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Kapitel 1.1

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»Auf Anordnung der Regierung wird
hiermit offiziell angekündigt, dass die
Abgaben im kommenden Monat um
zwei Marken erhöht werden.
Das verspätete Bezahlen oder gar
Nichtzahlung der Abgaben kann nach
genauer Prüfung durch das Gericht zu
einer Haftstrafe und Zahlung eines
Bußgeldbetrages führen.«

–   signiert
Die Rechte Hand von Circle
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Meine Schritte hallten laut, als ich die Treppe aus Holz herunterlief und ich mich wieder einmal wunderte, wie selbstverständlich es war, die dritte Stufe von unten zu überspringen. Die Überlegung, das lockere Brett vielleicht einmal zu reparieren, streifte meine Gedanken, doch ich verwarf die Idee gleich wieder. Wir würden sowieso nicht mehr lange hier leben, warum also noch großen Aufwand betreiben und das Haus instand setzen.

»Clove«, unterbrach meine Mutter meine Grübeleien, »hilf mir bitte den Tisch zu decken!«

Als hätte sie geahnt, was ich vorhatte, drangen die Worte entschieden aus der Küche, als ich gerade auf dem Weg zur Tür war. Widerwillig blieb ich stehen und verdrehte die Augen.

»Ich kann nicht, Mum! Ich gehe Laufen!«, antwortete ich und schaffte es nicht, die Ungeduld aus meiner Stimme zu bannen.

Wie erwartet ging nur eine Sekunde später die Tür auf und meine Mutter stand mit in die Seite gestützten Fäusten vor mir. In einer Hand hielt sie noch das leicht angerostete Messer, mit dem sie gerade die Kartoffeln geschält hatte. Die Schalen klebten in vereinzelten Stücken auf ihrer Schürze. Sie kam auf mich zu und richtete die Klinge auf mich.

»Das ist jetzt schon das dritte Mal in dieser Woche, dass du dich davor drückst zu helfen«, tadelte sie mich und ich bekam tatsächlich kurz ein schlechtes Gewissen.

Seit mein Vater gestorben war, kümmerte sich meine Mutter um alles. Sie ging für einige Stunden arbeiten, um etwas Geld zu verdienen, damit wir wenigstens einmal am Tag ein richtiges Essen auf dem Tisch hatten; sie kümmerte sich danach um den Haushalt und sie sorgte dafür, dass mein kleiner Bruder Cori die Bildung bekam, die er verdiente.

Zusätzlich zu seinem täglich anstehenden Unterricht bei Mrs Reeger, die die Aufgabe angenommen hatte, alle Kinder aus unserem Quartal zu unterrichten und betreuen, setzte Mum sich jeden Tag mit meinem Bruder hin und half ihm bei seinen Aufgaben.

In der vierten Zone war es üblich, dass sich ein Mann oder eine Frau aus dem Quartal um den Unterricht und die Kinder kümmerte, während die Eltern und Geschwister arbeiten waren. Eine richtige Schule mit eigenem Gebäude und mehreren Lehrern, wie ich sie noch aus der zweiten Zone kannte, gab es hier nicht. Dafür fehlten das Geld und die Unterstützung der Regierung, die sich damit zufriedengab, dass sich die ärmeren Menschen schließlich auch untereinander helfen konnten.

Meine Mutter war davon überzeugt, dass die Bildung eine Rolle spielte, wenn man sich nach Jobs umsah. Sie wollte nur das Beste für uns, weshalb sie sich jeden Tag mit meinem Bruder – und früher auch mit mir – hinsetzte und gemeinsam mit ihm lernte.

Ich allerdings war da anderer Meinung. Als Bürger der vierten Zone hatten wir keine große Chance auf der Karriereleiter aufzusteigen. Es sei denn wir verpflichteten uns als Wächter dem Militär oder wurden in die Regierung gewählt. Letzteres kam nur selten vor und wenn überhaupt nur alle vier Jahre vor. Und was diese Wächtersache betraf ... Es konnte zwar jeder an der Eignungsprüfung teilnehmen, der mindestens sechzehn Jahre alt war und sein neunundzwanzigstes Lebensjahr noch nicht beendet hatte, doch es wurden nur wenige angenommen. Gebildet zu sein, war zwar ein hübscher Nebeneffekt, was von den meisten jedoch kaum bemerkt, geschweige denn mit Anerkennung belohnt wurde.

Ich war nicht böse, dass ich lesen, schreiben und rechnen konnte, mich mit dem System der Stadt und der Geschichte auskannte. Doch eigentlich war es nur wichtig, dass ich eine gute Kondition, Nahkampffähigkeiten, ein gewisses Talent zum Schießen besaß und vielleicht nicht ganz so hohl war wie die Bauern im ersten Quartal.

»Ich muss trainieren, Mama. Das weißt du doch. Sonst werde ich die Prüfung niemals bestehen. Die ist schon in weniger als zwei Wochen«, erwiderte ich und zwang mich dazu, den Ärger herunterzuschlucken. »Sobald ich Wächterin bin, können wir uns ein besseres Leben leisten.«

Meine Mutter ließ das Messer sinken und ihr Blick wurde weich. Ergeben atmete sie aus und zog mich dann in eine feste Umarmung, ganz darauf bedacht, mir das Messer nicht aus Versehen in den Rücken zu rammen.

Als sie mich aus ihrem Griff entließ, hatte sie wieder die übliche Miene samt der typisch mütterlichen Strenge aufgesetzt.

»Dann mach dich wenigstens nützlich und hol das Fleisch bei Maddox ab«, wies sie mich an – mehr, als dass sie mich darum bat. »Hier hast du ein paar Marken.«

Damit entließ sie mich.

Kaum hatte ich einen Schritt aus dem Haus gemacht, schlug mir der heiße Sommerwind ins Gesicht und machte mir für einen Moment das Atmen schwer. Die Temperaturen stiegen mittlerweile ins Unermessliche und seit Wochen warteten wir auf den abkühlenden, lang ersehnten Regen.

Bei diesem Wetter Laufen zu gehen machte keinen Spaß und den Tisch zu decken, erschien mir für einen Moment ganz verlockend zu sein. Doch ich drängte diesen kurzen Anfall von Schwäche schnell wieder zurück, steckte die Wertmarken in eine kleine, eingenähte Tasche am Bund meiner Hose und zog das Tuch, welches mir als vorübergehende Maske diente, über die Nase.

Aus den Geschichten, die mein Vater mir früher immer erzählt hatte, wusste ich, dass bei den Einsätzen im äußeren Ring Masken getragen wurden. Keine aus Stoff oder billigem Plastik. Sondern von der Regierung aus teurem Material gefertigte Hightech-Masken, die die giftigen Dämpfe in dieser Zone filterten. Die Dämpfe – oder der Nebel, wie man sie auch nannte – traten in den meisten Regionen des äußeren Rings auf und machten das Leben dort um einiges unangenehmer. Das Tuch jedoch erschwerte, genau wie die Maske, das Atmen während des Rennens und war somit eine gute Vorbereitung auf die Eignungsprüfung und spätere Einsätze, falls ich jemals Wächterin werden sollte.

Ich rannte los, den schmalen Weg zwischen dem mittlerweile schon leicht vertrockneten Rasen hinab zum Gartentor und schließlich auf den heißen Asphalt der befestigten Straße. Die Hitze des schwarzen, bröckeligen Bodens konnte ich bis durch die Sohlen meiner Turnschuhe spüren, doch ich hatte mich mittlerweile an das etwas unangenehme Brennen gewöhnt. Es spornte mich nur an, schneller zu rennen und dieser Wärme zu entkommen.

Nur wenige Meter von unserem Haus entfernt kam mir mein Bruder entgegen. Er fuhr auf meinem alten, klapprigen Fahrrad die Straße entlang und sprang sofort ab, als er mich erkannte.

»Clove!«, rief er begeistert und rannte mit ausgebreiteten Armen auf mich zu.

Ich hob ihn hoch und wirbelte ihn einige Male durch die Luft, bevor ich ihn absetzte und drückte.

»Hallo, kleiner Fuchs«, begrüßte ich ihn, zog mir das Tuch aus dem Gesicht und gab ihm einen schmatzenden Kuss auf das feuerrote Haar, welches er – ebenso wie ich – von unserem Vater geerbt hatte.

»Musst du wieder trainieren, damit du eine Wärterin werden kannst?«, fragte er mit seiner unbedarften Kinderstimme und entlockte mir ein ehrliches Lächeln.

»Ja, da hast du recht. Aber es heißt Wächterin, Cori.« Er verzog wissend das Gesicht, als ich ihn berichtigte und brachte somit mein Herz zum Schmelzen. Er war mein Schatz und es war schade, dass er nicht für immer so klein und kindlich bleiben würde. »Jetzt tu mir einen riesigen Gefallen und hilf Mum mit dem Essen!«

Sein pausbackiges Gesicht verzog sich zu einer leidvollen Miene. »Muss ich wirklich? Ich habe ihr doch vorgestern schon geholfen ...«, nörgelte er.

Ich ging auf die Knie, sodass ich zu ihm aufschauen musste und umfasste seine dünnen Ärmchen. »Wenn du mir diesen Gefallen tust, dann zeige ich dir heute Abend ein paar coole Kampftechniken.«

Als ein begeistertes Leuchten in seine Augen trat, sah ich, dass mein Überzeugungsversuch funktionierte.

»In Ordnung«, stimmte er zu und fügte dann an: »Und ich will dein Stück vom Fleisch.«

Langsam erhob ich mich und stützte die Arme in die Hüfte. Dieser kleine, freche Fuchs. Meine Augen verengten sich zu Schlitzen und ich tat, als würde ich intensiv über diese Forderung nachdenken müssen. Doch meine Antwort stand bereits fest.

»Die Hälfte«, schlug ich vor und hielt ihm die Hand entgegen. »Weiter gehe ich nicht.«

Ich sah ihn mit steinerner Miene an, obwohl ich am liebsten Grinsen würde. Cori wusste immer schon, wie er Dinge zu seinem Vorteil drehen konnte. Das war nicht das erste Mal, dass ich Essen an ihn verlor. Aber so süß wie er war, musste ich mich immer wieder auf dieses kleine Spiel einlassen.

»Gut.« Er nickte kräftig und schlug dann ein, wobei er mit seinen kleinen Fingern so fest zudrückte, wie er eben konnte.

»Jetzt geh schon! Mum wartet«, sagte ich und wuschelte ihm durch die wirren Strähnen. Er nickte, rannte zu dem Fahrrad, welches er achtlos auf den Bordstein gelegt hatte und rannte dann den restlichen Weg zum Haus, in dem er kaum einen Augenblick später verwand.

Grinsend wandte ich mich ab, zog mir das Tuch wieder ins Gesicht und rannte los. Die teilweise sehr heruntergekommenen Häuser flogen an mir vorbei. Neben dem Blut, das in meinen Ohren pochte, hörte ich die trockenen, dumpfen Schritte meiner Füße, die auf dem Boden, der immer unbefestigter wurde, Staub aufwirbelten.

In Zone Vier, in der ich mit meiner Familie lebte, hatten wir deutlich weniger als in der Zwei. Wir hatten das Anrecht auf unsere Wohnung dort, die mein Dad uns mit seinem Job als Wächter gesichert hatte, bei seinem Tod verloren. Doch auch, wenn wir keinen Luxus mehr genießen konnten, so hatte ich dennoch etwas gewonnen, wo ich mich deutlich wohler fühlte: den Wald. Er war sehr schnell zu meinem Lieblingsort geworden.

In unserer alten Heimat gab es zwar mehrere Parks, doch nichts konnte die Schönheit der dicht aneinandergereihten Bäume übertrumpfen, die sich in der Nähe unseres Hauses ansammelten.

Nachdem wir umgezogen waren, hatte ich die Umgebung erkundet und das riesige Fleckchen Grün entdeckt. Damals wusste ich nicht anders mit meiner Trauer umzugehen, als mich zurückzuziehen. Ich hatte das Gefühl, dass mich die Erkundung unbekannter Gebiete näher zu meinem Vater brachte. Der Preis dafür war leider, dass ich mich immer weiter von meiner Mutter entfernte. Wir stritten uns häufig, weil ich oft nicht zu Hause war und sie sich Sorgen machte, dass mir etwas zustoßen könnte. Mir fiel es schwer, meine Wut im Zaum zu halten, obwohl ich wusste, dass es nicht richtig war, denn auch sie hatte Dad verloren.

Der Wald erstreckte sich über das zweite und dritte Quartal der vierten Zone und spendete bei dieser tierischen Hitze angenehmen Schatten. Ich blieb stehen und legte den Kopf in den Nacken. Dieser kurze Weg von unserem Haus bis zum Waldrand hatte mir schon den Schweiß auf die Stirn getrieben, der sich nun an den Schläfen entlang seinen nassen Weg über mein Gesicht bahnte.

Abwesend wischte ich mir einen dicken Tropfen aus dem Auge und ließ meinen Blick über die dichten Baumkronen gleiten. Das Zwitschern der Vögel durchdrang die sonst so friedliche Stille, schaffte aber dennoch eine entspannte Atmosphäre. Der Wind, der gelegentlich die Blätter zum Rascheln brachte, war kühl und strich wie die Hand eines Geistes über meine erhitzte Haut.

Ich fröstelte leicht bei dem Gedanken und setzte mich wieder in Bewegung. Normalerweise hielt ich nie an, während ich trainierte, denn ich konnte mir bei der Prüfung schließlich auch keine Pause genehmigen. Doch heute wollte ich einfach mal ein wenig Ruhe genießen, die ich bei uns zu Hause kaum fand. Entweder rief meine Mutter nach mir, Cori brüllte wie am Spieß oder beide redeten auf mich ein, weil sie mich von ihrer gegensätzlichen Meinung überzeugen wollten und ich den Richter spielen sollte. Dennoch würde ich meine Familie gegen nichts in der Welt eintauschen wollen.

Während ich weiterlief, dachte ich über meinen Vater nach und wie wir leben würden, wenn er nicht gestorben und noch ein Wächter wäre. Wir hätten noch die Wohnung in Zone Zwei, Cori würde in einer Stadt mit einem geregelten Leben aufwachsen und vermutlich wäre ich ein komplett anderer Mensch geworden – vielleicht nur zu einer verweichlichten Form von dem Menschen, der ich heute war ...

Völlig in Gedanken versunken übersah ich den umgestürzten Baum, den ich sonst immer ohne große Probleme übersprang. Doch jetzt hob ich meine Füße zu spät, blieb an dem morschen Holz hängen und landete unsanft mit Händen und Knien voran auf dem Waldboden. Er war zwar mit Laub bedeckt, doch es versteckte nur heimtückisch kleine, spitze Steine und abgebrochene Äste, die sich nun schmerzhaft in meine Haut bohrten.

»Mist«, fluchte ich, rappelte mich schnell wieder auf und sah an mir hinab. Soweit ich es beurteilen konnte, war meine Haut nur ein wenig aufgeschürft. Vorsichtig klopfte ich die Erde um die pochenden Stellen an Handballen und Knien ab. Die Wunden waren nur oberflächlich, mussten aber trotzdem gesäubert werden, falls ich einer Entzündung vorbeugen wollte.

Es war nicht das erste Mal, dass ich mir beim Training Wunden zugezogen hatte und nach und nach gewöhnte man sich daran, den Schmerz einfach zu verdrängen und weiterzumachen.

Auch jetzt atmete ich tief durch und rannte weiter, doch nun konzentrierte ich mich auf den Weg vor mir.

Nach etwa einer Stunde erreichte ich das andere Ende des Waldgebietes, welches im dritten Quartal lag. Keuchend kam ich zum Stehen und zog mir das Tuch von der Nase. Ich tat mehrere tiefe Atemzüge – auch, wenn ich mir gewünscht hätte, die Luft wäre nicht so trocken und warm – und spürte, wie sich mein Puls beruhigte.

Mit dem Handrücken wischte ich mir den Schweiß von der Stirn und machte mich dann auf den Weg zu Maddox, dem Fleischhändler.

Er saß auf einem alten, hölzernen Schaukelstuhl auf der schmalen Veranda seines Ladens und zog an einer Zigarette.

»Hi, Mads«, begrüßte ich den alten Mann, der mir den Kopf zudrehte und mich mit dem Glimmstängel zwischen den Lippen angrinste, als er mich erkannte.

»Clove! Ich hab' mich schon gefragt, wann du kommst!« Er hievte sich aus dem Stuhl, wankte kurz und kam mir dann mit ausgebreiteten Armen entgegen. »Meine Güte, du schwitzt aber ordentlich!«, lachte er, als er mich umarmte und löste sich schnell wieder von mir.

»Du riechst auch nicht gerade nach Veilchen und Rosen«, erwiderte ich mit einem Grinsen auf den Lippen. Ich mochte ihn, gerade weil er kein Blatt vor den Mund nahm. Selbst wenn seine Worte meist ein wenig harsch wirkten, wusste ich, dass er ein gutes Herz hatte und es eigentlich nicht so meinte.

»Wie läuft's denn mit'm Training?« Er schnippte den Rest seiner Zigarette achtlos beiseite und hinkte dann vor mir in den Laden, ich folgte ihm. Maddox war einer der besten Freunde meines Vaters, denn er hatte mit ihm gedient. Genauer gesagt, waren die beiden Partner gewesen. Bei einem Einsatz – nachdem mein Vater bereits gestorben war – trafen die Rebellen ihn am Bein und seitdem hatte er Schwierigkeiten beim Laufen.

Genau wie wir wurde er daraufhin in die vierte Zone verlegt. Sein verletztes Bein allerdings hatte seine Schießkünste nicht annähernd beeinträchtigt und er jagte nun mit Leidenschaft Tiere, die er gegen Wertmarken verkaufte. Damit hatte er sich ein Leben aufgebaut, bei dem er abgesichert war.

»Gut«, beantwortete ich seine Frage, nahm mir eine Dose weißer Bohnen aus dem Regal vor mir, musterte sie, stellte sie aber wieder an ihren Platz. Bohnen konnten wir uns schlichtweg nicht leisten.

»Wie ist deine Zeit?«

Während Maddox in einem Regal herumwühlte, trat ich zu ihm an die Theke.

Ich sah auf meine Uhr. »Meine Bestzeit für den ganzen Weg liegt bei neunundvierzig Minuten. Heute bin ich aber schon über eine halbe Stunde bis zu dir gerannt. Meinen Rekord werde ich wohl nicht mehr knacken können.«

Maddox unterbrach seine Arbeit und drehte sich zu mir.

»Neunundvierzig sind super – damit liegst du über dem Durchschnitt. Warum hast du heute so lange gebraucht?« Er wandte sich wieder dem Fleisch zu, klaubte ein Beil in der Nähe und begann mehrere Stücke abzuhacken.

»Ich habe getrödelt und bin hingefallen, als ich nicht aufgepasst habe.« Der alte Mann blickte über die Schulter. Ich hob meine Hände und zeigte ihm die Wunden. »Nur ein paar Kratzer.«

»Das muss gereinigt werden«, sagte er und deutete mit dem Beil auf meine Handballen. Ich nickte nur.

Nachdem Maddox drei Stücke des Wilds geschnitten und mit einer alten, schon leicht ramponierten Waage abgemessen hatte, wickelte er sie in saubere Leinentücher ein, die unachtsam in Stücke auf die richtige Größe zurechtgerissen worden waren, und schob sie dann über die Theke zu mir.

»Das wären dann neun Marken«, sagte er.

Ich kramte die kleinen, schmutzigen Zettelchen aus der Bundtasche meiner Hose hervor, klappte sie auseinander und begann damit sie abzuzählen. Bei fünf hörte ich auf.

Enttäuscht schloss ich die Augen, nahm drei der Marken und hielt sie ihm hin. »Dann nehme ich wohl doch nur ein Stück«, seufzte ich.

Maddox verstand sofort, umfasste mit seinen dicken Fingern meine Hände und schob sie von sich. Verständnislos sah ich ihn an und legte fragend den Kopf schief.

»Geht auf's Haus«, erklärte er mit einem Augenzwinkern.

»Mads, das ist lieb von dir, aber das kann ich nicht annehmen.« Ich hielt ihm erneut die Bezahlung hin, doch er winkte entschieden ab.

»Behalt die Marken. Ihr könnt sie gut gebrauchen.«

Zähneknirschend ließ ich die Hand sinken und steckte das Geld wieder weg. Es war nie gut, Schulden zu haben. Doch der alte Mann schien zu erraten, was ich dachte.

»Du kannst den Preis abarbeiten, wenn du mir bei der Jagd hilfst. Dann hast du gleich noch'n bisschen Übung im Schießen«, bot er an.

»Einverstanden. Danke, Mads«, sagte ich erleichtert, nahm die drei Leinenbündel und wandte mich zum Gehen. An der klapprigen Tür hielt er mich noch einmal zurück.

»Morgen um Null Vierhundert hier. Sei pünktlich!«, wies er mich an und ich hatte keine Zweifel, dass er sauer sein würde, wäre ich nicht rechtzeitig da.

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