Kapitel 10
Meine Hand zitterte leicht, als ich Milan die Klinge an die Kehle drückte. Er sah schon fast so aus, als würde ihn meine Tat amüsieren. Das tat sie auch, oder? Er nahm mich nicht ernst.
„Zieh dich wieder an und bring mich dann zu meinem Bruder",forderte ich ihn auf. Ein leichtes Grinsen lag auf seinen Lippen, als er seine Hose wieder schloss. Ein leises Klicken neben mir erregte meine Aufmerksamkeit und ließ mein Herz hektisch schneller schlagen.
„Messer weg",erklang eine dunkle Stimme neben mir. Verdammt, nein! Wieso musste der Typ, der mich hineingelassen hatte, ausgerechnet jetzt hier auftauchen. „Alles klar, Boss?"
„Bestens und jetzt nimm deine Waffe weg",zischte Milan und warf ihm einen warnenden Blick zu. Verwirrt schielte ich zwischen den beider hin und her, da ich es nicht wagte, meinen Kopf zu bewegen. „Wird's bald?!"
„Aber-",setzte der andere Idiot an, wurde jedoch von Milans Blick unterbrochen.
„Alessandro",warnte Milan ihn. „Wenn du sie nicht gleich weg nimmst, hast du das Messer in der Hand stecken. Du wirst ihr nichts antun, verstanden?"
Alessandros Hand festigte sich um die Waffe, die er mir an die Schläfe hielt und nahm sie schließlich weg um sie in sein Holster zu stecken, sodass ich erleichtert aufatmete. „Verstanden, Boss."
„Du, Alessandro, verpisst dich und gehst meinem Bruder weiter auf die Nerven, ich brauche dich nicht und du, cara mia, folgst mir zu deinem Bruder",befahl er uns beiden und legte seine Finger langsam um mein Handgelenk, um das Messer von seinem Hals zu nehmen.
Ich zögerte einen Moment, schob das Messer dann jedoch zurück unter mein Kleid und folgte ihm die modrigen Gänge entlang. Mein Unterleib kribbelte noch immer verlangend, doch ich musste ihm einfach unauffällig näher kommen, um meinen Plan umsetzen zu können.
„Wir machen einen Deal",beschloss Milan schließlich und blieb vor einer schweren Metalltür stehen. Er drehte sich zu mir um und schob die Hände in die Taschen seiner Jeans.
„Nein",widersprach ich, ohne ihn überhaupt richtig aussprechen zu lassen. „Du lässt mich zu meinem Bruder und dann gehen wir beide getrennte Wege."
„Hm. Nein. Wir machen es so: Ich lasse ihn am Leben, tue ihm nicht weh und lasse ihn von einem meiner Leute nach Hause fahren, dafür bleibst du an meiner Seite."
Ich spannte mich an und zog nervös meine Unterlippe zwischen meine Zähne. „Wie lange?"
Milan sah mich zufrieden an und trat einen Schritt näher. „So lange, bis ich von dir gelangweilt bin und kein Interesse an dir habe. Vielleicht eine Woche. Vielleicht drei Monate. Vielleicht auch sieben Jahre. Wer weiß?"
Verdammt!
„Und du lässt ihn wirklich gehen?"
„Ich bin ein Mann mit Ehre, der sein Wort immer hält, Amalia. Wenn ich sage, dass ich dich zwölf mal zum Höhepunkt bringe, dann tue ich das auch. Unabhängig davon, wieviel du davon irgendwann dann noch mitbekommst."
Bei diesem dummen Vergleich verdrehte ich die Augen, nahm jedoch seine Hand, die er mir hinhielt. Ich musste es einfach für Aurelian tun. Mit Milan würde ich schon irgendwie klar kommen.
Zufrieden hielt er meine Hand fest, öffnete die Stahltür und schob mich hinein. Mein Herz machte einen erschrockenen Satz.
„Aurelian",keuchte ich und stolperte zu meinem Bruder vor, der auf dem Boden saß und sich etwas desorientiert umsah. Ich strich ihm die blonden Haare aus der Stirn und suchte ihn nach Verletzungen ab, aber abgesehen von einer blutigen Nase und einer Einstichstelle am Hals, an der etwas getrocknetes Blut klebte, konnte ich nichts ausmachen. „Geht's dir gut?"
„Amalia?",murmelte er und hob die Hände, die mit lockeren Handschellen gefesselt waren, um sie an meine Wangen zu legen. „Seit wann schminkst du dich?"
Ich atmete erleichtert aus und schloss unter seiner Berührung die Augen. Er wusste, dass ich mich selten schminkte und es war irgendwie gut zu wissen, dass er soweit denken konnte.
Milan, der an der Tür stehen geblieben war und sich an den Türrahmen lehnte, stöhnte merklich genervt auf, dann kam etwas kleines neben mir am Boden auf. Ein Schlüssel.
Sofort befreite ich meinen Bruder von seinen Fesseln und half ihm auf die Beine, da er immer wieder leicht schwankte und sich an mir oder der Wand festhalten musste.
Wütend drehte ich Milan den Kopf zu, der komplett desinteressiert wirkte. „Was hast du ihm gegeben?!"
„Nichts schlimmes. Er dürfte bald wieder vollkommen klar sein. Menschen in so einem Bewusstseinszustand erzählen übrigens immer die Wahrheit."
„Was meinst du?",fragte ich ihn und stützte Aurelian. „Ich werde seinen Zustand ganz sicher nicht ausnutzen! Wenn es etwas gibt, was er mir nicht erzählen will, dann wird das einen Grund haben!"
„Sicher",schnaubte Milan und folgte uns mit langsamen Schritten, da Aurelians Welt sich wohl ziemlich um ihn drehen musste.
„Amalia?",murmelte mein Bruder und drehte mir leicht den Kopf zu. „Egal, was er dir gesagt hat... di darfst ihm nicht vertrauen..."
„Hör auf deinen Bruder",ging Milan dazwischen, schob mich von ihm weg und nahm meinen Platz ein. Wir alle mussten uns wohl eingestehen, dass es nun deutlich schneller ging, weil Milan die Kraft hatte, Aurelian oben zu halten und zu verhindern, dass er taumelte.
War das die richtige Entscheidung? Mit Sicherheit. Ich wollte gar nicht wissen, was Milan ihm angetan hätte, wenn ich sein Angebot ausgeschlagen oder das Messer erneut auf ihn gerichtet hätte.
„Versprich mir, dass du ihn wirklich nach Hause bringen und nicht an der nächsten Ecke aussetzen lässt."
„Das ist wieder diese Sache mit dem zwölf mal kommen, cara mia. Aber das können wir doch mal ausprobieren, oder?"
Ich stöhnte auf und verdrehte die Augen. Dachte er eigentlich auch an andere Dinge und nicht nur an Sex?
„Nein, nicht nur an Sex. Auch wie ich Menschen schmerzen bereiten kann. Wusstest du, dass die meisten Menschen sich lieber vergewaltigen als foltern lassen?"
Hatte ich das laut ausgesprochen? Fuck! „Kannst du nicht einfach einmal normal sein, Milan? Einmal?"
„Nein, habe ich schon versucht. Die schlimmste Zeit meines Lebens",meinte er und drückte mit seiner freien Hand die Tür auf. Ich begegnete sofort Alessandros Blick, der nur die Augenbrauen hob und wohl auf Milans weiteren Befehl wartete. „Fahr ihn nach Hause."
Seine Hand schloss sich fest um meinen Oberarm. „Und wir beide werden jetzt wohl noch ein paar Dinge klären müssen."
„Amalia...",murmelte Aurelian, der auf mich zukommen wollte, Milan ihn jedoch in Alessandros Richtung schob. „Was..? Sag mir, dass ich das alles hier einfach nur falsch verstehe."
Ich zwang mich zu einem Lächeln und wollte auf ihn zugehen, Milans Arm legte sich jedoch um meinen Bauch und zog mich an seine Brust heran. „Es geht mir gut, Aurelian. Du musst dir keine Sorgen machen, ich will all das hier!"
Milan hinter mir schnaubte amüsiert auf, holte jedoch hörbar Luft, als ich ihm meinen Ellenbogen in den Bauch stieß und ihm mit meinen High Heels auf den Fuß trat. „Hör auf. Deine Gewalt törnt mich an."
Ich erstarrte, als ich tatsächlich seine Härte an meinem Hintern spürte. Verdammter Psychopath!
Mein Bruder sah mich zweifelnd an, schien jedoch noch immer nicht ganz klar zu sein und ließ sich verwirrt und widerstandslos von Alessandro wegziehen.
Als die beiden aus der Tür verschwunden waren, ließ Milan mich los. Frustriert und wütend fuhr ich herum und schlug ihm meine Faust ins Gesicht, auch wenn ich mir damit wohl genauso weh getan hatte wie ihm.
Er stöhnte leise auf, ging einen kleinen Schritt rückwärts, blutete zu meiner Zufriedenheit jedoch leicht und lachte dann. „Verdammt. Das macht mich an."
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