war halt so wild drauf an dem Abend, ich fragte das eine Mädchen sogar, ob die Chips, die sie da aß, gut waren. Kaum zu glauben, oder?
Jedenfalls verbrachte ich den Abend und weite Teile der Nacht in irgendeiner mir fremden Wohnung, trank Alkohol und futterte Snacks. Es war eh lustig, auch wenn Lini einmal bisschen flennte wegen irgendwas, nur konnte ich es nicht leugnen, dass ich T vermisste. Warum sonst hätte ich mir grindigen Wodka reinschütten sollen? Wahrscheinlich war er schon zuhause von der Malsession mit seinem Professor. Na ja, aber hier ließen meine Freunde mich nicht so leicht weg. Hannah hatte oft den Arm in meinem eingehackt und schaute lieblich zu mir auf. Da hatte ich jemandem wohl echt gefehlt haha. Ja, meine Freunde waren schon süß, aber irgendwie fühlte ich mich nicht mehr so verbunden zu ihnen. Ich konnte mich mit ihnen unterhalten, Witze reißen und so, aber innerlich dachte ich mir nur, dass diese Stunden komplett bedeutungslos und verschwendet waren.
Als der Abend schließlich vorbei war, war ich heilfroh. Ich schlief felsenfest meinen Rausch aus, war allein im Bett, was sich unrichtig anfühlte. Aber hey, Samstag Mittag hatte ich mein Baby ja wieder.
Wir trafen uns im Starbucks beim Technischen Museum. Mein Schädel fühlte sich noch etwas komprimiert an, hatte wohl gestern etwas übertrieben. Aber es ging schon, ich freute mich einfach nur, T wiederzusehen. Schon lustig, wir waren legit einen Tag nicht beieinander gewesen und ich machte schon so ein Drama draus. Tja, was zusammengehört, sollte man eben nicht trennen.
Als ich beim Starbucks reinkam, sah ich T schon an einem Tisch sitzen. Er hatte seinen geschmeidigen beigen Mantel an und die Haare kräuselten sich in seinem Nacken. Da er mit dem Rücken zu mir saß, konnte er mich nicht sehen. Sonst saßen einige Leute im Café, war ja Mittagszeit. Die schlürften alle ihre Shakes und Tees, verleibten sich den guten Kuchen ein und plauderten. Paar Studenten saßen zum Lernen an ihrem Laptops bei den Steckdosen. Das war eine Sache, die ich gar nicht konnte, Lernen im Starbucks. Da passierte so viel um mich herum, wurde dauernd abgelenkt. Na ja, zum Glück musste ich eh nicht büffeln heute, also tapste ich auf leisen Sohlen zu T heran. Als ich bei ihm war, legte ich meine Hände auf seine Schultern und küsste ihn von hinten auf die Wange. Leider erschreckte er sich nicht, sondern drehte nur lächelnd den Kopf zu mir.
"Hey kj"
"Hi"
Ich schlängelte mich schnell um die Couch, auf der er saß herum, und platzte mich neben ihn auf die federnden Polster. Zwei Teller mit Kuchen standen auf dem niedrigen Glastisch, genauso wie zwei große Papierbecher. Ich schenkte dem Essen keine weitere Aufmerksamkeit, sondern nahm Ts Hände zwischen meine und sah ihn mit einem fröhlichen Lächeln an.
"Hab dich vermisst", meinte ich und streichelte seine langen Finger, "Wie geht's dir?"
"Gut, dir?"
"Supi. Wie war's mit deinem Prof gestern?"
"Interessant. Er hat mir so eine Säure gezeigt, mit der man echt coole Effekte machen kann"
"Nice. Der mag dich wohl echt, wenn er dir so viel Zeit widmet"
"Haha er mag wohl eher meine Kunst, denke ich", erwiderte T lachend und rückte ein bisschen näher zu mir, sodass wir Oberschenkel an Oberschenkel beieinander saßen, "Was hast du so gemacht?"
"War gestern noch fort mit meinen Freunden"
"Oh cool, wie war's?"
"Nice. Arian hat wieder so viel Blödsinn erzählt, ich sag's dir"
"Glaub ich haha"
Wir plauderten lässig weiter, aßen dabei den von T gekauften Kuchen und sippten an den Getränken. Er hatte Strawberry Cheesecake (sein fav) und ein Stück Schokokuchen (mein fav) gekauft, dazu einen Bananen Milchshake für mich und warmen Erdbeertee für ihn. Sehr lieb von ihm, da bekam er gleich noch ein paar mehr Bussis von mir.
Nach dem delikaten Snack beim Starbucks swagten wir rüber ins Technische Museum, wo alles von Eisenbahnen bis künstlicher Intelligenz auf uns wartete. Ich war wirklich gespannt, vor allem auf die AI Ausstellung, die war nämlich neu. Gut, an die anderen Abteilungen konnte ich mich auch nicht mehr gescheit erinnern, mein letzter Besuch war sicher schon sechs, sieben Jahre her und damals hatte ich auch die Hälfte noch nicht verstanden, sondern nur mit großen Augen geglotzt. Heute hätte ich wohl ein paar Beschreibungen für Ausstellungsobjekte selbst schreiben können.
Wir schlenderten also durch die Räumlichkeiten, sahen uns die diversen ausgestellten Sachen an und lasen interessiert die Texte. Es wunderte mich immer wieder, wie breit gefächert Ts Interessen waren. Er hatte als Kunststudent ja eigentlich nichts mit IT und Technik am Hut, aber trotzdem ging er mit genauso neugierigen Augen wie ich herum und fragte mich hin und wieder ein paar Dinge, damit ich sie ihm erklärte. Immer offen für was Neues, das schätzte ich sehr an ihm.
Am Heimweg hatten wir ein interessantes Gespräch. Es war ja common sense, dass durch die Automatisierung und Robotik viele Jobs, die noch von Menschen ausgeführt wurden, auf der Kippe standen. In den Lagerhallen von Amazon schlichtete sicher kein Wesen aus Fleisch und Blut die Pakete mehr, das übernahmen schon lange Roboter, die auf Schienen hin und her fuhren und alles korrekt einordneten. War ja auch praktischer fürs Unternehmen, so ein Robo brauchte keine Leiter aufzustellen, um irgendwo hoch raufzukommen. Der fuhr easy cheesy seine Gliedmaßen aus und stemmte sich mit hydraulischem Druck nach oben. Und die Lagerung war ja nicht der einzige Sektor, wo man Roboter verwenden konnte. In jedem zweiten Supermarkt hatte man schon die Möglichkeit, seine Waren selbst zu scannen ohne Kassierer. Oder auch in Amerika, da fuhren schon die ersten LKWs ohne Fahrerin, steuerten sich selbst durch entsprechende Programme. Ich hatte mal so eine Studie von der Oxford University gesehen und die rechneten damit, dass mindestens 47 Prozent aller Jobs durch Automatisierung und IT bald nicht mehr von Menschen erledigt werden würden. Das musste man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Die Hälfte der Bevölkerung arbeitslos. Und da waren die Jobs, die vielleicht durch künstliche Intelligenz verloren gingen, noch gar nicht mit einberechnet.
Es galt also, ein neues System zu entwickeln. Denn auf Massenarbeitslosigkeit hatte hier wohl keiner Lust, wie wussten alle, wozu das in den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts geführt hatte. Wenn die meisten Menschen also ihr Geld nicht mehr von der Arbeit erhalten konnten, dann musste es halt einen anderen Weg geben. Bedingungsloses Grundeinkommen war ein Begriff, der in diesem Kontext oft fiel. Dass jeder genügend Geld bekam, egal ob angestellt oder nicht. An sich ein ganz nettes Konzept, nur für mich stellte sich irgendwie die Frage, warum es dann überhaupt noch Geld gab. Wenn eh jeder ausreichend hatte und größtenteils Roboter arbeiteten, konnte man ja gleich das Geld abschaffen. Wenn man was zu essen brauchte, holte man es sich eben im Supermarkt, wo alles automatisiert ablief, genauso wie in der Herstellung der Nahrung. Wenn man ein fettes Auto wollte, nahm man es sich halt einfach, die Robos hatten es ja hergestellt und für die war das ja kein Anstrengung. Bisschen der kommunistische vibe war das schon, jeder nahm das, was er brauchte und so, aber hinzu kam, dass man auch das nehmen konnte, was man nicht brauchte. Es juckte die Roboter ja nicht, ob sie jetzt zwei Stunden oder 24/7 arbeiteten.
Hm, vielleicht wollte ich statt Game Design nachher doch in die Robotik gehen. Dann konnte ich dort die Entwicklung voran kurbeln und süße Robos entwerfen. Masterplan, T haute sich nach seinem Studium in die Politik, kickte den Nehammer von seinem Thron und setzte die nötigen Maßnahmen, damit das veraltete System nicht kollabierte unter der fortgeschrittenen Technik. Also in meinen idealistischen Ohren hörte sich das ja beinahe utopisch an.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro