Kapitel 4
„Zieh dich aus."
Diese Worte klangen so kalt aus seinem Mund, sodass ich unheimliche Gänsehaut bekam. Seine Augen waren starr auf mich gerichtet und er beobachtete mich dabei, als ich mich langsam auszog.
Ich wusste nicht, warum ich es tat. Ich wusste wie er war und das er nicht zögern würde, mir weh zu tun. War das vielleicht der Grund, warum ich nicht flüchtete? Weil ich die härte brauchte und wollte.
„Schneller. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit."
Ich biss fest die Zähne zusammen und öffnete den Knoten meiner Jogginghose, bevor ich sie mitsamt meinem Slip zu Boden fallen ließ. Milans Augen folgten jeder einzelnen Bewegung.
„Umdrehen und auf die Knie",befahl er mir, was ich langsam tat. Was wollte er jetzt tun? Mein Herz schlug mir vor Aufregung bis zum Hals und ich hörte das Klimpern seines Gürtels, das mich kaum merklich zusammenzucken ließ.
Er zog meine Hände schon fast vorsichtig hinter meinen Rücken und zog das Leder um meine Handgelenke, um es fest zusammenzuziehen und zu verhindern, dass ich meine Hände nutzen konnte. „Milan, was..."
„Bleib so", meinte er und entfernte sich von mir. Perplex blieb ich auf den Knien und drehte den Kopf nach hinten. „Ich habe gesagt, bleib!"
Sofort drehte ich den Kopf wieder zurück und schluckte schwer. Milan ging um mich herum und blieb schließlich vor mir stehen.
„Was willst du jetzt tun?",fragte ich ihn, woraufhin er den Kopf neigte, als wüsste er es selbst noch nicht ganz.
„Dafür sorgen, dass du es dir nochmal überlegst und verschwindest",antwortete er schließlich und schob die Hände in die Hosentaschen. „Und jetzt steh auf."
Ungeschickt kam ich irgendwie zurück auf die Beine, da es mit gefesselten Händen ziemlich schwer war und kam vor ihm zum stehen. Seine Augen glitten über meinen Körper und verursachten ein kribbeln in meinem Unterleib.
Fuck. Ich sollte seine bloßen Blicke nicht mögen!
Als er nach wenigen Sekunden immer noch nichts tat, wurde ich unruhig. An was dachte er gerade? Ich konnte rein gar nichts aus seinem Blick lesen. Da war nur ... Zerrissenheit.
„Milan?",sprach ich leise seinen Namen aus und wich einen Schritt zurück. Erst sagte er, dass ich mich schnell ausziehen sollte und jetzt bekam er kein Wort mehr heraus?
Er blinzelte und machte einen Schritt auf mich zu. Sein Griff war schmerzhaft, als er mich umdrehte und über die Armlehne der Couch drückte. Mit einer Hand hielt er meine gefesselten Handgelenke fest, während er mit der anderen seine Hose öffnete.
Mein Herz begann noch schneller zu schlagen, als er seine Spitze leicht gegen mich drückte und mich an den Schultern tiefer in die weichen Polster drückte.
Ich schrie auf, als er sich hart und ohne zu zögern in mich stieß. Ich biss mir fest auf die Lippe und atmete meinen Schmerz hektisch weg, als er sich bewegte. Grob und ohne Rücksicht, als wäre das eine Bestrafung für uns beide.
Für mich, weil ich nicht geflüchtet war und für ihn, weil... gut, das wusste ich nicht.
Seine Hand legte sich von hinten um meine Kehle und drückte fest zu. So fest, dass ich nach wenigen Sekunden Sternchen sah, bis er seinen Griff wieder lockerte.
Immer wieder redete ich mir ein, dass er genau wusste, was er da gerade tat und wie weit er gehen konnte.
Trotz des unangenehmen Ziehens, das er mit jedem Stoß verursachte, entspannte ich mich allmählich. Er tat mir nicht mehr so sehr weh wie beim ersten Mal.
„Fuck, Amalia",zischte er in mein Ohr und zog die Haut meines Halses schmerzhaft durch seine Zähne. „Warum magst du das? Das solltest du nicht!"
„Milan",keuchte ich und suchte so gut es ging nach meiner Hand, ich bekam jedoch nur sein T-Shirt zu fassen. „Es ist schon okay."
„Ist es nicht!"
Der Griff um meinen Hals festigte sich wieder und seine Bewegungen wurden schneller, sodass ich wimmerte. Vor Schmerz? Vor Verlangen? Ich wusste es nicht. Vermutlich eine Mischung aus beidem.
Ich grub mein Gesicht in das Polster der Couch und spannte mich am ganzen Körper an, als er von vorne eine Hand zwischen meine Beine schob und mit perfektem Druck vor und zurück strich.
Milans Bauch- und Beinmuskeln spannten sich an und der Griff an meinem half wurde noch fester, bevor er sich noch zweimal in mich stieß, bevor er sich in mir ergoss.
Sein Atem traf auf meine Haut und seine Hand zwischen meinen Beinen wurde schneller, bis auch ich kam und in das Polster stöhnte.
Milan zog sich aus mir heraus und löste seinen Gürtel, dennoch blieb ich schwer atmend liegen und schloss die Augen. Ich hörte, wie er sich seine Hose wieder anzog und seinen Gürtel schloss.
Er griff unter meinen Körper und drehte mich, sodass ich ihn ansehen konnte. „Willst du immer noch bei mir bleiben oder gehst du freiwillig?"
„Du denkst, dass du mich so loswirst?",keuchte ich und setzte mich auf. „Ich weiß nicht, ob du es bemerkt hast, aber es hat mir gefallen."
„Das sollte es aber nicht! Wie oft noch? Ich bin nicht gut für dich! Wie lange wird es wohl dauern, bis ich etwas tue, was du nicht möchtest?"
War er etwa verzweifelt?
Ich zog eine Decke von er Lehne und verdeckte damit etwas meinen Körper. „Würdest du aufhören, wenn ich etwas nicht wollen würde?"
Milans Blick verfinsterte sich und er schnaubte fassungslos auf. „Aufhören? Hat sich irgendwas für dich so angefühlt, als hätte ich aufgehört, nur weil du kleine Prinzessin nicht auf meine Warnung hören wolltest?"
„Man muss manchmal seine Grenzen überschreiten um zu sehen, wo sie liegen",sprach er weiter und verschränkte die Arme vor der Brust. „Bleib bei mir und ich zeige dir, wo sie liegen."
„Okay",murmelte ich und stieß mit diesem einen Wort auf vollkommenes Unverständnis.
„Du checkst es echt nicht, oder?",fragte er und machte ein paar Schritte auf mich zu. „Du solltest nicht hier bleiben wollen. Du solltest verschwinden, bevor ich dir noch mehr weh tue."
„Woher weißt du, dass ich nicht auf Schmerzen stehe? Ich weiß nicht, warum ich immer noch hier bin, aber ich weiß auch nicht, ob... ich gehen will. Auch wenn du es mir vermutlich nicht glaubst mag ich den Sex."
Milan sah mich an, als wäre ich ein Geist und schüttelte den Kopf, als könnte er nicht fassen, was ich gerade gesagt hatte. Aber es war die Wahrheit.
Wenn er sagte, dass ich gehen musste, dann ging ich. Wenn er mir die Wahl ließ, blieb ich. Da konnte er mir sagen was er wollte.
„Du weißt nicht, worauf du dich einlässt",raunte er, als er meinen Oberarm griff und mich nah an sich heran zog. Wie schaffte man es, sein Parfüm so perfekt zu dosieren?
Ich sah ruhig zu ihm auf und krallte mich an seinem Oberteil fest. Dass die Decke zu Boden gefallen war und ich somit wieder nackt vor ihm stand ignorierte ich.
„Fuck",brummte er und senkte den Kopf. Seine Lippen trafen hart auf meine und ohne zu zögern schob er seine Zunge in meinen Mund. Er brauchte diese Kontrolle, das merkte ich deutlich.
Andere würden diesen Kuss vermutlich als gefühllos bezeichnen, dabei spürte ich, wieviele Gefühle in dieser einfachen Berührung lagen. Es waren größtenteils Hass und Frust, aber auch das waren immerhin Gefühle.
„Du solltest mich nicht wollen. Und unseren Sex auch nicht",knurrte er und biss in meine Unterlippe, sodass ich Blut schmeckte. „Du willst bleiben? Schön. Aber dann spielen wir nach meinen Regeln."
Ich nickte perplex und war unfähig mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen, als er mit der Zunge über meine blutige Unterlippe strich und sie von dem Blut befreite.
„Und jetzt zieh dir verdammt nochmal was an, bevor ich auf dumme Ideen komme",befahl er mir anschließend und löste sich von mir. Das musste er mir nicht zweimal sagen.
Schnell schlüpfte ich in meinen Slip und meine Jogginghose, dann zog ich mir rasch meinen Sport-BH und mein Pullover an.
„Mach es dir bequem, wir holen in einer Stunde deine Sachen",meinte er schließlich und musterte mich von oben bis unten.
„Was machst du in der Zeit?"
„Geht dich nichts an. Solange du nicht meine Küche in Brand setzt, kannst du auch etwas zu essen machen. Die war verdammt teuer."
Als ob er sich keine Neue leisten konnte. Natürlich hatte ich nicht vorgehabt, irgendwas anbrennen zu lassen.
M I L A N
Meine Handknöchel waren schon längst blutig, als ich von dem Boxsack abließ. Schweiß rann mir über den Körper und ich ignorierte so gut es ging das Blut, das dünn über meine Haut floss.
Es war mein Plan gewesen, mit Amalia Sex zu haben, es gehörte jedoch nicht dazu, dass sie immer noch wollte, dass ich das Kind mit ihr großzog. Ging es ihr eigentlich darum? Oder gab sie nur ihrem Verlangen nach?
Ich habe gemerkt, wie sehr sie sich mir hingegeben hatte. Und das, obwohl ich nicht wirklich sanft gewesen war. Es hatte sie absolut nicht interessiert.
Am liebsten würde ich meine Wut über mich selber weiterhin am Boxsack auslassen, doch da ich in zehn Minuten mit ihr losfahren und ihre Sachen holen wollte - musste - und ich auf jeden Fall noch duschen gehen wollte, musste ich an dieser Stelle wohl unterbrechen.
Ich hoffe innerlich, dass ich Amalia nicht begegnet würde, als ich die Treppen nach oben ging und den Flur betrat. Kaum hatte ich die Tür zu meinem Keller geschlossen, blieb ich stehen, als ich direkt etwas roch. Kochte sie etwa?
Ohne mich davon ablenken zu lassen, steuerte ich mein Zimmer an und knallte die Tür hinter mir ins Schloss. Es half leider nur bedingt , meine Wut abzubauen.
Während ich mich duschte und umzog, gingen meine Gedanken die ganze Zeit bei Amalia. Es sollte mir egal sein, wie sie sich fühlte oder dass sie das Kind nicht alleine aufziehen wollte.
Wann hatte mich sowas mal gestört? Richtig, nie.
Noch nie hatte ich Probleme damit gehabt, jemandem seine Hoffnungen zu zerstören. Wieso sollte es mich auch interessieren? Es waren nicht grundlos deren Probleme.
Ich griff in die oberste Schublade an meinem Nachttisch und holte irgendeine Wund- und Heilsalbe raus, die ich irgendwann man gekauft hatte, weil ich mich generell wenig für Schutzkleidung interessierte und verteilte den Inhalt großzügig über meine aufgeplatzten Knöchel.
Meine Motivation, das irgendjemandem zu erklären, ging nämlich Richtung null. Vor allem meine Brüder machten sich meistens über mich lustig, aber das war mir egal.
Bevor ich irgendjemandem verletzte - und ich verletzte Frauen nur, wenn sie es wollten - regte ich mich lieber an meinem Boxsack ab. Es sei denn, mir liefen irgendwelche Vollidioten über den Weg, die es verdient hatten.
Lustigerweise war der Boxsack das erste, was ich mir gekauft hatte, als ich bei meinen Eltern ausgezogen war. Man musste immerhin Prioritäten setzen und das war eben meine.
„Ich habe gekocht",erklang Amalias Stimme, als ich schließlich die Küche betrat. Mein ganzes Haus roch nach Nudeln, das hatte ich also schon bemerkt. „Ich wusste nicht, was du gerne isst und habe gedacht, dass man mit Nudeln nicht viel falsch machen kann."
„Ich wollte mit dir losfahren und deine Sachen holen",merkte ich an und blickte auf die beiden Teller, die auf dem Esstisch standen. „Aber wenn wir zurück sind, ist das Essen kalt. Dann lass uns meinetwegen jetzt etwas essen."
Amalia grinste mich an, als hätte sie mich dazu überredet, vor ihr auf die Knie zu gehen und ihr einen Heiratsantrag zu machen, als ich mich zu ihr an den Tisch setzte.
Worauf hatte ich mich da eigentlich mit ihr eingelassen?
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