13
Jimin Pov
«Na, Schlafmütze, auch schon wach? Will ich wissen, warum du in meinem Zimmer auf dem Boden übernachtet hast?»
Yoongis Stimme klingt rau und tiefer als sonst. Die dunklen Haare stehen ihm wirr vom Kopf und er hat die Augen nur halb geöffnet. Unsicher, was ich auf seine Frage antworten soll, fahre ich mir mit der Hand durch die Haare. Ich will ihm nicht schon morgens früh den Tag versauen.
«Äh Jemand hat Steine an mein Fenster geworfen und ich konnte nicht schlafen.» Ich versuche den Vorfall gestern komplett unwichtig klingen zu lassen, auch wenn ich sicher bin, dass es mit dem Drohbrief und den Anrufen zusammenhängt und ich vermute, dass er das auch so sieht.
«Hm. Hast du Hoseok gefragt, ob er das war? Vielleicht wollte er was?» Den Kopf schüttelnd beginne ich meine schmerzenden Knochen zu strecken und stehe auf. Yoongis Blick folgt mir, er sieht mich weiter schweigend an, verschlafen und noch nicht ganz bei Sinnen. «Ich frag ihn später mal, aber lass uns erst mal frühstücken, ich hab echt Hunger.» Wie zur Bestätigung knurrt Yoongis Bauch, was wir beide mit einem Grinsen quittieren.
Ich gehe kurz in mein Zimmer, um Hobi zu schreiben, da ich mein Handy noch auf meinem Schreibtisch liegen hatte. Wie erwartet versichert mir der Ältere, dass er gestern die ganze Nacht zu Hause war. Ich schlüpfe umständlich in eine schwarze skinny Jeans und ein weisses Shirt und verlasse mein Zimmer wieder. Yoongi läuft an mir vorbei, auf dem Weg ins Bad. Seine dunklen Augen bohren sich in Meine. Nervös schaue ich weg, Yoongi schlurft weiter und schliesst die Badezimmertür.
Aus der Küche strömt der Duft nach gebratenem Speck und Kaffee. Tae und Kookie stehen gemeinsam in der Küche und machen Frühstück, was dazu führt, dass ich mir direkt Sorgen um die Einrichtung mache. Auch Yoongi blickt Tae eher misstrauisch über die Schulter und guckt schnuppernd in die Pfanne. «Immerhin ist noch nichts in Flammen aufgegangen.», grummelt er leise, was Tae geflissentlich ignoriert.
«Wie kommt es, dass ihr zwei euch noch mal ohne Aufsicht in die Küche wagt?», frage ich grinsend, nehme Teller aus dem Küchenschrank und beginne sie auf dem Tisch zu verteilen. Jungkook zuckt mit den Schultern, während er konzentriert den Toaster anstarrt und darauf wartet, dass das die Scheiben wieder raus hüpfen. «Uns war halt danach. Aber jemand sollte später noch einkaufen, die Bananenmilch ist schon wieder alle und wir haben nach Taes missglücktem Versuch Rührei zu machen, keine Eier mehr.» Die Toastscheiben springen in die Höhe, Kookie zuckt erschrocken zurück und packt die Scheiben dann auf einen Teller.
«Alles klar. Ich geh nach dem Essen einkaufen. Hab Heute eh nichts vor.», beschliesse ich, mache den Herd aus und nehme Tae die Pfanne aus der Hand, bevor der Speck noch komplett verbrannt ist.
«Das ist ja sogar essbar.», bemerkt Yoongi erstaunt und knuspert auf dem sehr kross gebratenen Speck herum. Tae nickt stolz und ignoriert mal wieder den Wink mit dem Zaunpfahl. Kookie schmiert sich dick Nutella auf seinen Buttertoast.
Während die anderen den Abwasch machen, greife ich nach dem Einkaufszettel und ziehe meine Schuhe an. «Ich komm mit.», meint Yoongi und greift nach seiner schwarzen Lederjacke. Ich zucke bloss mit den Schultern, soll mir recht sein.
Draussen ist es kalt, unser Atem bildet kleine weisse Wölkchen. Es ist trocken und Schnee haben wir schon länger keinen mehr, auch wenn der Frühling auf sich warten lässt. Die Pflanzen sind kahl und der Himmel ist grau, nur zwischen einigen Wolken bricht die Sonne hervor und tanzt auf Yoongis schwarzem Haar. Autos brummen geschäftig die Strassen entlang, selbst am Wochenende.
Ich öffne die Tür, des kleinen Ladens und ein Klingeln heisst uns willkommen. Zielstrebig gehe ich auf das Regal mit der Bananenmilch zu, es wurde umgeräumt. Jetzt steht Jungkooks Suchtpotenzial ganz oben, wo ich leider auch nicht hinkomme, wenn ich mich auf die Zehenspitzen stelle. «Yoongi, kannst du mal» Yoongi tritt neben mich und streckt seine Hand nach der Bananenmilch aus, kommt aber auch nicht ran.
Yoongi stellt sich mit dem Rücken zu mir, neben mich und schaut erwartungsvoll über die Schulter. «Na, los. Hüpf schon rauf.», verdeutlicht der Ältere sein Vorhaben und wedelt mit seinen Händen herum. Kichernd springe ich auf Yoongis Rücken und greife nach der Bananenmilch.
«Ich such hier nach was Essbarem und du da drüben, dann sind wir schneller.» Yoongi macht eine ausladende Handbewegung in die entgegengesetzte Richtung. Ich hopse um die Ecke in Richtung Brot und pralle gegen eine Wand aus Muskeln. Rückwärts stolpernd plumpse ich mit dem hintern auf dem Boden. Eine grosse Hand mit einer goldenen Armbanduhr taucht in meinem Blickfeld auf, welche ich dankbar ergreife und mich hochziehen lasse.
Ein freundliches Lächeln, Grübchen, honigbraune Haut und ein Dunkler Mantel. «Na, wenn das kein Zufall ist. Dich kenn ich doch!», grinst der junge Mann vor mir und fährt sich selbstgefällig durch die Haare. Damals im Regen wirkte er unheimlicher, aber auch jetzt kommt es mir nicht so vor, als wäre mit ihm gut Kirschen essen.
«Jimin, hast du das Brot gefunden? Beeil dich mal und schieb deinen lahmen Arsch hier he-» Yoongi kommt um das Regal herum und bleibt ruckartig stehen. Sein Blick wird finster, wie ich es in letzter Zeit viel zu oft zu sehen bekomme. Den jungen Mann vor mir, mit Blicken durchbohrend, packt er mein Handgelenk und zieht mich ein Stück zu sich. «Namjoon. Was hast du hier verloren? Mach dass du wegkommst.», zischt er feindselig. Seine Augen sprühen förmlich Funken.
Sein Griff um mein Handgelenk wird fester, bis ich es ihm ächzend entziehe. Der junge Mann, Namjoon, lacht kalt. Die letzte Wärme entweicht seinen Zügen. «Jetzt mach dir nicht gleich ins Hemdchen, Yoongi. Wonach siehts denn aus, hm? Ich geh hier einkaufen.» Sein Blick wandert zwischen dem Älteren und mir hin und her. «Ich erinnere dich ja nur ungerne daran, aber meine Warnung scheint nicht bei dir angekommen zu sein. Du schuldest mir noch etwas.»
Yoongi atmet scharf aus und ballt seine Hände zu Fäusten. «Yoongi, lass uns gehen, ja?», ich zupfe vorsichtig an seiner Lederjacke und schaue ihn bittend an. Namjoons drohender Unterton ist auch mir nicht entgangen. Der Ältere knirscht mit den Zähnen, sein Blick haftet an Namjoon, bis er ausser Sichtweite ist.
Den ganzen Weg zurück starrt Yoongi grimmig auf den Boden und merkt gar nicht, dass ich mit seinem Schritttempo nicht mithalten kann. Ich hetze ihm mit der Einkaufstasche hinterher und halte mich an seinem Ärmel fest. Seine kühlen, schlanken Finger, greifen nach meiner Hand und halten sie fest. Mein Bauch beginnt warm zu kribbeln, jedoch hält das Gefühl nicht lange an, da Yoongi wütend weiterstapft, ich über meine eigenen Füsse stolpere und weitergezogen werde.
«Yoongi, sag mal... Dieser Namjoon... Ist der Drohbrief von ihm?»
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