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Jimin Pov
Einige Wochen vorher
Ächzend schleppe ich meine zwei Koffer die Treppen hinauf. Warum muss die Wohnung so weit oben sein? Nicht mal einen Fahrstuhl gibt es. Aber na ja, dafür ist die Aussicht nicht schlecht und die Miete bezahlbar.
Was ich hier mache? Ich habe beschlossen Kunst zu studieren und dafür in die Nähe der Uni zu ziehen.
Endlich oben angekommen, drücke ich auf die Klingel, welche ein nervtötendes Surren von sich gibt. Die Tür geht auf. Ein Junge, etwa in meinem Alter, strahlt mich an. Das dunkle Haar fällt ihm in die Stirn, sein Grinsen erinnert mich an ein Häschen. Ohne zu zögern, drückt er mich und klopft mir brüderlich auf die Schultern.
Etwas überrascht erwidere ich die Umarmung. «Du musst Jimin sein.», meint er. «Ich bin Jungkook und das,» er schiebt den grösseren Jungen, welcher hinter ihm steht, vor sich, «ist Tae.»
«Du bist voll klein» Tae grinst und strubbelt durch meine rosa gefärbten Haare. Ich lasse es lachend über mich ergehen. Nun bin ich mir sicher, dass das hier echt prima wird.
Jungkook greift nach einem meiner beiden Koffer und zieht ihn mit sich. Schnell nehme ich den anderen und folge ihm in die Wohnung. Sie ist schön, hell eingerichtet und sauber. Vier Schlafzimmer, eine Küche, ein kleines Bad und ein Wohnzimmer, in das knapp eine Couch und ein Fernseher passt.
Auf der Couch liegt ein Junge. Er hat dunkles Haar, welches ihm verwuschelt vom Kopf steht. Müde blinzelnd fährt er sich mit beiden Händen über das Gesicht. Ich will mich gerade vorstellen, als er wortlos nach einem Kissen greift und in seinem Zimmer verschwindet.
Fragend blicke ich zu Tae. «Mach dir nichts draus, der ist immer so drauf.» Tae schiebt mich aus dem Wohnzimmer in den Raum, der von nun an mein kleines Reich sein wird. Jungkook hatte den Koffer bereits hineingestellt und war dann gleich in der Küche verschwunden, wo er jetzt geschäftig vor sich hin scheppert.
Alles in allem ist der Raum noch recht leer und kalt. Weisse Wände, weisse Möbel, aber das macht mir nichts. So habe ich mehr Möglichkeiten den Raum nach meinen Vorstellungen zu gestalten.
Nach einiger Zeit schaue ich mich zufrieden im Raum um. Meine Sachen sind eingeräumt, ein paar Plakate aufgehängt und das Bett mit einem hellblauen Bezug versehen. An der Tür hängt ein Kalender und meine Staffelei habe ich auch aufgestellt. Irgendwie steht sie schief.
Ich beginne an einem der drei Beine herum zu schrauben, als Jungkook hereinplatzt. «Wow, das ging ja schnell. Sieht gemütlich aus, vielleicht komm ich dich ja mal besuchen.» Beinahe hätte ich die Staffelei fallen gelassen, mit so viel Schwung hat er die Tür aufgerissen.
«Übrigens, es gibt gleich Essen.» Und schon ist er wieder davon geflitzt. Grinsend laufe ich ihm hinterher.
Sowohl ihn, als auch Tae habe ich bereits ins Herz geschlossen. Was ich von Yoongi halten soll, das weiss ich noch nicht recht. Unser erstes Zusammentreffen ist zwar nicht optimal verlaufen, aber ich will ihn nicht auf diesen einen Moment reduzieren. Vielleicht hatte er einfach einen schlechten Tag. Ich muss so oder so mit ihm klarkommen, schließlich wohnen wir von nun an zusammen.
In der Küche herrscht ein riesiges Chaos. Jungkook scheppert mit Geschirr, der Dampfabzug heult laut, während Tae hysterisch den Inhalt des Topfes anbrüllt. Yoongi deckt in aller Seelenruhe den Tisch. Ich unterdrücke ein Grinsen. Der Typ scheint sich echt von nichts stören zu lassen. Schnell laufe ich zu Tae und schiebe die Pfanne von der Herdplatte. Die darin überkochende Pampe beruhigt sich wieder, genau wie Tae. Jungkook nehme ich die überdimensionale Bratpfanne aus der Hand, bevor er damit noch jemanden erschlägt. Ich stelle sie in den Spühler und verstaue gleich noch das restliche Geschirr, woraufhin sowohl Jungkook als auch Tae erleichtert seufzen.
«Das Kochen überlasst ihr in Zukunft vielleicht lieber mir.» Ich grinse verlegen, Jungkook nickt enthusiastisch und Tae fährt sich durch die tadellos gestylten Haare. «Wir kochen eigentlich nicht, aber wir dachten, wir könnten es zur Feier des Tages mal versuchen. Das war wohl keine so gute Idee.» Er lacht und trägt den Topf zum Tisch, dessen Inhalt direkt kritisch von Yoongi fixiert wird. Tatsächlich schmeckt die undefinierbare Pampe dann doch nicht so übel.
Tae erzählt, dass er Modedesign studiert und an der gleichen Uni ist wie ich, genau wie Yoongi. Jungkook, dagegen, hat sein Studium abgebrochen und arbeitet jetzt in einem Café. Er erzählt mit so viel Freude von seinem Beruf, dass es mir vorkommt, als wäre das der wunderbarste Beruf überhaupt.
«Sag mal, Yoongi, was studierst du eigentlich?», frage ich, sobald Jungkook mit seinem Monolog zu Ende ist. Yoongi blickt nicht mal von seinem Teller auf, als er antwortet, dass er Musik studiert.
Ich belasse es dabei und beschließe mich nicht von seiner grummeligen Art unterkriegen zu lassen. Tae grinst entschuldigend, woraufhin ich bloß mit den Schultern zucke. Es ist ja nicht so, dass Yoongis Art mich verletzt. Ich würde ihn einfach gerne besser kennen lernen, was nur leider nicht auf Gegenseitigkeit zu beruhen scheint. Da werde ich ihm wohl einfach etwas Zeit geben müssen. Wir kennen uns gerade mal einen halben Tag und ich kann schlecht von ihm erwarten, dass er mir gleich um den Hals fällt, wie Jungkook.
Nach dem Essen waschen wir gemeinsam ab. Bis auf Yoongi, der hat sich aufs Sofa verzogen und macht dort ein Nickerchen. Irgendwann sind dann auch wir damit fertig in der Küche mit Seife rumzualbern und gesellen uns zu Yoongi.
Der ist nicht sonderlich glücklich darüber, dass sein Nickerchen unterbrochen wird, setzt sich aber murrend hin, um etwas Platz zu machen.
Wir quetschen uns zu viert auf die Couch und beginnen zu diskutieren, welchen Film wir gucken wollen. Die ganze Zeit werde ich gegen Yoongi gedrückt, was mir total unangenehm ist. Ihn jedoch scheint das absolut nicht zu interessieren, so wie eigentlich alles, was mich betrifft.
So gegen Mitte des Films spüre ich irgendwann etwas Weiches, Schweres an meiner Schulter. Yoongi ist wieder eingepennt und sein Kopf liegt auf meiner Schulter. Seine Brust hebt und senkt sich gleichmässig, ich spüre seinen warmen Atem an meinem Hals.
Als der Film fertig ist, machen sich die anderen beiden auf den Weg in ihre Zimmer. Ich schaue ihnen hilfesuchend hinterher, doch Jungkook grinst bloss schulterzuckend. Ich habe echt keinen Bock darauf, dass der alte Miesepeter noch grummeliger ist, wenn ich ihn jetzt wecke, aber mir bleibt wohl nichts anderes übrig. Ich kann ja schlecht hier übernachten und sein Kopf liegt immer noch auf meiner Schulter.
Vorsichtig stupse ich ihn an, bekomme aber wie erwartet keine Reaktion. Ich stupse weiter und flüstere seinen Namen. Murrend öffnet er seine Augen und blinzelt einige Male.
Er richtet sich auf und fährt sich durch die Haare. Wo bleiben die gehässigen Blicke ? Ich höre ihn noch ein «Gute Nacht» murmeln, bevor er in seinem Zimmer verschwindet.
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