{13} - Ein Strauß Rosen
Morgens wurde ich sanft von einem leckeren Duft von Pfannkuchen und Speck geweckt. Ich blickte neben mich und fand keinen Lee vor, der demnach schon wach war. Ich zog mir ein Shirt von ihm an, das mir viel zu groß war und lief dann runter in die Küche.
Und dort stand Lee in Unterhose und Tanktop und hantierte mit einer Bratpfanne herum. Er backte Pfannkuchen und neben ihm auf der Ablage stand ein großer Pfannkuchenberg, der mehr oder weniger stabil aussah.
"Morgen", sagte ich und setzte mich an den großen Esstisch. "Morgen mein Schatz", erwiderte Lee, stellte die Pfanne ab und gab mir einen Kuss. "Gut geschlafen?", fragte er. "Ja, sehr gut. Aber warum bist du schon wach?" "Ach, ich dachte mal ich tu dir etwas gutes und mach mal ein etwas größeres Frühstück für dich", erklärte er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Und da hast du extra für mich gelernt, wie man Pfannkuchen macht?", fragte ich belustigt. Lee war einfach ein toller Mann.
"Woher weißt du, dass ich es erst heute gelernt habe?", erwiderte Lee verblüfft. "Mein Lieber, die meisten sehen sehr zerrupft aus und der in der Pfanne brennt gerade an", sagte ich und lachte. "Was? Gar nich- OH VERDAMMT!", brüllte Lee, rannte zurück zum Herd und haute die Pfanne von der Herdplatte. Mit Mühe und Not kratzte er den total verkohlten Teigklumpen vom Boden der Pfanne und versenkte ihn dann im Mülleimer. "Oh man, ich habe echt kein Talent...", seufzte er. Ich stand auf und schlang meine Arme von hinten um ihn. "Sag sowas nicht. So etwas Romantisches hat bis jetzt noch nie jemand für mich gemacht. Und ich esse lieber zehn deiner verbrannten Pfannkuchen als jeden Tag das gleiche Erbeermüsli", meinte ich. "Hast du vielleicht etwas Kaffee für mich?", fügte ich noch hinzu. Lee drehte sich grinsend um, gab mir noch einen Kuss und brachte dann die restlichen Sachen an den Tisch, um mit mir gemeinsam zu frühstücken.
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Ich war wirklich erstaunt, denn die Pfannkuchen schmeckten gar nicht so schlecht wie ich gedacht hatte. Lee schien auch von sich selbst überrascht zu sein, denn er verschlang schon seine fünfte Portion.
"Du, Lee?", fragte ich vorsichtig. "Hm?" "Wie hat Clara jetzt eigentlich gestern Abend reagiert?" Ich musste einfach die Wahrheit wissen. Genervt verdrehte Lee seine Augen und hörte kurz auf zu essen. "Sie war sauer, klar. Aber sie meinte es ist für sie okay, schließlich lief es bei uns ja schon lange nicht mehr so gut. Aber lass uns jetzt bitte über etwas anderes reden", erwiderte er schroff. "Und was ist mit Lucas? Ich meine-" "Clary! Ich habe gesagt das Thema ist jetzt tabu. Also lass uns jetzt einfach in Ruhe weiter essen", unterbrach mich Lee brüllend und schlug mit der Faust auf den Tisch. Erschrocken blickte ich ihn an und ließ meine Gabel auf den Teller senken.
"Tut mir leid, ich wollte nicht...", murmelte ich. "Ist okay. Ich bin heute nur etwas gereizt. Lass uns das einfach vergessen", erwiderte er und fuhr sich übers Gesicht. Ich nickte nur und aß dann schweigend weiter. Irgendwas war doch da im Busch. Aber ich traute mich nicht weiter zu fragen, nicht das er noch komplett ausrastete.
Das ganze Frühstück lang wechselten wir kein Wort mehr miteinander. Als ich mit dem Essen fertig war, nahm Lee meinen Teller und stellte ihn zusammen mit dem anderen Geschirr in die Spülmaschine.
"Kannst du mich bitte zu mir nach Hause fahren?", fragte ich. "Äh klar. Bist du sauer auf mich?", erwiderte er und blickte mich misstrauisch an.
"Naja, begeistert bin ich nicht, wenn du mich so anschreist. Und ich möchte mir bitte frische Sachen fürs Büro anziehen." Er nickte nur, schnappte sich seinen Autoschlüssel und fuhr mich zu meiner Wohnung.
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"Also, wir sehen uns dann in der Bank", sagte ich zum Abschied. Lee stand im Rahmen meiner Haustür und blickte mich nur an.
"Ja, bis dann. Kommst du dann kurz in mein Büro?" Verwirrt zog ich die Augenbrauen hoch. "Äh - ja, muss ich schauen. Muss viel Arbeit aufholen, ich bleibe heute auch mindestens bis sechs", erklärte ich. "Okay, dann sehen wir uns", meinte Lee nickend. "Gut...", erwiderte ich. "Also bis dann." "Ja, bis dann", sagte Lee. Anscheinend überlegte er noch, ob er mich jetzt küssen sollte oder nicht, denn er wollte einfach nicht gehen. "Also, ich, äh, zieh mich mal an, ja?" "Oh, klar, also.. Wir sehen uns-" "Ja, Lee, und jetzt machs gut", sagte ich auffordernd und schob ihn dann langsam weg, in dem ich meine Tür zu machte.
Himmel, das war ja gerade eine komische Situation. Aber warum sollte ich denn noch einmal in sein Büro kommen?
Kopfschüttelnd lief ich zuerst ins Bad und duschte mich heiß ab. Dann schminkte ich mich, zog mir eine Strumpfhose, einen Rock und eine Bluse an und lief zurück ins Wohnzimmer. Dort packte ich meine Tasche fürs Büro, stellte mir ein Lunchpaket zusammen und zog dann meinen Mantel und meine Stiefel an.
Ich verließ meine Wohnung und fuhr mit meinem Mini zur Pace International.
Mein Vormittag im Büro verlief eigentlich ziemlich ruhig. Molly hatte den Vormittag frei und würde erst gehen 13 Uhr zu uns stoßen und Hanna hatte zwei wichtige Meetings. Also war ich praktisch für mich alleine und konnte einen guten Stapel Unterlagen abarbeiten. Natürlich hatte ich nicht vergessen, dass mich Lee in seinem Büro sehen wollte. Doch ich wollte ihm und mir etwas Zeit geben, schließlich sollte er erkennen, dass er so nicht mir umgehen konnte.
Und als ich mich um 12 Uhr dann doch langsam auf den Weg zu ihm machte, wurde ich direkt von Gina vor seinem Büro abgefangen. "Miss Hook, wie ich sehe sind Sie ja schon auf dem Weg. Gehen Sie zu Mr. Pace?", fragte sie, mal wieder komplett außer Atem. "Äh - ja, Gina. Dieser Weg führt einzig und allein zu ihm. Warum?", fragte ich. "Stimmt, da haben Sie Recht. Ich sollte Sie holen, er will Sie sehen. Also, viel Spaß euch zwei", sagte sie schroff und ging an mir vorbei. Natürlich konnte ich den schnippigen Unterton in ihrer Stimme nicht überhören. War sie etwa eifersüchtig?
Ich klopfte zweimal an Lee's Tür und trat dann ein. Als ich ihn sah, blieb ich wie angewurzelt stehen. "Wow", sagte ich und bekam meinen Mund vor Staunen gar nicht mehr zu. Denn Lee hielt einen riesigen Strauß roter Rosen in der Hand und kam auf mich zu. "Clary, schön dich zu sehen. Es war falsch, dich heute morgen so anzuschreien. Ich hätte mich sofort entschuldigen sollen, doch das tat ich nicht und somit möchte ich mich hiermit doppelt bei dir entschuldigen. Du hast rein gar nichts falsch gemacht - ich war heute Morgen einfach nicht gut drauf. Verzeihst du mir?", fragte er vorsichtig. Ich kam auf ihn zu, zog ihm am Hemdkragen zu mir runter und presste meine Lippen auf seine. Es war ein zärtlicher aber doch leidenschaftlicher Kuss, der die Schmetterlinge in meinem Bauch nur so explodieren ließ.
Atemlos lösten wir uns wieder voneinander und schauten uns tief in die Augen. "Natürlich verzeihe ich dir, Lee. Die Rosen sind traumhaft, vielen vielen Dank. Ich liebe dich", sagte ich, nahm den großen Strauß entgegen und gab ihm noch einen Kuss. "Ich dich auch. Jetzt bin ich erleichtert. Hast du denn ein wenig Zeit mitgebracht? Ich hab uns Pizza von Homeslice Pizza bestellt. Weißt du noch, als wir uns da getroffen haben?", fragte er. "Ohja, dass weiß ich noch zu gut. Mir war das so peinlich."
Lee und ich verbrachten unsere ganze Mittagspause zusammen. Wir aßen Pizza, unterhielten uns und machten Scherze über die Firma. Aber dann kam mir noch was in den Sinn, dass ich ja eigentlich noch mit ihm besprechen wollte.
"Du, Lee?" "Ja, Clary?" "Wann wolltest du mir eigentlich sagen, dass du morgen Geburtstag hast?", fragte ich und lächelte. "Oh, du weißt es? Eigentlich wollte ich es dir gar nicht sagen... Ich mag Geburtstage nicht so. Da wird einem nur vor Augen gehalten, dass man immer älter wird und das Leben bald vorbei sein wird." "Hey, Lee, du bist 38 und keine 60", meinte ich lachend und verschränkte meine Hand mit seiner.
"Trotzdem. 38 ist schon ziemlich alt. Ich meine, du bist gerade erst 24...", murmelte er. "Na und? Mir macht das rein gar nichts aus. Ich liebe dich so wie du bist. Und wir werden morgen deinen Geburtstag feiern. Und wenn es nur zu zweit ist", sagte ich schmunzelnd. "Zu zweit klingt toll. Wollen wir abends vielleicht zusammen essen gehen? Nichts großes, ich kenne so ein tolles, kleines Restaurant in der Innenstadt. Nur wir beide. Okay?" "Okay", antwortete ich und küsste ihn.
"Ach ja, Molly hat gefragt was sie dir schenken soll. Wünschst du dir was bestimmtes?", fügte ich noch hinzu. "Molly Fields. Ich hätte es wissen müssen, schließlich weiß sie so gut wie alles. Ich wünsche mir eigentlich nichts Spezielles. Ein paar Pralinen sollten reichen. Aber könntest du ihr bitte sagen, dass sie es für sich behalten soll? Ich habe keine Lust, dass morgen die ganze Firma vor meiner Tür steht und mir gratulieren will", seufzte Lee genervt. "Natürlich, ich sag es ihr. Weiß es sonst echt keiner? Also Hanna weiß es natürlich auch, sie sind ja schließlich beste Freunde. Aber nicht mal Gina hat davon eine Ahnung?", fragte ich verblüfft. "Nein, Gina hat keinen Schimmer. Und das ist auch gut so. Sonst würde sie wahrscheinlich mein ganzes Büro mit Luftschlangen und Ballons dekorieren", meinte Lee, woraufhin ich anfing zu lachen. "Ja, das kann ich mir gut vorstellen."
Nachdem unsere Mittagspause zu Ende war, machte ich mich wieder auf den Weg zu meinem Arbeitsplatz.
Später stießen dann auch Hanna und Molly wieder zu mir und ich erzählte ihnen von meinem Treffen mit Lee. Sie verstanden seine Bedenken in Bezug auf seinen Geburtstag und versprachen mir, es keinem zu verraten. Ich konnte mich echt glücklich schätzen, dass ich so tolle und verständnisvolle Freundinnen gefunden hatte.
Um 18 Uhr packte ich dann zusammen und fuhr noch an einem Einkaufszentrum vorbei, schließlich brauchte ich auch noch ein Geschenk für Lee. Und es sollte etwas ganz besonderes werden.
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