14
Jimin Pov
«Yoongi, sag mal... Dieser Namjoon... Ist der Drohbrief von ihm?»
Yoongi bleibt ruckartig stehen, woraufhin ich heute schon zum zweiten Mal in jemanden hineinlaufe. Aus Reflex will ich seine Hand loslassen, er hält mich jedoch weiter fest. Eigentlich bin ich mir sicher, was den Brief betrifft, hoffe jedoch, dass Yoongi mir endlich etwas mehr erzählt.
«Das geht dich immer noch nichts an. Halt dich da einfach so gut es geht raus.», brummt der Ältere, ohne mich anzusehen und stapft angespannt weiter. Ich hake nicht nach, wenn er mir nicht mehr erzählen will, werde ich kein Wort aus ihm herausbekommen.
Es ist kalt und ich schiebe meine freie Hand in meine Jackentasche, damit mir nicht endgültig die Finger abfrieren, da klingelt mein Handy. Ich ziehe es umständlich mit links aus der Jackentasche, damit ich Yoongis Hand nicht loslassen muss und stelle fest, dass es mal wieder ein unbekannter Anrufer ist. Tief seufzend drücke ich den Anruf weg und schiebe das kleine Gerät zurück in die Jackentasche, wo es gleich darauf wieder beginnt zu klingeln.
«Warum nimmst du nicht ab?» Yoongi beäugt mich schief von der Seite. «Weil ich... Ach, egal.» Seufzend ziehe ich das Telefon, welches noch immer vor sich hin klingelt, erneut aus der Tasche und nehme ab. Dann hab ich wenigstens die nächsten paar Stunden wieder Ruhe.
«Was?», frage ich genervt und rolle bereits mit den Augen, als wie erwartet keine Antwort kommt. Yoongi hat inzwischen angehalten und starrt mich unverhohlen an. Sein Gesicht wirkt nachdenklich, wie er mich so mustert. «Ja?» Schweigen. «Nein?» Schweigen. Frustriert hole ich tief Luft. «Alles klar. Tschüss.» Ich lege auf und stecke das Handy weg.
Ich rechne schon damit, dass Yoongi nachfragt, aber er hebt bloss skeptisch eine Augenbraue und zieht mich weiter.
Zu Hause gehe ich ins Wohnzimmer, wo Jungkook ohne Shirt steht. Tae hält ein Massband in der Hand und legt es Kookie um die Hüfte. Überall auf dem Boden sind verschiedene Stoffe verteilt. Glänzende Stoffe in verschiedenen Grautönen, gröbere Stoffe, Jeansstoffe in unterschiedlichen Blautönen und das dort drüben ist vermutlich Baumwolle. Stoffe mit extravaganten Mustern, dezent geblümt, bunt kariert, Paisley. Dunkle Spitze liegt auch rum und luftiger Tüll.
Staunend betrachte ich die verschiedenen Stoffe und fahre mit den Händen über die angenehme Textur. Dort hinten auf dem Sofa liegt noch etwas, das aussieht wie dunkles Leder. Auf dem Sofatisch steht eine kleine Kiste mit verschiedenen Knöpfen und Sicherheitsnadeln, Pailletten und Nieten.
Neben dem Fernseher liegt ein Block mit Zeichnungen. Bei näherer Betrachtung erkenne ich, dass es sich um Kleidungsentwürfe handelt. Tony hat es sich inzwischen schnurrend neben dem Fernseher bequem gemacht und putzt sein graues Fell.
«Was zum Henker macht ihr da? Nehmt euch gefälligst ein Zimmer, das will keiner sehen.» Yoongi fläzt sich auf das Sofa ohne Rücksicht auf die ganzen Stoffe, welche unter anderem auch darauf ausgebreitet sind. Tae fallen fast die Augen aus dem Kopf, er lässt das Messband fallen und stürmt ganz ausser sich auf den Älteren zu.
«Sag mal, spinnst du?!» Er packt Yoongi am Ohr und versucht grob, ihn von der Couch zu ziehen. «Die Stoffe knittern wegen dir, jetzt muss ich sie alle noch mal Bügeln!», quengelt Tae und schafft es endlich Yoongi von der Couch zu ziehen, welcher bisher nur unbeeindruckt da gelegen hat.
«Ist ja gut.», brummt der Ältere und pfeffert Jungkook, welcher immer noch oben ohne im Raum steht, ein Shirt ins Gesicht. Die Wangen des Jüngeren färben sich leicht rosa und er schaut beschämt zu Boden, während er sich das Shirt überstreift.
«Ich brauch halt ein Model für meine nächste Arbeit. Tu nicht so, als hättest du das nicht auch schon für Jimin übernommen.» Tae wackelt provokativ mit den Augenbrauen und widmet sich Kookies Schultern, schreibt weiter Masse auf einen kleinen Zettel. Nun sind es meine Wangen, die sich dunkel färben.
Yoongi schnaubt und verzieht sich in sein Zimmer, während Tae weiter vertieft Mass nimmt. «Darf ich da mal reingucken?», frage ich und deute auf den aufgeschlagenen Block mit den Designideen. Tae schaut nicht mal von seiner Arbeit auf und nickt bloss konzentriert.
Aus Yoongis Zimmer erklingt eine ruhige, plätschernde Melodie. Er spielt wieder Klavier. Mir wird angenehm warm und ich lausche einen Moment, bevor ich nach dem Skizzenbuch greife und die erste Seite öffne.
Es ist etwas anders aufgebaut als meine Skizzenbücher. Da sind nicht nur Zeichnungen von Kleidungsstücken sondern auch verschiedene Farbpaletten sowie Massrechnungen und Stofffetzen von unterschiedlichen Materialien sind hinein geklebt. Die eine oder andere Zeichnung erkenne ich wieder, da Tae sie bereits angefertigt hat und ab und zu trägt.
Ich blättere um und staune nicht schlecht. Der auf der nächsten Seite abgebildete Anzug ist verhältnismässig zu den anderen eher schlicht. Tailliert geschnitten und in einem dunklen Lila. «Gefällt er dir?» Ich habe gar nicht bemerkt, dass Tae sich hinter mich gestellt hat und mir über die Schulter guckt. Erschrocken drehe ich mich zu ihm um. Ich nicke und fahre mit den Fingern vorsichtig über eine Stoffprobe, die neben der Zeichnung klebt.
«Dann hab ich da vielleicht was für dich.», murmelt Tae und verschwindet in seinem Zimmer. Kookie kommt rüber und schaut in den Skizzenblock. «Wow, das sieht echt toll aus. Wie er wohl auf so was kommt?» Kurz darauf kommt Tae wieder mit einem fliederfarbenen Stoffhaufen in den Armen zurück ins Wohnzimmer.
«Das ist zwar nicht ganz der gleiche Ton und noch nicht fertig, aber ich denke die Farbe steht dir besser als die auf der Zeichnung. Mit deiner Haarfarbe musst du ein bisschen aufpassen, was du trägst. Zieh das mal an, dann kann ich den Anzug noch anpassen.» Meine Augen werden immer grösser, als ich ehrfürchtig den Fliederfarbenen Anzug entgegennehme. Der leichte Stoff glänzt und fühlt sich glatt an auf meiner Haut.
«Bist du dir sicher, dass ich den anziehen darf?», frage ich unsicher. Tae lacht und klopft mir brüderlich auf die Schulter. «Aber klar doch, ChimChim. Der passt hervorragend zu dir. Ist aber eigentlich eine Arbeit für die Uni, also musst du noch für einige Fotos herhalten.»
Jungkook hält einen Ärmel des Anzugs an meinen Kopf. «Die Farbe passt echt gut, ist halt ein bisschen grell, damit fällst du auf. Na, los, jetzt zieh ihn schon an. Ich will wissen, wie er an dir aussieht.» Ungestüm schiebt er mich mit dem Anzug in den Armen aus dem Wohnzimmer.
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