Kapitel 37 🎈
Ich mache einen Schritt nach vorne.
Wie er.
Und wir klatschen zusammen.
Ups.
„Kannst du Walzer tanzen?", lacht Parker, worauf ich mit einem Kopfschütteln verneine. Er lacht wieder: „Gut, dann lass mich führen. Du gehst als erstes mit deinem rechten Bein einen Schritt zurück!"
Ich tue was er sagt. Aber ich kann meinen Blick nicht von unseren Füssen nehmen. Es sind zwar nur wenige Schritte die sich immer und immer wieder wiederholen, aber ich bin total überfordert.
„Und da erzählt man sich du lernst leicht.", lacht wieder Parker und hebt mit einem Finger mein Kinn an: „Blicke zu mir, nicht zum Boden! Oder sieht der Boden etwa heisser aus als ich?"
Der Boden in dieser Sporthalle ist extrem Eklig. Deshalb könnte ich ihm noch nicht einmal wiedersprechen wenn er nicht so gut aussehen würde. Aber ich versuche es trotzdem nicht mehr nach unten zu sehen. Aber nach ein paar Wiederholungen habe ich den Dreh raus. Aber das meine ich nicht wortwörtlich. Denn Parker dreht mich um meine Achse in seine Arme und wieder zurück. Danach habe ich die Schritte wieder vergessen und krache wieder mit ihm zusammen.
Wieso mussten alle mich wählen?
„Schon ein Zufall, dass ausgerechnet wir beide gewonnen haben.", meint Parker während ich meine Füsse endlich wieder unter Kontrolle habe. Aber ich kann ihm nicht ganz folgen was er meint.
„Na, die beiden Kranken bekommen die Kronen. Glaubst du wirklich das ist Zufall?"
„Ich glaube, die Menschen hier haben mich gewählt weil sie weder Laurel noch Nadia wollten oder weil ich einfach von Natur aus ein netter Mensch bin der alle anderen Respektiert und unter die Arme greift, wenn sie Hilfe brauchen. Wieso du eine Krone bekammst, ist mir ein Rätsel."
„Wirklich? Dir fällt kein Grund ein, wieso sie für mich hätten wählen können?"
„Na ja, du musst verstehen, dass du gegen Ben konkurriert hast. Und in jeder positiven Eigenschaften die es gibt ist er besser als du. Tut mir leid."
„Ach ja, und deswegen weiss er ja auch so gut über deine Krankheit bescheid.", okay, jetzt geht er zuweit! „Wieso musst du denn immer mit dieser Geschichte kommen?"
„Mann Taylor, schnallst dus denn nicht?", er beginnt leise auszurufen, aber so das nur ich es hören kann: „Der Krebs ist ein Teil von dir und wird es immer bleiben. Auch ohne das du es wusstest war er immer da. Du wirst ihn nie ganz besiegen können, aber du kannst lernen mit ihm zu leben, wie ich. Wieso geht das denn nicht in dein blondes Köpfchen rein?"
„Warum verlangen immer alle von mir, dass ich die Wahrheit sagen soll, wenn du kein Stück besser bist!"
Er beisst auf seiner Unterlippe rum: „Das Problem ist, dass Menschen reden. Ausser die wenigen Richtigen, die Helfen. Und die einzigen die mir helfen können sehe ich jeden Freitag um 17 Uhr. Ich habe keine Freunde die mich so unterstützen können wie es Ben für dich tun könnte."
Wieso habe ich denn jetzt das Gefühl, dass er Recht hat? Ich hasse ihn doch. Wie kann es sein, dass ausgerechnet er mir die Augen öffnet und erklärt was wahre Freundschaft und Liebe bedeutet. Jetzt verstehe ich auch, weshalb er nichts mehr mit Laurel zu tun haben will.
Und vielleicht hatte Lissi doch recht damit, dass Krebskranke in manchen Situationen besser helfen können als gesunde Freunde. Aber das heisst noch lange nicht, dass ich meine Freunde nicht brauche. Ich werde sie niemals ersetzen können. Auch nicht, wenn ich mich auf Parker und seine Freunde von 17 Uhr einlasse. Vielleicht ist das doch nicht so ganz schlecht. Ein Versuch ist es wert.
Nächsten Freitag gehe ich wieder dort hin. Was habe ich schon zu verlieren.
Der Song ist zuende und wir lösen uns wieder voneinander. Ein paar applaudieren uns zu, obwohl das sicher alles andere als gut war. Aber wenn sie wollen.
Ich gehe wieder zu Ben, der mich angrinst: „Na kleine Tanzfee die immer behauptet, ich könnte nicht tanzen."
Ich boxe ihm erneut in die Schulter: „He, Walzer ist da was ganz anderes. Alles andere kann ich."
Er bückt sich zu mir runter um mir ins Ohr zu flüstern: „Dann Beweis es!" Er nimmt mich an die Hand und zieht mich zurück auf die Tanzfläche von der ich gerade gekommen bin, legt seine linke Hand auf meinen Rücken und die andere hält er gestreckt zur Seite. Ich lege meine Hände auf die richtige Position und wir beginnen langsam uns zur Musik zu bewegen.
Wir rücken immer näher zusammen, bis ich meinen Kopf auf seiner harten Brust ablegen kann. Auch die Arme haben wir nicht mehr ausgestreckt, sondern halten sie nahe bei uns. So könnte ich glatt einschlafen.
Wir tanzen überhaupt nicht zu dem Tackt der Musik, aber das ist uns egal. Ich lausche leise seinem Herzschlag. Und so machen wir weiter bis sich die Halle langsam wieder leert.
Es ist bestimmt schon lange nach Mitternacht, aber ich möchte nicht aufhören.
Die Musik haben sie eingestellt und räumen die Instrumente weg. Ein paar aus unserem Komitee beginnen die Deko runter zu reissen. Es ist nicht mehr so dunkel wie zuvor, und auch nicht mehr so romantisch. Aber wer braucht das schon, wenn ich Ben habe.
Ich bin mir sicher, dass Layla alles gibt, das sie und auch alle andern uns in Ruhe lassen, solange es geht.
Doch irgendwann trennt man auch uns beide voneinander und wir müssen gehen. Die Halle ist schon super gut aufgeräumt und sie können Sie abschliessen. Ich bin überrascht das Leon immer noch hier ist. Aber vermutlich hat er meinen Part im Komitee übernommen. Sonst hätten die uns niemals so lange tanzen lassen.
Und dann machen sie die Tür nach draussen auf und vor uns erscheint eine wunderschöne Winterlandschaft auf der sich der Mond spiegelt. Es sieht unglaublich aus. Es hat mindestens einen Meter Schnee geschneit. Ich liebe Schnee. Erst recht wenn es so wunderschöner Pulverschnee ist und noch ganz frisch oben drauf liegt.
„Und wie kommen wir nun nach Hause?", fragt Layla. Die nicht direkt beantwortet wird, denn Leon schiesst einen kleinen Schneeball auf uns und trifft ihren violetten Mantel dabei: „Au! Hey, was soll das?"
Mit einem frechen Grinsen wirft er einen zweiten auf Bens Brust und spritzt dabei etwas in sein Gesicht. Zum Glück hat er noch keinen dritten fertig.
Ben wischt sich den Schnee ab und meint dann mit einem ernsten Grinsen: „Das gibt Rache!"
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